Dog Soup
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Richtig, Vergewaltigung in der Ehe ist tatsächlich erst seit 1997 (!) strafbar.
Die Strafbarkeit der Vergewaltigung in der Ehe ist insofern ein Meilenstein, als dass sie den familiären Raum als politisch und nicht mehr als "vorpolitisch" i.e. naturgegeben hinnimmt (siehe Wendy Brown, "States of Injury 1995, 180). Das Geschlechterverhältnis, und gerade auch Gewalt im Geschlechterverhältnis, ist damit als politische Arena anerkannt. Das ist schon mal extrem wichtig, weil Frauen damit in einem entscheidenden Zusammenhang als politische Subjekte anerkannt sind.
Weil hier immer wieder die Punkte "der böse Mann" und "Matriarchat" durch die Gegend geistern: laut Christoph Kucklick ("Das unmoralische Geschlecht", 2008) gehört das ideengeschichtlich tatsächlich direkt zusammen. Der böse Mann ist laut Kucklick (und anderen) ursprünglich der tiergleiche Mann im historischen Naturzustand, der Urvater der Zivilisation den die Aufklärung als neuen zentralen Referenzpunkt für jegliche Zivilisationsmodelle herangezogen hat.
Da der männliche Naturmensch aber so inhärent brutal und tiergleich war, musste irgendjemand anders logischerweise den Funken der Zivilisation entzünden und die Entwicklung hin zur Zivilisation ins Rollen bringen: nämllich die Frau, die das Ganze gleich bis zum Matriarchat getrieben hat bis der Mann soweit entwickelt war, dass er wieder seine "natürliche" Vorherrschaftsrolle einnehmen konnte, diesmal auf zivilisiertem Niveau. Erst dann kam es wieder zur "natürlichen" Rollenverteilung. Die Grundannahme von der grundsätzlich bösartigen und niederen Natur des Mannes ist also kein spezifisch feministischer, sondern ein traditionell aufklärerischer (und damit immer noch tendenziell antifeministischer) Gedanke. Nur mal so in Richtung der Herren Maskulinisten hier. :haue:
Och, es gibt auch weltanschaulich ganz unverdächtige Leute, die den Feminismus - oder Formen davon - heftig kritisieren. So z.B. unsere Ex-Familien- und Frauenministerin Kristina Schröder.
Kristina Schröder ist weltanschaulich nicht "unverdächtig", sondern zumindest familienpolitisch extrem reaktionär. Das will ich nur mal so festhalten - wer das elaboriert haben möchte, möge sich (wg. Tagespolitik) per PN an mich wenden oder ihren Namen z.B. bei der "Mädchenmannschaft" nachsuchen, da findet man jede Menge Perspektiven dazu.
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