Gedichte zur Geschichte

Mercy schrieb:
Wer zu Hause bleibt, wenn der Kampf beginnt

Wer zu Hause bleibt, wenn der Kampf beginnt
Und läßt andere kämpfen für seine Sache
Der muß sich vorsehen: denn
Wer den Kampf nicht geteilt hat
Der wird teilen die Niederlage.
Nicht einmal den Kampf vermeidet
Wer den Kampf vermeiden will: denn
Es wird kämpfen für die Sache des Feinds
Wer für seine eigene Sache nicht gekämpft hat.

Bertolt Brecht


„Wer zu Hause bleibt, wenn der Kampf beginnt ...“: aus der Fragment gebliebenen „Koloman-Wallisch-Kantate“. Kolomann Wallisch, Arbeiter-Revolutionär, verlor in den Februarkämpfen der österreichischen Arbeiter gegen die Reaktion 1934 sein Leben.
Anmerkung des Herausgebers.

Zur "Wirkungsgeschichte" dieses Gedichtes:

http://www.geschichtsforum.de/showpost.php?p=112325&postcount=1

Gedichte sind nicht so ganz mein Gebiet, deshalb sehe ich das erst jetzt.
Wallisch verlor sein Leben???? Das stimmt im Ergebnis schon,
ABER er verlor sein Leben durch den Henker.

Der Ausnahmezustand wurde auf Betreiben Schuschniggs extra verlängert, bis Wallisch gefasst war, in Ö. gab es damals ansonsten keine Todesstrafe.

Derselbe Schusschnigg, mit dem Hitler dann so schlimm umging, er verbot ihm das Rauchen:D .

Grüße Repo
 
Auch mal ein Gedicht:

Der wackere Schwabe
Als Kaiser Rotbart lobesam
zum heil'gen Land gezogen kam,
da mußt er mit dem frommen Heer
durch ein Gebirge wüst und leer.
Daselbst erhub sich große Not,
viel Steine gab's und wenig Brot,
und mancher deutsche Reitersmann
hat dort den Trunk sich abgetan;
den Pferden war's so schwer im Magen,
fast mußte der Reiter die Mähre tragen.

Nun war ein Herr aus Schwabenland,
von hohem Wuchs und starker Hand,
des Rößlein war so krank und schwach,
er zog es nur am Zaume nach;
er hätt' es nimmer aufgegeben,
und kostet's ihn das eigne Leben.
So blieb er bald ein gutes Stück
hinter dem Heereszug zurück;
da sprengten plötzlich in die Quer
fünfzig türkische Ritter daher.

Die huben an auf ihn zu schießen,
nach ihm zu werfen mit den Spießen.
Der wackre Schwabe forcht sich nit,
ging seines Weges Schritt vor Schritt,
ließ sich den Schild mit Pfeilen spicken
und tät nur spöttisch um sich blicken,
bis einer,dem die Zeit zu lang,
auf ihn den krummen Säbel schwang.

Da wallt dem Deutschen auch sein Blut,
er trifft des Türken Pferd so gut,
er haut ihm ab mit einem Streich
die beiden Vorderfüß' zugleich.
Als er das Tier zu Fall gebracht,
da faßt er erst sein Schwert mit Macht,
er schwingt es auf des Reiters Kopf,
haut durch bis auf den Sattelknopf,
haut auch den Sattel noch zu Stücken
und tief noch in des Pferdes Rücken;
zur Rechten sieht man wie zur Linken,
einen halben Türken heruntersinken.

Da packt die andern kalter Graus;
sie fliehen in alle Welt hinaus,
und jedem ist's, als würd' ihm mitten
durch Kopf und Leib hindurchgeschnitten.
Drauf kam des Wegs 'ne Christenschar,
die auch zurückgeblieben war;
die sahen nun mit gutem Bedacht,
was Arbeit unser Held gemacht.

Von denen hat's der Kaiser vernommen.
Der ließ den Schwaben vor sich kommen;
er sprach: »Sag an, mein Ritter wert!
Wer hat dich solche Streich' gelehrt?«
Der Held bedacht sich nicht zu lang:
»Die Streiche sind bei uns im Schwang;
sie sind bekannt im ganzen Reiche,
man nennt sie halt nur Schwabenstreiche.

Ludwig Uhland

Grüße Repo
 
Um den Uhland nicht so in der freien Luft (nach der er sich sehnte) hängen zu lassen, die Folgen:

BARBAROSSA

Der alte Barbarossa,
Der Kaiser Friederich,
Im unterird'schen Schlosse
Hält er verzaubert sich.

Er ist niemals gestorben,
Er lebt darin noch jetzt;
Er hat, im Schloß verborgen,
Zum Schlaf sich hingesetzt.

Er hat hinabgenommen
Des Reiches Herrlichkeit
Und wird einst wiederkommen
Mit ihr zu seiner Zeit.

Der Stuhl ist elfenbeinern,
Darauf der Kaiser sitzt;
Der Tisch ist marmelsteinern,
Worauf sein Haupt er stützt.

Sein Bart ist nicht von Flachse,
Er ist von Feuersglut,
Ist durch den Tisch gewachsen,
Worauf sein Kinn ausruht.

Er nickt als wie im Traume,
Sein Aug' halb offen zwinkt,
Und je nach langem Raume
Er einem Knaben winkt.

Er spricht im Schlaf zum Knaben:
"Geh hin vors Schloß, o Zwerg,
Und sieh, ob noch die Raben
Herfliegen um den Berg!

Und wenn die alten Raben
Noch fliegen immerdar,
So muß ich auch noch schlafen
Verzaubert hundert Jahr"

Friedrich Rückert (1817)


Womit wir im Kyffhäuser gelandet wären.

Die Sage bezog sich zunächst auf Friedrich II. Sie wurde mit Beginn des 16. Jahrhunderts auf Friedrich I. übertragen.

http://www.dielegende.de/Barbarossa.htm
 
Habe eine nette Parodie, aus der Zeit nach WK 1, auf die österr. Kaiserhymne "Gott erhalte Franz den Kaiser..." gefunden:

Gott erhalte, Gott beschütz
Unsern Renner*, unsern Seitz**,
Und erhalt - man kann nie wissen -
Auch den Kaiser in der Schweiz***!

* Karl Renner, geb. 14.12.1870, gest. 31.12.1950, Bundeskanzler (1918-1920) und Bundespräsident (1945-1950) Österreichs.
** Karl Josef Seitz, geb. 04.09.1869, gest. 03.02.1950, Bürgermeister von Wien (1923-1934) und Bundespräsident (1919-1920) Österreichs.
*** Kaiser Karl I., geb. 17.08.1887, gest. 01.04.1922, letzter Kaiser der k.u.k-Monarchie (1916-1918), war seit dem 23.03.1919 im schweizer Exil.
 
Gut finde ich von Erich Kästner das Gedicht mit dem Titel:

Die Entwicklung der Menschheit


Einst haben die Kerls auf den Bäumen gehockt,
behaart und mit böser Visage.
Dann hat man sie aus dem Urwald gelockt
und die Welt asphaltiert und aufgestockt,
bis zur dreißigsten Etage.
Da saßen sie nun, den Flöhen entflohn,
in zentralgeheizten Räumen.
Da sitzen sie nun am Telefon.
Und es herrscht noch genau derselbe Ton
wie seinerzeit auf den Bäumen.

Sie hören weit. Sie sehen fern.
Sie sind mit dem Weltall in Fühlung.
Sie putzen die Zähne. Sie atmen modern.
Die Erde ist ein gebildeter Stern
mit sehr viel Wasserspülung.

Sie schießen die Briefschaften durch ein Rohr.
Sie jagen und züchten Mikroben.
Sie versehn die Natur mit allem Komfort.
Sie fliegen steil in den Himmel empor
und bleiben zwei Wochen oben.

Was ihre Verdauung übrigläßt,
das verarbeiten sie zu Watte.
Sie spalten Atome. Sie heilen Inzest.
Und sie stellen durch Stiluntersuchungen fest,
daß Cäsar Plattfüße hatte.

So haben sie mit dem Kopf und dem Mund
Den Fortschritt der Menschheit geschaffen.
Doch davon mal abgesehen und
bei Lichte betrachtet sind sie im Grund
noch immer die alten Affen.

Erich Kästner
 
Ich hoffe dieses Gedicht gibt es noch nicht:


Berlin am Abende des 12. November 1848

Wilde kriegerische Klänge
Tönen in die Nacht hinaus,
Schweigend harrt des Volkes Menge
Vor dem königlichen Haus;
Manches Auge blitzt in Thränen,
Manche Faust ist wuthgeballt;
Ob der frevelnden Gewalt
Knirschen Kinder mit den Zähnen.
Glimm'! o glimm,
Heiliger Grimm!

Bleiches Mondlicht strahlt hernieder
Auf die haßentbrannte Welt; -
's ist derselbe Mond, ihr Brüder,
Der die Märznacht einst erhellt;
Kommt es heut zum Kugelregen:
Hält der Tod sein Sichelfest,
Und dem letzten Überrest
Gibt das Fallbeil seinen Segen. -
Noch ist von Groll
Das Maaß nicht voll. -

Erst des Landes Stimme hören
Will der friedliche Convent;
Bald wird sich das Land empören
Gegen Wrangels Regiment;
Drum voran mit edlem Stolze,
Bannerträger in Berlin!
Mag der Thron in Flammen glühn!
Denn er ist von faulem Holze.
Freiheit und Glück
Gibt Republik

Edit: Das Gedicht stammt von LOUISE ASTON (1814-1871)
Wir sammeln hier hier Gedichte mit historischem Bezug.
Quellenangabe ist Pflicht. Erläuterungen zu den Verfasser/Innen sehr erwünscht.
Mercy
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ich habe ein Gedicht von Heinz Erhardt gefunden. Ja genau, von dem Schauspieler und Komiker Heinz Erhardt.

Er hat das Gedicht von den Flecken gemacht, in dem er - ganz ungewohnt für ihn - mit Schärfe, Sarkasmus und Trauer auf Dinge hinweist, die man ganz einfach nicht mit Humor behandeln kann.

Flecke
Gott, voller Weisheit, hehr und mild
schuf uns nach seinem Ebenbild
Gewiß, wir Menschen sind gescheit,
doch wo ist unsre Menschlichkeit?
Erscheint uns jemand edel, groß,
so täuscht das: er verstellt sich bloß!
Erst wenn er Böses tut und spricht,
zeigt er sein wahres Angesicht!-

Um obiges nun zu beweisen,
laßt alphabetisch uns verreisen,
dann kann man sehn, was so geschah!
Wir fangen vorne an, bei A ! ! !

A (Amerika)

Amerika, du Land der Super-
lative und dort, wo James Cooper
zwar seinen "Lederstrumpf" verfaßte,
man aber die Indianer haßte,
weshalb man sie, halb ausgerottet,
in Reservaten eingemottet,
sich dafür aber Schwarze kaufte,
sie schlug und zur Belohnung taufte,
doch heute meidet wie die Pest,
sie aber für sich sterben läßt-
wie beispielgebend stehst du da
für Menschlichkeit! O USA!

B (Briten)

Jedoch auch sie, die vielen Briten,
die Schott- und Engländer, sie bieten
für unser Thema Menschlichkeit
so manchen Stoff seit alter Zeit!
Nur waren’s statt Indianer Inder,
die sie ermordeten, auch Kinder;
und ähnlich Schreckliches erfuhren
danach die Iren und die Buren,
die man durch den Entzug des Fetts
verschmachten ließ in den Kazetts!
Jedoch bei Völkern, welche siegen,
wird sowas immer totgeschwiegen . . .

C (Christen)

Dann wäre da, bar jeden Ruhms,
so manche Tat des Christentums,
die, eben wegen seiner Lehre,
am besten unterblieben wäre!
Man denke da zum Beispiel an
Inquisition zuerst und dann
an Waffensegnung mit Gebeten,
um andre Gläubige zu töten!
Auch dieses: lieber Menschenmassen
verelenden und hungern lassen,
statt man Geburtenreglung übe-
auch das zeugt nicht von Menschenliebe!

D (Deutschland)

Nun: Wollt ihr, daß im Alphabet
es mit dem D jetzt weitergeht?
Ist es nicht besser, wenn ich ende?
Wascht nur in Unschuld eure Hände
und greift, kraft eigenen Ermessens,
zum güt’gen Handtuch des Vergessens . . .

Doch hilft das Waschen nicht und Reiben:
Die Flecke bleiben!
 
hyokkose schrieb:
Das war ca. 30 Beiträge vorher schon mal dran:

Okay, hast Recht.

Das hier war aber noch nicht dran. Es war ein richtiger Tränenquetscher aus der Zeit des Krieges 1870/71, stammt von Ferdinand Koch" und hat den schönen Titel "Landwehrmanns Abschied".
Gute Unterhaltung!



[FONT=Times New Roman,Times][SIZE=+2]:weinen:Landwehrmanns Abschied:weinen: [/SIZE][/FONT]


[FONT=Times New Roman,Times][SIZE=+1]Nun, Weib jetzt ist die höchste Zeit –[/SIZE][/FONT]
[FONT=Times New Roman,Times][SIZE=+1]Zum Sammeln bläst es auf den Gassen.[/SIZE][/FONT]
[FONT=Times New Roman,Times][SIZE=+1]Verzage nicht in Herzeleid,[/SIZE][/FONT]
[FONT=Times New Roman,Times][SIZE=+1]Gott wird euch Beide nicht verlassen![/SIZE][/FONT]

[FONT=Times New Roman,Times][SIZE=+1]Noch einmal reich den Jungen her![/SIZE][/FONT]
[FONT=Times New Roman,Times][SIZE=+1]Mein armes Bübchen, laß dich küssen![/SIZE][/FONT]
[FONT=Times New Roman,Times][SIZE=+1]Acht Tag erst alt - `s ist wahrlich schwer,[/SIZE][/FONT]
[FONT=Times New Roman,Times][SIZE=+1]Daß ich von dir soll scheiden müssen.[/SIZE][/FONT]

[FONT=Times New Roman,Times][SIZE=+1]Sieh` an den Schlingel wie er lacht![/SIZE][/FONT]
[FONT=Times New Roman,Times][SIZE=+1]Ich nehm es mit als gutes Zeichen,[/SIZE][/FONT]
[FONT=Times New Roman,Times][SIZE=+1]Wenn der Kanonen Donner kracht,[/SIZE][/FONT]
[FONT=Times New Roman,Times][SIZE=+1]Es soll mir aus den Sinn nicht weichen.[/SIZE][/FONT]

[FONT=Times New Roman,Times][SIZE=+1]Da bläst es wieder – nimm ihn hin![/SIZE][/FONT]
[FONT=Times New Roman,Times][SIZE=+1]Behüt` dich Gott, der Herr der Welten! –[/SIZE][/FONT]
[FONT=Times New Roman,Times][SIZE=+1]Die Stunde geht mir hart zu Sinn,[/SIZE][/FONT]
[FONT=Times New Roman,Times][SIZE=+1]Franzos` du sollst sie mir entgelten![/SIZE][/FONT]

[FONT=Times New Roman,Times][SIZE=+1]Mein Junge, seh` ich dich nicht mehr,[/SIZE][/FONT]
[FONT=Times New Roman,Times][SIZE=+1]So wird dir deine Mutter sagen:[/SIZE][/FONT]
[FONT=Times New Roman,Times][SIZE=+1]Er blieb beim großen deutschen Heer,[/SIZE][/FONT]
[FONT=Times New Roman,Times][SIZE=+1]Das sich für Haus und Heer geschlagen.[/SIZE][/FONT]

[FONT=Times New Roman,Times][SIZE=+1]Und müsst, bevor der Herr uns wahr` ,[/SIZE][/FONT]
[FONT=Times New Roman,Times][SIZE=+1]Jetzt unserm Banner unterliegen,[/SIZE][/FONT]
[FONT=Times New Roman,Times][SIZE=+1]Es wird dereinst der deutsche Aar[/SIZE][/FONT]
[FONT=Times New Roman,Times][SIZE=+1]Zum großen Siege aufwärts fliegen.[/SIZE][/FONT]

[FONT=Times New Roman,Times][SIZE=+1]Dann soll auch er in Waffen sein,[/SIZE][/FONT]
[FONT=Times New Roman,Times][SIZE=+1]Das, Mutter, musst du mir versprechen,[/SIZE][/FONT]
[FONT=Times New Roman,Times][SIZE=+1]Um seines Vaters Grab zu weihn` ,[/SIZE][/FONT]
[FONT=Times New Roman,Times][SIZE=+1]Und Deutschlands Ehre mit zu rächen.[/SIZE][/FONT]
 
Zur Erinnerung an das württembergische Kap-Regiment:

Christian Friedrich Daniel Schubart

Kaplied


Auf, auf! ihr Brüder und seyd stark,
Der Abschiedstag ist da!
Schwer liegt er auf der Seele, schwer!
Wir sollen über Land und Meer
Ins heiße Afrika.

Ein dichter Kreis von Lieben steht,
Ihr Brüder, um uns her;
Uns knüpft so manches theure Band
An unser deutsches Vaterland,
Drum fällt der Abschied schwer.

Dem bieten graue Eltern noch
Zum letztenmal die Hand;
Den kosen Bruder, Schwester, Freund;
Und alles schweigt, und alles weint,
Todtblaß von uns gewandt.

Und wie ein Geist schlingt um den Hals
Das Liebchen sich herum:
Willst mich verlassen, liebes Herz,
Auf ewig? - und der bittre Schmerz
Macht's arme Liebchen stumm.

Ist hart - drum wirble du, Tambour,
Den Generalmarsch drein.
Der Abschied macht uns sonst zu weich,
Wir weinten kleinen Kindern gleich -
Es muß geschieden seyn.

Lebt wohl, ihr Freunde! Sehn wir uns
Vielleicht zum letztenmal;
So denkt, nicht für die kurze Zeit,
Freundschaft ist für die Ewigkeit,
Und Gott ist überall.

An Deutschlands Grenze füllen wir
Mit Erde unsre Hand
Und küssen sie - das sey der Dank
Für deine Pflege, Spels' und Trank,
Du liebes Vaterland!

Wenn dann die Meereswoge sich
An unsern Schiffen bricht,
So segeln wir gelassen fort;
Denn Gott ist hier und Gott ist dort,
Und der verläßt uns nicht!

Und ha, wenn sich der Tafelberg
Aus blauen Düften hebt;
So strecken wir empor die Hand,
Und jauchzen: Land! ihr Brüder, Land!
Daß unser Schiff erbebt.

Und wenn Soldat und Offizier
Gesund ans Ufer springt,
Dann jubeln wir , ihr Brüder, ha!
Nun sind wir ja in Afrika.
Und alles dankt und singt.

Wir leben drauf in fernem Land
Als Deutsche brav und gut.
Und sagen soll man weit und breit,
Die Deutschen sind doch brave Leut',
Sie haben Geist und Muth.

Und trinken auf dem Hoffnungskap
Wir seinen Götterwein;
So denken wir von Sehnsucht weich,
Ihr fernen Freunde, dann an Euch;
Und Thränen fließen drein.

Aus Gutenberg.de

EDIT: Bei Gedichten sollte man auch auf die Form achten.
Ausserdem: Ein Sammelsurium von Texten sollte das nicht werden, der historischer Hintergrund sollte schon erläutert werden.
Der Text ist zu wertvoll, um ihn lieb- klang- und sanglos einfach hinzubuttern.
Mercy
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
mal wieder eine "Nationalhymne":

Das Badner Land

Das schönste Land in Deutschlands Gau'n,
Das ist mein Badner Land,
Es ist so herrlich anzuschaun,
Und ruht in Gottes Hand.
Drum grüß' ich dich, mein Badner Land,
Du edle Perl im deutschen Land, deutschen Land,
Frisch auf, frisch auf, frisch auf, frisch auf, mein Badner Land!


Zu Haslach gräbt man Silbererz,
Bei Freiburg wächst der Wein,
Im Schwarzwald schöne Mädchen;
Ein Badner möcht' ich sein.
Drum grüß' ich dich ...


In Karlsruh' ist die Residenz,
In Mannheim die Fabrik,
In Rastatt ist die Festung,
Und das ist Badens Glück.
Drum grüß' ich dich ...


Der Bauer und der Edelmann,
Das stolze Militär,
Die schau'n einander freundlich an,
Und das ist Goldes wert.
Drum grüß' ich dich ...
 
Ludwig Uhland

Am 18. Oktober 1816


Wenn heut ein Geist herniederstiege,
zugleich ein Sänger und ein Held,
ein solcher, der im heil'gen Kriege
gefallen auf dem Siegesfeld,
der sänge wohl auf deutscher Erde
ein scharfes Lied, wie Schwertesstreich,
nicht so, wie ich es künden werde,
nein, himmelskräftig, donnergleich:

"Ihr Fürsten! seid zuerst befraget:
Vergaßt ihr jenen Tag der Schlacht,
an dem ihr auf den Knien laget
und huldigtet der höhern Macht?
Wenn eure Schmach die Völker lösten,
wenn ihre Treue sie erprobt,
so ist's an euch, nicht zu vertrösten,
zu leisten jetzt, was ihr gelobt.

Ihr Völker, die ihr viel gelitten,
vergaßt auch ihr den schwülen Tag?
Das Herrlichste, was ihr erstritten,
wie kommt's, daß es nicht frommen mag?
Zermalmt habt ihr die fremden Horden
doch innen hat sich nichts gehellt,
und Freie seid ihr nicht geworden,
wenn ihr das Recht nicht festgestellt

Ihr Fürstenrät' und Hofmarschälle
mit trübem Stern auf kalter Brust,
die ihr vom Kampf um Leipzigs Wälle
wohl gar bis heute nichts gewußt,
vernehmt! an diesem heut'gen Tage
hielt Gott der Herr ein groß Gericht.
Ihr aber hört nicht, was ich sage,
ihr glaubt an Geisterstimmen nicht.

Was ich gesollt, hab' ich gesungen,
und wieder schwing' ich mich empor;
was meinem Blick sich aufgedrungen,
verkünd' ich dort dem sel'gen Chor:
Nicht rühmen kann ich, nicht verdammen,
untröstlich ist's noch allerwärts:
Doch sah ich manches Auge flammen,
und klopfen hört' ich manches Herz."
 
Repo schrieb:
Zur Erinnerung an das württembergische Kap-Regiment:

Christian Friedrich Daniel Schubart

Kaplied

EDIT: Bei Gedichten sollte man auch auf die Form achten.
Ausserdem: Ein Sammelsurium von Texten sollte das nicht werden, der historischer Hintergrund sollte schon erläutert werden.
Der Text ist zu wertvoll, um ihn lieb- klang- und sanglos einfach hinzubuttern.
Mercy

Dem lieben Mercy hat die Form des von mir hier eingestellten Gedichts von Schubart nicht gepasst. Die Form habe ich aus "gutenberg.de" mit herüberkopiert, Reklamationen bitte ich dort anzumelden.
Außerdem bemängelt er, dass der historische Kontext fehlt, deshalb liefer ich diesen hier nach.:
Vom Söldnerhandel und Kapregiment
Der württembergische Herzog Karl Eugen hatte bereits 1757, ohne Einverständnis der Landesstände, 6000 Württemberger gegen drei Millionen Gulden an Frankreich, für den Kampf gegen Preussen, abgetreten. Das Land sah mit grosser Abneigung diese Kriegsspielereien des Herzogs und es ging bei den Truppen die Losung um: Nach Böhmen bringt Er uns nicht!" Die württembergischen Soldaten rebellierten und desertierten. Der Herzog liess darauf 16 Landeskinder standrechtlich erschiessen. Jetzt liess er eine Truppe von 2000 Mann für die Ostindische Kopagnie ausheben, zum Schutz derer wirtschaftlichen Interessen. Dieses "Kapregiment" diente 24 Jahre. Für Nachwuchs wurde gesorgt. Karl Eugen erhielt dafür über 400.000 Gulden. Die Truppen waren zwar offiziell Freiwillige, insgeheim hatte man aber ganze Dörfer umstellt und die jungen Burschen einfach zur Unterschrift gezwungen. Aus dem Amt Heidenheim kamen insgesamt 58 Rekrutierte nach Übersee. 44 von ihnen starben auf See, am Kap von Südafrika oder in Niederländisch-Indien. Von den insgesamt 3200 Württembergern kamen 2300 ums Leben, nur knapp 100 (!) sahen die Heimat wieder. Da die Mannschaft des Kapregiments zeitweilig auf dem Asperg stationiert waren, schrieb der Gefangene Schubart: 22. Februar 1787: "Künftigen Montag geht das aufs Vorgebirg der guten Hoffnung bestimmte württembergische Regiment ab. Der Abzug wird einem Leichenkondukte gleichen, denn Eltern, Ehemänner, Liebhaber, Geschwister, Brüder, Freunde verlieren ihre Söhne, Weiber Liebchen, Brüder, Freunde - wahrscheinlich auf immer. Ich hab ein paar Klagelieder auf diese Gelegenheit verfertigt um Trost und Mut in manches zagende Herz auszugiessen. Der Zweck der Dichtkunst ist, nicht mit Geniezügen zu prahlen, sondern ihre himmlische Kraft zum Besten der Menschheit zu gebrauchen." Das "Kaplied" und das Gedicht "Für den Trupp" wurden in einer Broschüre gedruckt und fanden ungeheure Verbreitung. Dazu vertonte Schubart die Verse. Schiller besucht Schubart auf dem Hohenasperg

Zitat aus: http://www.schubbi.org/cfd/lebenslauf.html

Angehörige der im Kapregiment ums Leben gekommenen haben bis in die 1830er Jahre mit dem Württ. Staat prozessiert.

Abschließend erlaube ich mir die Bemerkung, dass ich die kommentarlose Editierung eines Beitrags duch einen Moderator für problematisch halte. Zu was gibt es eigentlich PN´s?

Grüße Repo
 
Theodor Körner

Lied der schwarzen Jäger (1813)

Ins Feld, ins Feld! Die Rachegeister mahnen.
Auf, deutsches Volk, zum Krieg!
Ins Feld, ins Feld! Hoch flattern unsere Fahnen.
Sie führen uns zum Sieg.

Klein ist die Schar, doch groß ist das Vertrauen
Auf den gerechten Gott!
Wo seine Engel ihre Festen bauen,
sind Höllenkünste Spott.

Gebt kein Pardon!Könnt ihr das Schwert nicht heben.
So würgt sie ohne Scheu;
Und hoch verkauft den letzten Tropfen Leben!
Der Tod macht alle frei.

Noch trauern wir im schwarzen Rächerkleide
Um den gestorbenen Mut;
Doch fragt man euch, was dieses Rot bedeute:
Das deutet Frankenblut

Mit Gott!-Einst geht hoch über Feindes Leichen
Der Stern des Friedens auf;
Dann pflanzen wir ein weißes Siegeszeichen
Am Rheinstrom auf.
 
Erich Kästner

Patriotisches Bettgespräch

Hast Du, was in der Zeitung stand, gelesen?
Der Landtag ist mal wieder sehr empört
von wegen dem Geburtenschwund gewesen.
Auch ein Minister fand es unerhört.

Auf tausend Deutsche kämen wohl pro Jahr
gerade neunzehn Komma Null vier Kinder.
Null vier! - Und sowas hält der Mann für wahr.
Daß das nicht stimmen kann, sieht doch ein Blinder.

Die Kinder hinterm Komma können bloß
von ihm und anderen Ministern stammen.
Und solcher Dezimalbruch wird mal groß,
und tritt zu Ministerien zusammen.

Nun frag ich Dich, was kümmert das den Mann?
Er tut, als käm' er für uns auf und nieder.
Es geht ihn einen feuchten Kehrricht an.
Mir schläft der Arm ein. - So, nun geht es wieder.

Geburtenrückgang - hat er noch gesagt -
sei, die Geschichte lehrt es - Deutschlands Ende.
Und Deine Fehlgeburt hat er beklagt.
Und daß er, daß man abtreibt, gräßlich fände.

Jawohl, wir sollen Kinder fabrizieren
fürs Militär und für die Industrie,
zum Löhnesenken und zum Krieg verlieren.
Sieh Dich doch vor - ach so, das war Dein Knie.

Na komm, mein Schatz, wir wollen ihm eins husten.
Dein Busen ist doch wirklich noch famos.
Ob unsre Eltern, was wir wissen, wußten:
wer nicht zur Welt kommt, wird nicht arbeitslos.

Der Kinderreichtum ist kein Kindersegen.
Deck uns schön zu. Ich bild' mir ein, es zieht.
Komm, laß uns den Geburtenrückgang pflegen.
Und lösch die Lampe aus - des Landtags wegen,
damit er es nicht sieht.
 
Mal wieder was von Uhland:

Württemberg

Was kann dir aber fehlen,
Mein teures Vaterland?
Man hört ja weit erzählen
Von deinem Segensstand.

Man sagt: du seist ein Garten,
Du seist ein Paradies;
Was kannst du mehr erwarten,
Wenn man dich selig pries?

Ein Wort, das sich vererbte,
Sprach jener Ehrenmann:
Wenn man dich gern verderbte,
Daß man es doch nicht kann.

Und ist denn nicht ergossen
Dein Fruchtfeld wie ein Meer?
Kommt nicht der Most geflossen
Von tausend Hügeln her?

Und wimmeln dir nicht Fische
In jedem Strom und Teich?
Ist nicht dein Waldgebüsche
An Wild nur allzu reich?

Treibt nicht die Wollenherde
Auf deiner weiten Alb?
Und nährest du nicht Pferde
Und Rinder allenthalb?

Hört man nicht fernhin preisen
Des Schwarzwalds stämmig Holz?
Hast du nicht Salz und Eisen,
Und selbst ein Körnlein Golds?

Und sind nicht deine Frauen
So häuslich, fromm und treu?
Erblüht in deinen Gauen
Nicht Weinsberg ewig neu?

Und sind nicht deine Männer
Arbeitsam, redlich, schlicht?
Der Friedenswerke Kenner,
Und tapfer, wenn man ficht?

Du Land des Korns und Weines,
Du segenreich Geschlecht,
Was fehlt dir? – All und Eines:
Das alte, gute Recht.


Der historische Kontext:
Württemberg hatte seit Beginn der Neuzeit eine "Ständische Verfassung" (Tübinger Vertrag) die der 1. württ. König Friedrich 1805 außer Kraft setzte.
Als nach 1815 eine neue Verfassung eingeführt werden sollte, weigerten sich die Württemberger entschieden überhaupt darüber zu reden. Sie forderten das "Alte gute Recht" die alte Verfassung. Friedrich soll in diesem Zusammenhang geäußert haben: in diesem Land sind die ersten Worte die ein Kind spricht "noi eta" (nein, nicht)
Uhland war ein führender Vertreter der Verweigerer, für sich persönlich lehnte er es ab in den Staatsdienst zu treten, da er keinen Eid auf den König schwören wollte, der das "Alte gute Recht" außer Kraft gesetzt hatte.

Erst nach dem Tod des Königs Friedrich wurde dann die neue Verfassung angenommen.

Grüße Repo
 
Der von Trawerz
Eine Ballade
nach Börries von Münchhausen


aus den Parodien von Robert Neumann

Sitzt mancher reicher zu Rosse als Baron Horst Trawerz.
Trägt keiner am rechteren Flecke das deutsche, pochende Herz.
„Mir nach!“ sprengt Herzog Wilhelm voran gegen Mars la
Tour.
Sechshundert Husarenschwadronen brausen auf seiner Spur.

Sechshundert Schwadronen Säbel mähen die feindlichen
Reih’n.
Die Fahne? Man hat sie vergessen! Sie schwankt seitab und
allein.
Die Fahne! Die deutsche Fahne! Der Franzmann erspäht sie
und lacht:
„Allons, wir erobern den Fahne! Dann ist gewonnen der
Slacht!“

Zwölftausend Franzosendragoner klirren heran wie Erz.
Die deutsche Fahne verloren?! Noch atmet Baron Trawerz.
„Und kann ich die Fahne nicht retten – ihr werdet sie nicht
entweih’n:
In einem deutschen Magen soll sie begraben sein!“

Schon löst er die alte Seide, schon schiebt er sie in den Mund –
Zwölftausend Franzosen schwingen die Säbel drohend im
Rund.
Schon schluckt er die Fahnenbänder – das letzte schaut noch
hervor –
Zwölftausend Wutschreie gellen ihm in das brechende Ohr.

Nur die Stange noch! Und er knabbert. Verschlingt die
Hälfte mit Lust –
Zwölftausend Franzosensäbel fahren in seine Brust.
Saß mancher reicher zu Rosse als Baron Horst Trawerz.
Trug keiner am rechteren Flecke das deutsche, pochende
Herz.


(Ich hoffe, es hat niemand was gegen Satire in diesem Ordner.)
 
Aufgrund von Popes jüngstem Beitrag in Wie man unhaltbare Thesen "verteidigt" ist mir das Lied vom Kryptokommunisten eingefallen:


Dieter Süverkrüp schrieb:
Erschröckliche Moritat vom Kryptokommunisten

Wenn die Sonne, bezeichnender Weise im Osten
und rot hinter Wolken aufgeht,
das ist seine Zeit, da er flach wie ein Tiger
aus härenem Bette aufsteht.
Er wäscht sich nur ungern und blickt in den Spiegel
mit seinem Mongolengesicht.
Er putzt sich die Zähne mit Branntwein und trinkt einen Wodka,
mehr frühstückt er nicht.
Hu, huhuuu.
Dann zieht der Kommunist die Unterwanderstiefel an,
und dann geht er an sein illegales Untertagwerk ran.

Und dann fletscht er die Zähne, die Hand hält er vor, denn das darf ja kein Mensch niemals sehn.
Um neun Uhr zehn frißt er das erste Kind, blauäugig, blond aus dem Kindergarten.
Um elf brennt die Kirche, es drängen sich hilfsbereit Feuerwehr, Bürger und Christ.
Derweil diskutiert er mit Schwester Theres, bis die auch für den Weltfrieden ist, huhu.
Der Kommunist ist so geschickt, dagegen kann man nicht!
Und zu Mittag schreibt er gar noch ein politisches Gedicht.

Er verstellt sich, spricht rheinisch statt sächsisch und infiltriert meuchlings und nur hinterrücks.
Und wenn du bis heute verschont bliebst, ist das eine Frage persönlichen Glücks.
Am Nachmittag platzt eine Bombe in Bonn,
aber da hat er sich geirrt!
Weil, wenn einer nur an KZs mitentworfen hat,
daraus kein Staatseklat wird.
Und wer ein Kommunist ist, kriegt man niemals richtig raus,
so ein Kryptokommunist sieht immer agitproper aus.
Hu, huhuuu.

Zumeist kommunistet er dort in der Hütte,
die gleich hinterm Bahndamm versteckt liegt.
Da übt er sich heimlich in Philosophie, Analyse, sowie Dialektik.
Müd kommt er nach Hause, er küßt seine Frau und spielt mit den Kindern Verstecken.
Die Kinder sind auch durch und durch infiziert, denn sie kennen im Haus alle Ecken.
Dann zieht der Kommunist die Unterwanderstiefel aus,
und dann ruht er sich von seinem schweren Untertagwerk aus.
Dann hört er sich die Platte mit der H-Moll-Messe an,
weil er nicht einmal privat mehr völlig unverstellt sein kann.
Hu, huhu is huu?
 
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