Geschichte des Unterseebootes

Dieses Thema im Forum "Technikgeschichte" wurde erstellt von Köbis17, 1. Juli 2010.

  1. silesia

    silesia Moderator Mitarbeiter

    Mit "zusammenquetschen" hat das erstmal nichts zu tun. Das verwechselst Du mit dem Druckunterscheid zwischen Innenraum des Bootes und dem vollständig umgebenden Wasserdruck in großer Tiefe.

    Hier geht es um Ausbreitung mechanischer Wellen. Diese verbreiten sich durch Übertragung von Schwingungen im Medium, hierdurch wird Energie transportiert - nicht Stoffe. Dass sich ((Stoß-)Wellen durch Hindernisse verbreiten, ist nichts Ungewöhnliches und kann schon bei Lärm hinter Fensterglas festgestellt werden. Wieweit die Energie der Schwingungen bei "Übertragung" durch ein Hindernis "abgebremst" wird, durch Reflexion, Beugung oder Brechung, hängt von Fall ab.

    Hier ist durch Tests am Stahlkörper eine "Durchleitung" der Schwingungsenergie (wobei diese durch die Explosionskraft/Zündmasse, Ausbreitungsmedium Wasser, Abstand vom Schiffskörper) bei 1cm Stahl mit rd. 8% im Versuchsaufbau gemessen worden ist. Der Winkel des Torpedos zum Schiff spielte bei den Parametern kaum eine Rolle. Siehe die Zeichnung im Aufsatz.

    Zu den Verletzungsmöglichkeiten von übertragenen Stoß- oder Schockwellen kann weiter recherchieren. Es scheint so zu sein, dass diese ansteigen, wenn sie in einen geschlossenen Raum übertragen werden, wegen weiterer Reflexionen im Rauminneren. Verletzungen der Lunge treten bereits bei stoß(/schock-)weisen Veränderungen von 15-20 kPA auf, rd. 1/10 der hier übertragenen Stoßwelle.

    Verformungen des "Hindernisses", Risse etc. wurden hier ausgegrenzt. Dafür hätte offenbar der "blast" stärker sein müssen. Die Übertragung der Welle funktioniert eben auch unterhalb der Brechungswerte des Hindernisses.
     
  2. silesia

    silesia Moderator Mitarbeiter

    Wissenschaftlich wird nun dem Modellversuch aus der obigen Publikation widersprochen, aufgrund der Eigenschaften des im Torpedo verwendeten Explosionsstoffs/Schwarzpulvers. Das Auftreten einer Schockwelle wird bestritten, anstelle einer schwächeren Druckwelle.

    "But the U.S. Navy said the blast didn’t kill the crew.

    In a forthcoming paper that will be published by the Society of Naval Architects and Marine Engineers, two Navy scientists — who conducted their own tests — say the black powder used in the Hunley’s torpedo, when ignited, would produce a low-magnitude pressure pulse, not a shock wave.

    Basically, Navy scientists say the explosion might have knocked the men in the sub around a bit, but didn't cause any serious injury. Which is what Paul Taylor, a spokesman for the Naval History and Heritage Command, has said.

    "The Navy has already examined the concussive wave theory. We found it highly unlikely to have injured the crew, let alone caused their deaths."

    The mystery of why the Hunley sank off the coast of Charleston is far from solved
     
  3. Apvar

    Apvar Premiummitglied

    Wie gesagt eine Druckwelle wie auch immer im Boot? Eine Erhöhung des Kohlensäureanteils in der Luft hat 2 Effekte. Der 1. ist das der Sauerstoffanteil im gleichen Mass sinkt wie der Kohlensäureanteil steigt. Der 2. ist das eine Erhöhung der Kohlensäure nicht geschmeckt werden kann. Man wird nur müde. Und schläft ein. Und wenn alle auf der Gefechtsstation einschlafen hatte keiner die Chance zu verlassen. Zum anderen, falls Panik aufgetreten sein sollte wird einfach noch schneller der Sauerstoff verbraucht.
    Gab es eigentlich die Möglichkeit der Pathologischen Untersuchung der Leichen, nicht nur der Knochen? Dann hätte man den Organen mehr finden können.
     
    Zuletzt bearbeitet: 3. September 2017
  4. hatl

    hatl Premiummitglied

    Der Hecht und der Vorschlaghammer

    ..mir hat ein Arbeitskollege mal folgende Story erzählt;
    dass es also so gewesen sei: :)
    Sein Vater, und andere auch, hätten sich in der Hungerzeit kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, des Winters auf die dicke Eisdecke eines zugefrorenen See begeben, mit einem Vorschlaghammer.
    Hätte sich ein Hecht unmittelbar, und sichtbar, unterhalb der Eisdecke befunden, dann wäre er durch einen kräftigen Schlag auf das Eis erlegt und hernach herausgepickelt worden.
    Ich weiß ja nicht ob die Story stimmt.
    Aber mechanisch ist das schon eine interessanteVorstellung.
    Ein sehr scharfer Impuls in ein inkrompessibles Medium, aus nächster Nähe.
    Kann man sich schon vorstellen. Wahrscheinlich entschwinden dem Hecht zuerst, und am empfindlichsten, die Sinne.
     
  5. Matze007

    Matze007 Aktives Mitglied

    Ich bin geneigt, die Hwchrgeschichte zu glauben :)
    Dynamitfischen funktioniert ja auch. Allerdings hat man da großen Schwund, da vielen Fischen die Schwimmblase reißt und sie deshalb sinken.
    Dennoch fiele es mir leichter an die Schockwellenthese zu glauben, wenn es solche Erfahrungen aus den Weltkriegen gäbe.
     
  6. hatl

    hatl Premiummitglied

    Das ist wohl klar ein Beitrag von einem der Zehnfinger schreibt.
    :D;)

    Die Mehreren steigen wohl auf.
    "Dennoch fiele es mir leichter an die Schockwellenthese zu glauben, wenn es solche Erfahrungen aus den Weltkriegen gäbe."
    Geht mir auch so.
    Da hat es ja auch eine Zwischenwand, aber darunter ein sehr kompressibles Medium, anders als beim "Hwchr". :D:D

    LG hatl
     
  7. Matze007

    Matze007 Aktives Mitglied

    Ups. Ja, und das bei so einem kleinen Smartfon ... :(
     
  8. Conzaliss

    Conzaliss Mitglied

    Das erste echte deutsche U-Boot war der Typ XXI. Dieses Boot war seiner Zeit weit voraus. Viele Fachleute sind heute der Meinung, dass, wenn dieser Typ nur 1 Jahr früher verfügbar gewesen wäre oder der Krieg nur 1 Jahr länger gedauert hätte, er für die Geleitzüge und Eskorten gefährlicher als die alten Typen in den Jahren 1939-41 gewesen wäre. Dem faktisch schon längst verlorenen Krieg hätte er aber auch keine Wendung mehr geben können...
     
  9. silesia

    silesia Moderator Mitarbeiter

  10. Apvar

    Apvar Premiummitglied

    Da verweise ich mal auf Beitrag #143. Der erhöhte Kohlensäureanteil in der Luft wird immer wahrscheinlicher. Zumal es damals außer brennenden Kerzen keine Anzeige gab für einen Sauerstoffmangel. Sprich, die Flamme geht aus weil nicht genug Sauerstoff in der Luft ist und gleichzeitig ein zu hoher Kohlensäureanteil ist in der Luft.
     
  11. hatl

    hatl Premiummitglied

    Der von silesia verlinkte Artikel legt anderes nahe.
    Nämlich dass keine Panik erkennbar ist und auch nicht der Versuch die schweren Balastplatten von der Unterseite der Hunley abzuwerfen.
    Eine im Artikel zitierte Studie, bzw. Simulation in verändertem Maßstab, legt nahe, dass mit dem Zünden des Stangentorpedos die Handlungsunfähigkeit der Mannschaft einherging.
    Air blast injuries killed the crew of the submarine H.L. Hunley
    Ich kann das nicht überprüfen, aber kann mir schon vorstellen, dass es in der Stahlröhre ordentlich gescheppert hat.
     
  12. silesia

    silesia Moderator Mitarbeiter

    Genau. Der Marine-Archäologe der Clemson-University schreibt folgendes zu der Blast-Hypothese:


    One recent hypothesis, raised in a 2017 study by researchers at Duke University, suggests that the crew of the Hunley accidentally killed themselves with the shockwaves from their torpedo's explosion. The fateful torpedo was attached to the bow of the Hunley by a metal spar less than 16 feet (5 meters) long. According to the researchers, who conducted a (very cool) scale reproduction of the explosion using model ships, the resulting shockwaves from the torpedo blast would have been powerful enough to burst the blood vessels in the crewmen's lungs and brains. Such a blast would have probably incapacitated the crew, if it didn’t kill them outright.

    Die Sache ist wirklich mysteriös.
    Und bei der Skizze gruselt es, in einem solchen Sarg den Propeller gedreht zu haben. Die Blechbüchse ist dreimal gesunken und hat rund drei Besatzungen das Leben gekostet. Was für ein Himmelfahrtskommando ...
     
  13. hatl

    hatl Premiummitglied

    So ungefähr müssen die Bootsleute in der Himmelfahrts-Kammer gesessen haben:
    https://www.hunley.org/wp-content/uploads/2016/09/handcrank-300x200.jpg
    Das ist wirklich gruselig, denn wußten ja wahrscheinlich wie es ihren Vorgängern ergangen war.
    Das ist einfach verrückt.
    Wie ist jemand drauf der sich freiwillig in eine derartige Lage zu begibt?

    Gemäß Hunley-Museum gab es jedoch vorher einen Test mit Torpedo und das Boot kam wieder an die Oberfläche:
    "Satisfied with their submarine’s performance, in July 1863, a demonstration of the Hunley’s attack capabilities took place for Confederate officials.

    An old coal-hauling barge was anchored in the middle of the Mobile River. The Hunley approached her mark and then dove beneath the target vessel. When the torpedo hit the barge, it blew up and sank within minutes. The Hunley resurfaced shortly after. After two years of attempts at the submarine concept, it had finally happened. The Hunley had successfully attacked her target."


    Leider ohne Quellenverweis.
    Es scheint aber naheliegend zu sein, dass eine solche Investition durch einen Versuch abgesichert wird.
     
  14. silesia

    silesia Moderator Mitarbeiter

    schwedenmann und balkanese gefällt das.
  15. silesia

    silesia Moderator Mitarbeiter

    hatl und schwedenmann gefällt das.
  16. hatl

    hatl Premiummitglied

    Die Animation in Deinem Link ist wirklich sehenswert.
    Ich versuche mir das vorzustellen wie das gehen soll mit dem Zirkulationssystem.
    Der zusammengekauerte Mann, oder einer der zwei, in der Mitte der erbärmlich schwach beleuchteten Stahl-Röhre, deren Innendurchmesser gerade mal ca. 1,2 m beträgt,
    greift nach oben um einen Hebel herabzuziehen.
    Dieser schwenkt zwei Schnorchelrohre nach oben. (vielleicht 2m lang)
    Dann vergewissert er sich irgendwie, dass das Tauchboot den richtigen Abstand zur hoffentlich ruhigen Wasseroberfläche hat.
    Er nimmt nun einen Vierkantschlüssel, schraubt den Blindstopfen des einen Schnorchelendes ab, und schraubt den Schlauch des Blasebalgs an. Anschließend schraubt er mit besagtem Werkzeug den Blindstopfen des zweiten Schnorchels ab und beginnt an einem Blasebalg zu pumpen. (aus dem einen Rohr strömt die Luft hinaus, während der dadurch enstehende Unterdruck etwa die gleiche Menge Luft in das Boot saugt.)
    Das alles während er vom Knall des Stangentorpedos mindestens halbtaub ist, und er eine stark eingeschränkte Sicht hat, und ohne sich auf eine stabile Lage des Bootes verlassen zu können.
    Wenn er das mit brauchbarer Wahrscheinlichkeit zusammenbringen soll, dann muss nicht nur er diesen Fall trainiert haben, sondern auch der Rest der Mannschaft, ohne deren Mitwirkung der Handlungsablauf nicht erfolgreich stattfinden kann.

    In jedem Falle aber sollte den Mitgliedern der Mannschaft klar gewesen sein, in welch hohem Maß sie sich selbst der Ungewissheit ausliefern, denn die Überlebensrate vorheriger Unternehmungen dieser Art war bekannt gering.
    "The Hunley volunteers had willingly placed themselves in the condition of slaves—in the fight to preserve slavery."
    wie hier bemerkt:
    H.L. Hunley’s Harrowing Mission

    Was für eine verrückte Story
     
  17. Apvar

    Apvar Premiummitglied

    Wobei mir ein Fehler in der Übersetzung aufgefallen ist. Air ist Luft. Sauerstoff ist Oxygen.
    Und damit sind wir wieder bei dem Sauerstoffverbrauch in einem geschlossenem Behälter und der Anreicherung von Kohlendioxid.
    Atemantrieb – Wikipedia
    Wann wurde eigentlich der Sauerstoffverbrauch untersucht, generell gesehen.
     
  18. hatl

    hatl Premiummitglied

    Eigentlich sollten bereits die Höhlenmaler von Lascaux ein nutzbares Verständnis der Zusammenhänge gehabt haben.
     

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