Aus politiktheoretischer Sichtweise betrachtet, war der Terror für Robespierre notwendig, um der Bevölkerung die Tugend einzuimpfen, die seiner Auffassung nach notwendig war, um eine Republik herzustellen.
Es war vor allem die Dynamik der Ereignisse, die die Gewaltspirale drehte. Und das temporäre Momentum, das sie erreichen konnte, war teilweise auch durch die "puristische" Sichtweise von Robespierre verstärkt.
Die Dynamik der Ereignisse ist auch teilweise dadurch zu erklären, dass es keine "konservative Mitte" gab, die einen Ankerpunkt und ein Trägheitsmoment in den Ereignissen um den "Terreur" hätte bilden können. Einen wichtigen Beitrag zur Radikalisierung der Positonen hatten dabei die Sansculotten in Paris, die teils als "Antreiber" der zentalen politischen Akteure in Erscheinung traten, teils durch diese in ihrer Militanz angestachelt wurden. Auch unter dem Gesichtspunkt der Instrumentalisierung gegen die wechselnden innenpolitischen Gegner.
OT: Wobei erkenntnistheoretisch interessant ist, dass dieses Faktum des "Terreur" im Wissensbestand der Meisten anzutreffen ist, nicht aber die Vorgänge um den Bürgerkrieg in Vendee.
Aus "machttheoretischer Position" war es für die dynamisierenden "Agenten" ("revolutionären Subjekte"/Handelnden) subjektiv notwendig, um politisch überleben zu können, ihre innenpolitischen Gegner in Paris zu bekämpfen, zudem die royalistischen Gegner im Vendee, sowie im Rahmen des Krieges gegen die Koalition aus Ö-U und Preußen (vgl. Teilnahme französischer royalistischer Kontingente an der Schlacht bei Valmy).
Es ist dabei eine gewisse "Ironie" der Geschichte, dass den Kampf gegen die "Konterrevolution eine zwingende Notwendigkeit darstellt, um eine neue "kollektives Bewußsein" als neue revolutionäre Mentalität zu entwickeln (vgl. entsprechenden Analyse zur Bedeutung des Bürgerkrieg für die Bolschewiki).
Ergänzt wird dieses durch den starken "Symbolgehalt" (vgl. Lynn Hunt: Symbole der Macht) deutlich illustriert an dem hohen politischen Stellen (der militärische war gering) des Sturms auf die Bastille.
Und an diesem Punkt hat Hetairos durchaus Recht, dass es um eine neue, alternative Kultur in Frankreich ging, die das Denken in der Legitimation von Gesellschaft und Politik durch Kirche und durch die Krone ersetzt.
Ansonsten wurde bereits versucht, diese sehr komplizierte Thema ein wenig zu spezifizieren.
http://www.geschichtsforum.de/f72/g...rz-und-die-rolle-der-gewalt-38262/index3.html
Und nein, es hätte keine Französische Revolution ohne Gewalt geben können. Auch in England erfolgte die "Glorious Revolution" und auch die amerikanische mit Hilfe von Gewalt.
Revolutionen entspringen nicht aus den persönlichen Präferenzen der Handelnden. Sondern "Geschichte sucht sich immer den Handelnden, den sie für die entsprechende Situation benötigt". Damit soll gesagt werden, dass Revolutionen in den Prozess der universellen Modernisierung von Gesellschaften eingebunden sind. Das umfaßt die Gesellschaftstruktur, gemeint sind ihre Stände, Schichten oder Klassen, das betrifft die Agrarstruktur und die Struktur von Industrie und Handel.
Je stärker dieses Zusammenspiel der zentralen gesellschaftlichen Netzwerke gestört ist, je unzufriedener die betroffenen Bürger sind und je stärker das herrschende Regime durch Kriege geschwächt ist und keinen politischen Willen zur Unterdrückung einer Revolution mehr aufbringen kann, desto wahrscheinlicher ist eine erfolgreiche Revolution (vgl. die Arebiten von C. Tilly oder von M. Mann).
http://books.google.de/books?id=P3P...a=X&ei=scLxUMPCMsfntQaWjYHIBQ&ved=0CDcQ6AEwAQ
http://books.google.de/books?id=_r3...a=X&ei=-cLxUOmrOs3Rsgae9IG4Aw&ved=0CDUQ6AEwAQ