Ein unglaublich spannendes Thema, das hier begonnen wurde...
Hallo Luki :winke:, schön, dass wie dich aus der Spielehalle hervorlocken konnten.
Ich habe mal ein wenig in meinem Bücherschrank gekramt und "Eine kleine Plauderei über die große Weltgeschichte der Arzneipflanzen" gefunden.
"Das grüne Geheimnis" von Michel Wilhelm.
Demnach wurde das erste Heilkräuterbuch von Kaiser Shen-nung vor ungefähr 5000 Jahren zusammengestellt, welcher nach heutigen Maßstäben ein Biologe, Naturforscher und Förderer der Landwirtschaft gewesen war. Er soll den Pflug erfunden haben und die Bauern gelehrt haben, wie man auf überschwemmten Feldern Reis anbaut.
Das Heilkräuterbuch ist leider verschollen, es wird überliefert, dass es bereits 239 Pflanzen aufzählen konnte. Allerdings soll es Marco Polo vor rund 700 Jahren noch einmal zu Gesicht bekommen haben. Er, 17 jähriger, sein Vater und Onkel reisten als Kaufleute über Bagdad zum Persischen Golf, durch den Iran und Pamir weiter am Lop-nor vorbei nach China.
Auf ihrem Rückweg führten sie kostbare Waren mit sich.
Die Früchte des Sternanis zählten dazu, die wegen ihres hohen Gehalts an ätherischen Ölen besonders geschätzt waren. Sie galten wie unsere Anissamen als Magenstärkungs- und Beruhigungsmittel. Aus dem Öl stellte man in der alten Welt wohlriechende Salben her.
Wahrscheinlich führte die Reisegesellschaft auch Proben des Kampferholzes mit. In den religiösen Kulten zwischen Indochina und Peking benutzte man einen Extrakt daraus, der in den Tempeln verdampft wurde, um die Häupter der Götter zu verhüllen.
Heute wissen wir, dass Kampfer einen wohltuenden Einfluß auf Atmung und Herztätigkeit hat.
Er galt und gilt auch als Mittel gegen Infektionskrankheiten. Früher behauptete man, er wirke auch innerlich beruhigend auf die Geschlechtsorgane.
Eine weitere begehrte Handelsware war Opium. Wobei die Mode und damit auch die Sucht, Opium zu rauchen etwa um 900 n.Chr. bei den Mohammedanern in Vorderasien entstand
Zurück zu den Kräutern.Die Seefahrer des 15. und 16.Jh. brachten auch eine Vielzahl neuer
Drogen nach Europa
.
Es gab viel zu tun: neue Pflanzen mußten beschrieben und getest werden, neue Mixturen kamen in Mode. Und der Hunger nach Wissen war kaum zu stillen.
Wertvolle und praktische Kenntnisse hatte man bis dahin aus den Schriften des Dioskurides, den "Pedacii Dioscoridis Anazarbaei de materia medica", gezogen sowie aus dem Buch der heiligen Äbtissin
Hildegard von Bingen, "Physica sive subtilitatis diversarum naturarum creaturarum", einem Werk in dem immerhin schon 250 Gräser, Kräuter und Früchte beahdnelt sind. Zwischen 1151 und 1168 hatte HvB vor allem Pflanzen des germanischen Kulturraums breiten Platz eingeräumt und auch deutsche Namen der einzelnen Drogen verwendet.
Als vielleicht schönstes Kräuterbuch war bis dahin das des Mönchs Walahfried Strabo aus der ersten Hälfte des 9.Jh. benannt. Diese in lateinischen Hexametern geschriebene "
hortulus" gab auch manche Hinweise auf die medizinische Verwendung der Drogen.
So berichtete er z.b. über den Salbei:
"Leuchtend blühet Salbei ganz vorn am Eingang des gartens, süß von Geruch, voll wirkender Kräfte und heilsam zu trinken, manche Gebresten der Menschen zu heilen, erwies er sich nützlich. Ewig im Grüne der Jugend zu stehen, hat sie dadurch verdient."
Schließen möchte ich diesen kleinen Beitrag mit Karl von Linné. Der fanatische Systematiker Linné bekam durch die Forschung Camerarius (der die Sexualität der Pflanzen entdeckte und beschrieb) ein Instrument in die Hand, mit dem er Ordnung ins Tier- und Pflanzenreich bringen konnte. Er studierte in Lund und Uppsala Medizin und promovierte in Holland. Als praktischer Arzt wirkte er in Stockholm, als Professsor der Botanik seit 1741 in Uppsala. Im Jahre 1735 stellte er die erste Fassung seines Hauptwerks "Systema natura" vor, in dem er die Tiere in sechs Klassen einteilte: Säugetiere, Vögel, Lurche, Fische, Kerbtiere und Würmer. Gleichzeitig wies er dem Menschen seinen Platz in der Klasse der Säugetiere an.
Seinem künstlichen System der Pflanzen förderlich war ihm die Überzeugung, dass alle Arten der Tier- und Pflanzenwelt in ihrer gegenwärtigen Gestaltvon Gott geschaffen worden und daher seitdem keine neuen Arten entstanden seien. Er selbst revidierte und bemühte sich ab 1738 um ein natürliches System.
Als wichtigste Verbesserung führte Linné 1753 in seinem "Species plantarum" die binäre Nomeklatur der pflanzen nach Gattungs- und Artnamen ein.
Dem Thema Arzneipflanzen in Ägypten, im alten Rom sowie im Mittelalter räumt Michael Wilhelm in seinem kleinen Büchlein ebenfalls viel Raum ein. Aber um da etwas mehr zu berichten, müßte ich mir etwas Zeit nehmen. Ich bitte also um Geduld.
Übrigens wird seit 1999 auch die Arzneipflanze des Jahres gekürt und in diesem Jahr erhielt der
Hopfen diesen Titel. Und liebe Männer, er ist
nicht nur zum Bierbrauen gut...:rofl:
PS: Ich persönlich fände es schade, den Thread zu teilen. Ich denke, der kleine Kreis der Interessierten findet sich zurecht.