tejason
Aktives Mitglied
Ein wirklich interessanter Thread, gratuliere!
Mein Beitrag ist eigentlich Off-Topic. Ich möchte nur etwas zu den Freikorps beitragen, die mir bislang zu grob skizziert wurden. Weil es einerseits die inzwischen obsolete SA-Unterdiskussion berührt und andererseits die Tatsache das Lettow-Vorbeck ein Freikorpsführer war denke ich das mein Beitrag hilfreich sein kann zum Hintergrund.
Ihre Tradition aus den Befreiungskriegen ist makellos, hier handelte es sich um patriotische Bürger die in der Lage waren ihre Ausrüstung selbst zu bezahlen und in eigenen Verbänden relativen Kleinkrieg hinter den feindlichen Linien zu führen. Sie wählten ihre Offiziere selbst. Sie sahen ihre Aufgabe darin, die Bevölkerung gegen die französische Besatzung aufzuwiegeln und zum Aufstand zu bringen. Sie dienten weniger den deutschen Kleinstaaten, sondern mehr der national-deutschen Einigungsidee. Den Dynastien und Militärs passte diese Ausrichtung nur am Rande.
Die Freikorps nach dem ersten Weltkrieg nahmen in erster Linie nur die national-deutsche Tradition in sich auf. Sie waren überwiegend national-monarchistisch eingestellt und fühlten sich nur dem 'Vaterland', aber keiner Regierung primär verbunden. Sie wurden hier im Thread als Söldner bezeichnet, ein Ausdruck gegen den ich mich wehre und die Ursache meiner Anmerkung ist. Natürlich war unter ihnen der Anteil von jenen Menschen völlig dominierend, die an die 'Dolchstoßlegende' glaubten. Im Laufe der Zeit entwickelten sich völlig unterschiedliche Freikorps, so gab es auch solche die etwa eine Seperation Bayerns betrieben. Fast ausschließlich keineswegs demokratisch gesinnt kann man sie als Konservativ bezeichnen. Bekannt wurden vor allem die maßlos reaktionären Verbände. So lange in Deutschland und Teilen Deutschlands bürgerkriegsartige Zustände herrschten, blieben sie ein Machtfaktor, waren aber zunehmend auf Finanzierung angewiesen. Die 'regulären Truppen' des Kaiserreiches hatten sich ohnehin weitgehend im Rahmen der Demobilisierung aufgelöst. Das war auch der Grund warum sie überhaupt zu einem Machtfaktor wurden!
Kommunistisch ausgerichtete Kampfverbände, die es auch gab, nannten sich nicht Freikorps sondern Rote Armee und wollten duch Verschmelzung von ihren Kerntruppen mit 'zu begeisterndem Proletariat' die Erfolge der Bolschewiken in Russland wiederholen. Der kommunistische Mix aus erfahrenen Kerntruppen und 'Rebellen', die ohne schwere Waffen (keinen einfachen Zugriff auf Heeresmaterial, da nicht durch Offiziere geduldet) auskommen mussten, erwies sich als weniger Kampfstark als die Freikorps, die von kaiserlichem Offizierskorps gefördert und geleitet wurden.
Letztlich war es vor allem die Reichswehrführung, die diese Verbände unterstützte. Es gelang ihr überwiegend aus diesem Milieu die mehr und mehr sich unpolitisch (im Herzen aber Deutschnationale) gebende neue Reichwehr zu formieren. Hier fanden sehr viele Freikorpskämpfer ihre neue Heimat, doch bot sie längst nicht allen ihren Kämpfern eine neue Heimat.
Im deutschnationalen Milieu blieben Freikorpskämpfer dominierend in vaterländischen, halbmilitärischen Organisationen wie dem 'Stahlhelm'. Daneben bildeten andere Freikorpsleute durchaus eine Basis für Organisationen wie der faschistischen SA. Beim Hitler-Ludendorff-Putsch wurde an diese gemeinsame Freikorpsvergangenheit (allerdings weitgehend erfolglos) appelliert.
Falls es jemals eine Freikorpsbewegung gegeben hatte, war sie spätestens mitte der 20er Jahre politisch tod. Als Gegenstand der Nostalgie und gemeinsame Basis für nationales Tam-Tam mochte sie noch dienen, mehr nicht.
Ich hoffe mein Exkurs war nicht zu weit weg vom Thema.
Anmerkung des Moderators: Beitrag in ein passenderes Thema verschoben
Mein Beitrag ist eigentlich Off-Topic. Ich möchte nur etwas zu den Freikorps beitragen, die mir bislang zu grob skizziert wurden. Weil es einerseits die inzwischen obsolete SA-Unterdiskussion berührt und andererseits die Tatsache das Lettow-Vorbeck ein Freikorpsführer war denke ich das mein Beitrag hilfreich sein kann zum Hintergrund.
Ihre Tradition aus den Befreiungskriegen ist makellos, hier handelte es sich um patriotische Bürger die in der Lage waren ihre Ausrüstung selbst zu bezahlen und in eigenen Verbänden relativen Kleinkrieg hinter den feindlichen Linien zu führen. Sie wählten ihre Offiziere selbst. Sie sahen ihre Aufgabe darin, die Bevölkerung gegen die französische Besatzung aufzuwiegeln und zum Aufstand zu bringen. Sie dienten weniger den deutschen Kleinstaaten, sondern mehr der national-deutschen Einigungsidee. Den Dynastien und Militärs passte diese Ausrichtung nur am Rande.
Die Freikorps nach dem ersten Weltkrieg nahmen in erster Linie nur die national-deutsche Tradition in sich auf. Sie waren überwiegend national-monarchistisch eingestellt und fühlten sich nur dem 'Vaterland', aber keiner Regierung primär verbunden. Sie wurden hier im Thread als Söldner bezeichnet, ein Ausdruck gegen den ich mich wehre und die Ursache meiner Anmerkung ist. Natürlich war unter ihnen der Anteil von jenen Menschen völlig dominierend, die an die 'Dolchstoßlegende' glaubten. Im Laufe der Zeit entwickelten sich völlig unterschiedliche Freikorps, so gab es auch solche die etwa eine Seperation Bayerns betrieben. Fast ausschließlich keineswegs demokratisch gesinnt kann man sie als Konservativ bezeichnen. Bekannt wurden vor allem die maßlos reaktionären Verbände. So lange in Deutschland und Teilen Deutschlands bürgerkriegsartige Zustände herrschten, blieben sie ein Machtfaktor, waren aber zunehmend auf Finanzierung angewiesen. Die 'regulären Truppen' des Kaiserreiches hatten sich ohnehin weitgehend im Rahmen der Demobilisierung aufgelöst. Das war auch der Grund warum sie überhaupt zu einem Machtfaktor wurden!
Kommunistisch ausgerichtete Kampfverbände, die es auch gab, nannten sich nicht Freikorps sondern Rote Armee und wollten duch Verschmelzung von ihren Kerntruppen mit 'zu begeisterndem Proletariat' die Erfolge der Bolschewiken in Russland wiederholen. Der kommunistische Mix aus erfahrenen Kerntruppen und 'Rebellen', die ohne schwere Waffen (keinen einfachen Zugriff auf Heeresmaterial, da nicht durch Offiziere geduldet) auskommen mussten, erwies sich als weniger Kampfstark als die Freikorps, die von kaiserlichem Offizierskorps gefördert und geleitet wurden.
Letztlich war es vor allem die Reichswehrführung, die diese Verbände unterstützte. Es gelang ihr überwiegend aus diesem Milieu die mehr und mehr sich unpolitisch (im Herzen aber Deutschnationale) gebende neue Reichwehr zu formieren. Hier fanden sehr viele Freikorpskämpfer ihre neue Heimat, doch bot sie längst nicht allen ihren Kämpfern eine neue Heimat.
Im deutschnationalen Milieu blieben Freikorpskämpfer dominierend in vaterländischen, halbmilitärischen Organisationen wie dem 'Stahlhelm'. Daneben bildeten andere Freikorpsleute durchaus eine Basis für Organisationen wie der faschistischen SA. Beim Hitler-Ludendorff-Putsch wurde an diese gemeinsame Freikorpsvergangenheit (allerdings weitgehend erfolglos) appelliert.
Falls es jemals eine Freikorpsbewegung gegeben hatte, war sie spätestens mitte der 20er Jahre politisch tod. Als Gegenstand der Nostalgie und gemeinsame Basis für nationales Tam-Tam mochte sie noch dienen, mehr nicht.
Ich hoffe mein Exkurs war nicht zu weit weg vom Thema.
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