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Unter anderem ist dem Tagesbericht vom 26.09.1911 dann das Folgende zu lesen: " Marquis di San Giuliano habe die meinerseits vorgebrachten Bedenken einer möglichen Rückwirkung auf dem Balkan reichlich erwogen, doch glaube der Minister, daß so eine Gefahr nicht bestehe, zumal es Italien es sich anlegen sein lassen werde, die Aktion auf das Mittelmeer zu beschränken." (1)
Die Vorgeschichte(n) des Libyschen Krieges enthält viele Perspektiven; ein paar Gesichtspunkte, die in der einschlägigen wissenschaftlichen Lit. zu diesem Krieg öfter oder fast immer genannt werden, soweit in der kurzen Recherche greifbar, werden unten aufgeführt.
Teil 1
- Spätestens mit Vollendung der Italienischen Einheit ab 1870 entstanden weit verbreitete Vorstellungen eines neuen Römischen Imperiums als Erbe des antiken Römischen Reiches. Welches u.a. erneut das zentrale Mittelmeer sowie die 'Vierte Küste' direkt gegenüber Süditalien/Siziliens beherrschten sollte, mithin vor allem die Provinz Tunesien des Osmanischen Reiches. Tausende italien. Siedler nahmen dort Land, ließen sich nieder, ital. Firmen dominierten schließlich das Gebiet wirtschaftlich - in zunehmender Konkurrenz mit franz. Firmen und Bestrebungen. Die diplomatisch mit Einverständnis der Großmächte sowie militärisch durchgesetzte franz. Errichtung eines Protektorats 1881 vergiftete über mehr als 10 Jahre das Verhältnis zwischen den franz. und ital. Administrationen, forcierte Roms Beitritt in das Zweierbündis und weckte das Interesse der römischen Administration am einzig noch 'freien' Gebiet unter der formalen Osmanischen Oberherrschaft in Nordafrika, nach antiker römischer Tradition im Königreich Italien 'Libyen' genannt. (Q: Bruce Vandervort, A Military History of the Turco-Italian War (1911-1912) for Libya and its Impact on Italy’s Entry into the First World War, in: Vanda Wilcox (Hrsg.), Italy in the Era of the Great War (2018), S. 14-29, S. 15.)
- Zuvor hatte der Berliner Kongress 1878 im Nachgang des russ.-osmanischen Krieges diverse informelle Absprachen, formelle Abkommen und weitere, nach Ende des Kongresses fortgesetzte informelle Absprachen bewirkt und eingeleitet hinsichtlich der Neuordnung Europas. ÖU konnte so mit britischer Unterstützung Bosnien besetzen, GB in Übereinkunft mit der osmanischen Regierung Zypern, die tunesische Provinz des Osmanischen Reiches wurde in informellen Gesprächen (GB, auch Dtl.) der franz. Reg. als Einflussgebiet zugebilligt (Nachbarland Algerien war schon länger franz. annektiert worden)
- Bereits Ende 1884 begannen in Rom ernsthaftere Besetzungs-Planungen für 'Libyen', da die ital. Regierung Bestrebungen der franz. Regierung wahr genommen hatte, nach Tunesien nun auch in Marokko zunehmend Einfluss aufzubauen in Perspektive, dort ebenfalls ein franz. Protektorat zu errichten (Q: Bruce Vandervort, S. 15).
Womit sie in Konkurrenz mit neuen Ambitionen der ital. Regierungen trat, die ihrerseits auch Marokko als neues lohnenswertes Objekt ital. Einflussnahme gesehen hatte, nach der 'Tunis-Niederlage'.
- Dass es intensive Bemühungen der franz. Administration hinsichtlich Marokkos gab, war offenkundig und spiegelte sich unter anderem in einer Bemerkung des britischen Premierministers Salisbury während eines Gesprächs mit dem dt. Botschafter in London, Graf Hatzfeldt, im Februar 1887 wider (Telegramm vom 5. Februar 1887, Dt. Botschaft an das Dt. AA in Berlin), in welchem Salisbury meinte, Hatzfeld möge Bismarcks Aufmerksamkeit auf Marokko lenken, und Salisbury habe ganz vertraulich hinzugefügt, daß ein weiteres und ernstliches Vorgehen Frankreichs dort in seinen Augen für England ein Kriegsfall sein würde. (Q: GP 4, S. 303, # 884)
Teil 2
- In dem Zusatzvertrag Dt. Reich-Königreich Italien vom 20. Februar 1887 werden die Ansprüche der ital. Reg. wg. Marokko und Tripolitanien anerkannt. (Q: Alfred Pribram, The secret Treaties of Austria-Hungary 1879-1914, Vol. 1 (London 1920), S. 110-115, S. 114)
- In der britisch-italienischen Übereinkunft vom 12. Februar 1887 werden die ital. Ansprüche auf die nordafrikanischen Küstengebiete anerkannt, und speziell nochmals in 'Libyen'. (Q: Alfred Pribram, The secret Treaties, S. 96 f.)
Die Verständigung wird wesentlich von Bismarck gefördert.
- Dieser britisch-italien. Mittelmeerentente tritt Ende März 1887 die ÖU-Regierung bei, wiederum von Bismarck gefördert.
- 1900, 1901 und 1902 gab es zw. franz. und ital. Reg. Absprachen/Verständigungen wg. Marokko und Libyen, wobei die ital. Seite die Ansprüche von Paris hinsichtlich Marokko nun anerkennt, Paris umgekehrt jene der ital. Reg. auf Libyen ebenfalls. Vor allem die Visconti Venosta-Barrère Übereinkunft (1901) stellte den Zusammenhang her zwischen einer 'Modifikation' der politischen oder territorialen Integrität Marokkos und einem entsprechenden Recht der ital. Regierung, entsprechend ihren Einfluss in Libyen 'weiter zu entwickeln'. Oder einfacher: Die italien. Regierung ist nur dann frei, nach Libyen zu gehen, nachdem 'Frankreich' nach Marokko gegangen ist. (Q: Timothy Childs, Italo-turkish Diplomacy and the war over Libya 1911-1912, 1990, S. 4 f.).
Was natürlich in der 2. Marokko-Krise 1911 wirksam wurde, nachdem franz. Truppen Teile Marokkos besetzt hatten.
Die Prinetti-Barrère Erklärung vom 30.6.1902 zwischen ital. und franz. Regierung stellte dann fest, dass beide Parteien unabhängig voneinander in Marokko bzw. ‚Libyen‘ tätig werden können (Q: Timothy Childs, Italo-turkish Diplomacy, S. 6 f.)
- In einer Geheim-Erklärung vom 30. Juni 1902 anerkannte die ÖU-Regierung gegenüber der ital. Regierung die Ansprüche der italien. Reg. hinsichtlich Tripolitaniens und der Cyrenaika. (Q: Alfred Pribram, The secret Treaties, S. 233.)
- in der Geheimübereinkunft/Notenaustausch von Racconigi am 24.10 1909 zw. russ. und italen. Regierung wurden die italien. Ansprüche auf Libyen anerkannt (Q: Timothy Childs, Italo-turkish Diplomacy, S. 10)
Ein Versuch der Vertiefung:
Wenn, dann wollte sich vor allem das jungtürkisch geprägte Regime unausgesprochen nicht mehr und erst recht nicht von der italien. Reg., welches wohl Italien ebenfalls als Großmacht 2. Ranges betrachtete, vorführen lassen. Das war zuvor schon dadurch sichtbarer geworden, dass die osmanische Verwaltung vor Ort unter jungtürkischer Zentralregierung einen Kleinkrieg gegen die ital. Einflussnahme verstärkte oder gar initiierte - obwohl das, was die ital. Regierung in Tripolitanien förderte, damals politisch-imperial gesehen absolut business as usual gewesen war. Siehe Tunesien, siehe Marokko, siehe Ägypten; Fälle, die allerdings v o r der Machtübernahme durch das jungtürkische Regime begonnen hatten bzw. durch geführt worden waren.
Ein wichtiges Ereignis, welches die Bereitschaft zum Widerstand, zur Gegenwehr von Seiten des Regimes in Konstantinopel anscheinend erheblich förderte, war die von Vertretern der ital. Reg. Anfang Oktober 1911 der Osmanischen Reg. gegebene Absichtserklärung, 'Libyen' nach Besetzung staatsrechtlich annektieren zu wollen. Das ging, auch nach Gepflogenheiten unter den Großmächten damals, gar nicht. Zumindest nicht so. Und davon hatte auch San Giuliano abgeraten, allerdings konnte er sich im Kabinett gegen Giolitti und den ital. König nicht durchsetzen.
dekumatland schrieb:eine weitere, von mir interessehalber schon zweimal gestellte Frage, ist ebenfalls noch offen: ob die franz. Militärmission zu Anlage moderner Festungsbauten nach franz. Mustern geführt hatte.
Turgot schrieb:Ich fasse einmal zusammen, wo du noch alles Antworten, ich meine es sind noch mehr, dazu müsste ich nachsehen, schuldig bist:
Die Quellen hinsichtlich der Verträge von Eydoux.
Die Frage hinsichtlich Schmidt nicht beantwortet.
Die Frage hinsichtlich der Großen Politik nicht beantwortet.
Dann sind da noch die ganzen offenen Fragen in #324 und #342 im Faden zu Poincarés Besuch in Petersburg zu nennen.
Es war anscheinend u.a. die dt. Reichsleitung, die sehr starken Druck auf König & Regierung in Rom ausübten wg. Marokko & Co., wg. der Ansprüche Roms aus der franz.-ital. Vereinbarung von 1900, die Berlin auf d. AlgecirasKonferenz 1906 negierte.
Vgl. BD III, # 325, 3.3.1906.
das stimmt, und zwar ganz dezidiert für die Beiträge #1-#5 - - danach folgen Abschweifungen deinerseits, u.a. darüber, dass Clark nichts tauge. Angesichts der Tatsache, dass das abdriften in "kontextlose" Bereiche von dir begonnen wurde, wirkt deine Mahnung, sich wieder dem Thema zu widmen, sehr ... absonderlich.Der Faden nennt sich
Ein bisschen Vorgeschichte(n) italienisch-türkischer bzw. Lybischer Krieg 1911-1912
.a. darüber, dass Clark nichts tauge.
Nicht annähernd.Damit ist meine These endgültig bestätigt.
1. Für den erlittenen Nachteil des Anwachsens der Macht eines anderen Akteurs und dafür das ohne Gezeter hingenommen zu haben, wofür sonst?Das ist wohl schon lächerlich. Erstens wofür? Zweitens ein Kleinstaat stellt im Zeitalter des imperialismus gegenüber einer Großmacht den Anspruch auf Kompensation. Ernsthaft jetzt?
Eben. Nicht annektiert.Artikel 25 des Berliner Vertrages:
Die Provinzen Bosnien und Herzegowina werden von Österreich-Ungarn besetzt und verwaltet werden.
Etwas verwalten zu dürfen und etwas zu besitzen, sind nach wie vor zwei verschiedene Dinge.Serbien hatte null Ansprüche. Österreich-Ungarn besaß defacto die Provinzen schon; auch wenn dies Belgrad nicht passte.
Womit also geklärt wäre, dass er italienische Ambitionen auf dem Schirm hatte, womit so lange er sich auf Andeutungen beschränkte ohne die Balkanstaaten als Akteure klar zu bennenen nicht so einfach festzustellen ist, ob er da an die oder italien dachte.Vor so einen Schritt hatte Aehrenthal die Italiener eindringlich gewarnt.
Was bedeutet, dass er nicht der Meinung war, dass sich Österreich besonders um die Balkanstaaten sorgte, denn wenn er der Meunung war dass es den Österreichern namentlich um Ruhe und Frieden in Albanien ginge, ist Bulgarien als potentieller Interessent raus.Ich zitiere den italienischen Außenminister: Er wisse, "das Österreich wirklich nur die Erhaltung und Ruhe und den Frieden im Balkan und namentlich in Albanien anstreben." Nachzulesen in der GP. Und das aus dem Munde von San Giuliano. Das wird auch dem anderen Großmächten bekanntgewesen sein. Ergo kamen nur die Staaten des Balkanbundes in Frage.
Ja, womit wir wieder bei Andeutungen sind.Der deutsche Botschafter Marschall führte aus. "Die Türkei könne nicht längere Zeit hindurchmit einer europäischen Großmacht in Kriegszustand sein, ohne das fast naturgemäß der Balkan und Albanien in Brand gerieten." Ebenfalls nachlesbar in der GP, Band 30.
Unruhen in Albanien sind nach wie vor etwas, unter dem man alles Mögliche verstehen kann.Der österreichisch-ungarische Botschafter habe Sasonow versichert, das Wien aufrichtig die Erhaltung des Status Quo wünsche. Sasonow befürchtete für den kommenden Frühling Unruhen in Albanien und die Intrigen von Montenegro. Er glaube aber nicht, das Österreich-Ungarn diese Ereignisse hervorrufen werde, denn das wäre das Ende des Dreibundes, die Erschütterung des ganzen politischen Systems in Europa und würde ein Konflikt mit Italien bedeuten.
Wenn du doch davon ausgehst, dass Österreich-Ungarn die Balkanstaaten in Schach halten musste, hätte es für einen Krieg mit Italien gar keine Kapazitäten gehabt.Nein, das war viel zu gefährlich. Das hätte möglicherweise Krieg mit Österreich-Ungarn bedeutet. Ich glaube nicht, das die Italiener dermaßen verrückt gewesen wären. Der Dreibund wäre im Eimer und der ganze Balkan wäre in Brand gesetzt.
In meinen Augen gar nicht so unrealistisch.Das ist zwar richtig, aber eben ein vollkommenes unrealistisches Szenario.
Nicht annähernd.
. Für den erlittenen Nachteil des Anwachsens der Macht eines anderen Akteurs und dafür das ohne Gezeter hingenommen zu haben, wofür sonst?
2. Ja, soll schon vorkommen. oder warum war man seitens Sardinien-Piemont anno 1860 pampig auf die Franzosen und gegenüber Wien, weil man Nizza und Savoyen an Frankreich abtreten musste, als Kompensat dafür aber nur die Lombardei von Frankreich übertragen bekam, statt wie erwartet die Lombardei und Venezien (dessen Eroberung man im Krieg gegen Österreich zuvor wegen der internationalen Verwicklungen nicht realisieren konnte)?
Folglich stellte die Annexion einen Eingriff in die Souveränität des Osmanischen Reiches und eine Grenzverschiebung dar.
Womit also geklärt wäre, dass er italienische Ambitionen auf dem Schirm hatte, womit so lange er sich auf Andeutungen beschränkte ohne die Balkanstaaten als Akteure klar zu bennenen nicht so einfach festzustellen ist, ob er da an die oder italien dachte.
enn du doch davon ausgehst, dass Österreich-Ungarn die Balkanstaaten in Schach halten musste, hätte es für einen Krieg mit Italien gar keine Kapazitäten gehabt.
Krieg mit Italien hätte die Bindung der K.u.K.-Kräfte im Westen bedeutet und Russland damit die Chance gegeben hinsichtlich des Osmanischen Reiches Fakten zu schaffen.
Von dem her konnte Rom durchaus damit rechnen dass Wien sich wahrscheinlich nicht auf einen Krieg einlassen würde und Berlin ohnehin nicht (jedenfalls nicht wegen Albanien).
Die Haltung der Westmächte war demgegenüber eine andere Frage.
Andeutungen sind immer noch besser als Spekulationen.a, womit wir wieder bei Andeutungen sind.
Was genau meint "in Brand geraten"? Aufstände? Interventionen auswärtiger Mächte, wenn ja welche? Wieder einmal eine nebulöse Andeutung, in die man viel hinein interpretieren kann, die aber die Befürchtung einer orchestrierten Aktion namentlich der Balkanstaaten gegen das Osmanische Reich nicht belegt.
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