Geschichte erzählt von Ost nach West und umgedreht -Das Leben mit der Mauer-

So hatte ich es nicht gemeint. Eher in die Richtung,daß es auch Menschen gab, die keine Kommunisten waren und trotzdem ein zufriedenes und auskömmliches Leben in der DDR führten und sich auch nicht eingeschränkt fühlten im Gegensatz zum "Revoluzzer" Köbis.
 
und sich auch nicht eingeschränkt fühlten im Gegensatz zum "Revoluzzer" Köbis.

Ich möchte niemanden angreifen,jedoch glaube ich auf Basis des mir bekanten,dass jeder Mensch,dem die Freiheit seiner Gedanken und seiner selbst wichtig war,sich in der DDR eingeschränkt fühlen mußte.
 
Es kommt ganz klar auf den Typ Mensch an:

Es gibt viele Menschen, die leben ihr Leben, gehen arbeiten, zu Hause beschäftigen sie sich mit den Kindern, sie streben nicht nach großer Karriere oder Aufmerksamkeit. Diese Leute fühlten sich wohl nicht sonderlich eingeschränkt in der ehem. DDR. Sie haben den Krieg miterlebt, waren dort schon Unterdrückung gewohnt, hatten harte Zeiten mitgemacht und jetzt ist es besser, aber auch nicht viel besser. Man ist immer noch eingeschränkt, man wird vom Staat diktiert. Diese Bürger, die nichts gegen das Staatsorgan unternahmen, hatten es auch nicht schlecht. Sie brauchten keine Angst vor Spitzel oder Ähnlichem haben.

Und mit Coca-Cola und Co. Sie kannten nichts anderes, jedenfalls die meisten. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und so ging es auch vielen Menschen in der DDR.

Aber natürlich sind so nicht alle Menschen. Viele Menschen wollen ihre Freiheit, wollen sich nicht vom Staat diktieren lassen, diese Menschen konnten nicht Pro-Staat sein. Sie fühlten sich unterdrückt und sahen oftmals das Leben beim Klassenfeind BRD.

Deshalb kann man nicht pauschal sagen, dass alle DDRler froh waren, dass es endlich die Wiedervereinigung gab, es kommt auf den Typ Mensch an und wie er sich in so einer Gesellschaft einfindet.

Lg
Balduin
 
Hallo Zusammen,

danke erstmal für den "Revoluzzer", ich fühle mich geehrt. Da passt dann auch wieder mein Nickname zu mir.:yes:

Klar ist der Kern an Menschen innerhalb eines Staates, egal wie er ausgelegt ist, immer zufrieden, mit dem, wie es ist. Es gibt genug Probleme im Alltag, warum sollte man sich dann noch welche schaffen, die man garnicht braucht.
Aber irgendwie waren dann doch mehr Menschen unzufrieden, als zufrieden ( nehmen wir mal die 100%igen aus der Betrachtung ), sonst hätte es die friedliche Wende nicht gegeben.

Das lag einfach an der Tatsache, das die alten Herren des damaligen Politbüros jeglichen Bezug zur Realität verloren hatten.
Und wenn ein kleines grüppchen Oppositionelle Ende der 80iger den Stein ins Rollen brachte und im Schneeballsystem alle Leute in der DDR erfasste, konnten doch viele nicht zufrieden sein.
Es waren damals die jungen Leute, die neue Generation in der DDR, die nicht mehr nur zufrieden sein wollten, des Zufriedenseinwillens.

Soviele Steine wurden einem in dem System in den Weg gelegt, da spielte auch ein großer Gedanke an die Zukunft mit.
Meine Angst damals war die, ich müsse nach meiner Lehre 50 Jahre in einer total runtergekommenen und altertümlichen Firma arbeiten, immer diese eintönige Arbeit. Und das nur um die Zahlen des Produktives aufrecht zu erhalten. Ob das ganze jetzt wirtschaftlich war oder nicht interresierte den Staat nicht, Hauptsache man kann von seinem Saat sagen: "bei uns haben alle Arbeit". Das ich nicht Lache.
Und um das herauszufinden, mußte man nicht besonders helle sein, es sahen also alle!
Welche Möglichkeiten gab es den in der DDR, sich gerade von der eintönigen Arbeit abzulenken?...:grübel:Mir fällt da gerade nichts mehr ein, ausser....Saufen, ja,der Alkoholkonsum in der DDR war nicht schlecht.( das ist jetzt nicht böse oder negativ gemeint, es war halt so...)

Studieren durfte ich auch nicht, da ich nicht willens war, mich dafür 3Jahre freiwillig in den Dienst der NVA stellen zu lassen.
Fortbildung, ein Fremdwort in der damaligen DDR.

Die Zukunft sa für mich damals also alles andere als rosig aus. Könnt ihr mich jetzt vielleicht besser verstehen?
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
köbis: Studieren durfte ich auch nicht, da ich nicht willens war, mich dafür 3Jahre freiwillig in den Dienst der NVA stellen zu lassen.

Ganz so war das nicht, es wurde einem das Längerdienen allerdings "nahegelegt".
Mit etwas Glück und Frechheit konnte man sich sogar entziehen - ich habe z.B. auf chronische Nierenbeckenentzündung simuliert. Ich darf gar nicht dran denken, wo ich hätte dafür landen können.
 
Balduin schrieb:
Diese Leute fühlten sich wohl nicht sonderlich eingeschränkt in der ehem. DDR. Sie haben den Krieg miterlebt, waren dort schon Unterdrückung gewohnt, hatten harte Zeiten mitgemacht und jetzt ist es besser, aber auch nicht viel besser.

Wenn man das Zitat streicht, könnte ich dir zustimmen, da die Kriegserlebnisse in 40 Jahren DDR die Mehrheit der Bevölkerung nicht mehr gehabt haben dürfte. Zumindest in den Achtzigern.



Köbis schrieb:
danke erstmal für den "Revoluzzer", ich fühle mich geehrt.

Nichts zu danken, war ja nicht böse gemeint. ;)

Ansonsten finde ich das Beispiel mit der Fortbildung und dem Studium sehr schön, da es sehr anschaulich zeigt, wie man ein und dasselbe unterschiedlich wahrnehmen kann.

Die offizielle Regelung in der DDR lautete:

Voraussetzungen für die Aufnahme des Studiums
“Abschluß der zehnklassigen polytechnischen Oberschule oder einer gleichberechtigten Ausbildung an der Volkshochschule bzw. Betriebsakademie mit guten Leistungen; das Abitur (EOS) oder eine abgeschlossene Berufsausbildung in einem der Fachstudienrichtung entsprechenden oder verwandten Grundberuf; eine mindestens einjährige praktische Tätigkeit nach Ablegung der Facharbeiterprüfung bzw . eine dieser Berufsausbildung gleichzusetzende Berufserfahrung (der Ehrendienst in der NVA wird dieser Berufstätigkeit gleichgesetzt); gesellschaftliche Aktivität.
Die Ausbildung und Weiterbildung an Fachschulen wird in den Studienformen Direktstudium und Fernstudium, auch Abend- bzw. Zusatzstudium durchgeführt.
Direktstudium: Das Studium dauert 3 Jahre. Teile des 3. Studienjahres laufen in der Praxis ab. Während dieser Zeit wird die Abschlußarbeit angefertigt.
Fernstudium: Das 4 1/2jährige Fernstudium für Werktätige, die sich in der Praxis bewährten und ihre Berufstätigkeit nicht unterbrechen, gliedert sich in 2 Studienabschnitte: Das Grundstudium im 1. und 2. Studienjahr und die Fach- und Spezialausbildung. Fachschulstudenten erhalten wie Studenten der Hochschule ein Stipendium.
Die DDR verfügt über 240 Fachschulen, darunter 58 medizinische Fachschulen, viele Ingenieurschulen (z.B. Ingenieurschule für Gießereitechnik “Georg Schwarz” in Leipzig, für Maschinenbau und Elektrotechnik in Berlin-Lichtenberg, für Anlagenbau in Glauchau, für Textiltechnik in Forst, für Bauwesen in Gotha) und Fachschulen für die verschiedensten Berufe (z.B. Fachschule für Außenwirtschaft “Josef Orlopp” Berlin, für Finanzwirtschaft in Gotha, für wissenschaftliches Bibliothekswesen in Leipzig, für Augenoptik in Jena, für Zollverwaltung in Plessow). Auch an Universitäten und Hochschulen bestehen Fachschulabteilungen. Die Fachschulausbildung wird in den nächsten Jahren neugestaltet.”

Aus dem Jugendlexikon A-Z von Gerhard Butzmann von 1985
 
Respekt, ich glaube so nah in Richtung Bau hätte ich mich damals nicht bewegt.

Ich bin nur einmal fast festgenommen wurden. Bei einer Klassenfahrt irgwann 1987 waren wir in Berlin, oh Ost-Berlin natürlich, und ein Kumpel und ich hatten uns so ein bissel von der Klasse entfernt, dummer weise in Richtung Grenze, es war sogar der Checkpoint Charly. Da wir schonmal da waren, dachten wir, -schaun mer mal son bissel-. Das währte aber nicht lang und wir wurden von Vopos aufgeriffen. Wer wir seinen und was wir ihr wollen, wurde uns gefragt. Und da unsere Klasse momentan ausser Sichtweite war, wollten die uns Kurzerhand mit nehmen. Doch just in dem Moment tauchte unsere Klassenlehrerin auf, die schon verzweifelt nach uns gesucht hatte und klärte die Angelegenheit.
Für mich Stand damals fest, hier will ich nicht bleiben, dieser Staat macht mich krank!

Komischerweise bin ich erst Ende der 90iger in Richtung BW gegangen.

Ich kann mich noch daran erinnern, das die Leute, die zu DDR Zeiten immer fett in der Partei oder FDJ waren, die ersten waren die gleich nach dem Mauerfall in den Westen gingen oder gar ins westliche Ausland. Schon komisch gell?:grübel:
 
Angst um meinen Studienplatz hatte ich, als ich bei einer Klassenfahrt von Polen eine "Frankfurter Allgemeine" im Gepäck hatte und prompt an der Grenze erwischt wurde.
 
Die offizielle Regelung in der DDR lautete:

Voraussetzungen für die Aufnahme des Studiums
“Abschluß der zehnklassigen polytechnischen Oberschule oder einer gleichberechtigten Ausbildung an der Volkshochschule bzw. Betriebsakademie mit guten Leistungen; das Abitur (EOS) oder eine...........................................

Ja klar, auf dem Papier gab es alles in der DDR, doch ohne sich politisch zu Betätigen gab es wenig für die Leute.

Biste in einer Führungsposition in der FDJ, war das sicher alles kein Problem, aber schau mal -am Anfang dieses Themas habe ich ein Bild von mir reingetsellt, was mich so um 1987/88 zeigt.
Keine Chance so, irgendwas zu erreichen, auch wenn meine schulischen Leistungen super gut waren.
 
Ach Gottchen, sowas is mir mit 16 auch schon passiert. Und das war "im Westen". :fs:

Gut, is vielleicht nicht spektkulär......aber die Tatsache, das Leute schon wegen so etwas nen Fluchtversuch am Hals hatten und im Knast landeten, finde ich nicht grade zum Tee trinken.
 
Aus meiner alten Klasse gingen zwei Besten auf die EOS. Von der einen waren die Eltern, ich sage einmal salopp aus meinem bürgerlich-konservativem Leben heraus, etwas in Verruf, da Jesuslatschen, etwas sehr saloppe Kleidung mit Farbe in den Haaren, VW Bus und in DDR Zeiten extravakante Hobbies wie Drachenfliegen usw. zu ihrem persönlichem Standard gehörten. Probleme gabs trotzdem keine für das Mädel.
Ich wollte enfach nur damit sagen, daß man aufpassen sollte, daß man nichts verallgemeinert. Weder so, noch in die andere Richtung.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich wollte enfach nur damit sagen, daß man aufpassen sollte, daß man nichts verallgemeinert. Weder so, noch in die andere Richtung.
Ja, dann verallgemeinern wir mal nicht: ein Freund von uns war der Klassenbeste, kam aber nicht auf die EOS, da sein Vater bei der Kirche beschäftigt war.
Also finden sich offenbar in der Praxis für beide Möglichkeiten Beispiele - die Frage ist: was kam häufiger vor.
 
Ich wollte enfach nur damit sagen, daß man aufpassen sollte, daß man nichts verallgemeinert. Weder so, noch in die andere Richtung.

Stimmt.

Ich bin etwas abgeglitten, denn je mehr ich versuche mich an die Zeit in der DDR zu erinnern, desto mehr verbohre ich mich in eine negative Grundhaltung.
Bin ich etwa schon ein alter verbitterter Mann?:S

Na gut, ich kann auch sagen, das meine Kindheit und Jugendzeit trotz Mauer schön war. Dieses analysieren von Erlebten stellt sich wohl erst später ein.

Und wenn man von den vielen inoffizellen Stasimitarbeitern ausgeht, ohje...ich glaube wenn ich jetzt weiterschreibe, begebe ich mich auf dünnes Eis.

Damals wussten wir Kinder und Jugendliche nicht soviel von der Stasi wie heut. Ich weiß nur, das mein Vater mich immer ermahnte, nichts draußen zu erzählen, was daheim gesprochen wurde.
 
Gute Frage. Ich kenne darauf keine Antwort. Sicher auch eine Frage der Zeit. Die Achtziger waren bei weitem weniger politisch rigoros, als die Jahrzehnte davor.
 
Meine Mutter als Lehrerin hat mir immer eingeschärft, ja nicht draussen zu erzählen, dass wir Westfernsehen sehen. Trotzdem waren "Bugs Bunny" und Stan Laurel Tagesthema auf dem Schulhof.
 
Damals wussten wir Kinder und Jugendliche nicht soviel von der Stasi wie heut. Ich weiß nur, das mein Vater mich immer ermahnte, nichts draußen zu erzählen, was daheim gesprochen wurde.

Das Umfeld prägt den Menschen. Da wäre jetzt persönlich interessant,wie es wäre, wenn du in einem "wohlgeordnetem Haushalt" aufgwachsen wärst und ich so allein in der Stadt. Ob wir dann auch so herum diskutieren würden, oder ich dann der Revoluzzer geworden wäre? :grübel:


PS: Das ist jetzt nicht böse gemeint, deshalb in Gänsefüßchen.
 
Das Umfeld prägt den Menschen. Da wäre jetzt persönlich interessant,wie es wäre, wenn du in einem "wohlgeordnetem Haushalt" aufgwachsen wärst und ich so allein in der Stadt. Ob wir dann auch so herum diskutieren würden, oder ich dann der Revoluzzer geworden wäre? :grübel:


PS: Das ist jetzt nicht böse gemeint, deshalb in Gänsefüßchen.


Ich kann dir nicht ganz folgen? Wie meinst Du das?:S
 
Nunja, ob du noch immer deine Meinung vertreten würdest, wenn du z.B. wie ich auf dem Lande typisch bürgerlich erzogen worden wärest, eben daß, was man heute einen wohlgesitteten und geordneten Haushalt nennt. ;), oder eben andersherum ich so allein in der Stadt aufgewachsen wäre auch systemkritischer an manche Sachen herangehen würde. (Ich meine gelesen zu haben, daß du tagsüber immer allein unterwegs warst, weil deine Eltern Schichtdienst hatten. dazu kommt dann nat. der entsprechend unterschiedliche Freundeskreis usw.)
 
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