Sepiola
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Das christliche Kirchen direkt auf der neben "heidnische Kultstätten" gebaut wurden, ist ein recht gängiges Vorgehen. (Dafür gibt es auch einen Fachausdruck, der mir grad nicht einfällt!)
Beispielhaft kann man das heute sehr schön an Menihren mit einem Kreuz oben drauf beobachten. Ebenso finden sich unter mittelalterlichen Kirchen noch die Reste römischer Tempel.
Mir fällt der Fachausdruck auch nicht ein. Vielleicht "Tempel-Kirchen-Umwandlungen", wie im Titel dieser Diplomarbeit?
Tempel-Kirchen-Umwandlungen in Italien: Eine Analyse direkter Umwandlungen zum besseren Verständnis dieser speziellen Wiederverwendung von Tempeln für Kirchen
"Für Tempel-Kirchen-Umwandlungen in Italien gibt es drei grundlegende Werke, auf denen die vorliegende Diplomarbeit aufbaut. 1939 war Deichmann der Erste, der sich mit diesem Phänomen auseinandersetzte, wobei er im gesamten Mittelmeerraum 89 Beispiele ausmachte. Für Italien konnte er sechs Fallbeispiele ausmachen, darunter der sog. Concordiatempel in Agrigent, die spätere Peter- und Pauluskirche in Novara, das Larenheiligtum in Rom, das Pantheon in Rom, den Athenatempel in Syrakus und den Jupitertempel in Cuma. 1984 folgte die nächste Publikation zu diesem Thema von Ward-Perkins, der für Zentralitalien neben
den bereits von Deichmann entdeckten Fällen jene in Assisi, Isernia und Rieti nannte. Der bedeutendste, aber leider unzugängliche und unpublizierte Beitrag stammt von Vaes, der in seiner Dissertation die christliche Wiederverwendung antiker Gebäude in Italien von 200-1200 untersuchte. So konnte er für Italien insgesamt 88 Wiederverwendungen von paganen Tempeln für christliche Kirchen ausfindig machen. Manche Fallbeispiele für Italien fanden jedoch Erwähnung in seinen späteren Publikationen. Neben diesen auf Italien bezogene
Studien erschienen in den letzten Jahren noch einige auf unterschiedliche Regionen bezogene Untersuchungen. Die m. E. wichtigsten seien im Folgenden genannt: die regionale Analyse von Griechenland durch Spieser, von Athen durch Frantz sowie Peloschek, von Kilikien durch Bayliss, Ägypten durch Teichner und Nordafrika durch Duval. Deichmanns Katalog stellt den bisher einzigen Versuch dar, das Phänomen der Tempel-Kirchen-Umwandlungen in der gesamten spätantiken römischen Welt zu erfassen. Zwar gibt es
vereinzelt allgemeine Ansätze einer Untersuchung zu dieser Wiederverwendung, doch ist darin nicht der Versuch einer Auflistung aller bekannten Fälle gemacht worden, sondern es wurde vielmehr eine Auswahl einiger Fallstudien in unterschiedlichen Regionen getroffen."
88 Beispiele in Italien erscheinen mir angesichts von -zigtausend alten Kirchen nicht sehr viel, und von diesen sind noch die Fälle abzuziehen, wo keine direkte Umwandlung stattgefunden hat, und die Fälle, wo bei genauer Recherche entweder kein Tempel oder keine Kirche nachweisbar ist.