Mike Hammer
Mitglied
Also...was ich vermitteln wollte war dass:
1. Die Zahlen mit denen wir, bzw. Geschichtsschreiber hier spielen,
in meinen Augen einfach nicht realistisch sind...nicht zur damaligen Zeit...
2. Dass eine Armee die z.B. 3:1 in Überzahl ist, einen Kampf nicht durch taktisches Versagen verlieren kann...es sei denn, sie flüchtet...doch dazu später mehr !!
Aber es spielt eine Rolle, ob es 100.000 waren oder "nur" 25.000...da besteht allerdings ein sehr großer Unterschied !!!
Warum soll die Zahl von 100-150.000 nicht realistisch gewesen sein ? Das persische Großreich war das größte der damals bekannten Welt, riesige Recourcen, hohe Steuereinnahmen, vergleichsweise gute Infrastruktur für die damalige Zeit, usw. Es befand sich im Entscheidungskampf gegen die Griechen, meinst du nicht, dass die alles mobilisiert haben was ging ?
1 Million ist natürlich Propaganda, aber 150.000, warum nicht ?
Das nicht alles 1A-Truppen waren haben wir bereits festgestellt.
zum Thema: Sieg durch Taktik:
Ich halte leider nicht so viel von einem großartigen Sieg gegen eine absolute Übermacht durch besseres taktisches Vorgehen....nicht bei so einer angeblichen Übermacht....
Selbstverständlich kann man durch ein besseres Terrain vieles wett machen, doch auf einem anscheinend offenem Feld...sorry..kann ich nicht damit denken !!!
Desweiteren überschätzen wir modernen Menschen gerne taktische Aspekte in der Antike...z.B. eine Einkesselung wäre im 2. Weltkrieg absolut ein taktischer Vorteil, mit dem man eine Schlacht gewinnen kann...in der Antike bedeutet eine Einkesselung nicht viel....
Natürlich hat auf die Psyche des antiken Menschen eine Einkesselung genau den gleichen Effekt wie auf die Psyche des modernen Menschen. Wie kommst du darauf hier Unterschiede zu machen ?
Im übrigen hat Alexander in seinen Schlachten keine typischen Einkesselungsstrategien genutzt, wie weiter oben bereits gesagt wurde.
Stark vereinfacht, hat er durch "Amboss und Hammer" gewonnen. Sprich, durch die Phalanxen die Masse geblockt und den Entscheidungsschlag mit seinen Hetärenreitern geführt. I.d.R. direkt auf Darius, der beide Male sein Heil in der Flucht suchte und damit sein Heer seinem Schicksal überließ. Bei so einer autokratisch-despotischen Führungsstruktur wie bei den Persern, heisst das zwangsläufig auch Flucht des Gesamtheeres.
Schau dir in graphischer Form den Verlauf der Schlachten an und du weist was ich meine. Oder kennst du Verlauf von Gaugamela nicht ?
Ich möchte nicht gross vom eigentlichen Thema abschweifen...doch ein kurzes Bespiel
Hannibal und Cannae:
Hier wird davon ausgegangen, dass eine gewaltige Überzahl an Römern, durch eine Einkesselung geschlagen wurde....auch hier wurde übrigens ganz gerne mit Zahlen gespielt.......Man schlussfolgert dass durch die Einkesselung, die Übermacht der Römer nicht zum tragen kam, da die in der Mitte eingeschlossenen Römer nicht zum Zuge kamen und dementsprechend eine Chancengleichheit bestand....für viele klingt das logisch....allerdings für mich alles andere als logisch....denn es mag sein, dass sich die Zahl der gleichzeitig kämpfenden Römer reduzierte...doch diese angeblich gewaltige Übermacht verschwindet deshalb nicht schneller... die Menschen kämpfen und sterben...auf beiden Seiten...irgendwann gehen der Unterzahl-Partei allerdings die Männer aus, auch wenn es bedingt durch die Einkesselung bei Hannibal evtl. weniger Verluste gab, durch eben einen taktischen Vorteil, bzw. auch bedingt durch seine schweren Infantrietruppen aus Afrika, die schwer gepanzert und bewaffnet waren (Lanzen/Phalanx-ähnlich)
...dennoch sterben auch seine Leute....die Moral der eingeschlossen Römer sinkt zwar...doch kein Mensch will einfach so sterben oder in die Gefangenschaft und damit in den fast sicheren Tod gehen !!
Was ist an der überlieferten Schlacht bei Cannae komisch ? Hannibal hat -wenn man den antiken Überlieferungen glaubt- die Römer in der Tat eingekesselt, so dass sie praktisch kampfunfähig waren. Ich setze jetzt mal voraus, dass du genauen Schlachtverlauf kennst. Die Römer waren ohne Befehlsstruktur, ohne ihre gewohnte Formation etc. Die armen Schweine waren voller Panik und moralisch total am Ende. Und da glaubst du, dass weitergekämpft wird bis zum Tode ? Die Praxis aus vielen Schlachtbeschreibungen zeigt, dass da gar nicht weitergekämpft wird, sondern dass das Heil in der Flucht gesucht wird. Oder man ergibt sich seinem Schicksale. Nur die allerwenigsten, moralisch standhaftesten Truppen kämpfen. Der Rest (90% ?) läßt sich niedermachen.
.....eine Übermacht bedeutet nicht nur, dass die Überzahl-Partei mehrere Soldaten gleichzeitig ins Feld führen kann um damit einen Vorteil zu haben....SONDERN vor allem, dass die Überzahl-Partei auch länger und kontinuierlicher kämpfen kann....auf beider Seite sterben Menschen....die eine hat nur davon einfach viel mehr...und damit klar das Heft in der Hand !
Eben nicht. Das ist hier kein Spielchen wie "ich verliere 3 Mann, du nur 1, aber ich gewinne, weil ich mehr habe". Die Frage ist, wer hält länger durch und läuft nicht weg. Derjenige der wegläuft bekommt bei der Flucht die meisten Verluste. In beiden Schlachten wurde diese Frage durch die Geschichte beantwortet. Was gibt es daran zu zweifeln ?
Selbstverständlich kann eine Partei, die zum Beispiel von einem Berg aus, einen Pfad mit Bögen beschiesst, von einem klaren taktischen Vorteil sprechen....und hier ist die Anzahl schon fast egal...hier kommt die Taktische Überlegenheit wirklich zum tragen....doch in einer freien Feldschlacht....
---SORRY.....doch meiner Meinung nach, ist da mit Taktik nicht soviel zu machen, dass man eine Übermacht von 3:1 oder 4:1 besiegen kann !!!
Tja, das ist eben die besondere Kunst des Feldherren, durch besondere Taktik und die eventl. besondere Ausbildung seiner Truppen den numerischen Vorteil des Gegners auszuschalten. Bei Gaugamela wusste Alexander, dass er es mit einem sehr stark überlegenen Gegner zu tun haben wird. Sogar das Gelände wurde von den Persern geebnet, damit die ihre Sichelstreitwägen besser einsetzen konnten. Genützt hat es trotzdem nichts.
mein Fazit zum Thema: Sieg durch Taktik in Gaugamela:
Alexanders Truppen waren sicherlich erheblich besser ausgerüstet, kampferfahren, mobiler etc.. doch dieses angeblich 100.000 starke persische Heer, hat dann in diesem Fall keine Bedeutung gehabt...da auch nur hier wahrscheinlich fast die exakte Zahl an Soldaten wirklich am Kampf beteiligt waren wie auf Alexander´s Seite.....die restlichen haben zugekuckt....
Als dann die persischen "Elite-Truppen" (ebenbürtigen Truppen) immer höhere Verluste hatte...und der König floh, aufgrund des nähernden Alexanders, floh selbstverständlich die restlich Armee, ohne in den Kampf einzugreifen.....warum auch...wurden sie doch gezwungen, zu kämpfen..obwohl sie dafür weder ausgerüstet noch ausgebildet waren...wer will schon sterben....und genauso diese Anführer dieser vielen kleinen Stämme...die gezwungen worden sind, die Männer ihres Dorfes, ihrer Stadt oder ihres kleinen Landesabschnitts zu stellen, für diesen Feldzug !!
auf gut Deutsch:
die "richtigen" persischen Soldaten sterben König flieht der riesige Teil der Perser flieht...bevor sie überhaupt zum kämpfen kamen
Das ist zwar ein Sieg für Alexander....doch.....er hat nicht gegen eine gewaltige Übermacht gesiegt....er hat eine Zahlenmässig gleiche Armee besiegt...der Rest der Gegner floh !
Ein Sieg..auf freiem Feld....gegen eine 4:1-Übermacht...ist durch Taktik alleine unmöglich
Ist das jetzt der Vesuch die taktischen Fähigkeiten eines Alexander kleiner zu machen, indem wir die Perser als völlig unfähig darstellen und deren Zahl massiv zu schrumpfen versuchen ? :devil:
Mal andere Frage:
Wie würdest du den die Leistung eines Davut´s bewerten, der bei Auerstädt mit seinen paar Divisionen fast die gesamte preussische und sächsische Feldarmee geschlagen hat ?