@Nergal: Ich finde es ein wenig bedenklich, wenn ein derartig wichtiges Thema auf diese Art veralbert wird.
Deswegen ein paar grundsätzliche Bemerkungen, warum die Art der Diskussion über die Rolle des Feminismus völlig schräge ist.
1. Standort Deutschland: Dieses Standort ist exportorientiert und der Wohlstand basiert auf:
- dem Ausbildungsniveau seiner Bevölkerung
- dem Innovationsniveau seiner Unternehmen bzw. der Angestellten
- der Qualität seiner Produkte im komparativen internationalen Vergleich
- dem Umfang und der Vernetzung seiner Industrien
- der Qualität seiner staatlichen Infrastuktur
Das sind komplexe und hohe Anforderungen an den Standort, um im internationalen Vergleich einen der führenden Positionen als Wirtschaftsmacht zu verteidigen.
Dieses passiert aber nicht automatisch, sondern setzt eine intelligente Planung durch die Politik, die Gesellschaft und die Wirtschaft voraus. Und sie zwingt zu einer optimalen Nutzung und auch Optimierung aller Ressourcen.
Atlas der Globalisierung - Google Books
“Das” befremdliche Überleben des Neoliberalismus: Postdemokratie II - Colin Crouch - Google Books
Die dritte industrielle Revolution: Die Zukunft der Wirtschaft nach dem ... - Jeremy Rifkin - Google Books
Vor diesem Hintergrund einer erweiterten wirtschaftspolitischen Betrachtung ist auch eine Bewertung der sozialen Modernisierung, also unter anderem auch die Auswirkungen der APO oder auch der "Frauenbewegung" vorzunehmen.
2. Ressourcenoptimierung und gesellschaftliche Werte: Vor diesem Hintergrund hat der "Standort Deutschland" sich der Aufgabe zu stellen, eine optimierte Nutzung aller!! gesellschaftlichen Ressourcen vorzunehmen. Dazu ist es notwenig, eine Zivilgesellschaft zu formen, die durch einen hohen Konsens bei den zentralen gesellschaftlichen Werten gekennzeichnet ist.
Das bedeutet, dass das soziale System unter anderem auch die Chancengleichheit für seine Mitglieder anbietet und die Nutzung garantiert. Dieser Aspekt ist ein wichtiges Moment für die Befriedigung von Erwartungen an die soziale Gerechtigkeit einer demokratisch verfassten Gesellschaft.
3. Soziale Gerechtigkeit: Die Verwirklichung dieses zentralen gesellschaftlichen Gutes als kollektive "Wertvorstellung" findet seinen Prüfstein bei der sozialen Mobilität und bei der Gleichberechtigung. Gleichzeit haben beide wünschenswerten sozialen Ziele in der Gesellschaft mit teils massiven Widerständen zu kämpfen.
4. Barieren: Folgt man den entsprechenden Berichten der Bundesregierung dann ist im Bereich der sozialen Mobilität nach wie vor mit massiven Aufstiegsbarrieren zu rechnen. Das bedeutet, dass die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass die Nutzung von "Hartz 4" durch eine Familie vererbt wird. Mit der fatalen Konsequenz, dass potentielle "Highpotentials" für das Wirtschaftssystem nicht erkannt und somit auch nicht entwickelt werden können.
Und zusätzlich die Erwartung an zentrale Werte der Zivilgesellschaft nicht erfüllt werden und auch zu einer Frustration mit dem politischen System beitragen.
In ähnlicher Weise wird heute nach wie vor auf vielfältige Art und Weise eine gleichberechtigte berufliche Tätigkeit vorenthalten. Das betrifft zum einen die Frage der Beförderung, die Frage der Bezahlung und die Frage der Reintegration nach der "Babypause".
Von allem dieser Aspekt ist unter anderem auch ein Punkt, warum sich beispielsweise Frauen für die Karriere entscheiden, war als wirtschaftspolitsiche Zielsetzung wünschenswert ist, gleichzeitig entscheiden sie sich aber, m.E. zu Recht, gegen die beruflichen Probleme, die mit einer "Babypause" verbunden sind.
Und diese Entscheidung ist von höchster politischer Bedeutung und wird sich massiv via Demographie auf den Standort Deutschland auswirken. Es wird den Umfang der Personen betreffen, die im aktiven Wirtschaftsleben beschäftigt sind. Also die Frage des industriellen Outputs berühren, die Frage der Steuereinnahmen und die Sozialsysteme.
Dass diese im Prinzip positive Entwicklung einer aktiveren Rolle der Frau in der Wirtschaft eingetreten ist und das Bild der Frau in der Geselslchaft massiv verändert hat und völlig neue Rollenmuster ermöglicht, ist vor allem das Ergebnis der vielfältigen Bestrebungen und Aktivitäten von Feministinnen und ihren politischen Repräsentantinnen, wie beispielsweise Fr. Süssmuth.
Und "Emma" und Fr. Schwarzer ist dabei lediglich ein Aspekt. Und ihr gehört der Respekt, zumindest meiner, viele inhaltliche Positionen der Feministinnen formuliert zu haben und zur auch teils polarisierten Diskussion innerhalb der Feministinnenbewegung beigetragen zu haben.
Und es sind diese gesellschaftlichen Diskussionen, die sich auch auf die kollektiven Werte niederschlagen und die auch die Entscheidung beeinflussen, wie die Lebenplanung von jungen Familien ausfällt.
In diesem Sinne brauchen wir keine abfälligen Bemerkungen über Feminismus, sondern wir müssen
empirisch meßbare Fortschritte erreichen, um Barrieren beim sozialen Aufstieg zu beseitigen und die Frage der Geschlechts-Diskriminierung ad Acta zu legen. Nur so ist der Standort Deutschland in seiner Bedeutung zu sichern!