Gedichte zur Geschichte

Kurt Tucholski: Das erdolchte Heer

Die Generale habens gesagt
und haben die Heimat angeklagt.

Die Heimat – heißt es – erdolchte das Heer.
Aber die Heimat litt viel zu sehr!

Sie schrie und ächzte unter der Faust.
Es würgt der Hunger, der Winterwind saust.

Ihr habt der Heimat erst alles genommen
und seid noch besiegt zurückgekommen.

Besiegt hat euch euer eigener Wahn.
Dreimal kräht jetzt der biblische Hahn.

Und nach so viel Fehlern und falschen Taten:
habt ihr nun auch die Heimat verraten.

Die Heimat, die Frauen, die Schwachen, die Kranken –
Wir danken, Generale, wir danken

(erschienen in der BVZ am 23.11.1919)
 
Aus Wolf Biermanns "Stasi-Ballade" (1967)

Menschlich fühl ich mich verbunden
mit den armen Stasi-Hunden
die bei Schnee und Regengüssen
mühsam auf mich achten müssen
die ein Mikrofon einbauten
um zu hören all die lauten
Lieder, Witze, leisen Flüche
auf dem Clo und in der Küche
-Brüder von der Sicherheit
ihr allein kennt all mein Leid
Ihr allein könnt Zeugnis geben
wie mein ganzes Menschenstreben
leidenschaftlich zart und wild
unsrer großen Sache gilt
Worte, die sonst wärn verscholln
bannt ihr fest auf Tonbandrolln
und ich weiß ja! Hin und wieder
singt im Bett ihr meine Lieder
-dankbar rechne ich's euch an:
die Stasi ist mein Ecker
die Stasi ist meine Ecker
die Stasi ist mein Eckermann
 
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Theodor Fontane - Adlig Begräbnis (entstanden 1888)

Ein Zugwind ging durch die Stuben,
Auf standen Hall und Tor,
Als die Mittelmärk´schen begruben
Ihren alten Otto von Rohr.

Sechs Rohrsche Vettern ihn tragen,
Sechs andere nebenher,
Dann folgen drei von der Hagen
Und drei Häseler.

Ein Ribeck, ein Stechow, ein Zieten,
Ein Rathenow, ein Quast,
Vorüber an Scheunen und Mieten,
Auf den Schultern schwankt die Last.

Um den Kirchhof her ein Blitzen
von Herbstessonnenschein,
Die roten Berberitzen
Hängen über Mauer und Stein.

Eine dreizehner Landwehrfahne
Der alte von Bredow trug,
Und Hans Rochow von Rekahne
Schloß ab den Trauerzug
 
Erich Weinert - Der Führer

Manch gekrönter Abenteurer
Hat in Deutschland schon regiert,
Manche polternden Erneurer
Haben uns schon angeführt.
Viel war nie davon zu halten;
Doch man konnt es noch verstehn:
Diese, auch als Staatsgewalten,
Waren immerhin Gestalten –
Aber ausgerechnet den?

Wär nun in der Zeit der Krise
Irgendeiner aufgetaucht,
ein Prophet, ein Kerl, ein Riese,
Wie die rauhe Zeit ihn braucht,
Gleich als Tempelstürmer kenntlich,
Ein Rebell, ein Phänomen,
Wo die Menge ruft: na endlich,
Alles wäre noch verständlich –
Aber ausgerechnet den?

Diesen Hindenburgumschwänzler,
Diesen tristen Hampelmann,
Diesen faden Temperenzler,
Der’s nicht mal mit Weibern kann,
Diesen Selterwassergötzen,
Dies Frisörmodell auf schön,
Davon lasst ihr euch beschwätzen?
Und man fragt sich mit Entsetzen:
Aber ausgerechnet den?

Später einmal unsre Kinder
Sehn ihn im Panoptikum.
Um den ausgestopften Schinder
Stehn sie dann verwundert rum.
Und sie werden von euch sagen:
Alles könnte man verstehn,
Was das Volk in frühern Tagen
An Gestalten schon ertragen...
Aber ausgerechnet den?

Anmerkung:
Marcia hat mir die bibliographischen Daten genannt:
Entstanden Moskau 1942 (entnommen aus: Erich Weinert: Ein Lesebuch für unsere Zeit, Volksverlag Weimar, 1961).
 
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Thomas Valentin: Jahre

Der Hitler wäre jetzt neun mal zehn Jahre.
Er tät in Nürnberg am Krückstock gehn,
sein Schnäuzer hätt schimmlige Haare.

Mein Mann, der wär jetzt sieben mal zehn Jahre.
Wir könnten zusammen zum Flußwehr gehn
wie andre junge Paare.

Mein Sohn, der wäre jetzt fünf mal zehn Jahre.
Er lehrte die Kinder, den Kirschbaum sehn
und pfeifen wie die Stare.

Mein Sohn lebt nur, bis Breslau fiel,
mein Mann bis Bjelgorod.
Den zweien verdank ich der Liebe viel.
Dem Hitler verdank ich den Tod.

Aus "Niemandslicht"; Ullstein, 1981
 
Fiel mir gerade wg. der Kriegsdienstverweigerung als Grund für politische Haft in der BRD ein (siehe im entsprechenden Thread):

Dies ist die Befragung eines Kriegsdienstverweigerers durch den liberalen und zuvorkommenden Kammervorsitzenden:
Also Sie berufen sich hier pausenlos aufs Grundgesetz,
sagen Sie mal:
Sind sie eigentlich Kommunist?
Ja, Sie dürfen sitzen bleiben,
überhaupt wir sind hier ziemlich liberal.
Lange Haare, Bärte, Ketten, Ringe,
ham wir alles schon gehabt.
Aber in die Akten scheißen mögen wir hier nicht.
Marx und Engels haben Sie gelesen sagen Sie,
sagen Sie verstehen Sie das denn überhaupt?
Sie ham doch bloß die Volksschule besucht...
Na, nun regen Sie sich nicht gleich auf,
dafür können Sie ja nichts,
lesen dürfen Sie ja was Sie wollen — überhaupt:
Hier darf jeeeeder machen was er will.
Im Rahmen der freiheitlich-demokratischen Grundordnung versteht sich

Ja, Soldat sein das will heute keiner mehr,
kann ich auch verstehen
und ich selber hätte keine Lust. Aber:
Gründe haben müssen wir dafür.
Na, nun fangen Sie nicht wieder an
mit Imperialismus, den zwei Kriegen
und die alte Klasse ist noch immer an der Macht
und Sie wollen nicht für die die
Kastanien aus dem Feuer holen.
Das versteh'n wir ja
mag auch alles richtig sein,
interessiert uns aber nicht.
Das ist nämlich Politik.
Hier interessieren nur Gewissensgründe.
Was das ist?
Hört sich zwar sehr grausam an,
trifft den Nagel aber auf den Kopf.
Nämlich ob Sie töten können oder nicht.
Hier darf jeeeeder machen was er will.
Im Rahmen der freiheitlich-demokratischen Grundordnung versteht sich.

Also fangen wir mal an:
In 'ner Kirche sind Sie nicht...
auch nicht in 'ner anerkannten Sekte...
sehen Sie? Da wird's schon schwierig mit Gewissensgründen.
Einen haben wir mal hier gehabt
und der machte auf Buddhist.
War so'n Typ mit Glatze. Aber:
Durchgekommen ist er. Schlaues Kerlchen.
Also passen Sie mal auf,
ich werd jetzt Ihr Gewissen prüfen.
Nehmen wir mal an Sie gehn Spazieren,
mit Ihrer Freundin nachts im Park.
Plötzlich kommt 'ne Horde Russen,
stockbesoffen und bewaffnet... Halt!
Sagen wir 'n Trupp Amerikaner,
schwer betrunken und bewaffnet nachts im Park,
machen sich an Ihre Freundin ran
Sie haben 'ne MP dabei.
Naaa? Was machen Sie?
Was sagen Sie uns da?
Sie verbitten dich dies Beispiel?
Meinetwegen, bitte schön:
Hier darf jeeeeder machen was er will.
Im Rahmen der freiheitlich-demokratischen Grundordnung versteht sich.

Schön, die Russen und Amerikaner fallen also weg,
die Chinesen sicher auch
und mit Negern brauch ich gar nicht erst zu kommen.
Lassen wir das eben,
nehm' wir einfach ein paar ganz normale Kriminelle,
schwer betrunken und bewaffnet
nachts im Park,
machen sich an Ihre Freundin ran,
Sie haben wieder die MP dabei
Na, Was Machen Sie?
Sagen Sie uns bloß jetzt nicht,
Sie fallen auf die Knie und beten,
denn mit so was kommt hier keiner durch
der Marx und Engels liest.
Was sagen Sie uns da?
Ich red die ganze Zeit von Politik?
Das ist aber wirklich Komisch...
ich bilde einen Fall,
so richtig auf sie zugeschnitten,
baue Ihnen auch noch goldene Brücken,
aber Sie, aber Sie...
Hier darf jeeeeder machen was er will.
Im Rahmen der freiheitlich-demokratischen Grundordnung versteht sich.

So, nun woll'n wir aber wirklich wissen, was Sie tun.
Also noch mal:
Ein paar schwere Jungs,
schwer bewaffnet und betrunken nachts im Park,
machen sich an ihre Freundin ran,
Sie haben wieder die MP dabei.
Na, Was Machen Sie?
Was sagen Sie uns da?
Sie wehren Sich,
weil Sie ja in Notwehr sind?
Ätsch!
Das ist aber falsch,
dürfen Sie nicht sagen.
Richtig ist die Antwort nämlich die:
Ich werfe meine Waffe fort
und dann bitte ich die Herren
mit der Vergewaltigung doch bitte aufzuhör'n.
Was sagen Sie uns da?
Sie kämen als Soldat doch nie in eine solche Situation?
Fangen Sie schon wieder an?
Ist doch Politik,
hat doch mit Gewissen nichts zu tun...
Grundgesetz, ja Grundgesetz, ja Grundgesetz,
Sie berufen sich hier pausenlos aufs Grundgesetz.
Sagen Sie Mal,
sind Sie eigentlich Kommunist?
Na Ja, hier darf jeeeeder machen was er will.
Im Rahmen der freiheitlich-demokratischen Grundordnung versteht sich!!!
 
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Diesem Forum gewidmet

Der Geschichtsforscher

Ich gehe mit meinem Kober
Und meinem Hakenstab,
Und wo von Mist ein Schober,
Setz ich die Bürde ab.

Da wird geforscht, zerstochen
Der Kehricht weit und tief,
Ob irgend ein Abfall, ein Knochen
Sich etwa hinein verlief.

Und was sich da gefunden,
Trag ich vergnügt nach Haus
Und sied in einsamen Stunden
Manch schöne Notiz heraus.

Franz Grillparzer

Der Dichter Franz Grillparzer formulierte seine Kritik am akribischen Sammeln und hastigen Edieren des Historikers Josef Chmel's in diesem Spottgedicht.

Josef CHMEL, Historiker u. Archivar, Augustiner Chorherr, * 18.3. 1798 in Olmütz (Mähren), + 28.11. 1858 in Wien.
 
Erinnerung an Brecht

Aber rühmen wir nicht nur den Weisen
Dessen Name auf der Seite prangt!
Denn man muß dem Weisen seine Weisheit erst entreißen.
Darum sei der Wieger auch bedankt:
Er hat sie ihm abverlangt. (frei nach Brecht)
http://www.geschichtsforum.de/showpost.php?p=190657&postcount=214

Bertolt Brecht

Alfabet

Adolf Hitler, dem sein Bart
Ist von ganz besondrer Art.
Kinder, da ist etwas faul:
Ein so kleiner Bart und ein so großes Maul.

Balthasar war Bürstenbinder
Der hatte 27 Kinder
Die banden alle Bürsten.
Sie lebten nicht wie die Fürsten.

Christine hatte eine Schürze
Die war von besonderer Kürze.
Sie hing sie nach hinten, sozusagen
Als Matrosenkragen.

Die Dichter und die Denker
Holt in Deutschland der Henker.
Scheinen Mond und Sterne nicht
Ist die Kerze das einzige Licht.

Eventuell bekommst du Eis
Heißt, daß man es noch nicht weiß.
Eventuell ist überall
Besser als auf keinen Fall.

Ford hat ein Auto gebaut
Das fährt ein wenig laut.
Es ist nicht wasserdicht
Und fährt auch manchmal nicht.

Gehorsam ist ein großes Wort
Meistens heißt es noch: Sofort.
Gern haben's die Herrn.
Der Knecht hat's nicht so gern.

Hindenburg war ein schlechter General
Sein Krieg nahm ein böses Ende.
Die Deutschen sagten: Teufel noch mal
Den machen wir zum Präsidente.

Indien ist ein reiches Land.
Die Engländer stehlen dort allerhand.
Die Leute in Indien
Müssen sich drein findien.

Katzen sind, wenn sie geboren
Werden, meistens schon verloren.
Da man sie in Wasser hängt
Werden sie ertränkt.

Luise heulte immer gleich.
Der Gärtner grub einen kleinen Teich.
Da kamen alle Tränen hinein:
Ein Frosch schwamm drin mit kühlem Bein.

Mariechen auf der Mauer stund
Sie hatte Angst vor einem Hund.
Der Hund hatte Angst vor der Marie
Weil sie immer so laut schrie.

Neugieriges Lieschen
Fand ein Radieschen
In Tantes Klavier.
Das Radieschen gehörte ihr.

Oben im Himmel
Ist ein schwarzer Schimmel
Den zieht der liebe Gott.
Der Schimmel schreit: Hüh! Hott!

Pfingsten
Sind die Geschenke am geringsten.
Während Geburtstag, Ostern und Weihnachten
Etwas einbrachten.

Quallen im Sund
Sind kein schöner Fund.
Die roten beißen.
Aber man soll keinen Stein drauf schmeißen.
(Weil sie sonst reißen.)

Reicher Mann und armer Mann
Standen da und sahn sich an.
Und der Arme sagte bleich:
Wär ich nicht arm, wärst du nicht reich.

Steff sitzt lang auf dem Abort
Denn er nimmt ein Buch nach dort.
Ist das Buch dann dick
Kommt er erst am nächsten Tag zurück.

Tom hat einen Hut aus Holz.
Auf den ist er schrecklich stolz.
Er hat ein Nudelbrett aufs Klavier gelegt
Und ihn ausgesägt.

Uhren wirft man nicht in die See.
Es tut ihnen zwar nicht weh
Sie können nur nicht schwimmen
Und werden danach nicht mehr stimmen.

Veilchen stellt ein braves Kind
In ein Glas, wenn es sie find't.
Findet sie jedoch die Kuh
Frißt sie sie und schmatzt dazu.

Wie bös man's mit dir meint
Darfst eines nicht vergessen:
Wenn der Rettich nicht weint
Wird er auch nicht gefressen.

Xanthippe sprach zu Sokrates:
"Du bist schon wieder blau?"
Er sprach: "Bist du auch sicher des?"
Er gilt noch heut als Philosoph
Und sie als böse Frau.

Ypern in Flandern
1917
Mancher, der diesen Ort gesehn
Sah nie mehr einen andern.

Zwei Knaben stiegen auf eine Leiter
Der obere war etwas gescheiter.
Der untere war etwas dumm.
Auf einmal fiel die Leiter um.

Aus
Gedichte 1933-1938
In: Gesammelte Gedichte, Band 2, Frankfurt 1976
 
Kurt Tucholsky
Das Lied vom Kompromiß

Manche tanzen manchmal wohl ein Tänzchen
immer um den heißen Brei herum,
kleine Schweine mit dem Ringelschwänzchen,
Bullen mit erschrecklichem Gebrumm.
Freundlich schaun die Schwarzen und die Roten,
die sich früher feindlich oft bedrohten.
Jeder wartet, wer zuerst es wagt,
bis der eine zu dem andern sagt:

»Schließen wir nen kleinen Kompromiß!
Davon hat man keine Kümmernis.
Einerseits – und andrerseits –
so ein Ding hat manchen Reiz .
Sein Erfolg in Deutschland ist gewiß:
Schließen wir nen kleinen Kompromiß!«

Seit November klingt nun dies Gavottchen.
Früher tanzte man die Carmagnole.
Doch Germania, das Erzkokottchen,
wünscht, dass diesen Tanz der Teufel hol.
Rechts wird ganz wie früher lang gefackelt,
links kommt Papa Ebert angewackelt.
Wasch den Pelz, doch mache mich nicht naß!
Und man sagt: »Du, Ebert, weißt du was:

Schließen wir nen kleinen Kompromiß!
Davon hat man keine Kümmernis.
Einerseits – und andrerseits –
so ein Ding hat manchen Reiz ...
Sein Erfolg in Deutschland ist gewiß:
Schließen wir nen kleinen Kompromiß!«

Seit November tanzt man Menuettchen,
wo man schlagen, brennen, stürzen sollt.
Heiter liegt der Bürger in dem Bettchen,
die Regierung säuselt gar zu hold.
Sind die alten Herrn auch rot bebändert,
deshalb hat sich nichts bei uns geändert.
Kommts, dass Ebert hin nach Holland geht,
spricht er dort zu einer Majestät:

»Schließen wir nen kleinen Kompromiß!
Davon hat man keine Kümmernis.
Einerseits – und andrerseits –
So ein Ding hat manchen Reiz ... «

Und durch Deutschland geht ein tiefer Riß.
Dafür gibt es keinen Kompromiß!



Kaspar Hauser

Die Weltbühne, 13.03.1919, Nr. 12, S. 297.
 
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Grillparzer Radetzky

Glück auf, mein Feldherr, führe den Streich!
Nicht bloß um des Ruhmes Schimmer,
In deinem Lager ist Österreich,
Wir andern sind einzelne Trümmer.

Die Gott als Slaw' und Magyaren schuf,
Sie streiten um Worte nicht hämisch;
Sie folgen, ob deutsch auch der Feldherrnruf,
Denn: Vorwärts! ist ungrisch und böhmisch.

http://peter-diem.at/Monumente/radetzky.htm
 
... und die Parodie

Glück auf, mein Feldherr, führe den Streich!
Wär's nur um des Ruhmes Schimmer,
zu bringen dem freien Österreich
des Sieges blutige Trümmer.
Aus Torheit und aus Eitelkeit
mußten nach Welschland wir wallen,
die Freiheit zu würgen in blutigem Streit,
die uns geworden, - und allen!


Diese zynische und nachbetrachtet treffende Replique auf Grillparzers Andienerei erschien kurze Zeit später anonym im nachrevolutionären Wien

Grillparzers ganze 1. Strophe:

Glück auf, mein Feldherr, führe den Streich!
Nicht bloß um Ruhmes Schimmer,
in deinem Lager ist Österreich,
Wir andren sind einzelne Trümmer.
Aus Torheit und aus Eitelkeit
sind wir in uns zerfallen;
in denen, die du führst zum Streit
lebt noch ein Geist in allen.
 
Als ich noch ein Knabe war
Rein und ohne Falte
Klang das Lied mir wunderbar,
Jenes "Gott erhalte".
Selbst in Mitte der Gefahr
Von Getös' umrungen,
Hört' ich's weit entfernt, doch klar
Wie von Engelszungen.
Und nun müd' und wegeskrank
Alt, doch auch der Alte,
Sprech' ich Hoffnung aus und Dank
Durch das "Gott erhalte".
 
Antwort gibt im Felde dort
Faust, die festgeballte,
Antwort dir gibt nur ein Wort:
Jenes Gott erhalte!

Unsern Kindern eint uns dies,
Wie's uns eint den Vätern,
Einet heut die Kämpferschar
Hier mit uns, den Betern.
Berge sind ein schwacher Wall,
Haben Kluft und Spalte:
Brust an Brust und Volk bei Volk
Schallt es: Gott erhalte!

Helden sind wie Kinder schlicht,
Kinder werden Helden,
Worte nicht und kein Gedicht
Können's je vermelden.
Ungeheueres umfaßt
Heut dies heilig Alte,
Und so dringt's zum Himmel auf:
Unser Gott erhalte!
 
„Österreichischer Fahneneid:
Mein Österreich, mein Vaterland,
Mein höchstes Gut auf Erden,
Dein bin ich ganz mit Herz und Hand,
Dein bin ich selbst im Sterben.

Wo schwarz-gelb deine Fahnen weh’n,
Als Habsburgs Siegeszeichen,
Dort findest du mich mutig steh’n,
Will wanken nicht noch weichen.

Für ew’ge Zeit mag immerdar
Dein Ruhmesblatt der Siege
Hell leuchten wie die Adria
Im Frieden und im Kriege.

Hoch Österreich, hoch Vaterland,
Hoch Austria’s Getreuen,
Des Fahneneides Hochgesang
Ich will ihn stets erneuen.“
(Leo Maasfeld, nach „Der alten Barden Vaterland“,
Weise: „Stimmt an mit hellem hohem Klang“)
 
Das folgende Gedicht soll angeblich* in der Zeit der Gegenreformation dienlich gewesen sein, heil durch die deutschen Fürstentümer zu kommen. In katholischen Gegenden wurde es in zwei Blöcken, in lutherischen als Langzeiler vorgetragen.

Ich sage gänzlich ab...........Der Römer Lehr und Leben
Luthero bis ins Grab............Will ich mich ganz ergeben
Ich lache und verspott........Die Mess und Ohrenbeicht
Lutheri sein Gebot..............Ist mir gar sanft und leicht
Ich hasse mehr und mehr.....All die das Papstum lieben
Der Lutheraner Lehr............Hab ich ins Herz geschrieben
bei mir hat kein Bestand.......Ein römisch Priesterschaft
Was Luthern ist verwandt....Lob ich mit aller Kraft
Wer lutherisch verstirbt.......Das Himmelreich soll erben
In Ewigkeit verdirbt.............Wer römisch bleibt im Sterben.

So in Hans Jürgen Heringer, Lesen - lehren - lernen. Mir ist der Text allerdings zu neuhochdeutsch.
 
Na dann doch auch die katholische Version:

Ich sage gänzlich ab
dem Luther bis ans Grab
ich lache und verspott
dem Luther sein Gebot
ich hasse mehr und mehr
der Lutheraner Lehr
bei mir hat kein Bestand
was Luthern ist verwandt
wer lutherisch verstirbt
in Ewigkeit verdirbt
der Römer Lehr und Leben
will ich mich ganz ergeben
die Messe, Ohrenbeicht
ist mir ganz sanft und leicht
all, die das Papsttum lieben
hab ich ins Herz geschrieben
die römisch Priesterschaft
lob ich mit aller Kraft
das Himmelreich soll erben
wer römisch bleibt beim Sterben.
 
Ich habe mir beim Lesen der Einleitung noch eine ganz andere Frage gestellt...

Das folgende Gedicht soll angeblich* in der Zeit der Gegenreformation dienlich gewesen sein, heil durch die deutschen Fürstentümer zu kommen. In katholischen Gegenden wurde es in zwei Blöcken, in lutherischen als Langzeiler vorgetragen.

Wenn das so stimmt, dann bleibt noch mindestens ein Punkt offen: Wie kam man seinerzeit dann durch die calvinistischen Lande? :grübel:
Soweit ich weiß, dürfte man bspw. in der Kurpfalz sowohl mit einem Bekenntnis zum katholischen Glauben als auch zu Luther nicht gerade angenehm aufgefallen sein...

EDIT (Nachtrag): Bitte diesen Kommentar nicht persönlich nehmen...
 
Über den Angiff der leichten Brigade im Krimkrieg

The Charge of the Light Brigade
Alfred, Lord Tennyson


1.
Half a league, half a league,
Half a league onward,
All in the valley of Death
Rode the six hundred.
"Forward, the Light Brigade!
"Charge for the guns!" he said:
Into the valley of Death
Rode the six hundred.
2.
"Forward, the Light Brigade!"
Was there a man dismay'd?
Not tho' the soldier knew
Someone had blunder'd:
Their's not to make reply,
Their's not to reason why,
Their's but to do and die:
Into the valley of Death
Rode the six hundred.
3.
Cannon to right of them,
Cannon to left of them,
Cannon in front of them
Volley'd and thunder'd;
Storm'd at with shot and shell,
Boldly they rode and well,
Into the jaws of Death,
Into the mouth of Hell
Rode the six hundred.
4.
Flash'd all their sabres bare,
Flash'd as they turn'd in air,
Sabring the gunners there,
Charging an army, while
All the world wonder'd:
Plunged in the battery-smoke
Right thro' the line they broke;
Cossack and Russian
Reel'd from the sabre stroke
Shatter'd and sunder'd.
Then they rode back, but not
Not the six hundred.
5.
Cannon to right of them,
Cannon to left of them,
Cannon behind them
Volley'd and thunder'd;
Storm'd at with shot and shell,
While horse and hero fell,
They that had fought so well
Came thro' the jaws of Death
Back from the mouth of Hell,
All that was left of them,
Left of six hundred. 6.When can their glory fade?
O the wild charge they made!
All the world wondered.
Honor the charge they made,
Honor the Light Brigade,
Noble six hundred.
 
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