Fremdbezeichnung Wenden (Winden?) für Slawen

Wenn wir heute noch nicht mal Slawen und Wenden zu trennen vermögen, wie sollte es ein Geschichtsschreiber vor 2000 Jahren können? Mt dem damaligen engen bzw. ungenauen geografischen Horizont?

Wenden wird heute für die - bis auf die Sorben verschwundenen - Westslawen verwendet. Da diese aber im 6./7. Jh. zum Teil aus dem ödtlichen Slawenland (Polen, Belorußland) und zum Teil ais dem südslawischen Bereich (Serbien, Bulgarien) kamen, ist die Bezeichnung sehr ungenau und wird vernünftigerweise nur noch selten verwendet.
 
Damit sind wir noch weiter von den Slawen weg denn je...
In den römischen Quellen erscheint für die Slawen der Name der Veneter, der auf den Namen eines westlichen Nachbarvolkes der Slawen bzw. eines östlichen Nachbarvolkes der Germanen zurückgeht.
Der Autor dieses Textes liefert mehr Desinformation als Information, auch wenn ihm die eine oder andere Richtigkeit unterlaufen sein mag.
Das sehe ich genauso, aber die Quellensammlung gehört zu den richtigen Auskünften. Offenbar versteht nicht erst Jordanes unter den altertümlichen Venetern, von denen die Bezeichnung der Wenden wahrscheinlich abgeleitet wurde, die Slawen. Strittig bleibt, ob es sich um eine Eigen- oder Fremdbezeichnung der Slawen handelt. Die jüngere Forschung geht von Gewässernamen aus und sieht einen Zusammenhang mit "fließen", "reinigen".
 
Horst schrieb:
Das mag stimmen, aber Homer nannte die Paphlagonischen Veneter in der Ilias Enetoi

hyokkose schrieb:
Damit sind wir noch weiter von den Slawen weg denn je...

Horst schrieb:
In den römischen Quellen erscheint für die Slawen der Name der Veneter, der auf den Namen eines westlichen Nachbarvolkes der Slawen bzw. eines östlichen Nachbarvolkes der Germanen zurückgeht.

Ich vermag Deinem Zickzackkurs nicht zu folgen. Sollte das eine Antwort auf meinen Einwurf sein? Wir waren gerade bei den homerischen Enetoi an der Südküste des Schwarzen Meeres.



Offenbar versteht nicht erst Jordanes unter den altertümlichen Venetern, von denen die Bezeichnung der Wenden wahrscheinlich abgeleitet wurde, die Slawen.

Sondern wer bitte versteht unter "den" Venetern "die" Slawen? Bis jetzt haben wir nur Jordanes.



Horst schrieb:
Die jüngere Forschung geht von Gewässernamen aus und sieht einen Zusammenhang mit "fließen", "reinigen".

Wen rechnest Du zu den Repräsentanten "der jüngere Forschung"?
 
hyokkose schrieb:
Sollte das eine Antwort auf meinen Einwurf sein?
Ja, denn du sagtest, die Enetoi an der Adria seien gewiß keine Slawen. Ob es sich bei den Venetern in den römischen Quellen um Slawen gehandelt hat, ist umstritten. In diesen Quellen erscheint das Volk der Veneter als ein Nachbarvolk der Germanen oder der Slawen.
hyokkose schrieb:
Wir waren gerade bei den homerischen Enetoi an der Südküste des Schwarzen Meeres.
Folgt man den oben angegebenen Quellen, so werden nach der vorgestellten älteren Auffassung, die Enetoi an der Adria über die Veneter an der Donau/Weichsel auf die Enetoi an der Südküste des Schwarzen Meeres zurückgeführt. Diese sollen Slawen gewesen sein (Tacitus bringt die Veneter in Verbindung mit den Sarmaten). Der Name Enetoi soll einen slawischen Ursprung gehabt haben; also wäre der Begriff Wenden eine Selbstbezeichnung der Slawen (vgl. Slowo-Ableitung). Um eine zufällige Namensgleichheit handelt es sich nach dieser Auffassung nicht, da die Enetoi nach Thrakien gezogen sein sollen.
hyokkose schrieb:
Sondern wer bitte versteht unter "den" Venetern "die" Slawen? Bis jetzt haben wir nur Jordanes.
Selbst Jordanes versteht unter den Venetern nicht nur die Slawen, da er unter anderen auch die Anten als Veneter kennt. Seine Gotengeschichte fußt auf Cassiodor, mithin auf römischen Quellen. Wenn aber Jordanes der erste Geschichtsschreiber gewesen sein sollte, der die Slawen mit den Venetern in Verbindung bringt, so haben wir den vermeintlichen Ursprung der Bezeichnung Wenden als eine Fremdbezeichnung gefunden. In diesem Fall wäre zu ergründen, woher die Bezeichnung der Veneter bei Jordanes stammt.
hyokkose schrieb:
Wen rechnest Du zu den Repräsentanten "der jüngeren Forschung"?
Ich bin kein Slawist, daher ist mir auch nur bekannt, daß es eine solche jüngere slawistische Forschungsrichtung gibt, die die älteren Erklärungen der Slawen als Sprechende verwirft. Für mich ist in diesem Zusammenhang lediglich von Bedeutung, woher der Begriff "Wenden" stammen könnte.
 
Ja, denn du sagtest, die Enetoi an der Adria seien gewiß keine Slawen.

Das waren sie auch nicht, soviel steht zweifelsfrei fest. Wer behauptet, das sei umstritten, kennt den Forschungsstand nicht.
(Abstruse Thesen von nationalistischen Spinnern zählen nicht zum Forschungsstand.)

Der Name Enetoi soll einen slawischen Ursprung gehabt haben

... behauptet wer? Mit welcher Begründung?


Ich bin kein Slawist, daher ist mir auch nur bekannt, daß es eine solche jüngere slawistische Forschungsrichtung gibt, die die älteren Erklärungen der Slawen als Sprechende verwirft

Wenn Du nicht einmal einen einzigen Namen oder Publikationstitel benennen kannst, woher weißt Du dann, daß es sich um eine slawistische Forschungsrichtung handelt und nicht um die allseits beliebten Spekulationen von Amateur-Etymologen?
 
hyokkose schrieb:
Wer behauptet, das sei umstritten, kennt den Forschungsstand nicht.
Die Slowenen wanderten erst nach dem Abzug der Langobarden im sechsten Jahrhundert in den Ostalpenraum ein, aber wer waren nach deinen Kenntnissen des Forschungsstandes die Veneter (von denen offenbar der Name der Wenden abgeleitet ist), die im Nordwesten als Nachbarvolk der Germanen, im Südwesten als Nachbarvolk der Kelten (Illyrer), im Süden als Nachbarvolk der Thraker und im Südosten als Nachbarvolk der Sarmarten in römischen Quellen belegt sind?
hyokkose schrieb:
... behauptet wer? Mit welcher Begründung?
Diese Behauptung ist Bestandteil der Annahme (s.o.), die die Bezeichnung Wenden (Enetoi) schon zu Homers Zeit mit den Slawen in Verbindung bringen soll. Das führt aber schon dann in die Irre, wenn die lat. Veneter (griech. Enetoi) keine Slawen waren, was du ja schon annimmst.
hyokkose schrieb:
Wenn Du nicht einmal einen einzigen Namen oder Publikationstitel benennen kannst, woher weißt Du dann, daß es sich um eine slawistische Forschungsrichtung handelt und nicht um die allseits beliebten Spekulationen von Amateur-Etymologen?
Dazu ein Zitat aus der Brockhaus-Enzyklopädie (Slawen, Seite 371, 19. Aufl.): "Die jüngere Forschung geht von geographischen Namen, v. a. Hydronymen (Gewässernamen) aus (Beispiele sind der polnische Flußname Slawa und der altrussische Beiname des Dnjepr Slovutic) und sieht einen Zusammenhang mit fließen, reinigen."
Dr. Jürgen Udolph studierte Slawistik und Finno-Ugristik:
"Und wenn Sie sich die slawischen Flussnamen ansehen, wie sie gebildet sind, dann können Sie auch eine Ursprungsregion des Slawischen ausmachen, das wäre im heutigen polnisch-ukrainischen Grenzgebiet." Quelle: http://193.22.36.128/kultur/1490312.html
"Die Slawen, fand er heraus, kommen aus einem Gebiet nördlich der Karpaten, etwa zwischen der Bukowina und Krakau."
Quelle: http://www.zeit.de/2003/49/P-Udolph
 
Zuletzt bearbeitet:
"Die Slawen, fand er heraus, kommen aus einem Gebiet nördlich der Karpaten, etwa zwischen der Bukowina und Krakau."
Selbst scheinbare Koryphäern vergessen immer wieder, daß es sich zumindest teilweise um nomadisierende Völker gehandelt hat. Kein festumrissenes Reichsgebiet und ständige Vermischung und Beeinflussung an den Randgebieten. Deswegen kann so eine Aussage höchstens für einen Augenblick in der Geschichte richtig sein.
 
Diese Behauptung ist Bestandteil der Annahme (s.o.), die die Bezeichnung Wenden (Enetoi) schon zu Homers Zeit mit den Slawen in Verbindung bringen soll. Das führt aber schon dann in die Irre, wenn die lat. Veneter (griech. Enetoi) keine Slawen waren, was du ja schon annimmst.

Was ich schreibe, ist keine "Annahme", sondern gesicherter Stand der Forschung.

Ich hoffe, daß wir hiermit alle Hypothesen, die auf der Gleichsetzung "Veneter/Enetoi = Slawen" basieren, ad acta legen können.



aber wer waren nach deinen Kenntnissen des Forschungsstandes die Veneter (von denen offenbar der Name der Wenden abgeleitet ist), die im Nordwesten als Nachbarvolk der Germanen, im Südwesten als Nachbarvolk der Kelten (Illyrer), im Süden als Nachbarvolk der Thraker und im Südosten als Nachbarvolk der Sarmarten in römischen Quellen belegt sind?

Die Frage ist, was diese Völker außer dem Namen, den die Römer für sie gebrauchten, überhaupt gemeinsam hatten. Solange das nicht geklärt ist, gibt es keinen zwingenden Grund, sie als zusammengehörig zu betrachten.

Was hat Galizien in Spanien mit Galizien in Polen/Ukraine zu tun? Nichts außer der zufälligen Namensgleichheit.



Horst schrieb:
Dazu ein Zitat aus der Brockhaus-Enzyklopädie (Slawen, Seite 371, 19. Aufl.): "Die jüngere Forschung geht von geographischen Namen, v. a. Hydronymen (Gewässernamen) aus (Beispiele sind der polnische Flußname Slawa und der altrussische Beiname des Dnjepr Slovutic) und sieht einen Zusammenhang mit fließen, reinigen."

Über die Aussage des Brockhaus will ich nicht diskutieren, hier geht es lediglich um den Namen der Slawen und nicht um die "Bezeichnung der Wenden", welche mich zu meiner kritischen Nachfrage veranlaßt hat.
 
man braucht kein Wissenschaftler zu sein

Ich hoffe, daß wir hiermit alle Hypothesen, die auf der Gleichsetzung "Veneter/Enetoi = Slawen" basieren, ad acta legen können.

Aber bevor wir dies tun, darf man doch noch klarstellen (-lieber Horst, ich möchte Deine weitreichende Arbeit zum Thema hier nur um unnötige Irrwege verkürzen, fühl Dich bitte nicht angegriffen!):

1. Vergeudete Müh' ist es, eine sprach(wissenschaft)liche Ableitung "Wenden" von "Slawen" zu versuchen. (Das interaktive Hin und Her zw. den Sprachen hin zur Überformung od. Verballhornung wär allerdings ein Thema.)

- "Die Wenden/Winden" war die deutschsprachige Bezeichnung für die neu aufgetauchten fremdsprachigen Völker, die man sehr viel später (ab der Aufklärung) zu den "Slawen" zusammenfasste. Und die Teutschen über- bzw. entnahmen das Wort, wir wir nun schon ausreichend wissen, der, über das Lateinische überlieferten, Namensgebung der Römer für fremd(sprachig)e Völker-schaften, die die Wissenschaft heute zu den "Kelten" zählt bzw. zusammenzufassen versucht. (Dazu UNTEN weiter)

- "Die Slawen" kann man - über den Umweg der Latinisierung (s(c)laven(o)i) - als sprachliche Eigenbezeichnung dieser Völker feststellen: In den Slowaken und Slowenen ist das Stamm(es)wort slovêne nicht nur erhalten, sondern wurde (außer bei den heutigen Slowaken) vergessen und im Verlauf der nationalromantischen Selbstbewusstseinsfindung des 19. Jh. wiedererweckt und zur umfasenden Identität.

-
Zu "vergessen" und "wiederfinden" muss ich wahrscheinlich Genaueres anhängen: Interessant ist, dass -und dies gehört zur eingangs erwähnten interaktiven Verballhornung- gerade die am nächsten zum deutschen Sprachraum lebenden Slawischsprachigen, also die "Wenden" Elb- und Ostdeutschlands und die "Windischen" des heutigen Slowenien (+ Unterkärnten, Südsteiermark, Küstenland Istrien-Triest-Görz-Friaul) die deutsche Bezeichnung (= ureigentlich römische) längst in ihre Sprache überführt hatten und die Diskussion, ob man sich als ostelbischer Wende nun selbstbewusster "Sorbe" oder als Kärntner Windischer "Slowene" nennen sollte, erst mit der Negativisierung in der heißen nationalistischen Phase des ausgehenden 19. Jhs. bis hin zur unflätigen Herab- und Entwürdigung unter Hitler geführt wurde.

Anhang 1, (unsere) Windischen: (Sorry, die Anhänge reichen ins Heutige-Politik-Tabu, aber das geht nicht anders, weil die Frage aus diesem Heute rührt. Also.) Es ist zu traurig, dass zB. in Kärnten populistische Kräfte (beiderseits) hintertreiben, dass ältere "Windische", die immer stolz und vergnügt dieses Idiom für sich verwandten und auch unangefochten, d.h. nicht desavouierend von den Deutschsprachigen als solche angesprochen wurden, durch dummdreiste Ortstafeleien die Bevölkerung entzweien, einem grundlosen "Mir san mir" einerseits und einem seit bald 150 Jahren schwelenden "Panslowenismus" ebenfalls Nahrung verschaffen.

Anhang 2, (eure) Wenden: viel weiter ist man da in der Oberlausitz, wo man sich fragt, weshalb man sich dem kaum tradierten "Sorbentum" zubekennen soll (nur weil unter den Nazis das Wort, recte die slaw. Volksherkunft ausgelöscht und beleidigt worden war? Sollten doch die Wenden doch plötzlich "Spreewalddeutsche" u.ä. heißen) und sich viel lieber als Wenden wieder bezeichnen möchten.

Anhang wieder zu beiden und zurück zu den Wenden von Veneti, Venedi: die Geographie finde ich am schlüssigsten. Wo einst diese Völker in die röm. Karten eingezeichnet waren hat sich die Bezeichnung für diese nachweislich starken keltischen bzw. baltischen Stämme gerade wohl deshalb auch nach der Einwanderung der slawischen Völker identitätsstiftend erhalten. Sei es rund um den Golfo die Venetia, sei es im baltischen Kurland. Ich weiß, dass ich hier im Spekulativen bin, aber immerhin in guter Gesellschaft bzw. Nachbarschaft des heutigen Wissens(VER)stands. Unsinnig jedenfalls erscheint eine Selbstbezeichnung als "Venedi" für die Slawen selbst, die aus ihren weitreichenden Stammsitzen rund um den Pripjet nach West und Südwest aufbrachen. Viel mehr bezeichnet der Veneto bis heute zu gut, dass man, obzwar romanisiert-sprachig hier noch um 500 und auch um 2000 eine ungebrochene Volksidentität besaß und besitzt.

Um die röm. Namenszusammfassung der Keltenstämme (zw. Bodensee und Inn) zu den (so eingedeutschten) Windelikern ist mir doppelt (hier und überhaupt) leid, will sagen, dass sie mit dem Hereinbrechen der "Allemannen" und "Bayuwaren" das zeitliche völlig segneten. Sie wurden tatsächlich vor Ort verdrängt. Aber immerhin: mit Vindobona (Vindomina) oder Ratisbona (Teilvolk Rätier) und nicht zuletzt IHRER hauptstadt Augusta Vindelicum haben sich knapp nördl. der Alpen die ersten, wind(el)ischen civilatorischen Namenszüge erhalten. Und die heute interessantesten Städte. ;)
Womit ich dem lieben Martin zurufen darf: könnten durchaus Kelten gewest sein, die den Win- od. Wimberg derart oppidumisierten, dass in ihnen aller Ursprung zu finden sein könnte. (... aber zurück -vermutlich- zur Speculatio über die Schriftlosen)
 
Zuletzt bearbeitet:
Anhang wieder zu beiden und zurück zu den Wenden von Veneti, Venedi: die Geographie finde ich am schlüssigsten. Wo einst diese Völker in die röm. Karten eingezeichnet waren hat sich die Bezeichnung für diese nachweislich starken keltischen bzw. baltischen Stämme gerade wohl deshalb auch nach der Einwanderung der slawischen Völker identitätsstiftend erhalten. Sei es rund um den Golfo die Venetia, sei es im baltischen Kurland.

Die Veneter um den Golfo di Venezia waren weder Kelten noch Balten.
 
Nachlesenachtrag

Vorweg. Leider konnt ich etwas nicht mehr ändern: Stichwort "baltisches Kurland" (wo ich eigentlich, laut den röm. Autoren den ganzen riesigen Streifen Flachlands nach Westen bis Weichsel, Oder und Neiße einbeziehen hätte müssen, wo selbiger oder ähnlicher Namenszug auftaucht (jaja, und die lieben Vandalen zuletzt verortet wurden) - ich möchte diese Geographie und die Diskussion darob bitte aus meinem Beitrag oben selbst ausklammern. Zu sehr drunter und drüber geht es da schon von Strabo, Plinius1 bis Ptolemäus (ganz zu schweigen vom Oberverwirrer Tacitus) und diese Karte (und Seite) als nachträglicher röm. Weisheits letzter Schluss mag bitte die Interessenten an den Venedi beflügeln: http://freepages.family.rootsweb.com/~rgrosser/venedi.htm

Ich möchte bzgl. Geographie und Nachvollziehbarkeit bei den Veneti und Vindelici bleiben.
Mit letzteren haben sich hier schon Mitglieder beschäftigt (ein bissl halt):
http://www.geschichtsforum.de/showthread.php?t=3358
Grob: http://de.wikipedia.org/wiki/Vindeliker
Bitte nicht von esoterischer Graphik abweisen lassen:
http://celtae.de/vindeliker/index1.html (Literaturliste als bsp.)

Für ein slowenischerseits akzeptiertes Selbstverständnis als Wenden, vulgo Veneter spricht in gewisser Weise diese Seite:
http://www.veneti.info/deutsch/htmde/venetide.htm

Die Oberlausitzer "Nicht-unbedingt (warum denn eigentlich?)-Sorben-sein-wollenden" fand ich u.a. hier: http://www.diewenden.de/home_2.html
Backgroud: http://www.wendisches-museum.de/chroniksorb.htm

Auf Wikipedia darf man, gerade was diese Erklärung betrifft, nicht schimpfen: http://de.wikipedia.org/wiki/Slowaken#Name
 
Die Veneter um den Golfo di Venezia waren weder Kelten noch Balten.

Sondern? Veneter. (Einfach nur Veneter.)

(Balten bestimmt nicht. Tut mir leid, dass ich im Beitrag nicht EXAKT einerseits Veneti-VenTia/anderseits Veneder-Ostseeraum schreib, ich habs zu spät zu ändern versucht (siehe obigen Beitrag))

Sie werden als "Puffer" und "anderssprachige" zw. Italischen Stämmen und Illyrern bezeichnet, 300 v.Chr. (ich such die QUELLE jetzt nicht.)
300 v. Chr.!: erobern und siedlen Kelten (gut, nennen wir sie ordentlich Gallier) bis zum Po. Fremdsprachige Nachbarn oder Verwandte zu den Venetern?
 
300 v. Chr.!: erobern und siedlen Kelten (gut, nennen wir sie ordentlich Gallier) bis zum Po. Fremdsprachige Nachbarn oder Verwandte zu den Venetern?

Fremdsprachige Nachbarn und (sprachlich!) weitläufige Verwandte. So wie eben alle indoeuropäischen Sprachen weitläufig miteinander verwandt sind.
 
Für ein slowenischerseits akzeptiertes Selbstverständnis als Wenden, vulgo Veneter spricht in gewisser Weise diese Seite:
http://www.veneti.info/deutsch/htmde/venetide.htm

... die ich neulich schon einmal kommentiert habe: http://www.geschichtsforum.de/showpost.php?p=204990&postcount=22

Die fixe Idee, wonach allen wissenschaftlichen Erkenntissen zum Trotz die Slowenen die direkten Nachkommen der Veneter und somit "schon immer" dagewesen seien, ist eine Sumpfblüte des neueren slowenischen Nationalismus.

(EDIT: Das Thema hatten wir schon einmal: http://www.geschichtsforum.de/showpost.php?p=50827&postcount=10)
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Fremdsprachige Nachbarn und (sprachlich!) weitläufige Verwandte. So wie eben alle indoeuropäischen Sprachen weitläufig miteinander verwandt sind.

Hier bitte ich Dich interessehalber um Quellen, die plausibel nachweisen, dass die Sprache der Veneter von der angrenzenden norischen und von der mit den Norikern verwandten vindelicischen Bevölkerung eindeutig als Fremdsprache empfunden worden ist - einerseits, und weshalb dies andererseits in Bezug auf die benachbarten Illyrer (wie ich lese: unangefochten) gelten soll. Interessiert mich sehr. Vor ihrer Romanisierung, versteht sich.

Was die Slowenen betrifft, diese Triglav-Seite hab ich hereingestellt, um ironisch zu sein (anscheinend missglückt).
Ja! Ganz Ihrer Meinung, Monsieur! Es ist natürlich Unfug, was die slowenischen Nationalisten da behaupten.
Anstatt berechtigterweise stolz zu sein, mit ihren Vorfahren, den Karanthanen, einem alten (und damals entsprechend größerem) Herzogtum und heutigen (österr. Bundes-)Land den bis heute erhaltenen Namen gegeben zu haben, versuchen sie nun mind. 500 Jahre früher eingewandert zu sein, um die übernommene und geltende Weltsprache aufzugeben und fürderhin einen slawischen Dialekt zu sprechen ... Nun, aber vielleicht beißt sich hier der Hund eh nicht unrichtig in den Schwanz (und die alten Veneter wurden halt, sei es nun östl. des Isonzo oder schon des Tagliamento, sprachlich assimiliert).

"Windische Lande", "windische Mark" sind die ältest-bekannten Namen für gebiete im heutigen Slowenien und müssen (wie ich meine) fast von den ebenda alteingesessenen Venetern herrühren, die auch damals vom heutigen Veneto aus bis in die Alpentäler hinein ihr Stammesgebiet abgrenzten. Der geographische Begriff überdauerte und benammte auch das neue Sprachvolk. Liegt doch recht nah, nicht?

Sehr gut, passt schön (die Alpenslawen): http://de.wikipedia.org/wiki/Windische_Mark
 
Zuletzt bearbeitet:
Hier bitte ich Dich interessehalber um Quellen, die plausibel nachweisen, dass die Sprache der Veneter von der angrenzenden norischen und von der mit den Norikern verwandten vindelicischen Bevölkerung eindeutig als Fremdsprache empfunden worden ist

Wir hatten es doch vorher noch von den Galliern der Po-Ebene? Aber egal: Zur norischen Sprache sind m. W. lediglich zwei Inschriften bekannt; mit allem Vorbehalt läßt sich die norische Sprache als ostkeltisch klassifizieren:

http://www.univie.ac.at/indogermanistik/quellentexte.cgi?3
http://www.univie.ac.at/indogermanistik/quellentexte.cgi?49



- einerseits, und weshalb dies andererseits in Bezug auf die benachbarten Illyrer (wie ich lese: unangefochten) gelten soll. Interessiert mich sehr. Vor ihrer Romanisierung, versteht sich.

Das Illyrische wird (mit großem Vorbehalt) als eigenständiger Zweig des Indoeuropäischen betrachtet, da sich das sehr dünne (aus wenigen Wörtern und Eigennamen bestehende) Sprachmaterial keinem der bekannten Zweige zuordnen läßt.

Es wäre denkbar, daß es ein venetisch-illyrisches Kontinuum gegeben hat (also eine "fließende", keine "harte" Sprachgrenze), doch angesichts der dürftigen Faktenlage wäre das reine Spekulation.
 
Wir hatten es doch vorher noch von den Galliern der Po-Ebene?

/

Es wäre denkbar, daß es ein venetisch-illyrisches Kontinuum gegeben hat (also eine "fließende", keine "harte" Sprachgrenze), doch angesichts der dürftigen Faktenlage wäre das reine Spekulation.

Hatten wir es (mit). Und Du bist der Ausweichweltmeister (indogalaktisch).
Du bist mir die Antwort schuldig geblieben.

Aber ich komme (un-hyokkosotisch) entgegen: Es benachbaren sich alteingesessen Venetische Stämme, Norische Stämme, Vindelicische Stämme und die einwandernden Völker anno Brennus sind nie deutlich lokalisiert worden, aber gut, mögen sie zu den Westkelten, den Galliern hauptsächlich gehört haben und nicht all die alpenkeltischen Stämme (wie ansonsten so üblich) zum Raubzug und zur Landnahme mit-bewegt haben.
Und diese Alpenkelten waren wiederum Nachbarn der Veneter. (Die Du als Sprachinsel andeuten willst, nicht?)

Du weichst zu oft ins Unfassbare aus, ins "indoeuropäische", ich wage es "mittel-celto-europäisch" zu bleiben und bewege mich entlang der (zeitgemäß leichter urbar zu machenden) Siedlungsgebiete, die an den Handelswegen entlang der Flussläufe entstanden. Die Autoren, die ich zum Thema "Bernsteinstraße" und ähnlichen Nord-Süd-Handelswegen las, kommen zu dem Schluss, dass man sich -gerade zwischen "Venetern" (Adria) und "Venedern" (Weichsel/Ostsee)- anscheinend recht gut verstehen konnte, also von einem unübersichtlichen Sprachfleckerlteppich ist (noch) nicht die Rede. (Das ändert anscheinend erst die Romanisierung von Süd und germanisierung von nord hin zu regionalen Vermischungen/Dialekten.)

Also nochmal, wieso sollten die Veneter nicht der keltischen Sprachfamilie zugehört haben und (da auch nicht viel früher genannt) mehr als nur Verwandte, nämlich sogar Sprachgeschwister zu den keltischen Po-Siedlern anno 300 geweste sein?
 
wieso sollten die Veneter nicht der keltischen Sprachfamilie zugehört haben...?
Weil die Kelten schon im 3. Jahrhundertz v. Chr. im oströmisch-griechischen Bereich als solche bekannt und demzufolge auch erkannt wurden (Galatien). Man hätte keinen neuen Namen für sie gebraucht.
 
Also nochmal, wieso sollten die Veneter nicht der keltischen Sprachfamilie zugehört haben und (da auch nicht viel früher genannt) mehr als nur Verwandte, nämlich sogar Sprachgeschwister zu den keltischen Po-Siedlern anno 300 geweste sein?
-und natürlich (um es nicht zu vergessen) mit den Nachbarn Norikern, Windelikern und den anfließenden Nordwest-Illyrern "gut sprachfamiliär" gewesen sein?
 
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