war.
Ansonsten fände ich es der Übersichtlichkeit halber gut, wenn man sich tatsächlich bei den Antworten in dem Thema auf den zeitlichen Rahmen der Fragestellung begrenzen würde, da man frühere und spätere Praktiken bitte nicht in eine andere Zeit bedenkenlos übertragen sollte!
Besonders zum Tabakkonsum im 18.Jh. hatten wir ja schon einen recht erschöpfenden Thread.
http://www.geschichtsforum.de/f76/die-kultur-des-rauchens-im-17-18-jh-12765/ Das Thema Tabakkonsum ist meines Wissens recht gut erforscht, eben weil es im 17. und 18.Jh. ein Massenphänomen wurde. Währenddessen kenne ich den Drogenkonsum mit dem, was wir heute als harte Drogen bezeichnen würden, eher als eine Randerscheinung der Oberschicht.
Das ist sicher richtig, der hedonistische Gebrauch von Cannabispräparaten, aber auch die Gewohnheit, Opium zu gebrauchen, war bis zum Ende des 18. Jahrhunderts weitgehend auf die Eliten beschränkt, zumal die Preise für Importware ärmeren Zeitgenossen unerschwinglich waren. Bei Zeitgenossen wie Mozart habe ich ehrlich gesagt Schwierigkeiten, ihn mir als abenteuerlustigen Drogenfreak vorzustellen. Er würde heute vermutlich zu den 1, 5 Millionen Medikamentenabhängigen zählen.
Auch die Probleme mit dem Alkohol dürften deutlich geringer sein, als man es aus der Zeit der Industriellen Revolution kennt. Vor allem unter hart arbeitenden Zeitgenossen war es üblich, schon morgens Branntwein zu trinken. Zeitgenossen schrieben, dass schon die Kinder Schnaps bekämen, damit sie nicht so laut schrien. Dennoch muß die Zahl der Alkoholiker verhältnismäßig gering gewesen sein. Beim Branntwein handelte es sich meist um äußerst geringe Qualität, die oft noch Fuselöle enthielten. Hanf war unter dem gemeinen Volk als Tabaksurrogat bekannt und beliebt. Die Qualität dürfte noch deutlich unter dem Niveau moderner Erzeugnisse aus "deutscher Hecke" gewesen sein. Importware und hochwertige Cannabiserzeugnisse wurden gelegentlich von abenteuerlustigen Libertins gebraucht, doch war das eher marginal. Etwas häufiger dürfte der medizinische Gebrauch von Cannabispräparaten gewesen sein.
Es waren im Grunde nur 3 Substanzen, bei denen man seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert von "Volksdrogen" sprechen kann, deren Verwendung weitverbreitet war: Das waren Alkohol, vor allem Schnaps, Kaffee und seit die Kolonialmächte Geschmack am Opiumhandel gefunden hatten das Opium.
manche Proletarierfamilien lebten nur von Brot, Kartoffeln, Schnaps und Kaffee. Kaffee hatte großen Einfluß auf Ernährungsgewohnheiten und verdrängte die morgendlichen Suppen. In vielen Proletarierfamilien kam Kaffee als eine Art Powerriegel auf den Tisch. Man röstete Brotschnitten in Fett und brockte das dann in den Kaffee ein. Im Grenzgebiet zwischen Sachsen und Böhmen blühte der Kaffeeschmuggel. Es wurden viele Heimarbeiter, die Kattun für Dienstbotenkleidung webten, oft mit Kaffee bezahlt. Interessanterweise diente das Kattun oft als Arbeitskleidung für brasilianische Sklaven, und hier schloss sich dann wieder der Kreis, denn die sächsischen Proletarier waren im Grunde ebenso "Kaffeesklaven" wie die brasilianischen Pflücker.
Die erste "Drogenwelle" in der Mitte des 19. Jahrhunderts kündigte sich bereits am Ende des 18. Jahrhunderts an, als die Ostindienkompanien sich auf den Chinahandel konzentrierten und in großem Stil Opium aus Bengalen auf den Markt brachten. Der Preisverfall innerhalb weniger Jahre war etwa ebenso dramatisch, wie der Einbruch der Heroinpreise am Ende des 20. Jahrhunderts durch afghanische Großproduktion. Der Gebrauch von Opium bürgerte sich bald schon unter Arbeitern aus, und war zu Karl Marx zeiten längst alltäglich. De Quincey berichtete in seinen Confessiones, dass am Zahltag in Manchester Apotheken sehr viele Opiumportionen verkauft wurden, dass damals bereits billiger, als Schnaps war. 1806 wurde erstmals das Hauptalkaloid Morphin isoliert, dass seinen Siegeszug nicht zuletzt auch den industrialisierten Kriegen des 19. Jahrhunderts verdankte.