Geschichte erzählt von Ost nach West und umgedreht -Das Leben mit der Mauer-

Du kannst genug im DDR-BRD thread nachlesen.
Vergraulen will dich hier keiner, nur klarmachen, das es so nicht geht.
So kann man nicht diskutieren. Eine vorgefasste Meinung haben und sie dann bestätigt wissen wollen.


Wie solte man dann diskutieren?

Gibt es da etwa regeln, was wie jemand schreiben soll?....is ja fast wie früher....:still:

Vielleicht habe ich etwas über die stränge geschlagen, das gebe ich zu und einen Standpunkt über das geschehene von Damals habe ich mittlerweile auch, aber das darf ich doch auch, oder etwa nicht. Jeder hat seiner Meinung über diverse Dinge und da wir Menschen nun mal verschieden sind, gehen die zumeist auch auseinander.

Bestätigen lassen will ich hier garnichts, ein Teil im Thema heist, Geschichte erzählt, nicht dokumentiert.

Aber ich sehe, das es doch noch Leut hier gibt, die sich an damals erinnern und Geschichte erzählen, nicht kommentieren aus Büchern oder dem Internet und das wollte ich mit dem Thema erreichen, nur erzählen.

So kann jede Seite verstehn, was damals war......:friends:
 
...Aber ich sehe, das es doch noch Leut hier gibt, die sich an damals erinnern und Geschichte erzählen, nicht kommentieren aus Büchern oder dem Internet und das wollte ich mit dem Thema erreichen, nur erzählen.

So kann jede Seite verstehn, was damals war......:friends:
Da haste recht.
:yes:
Ich hab noch eine Story über die Besuche unserer Westverwandten:

Vor 1989, besonders zwischen Mitte der 70er bis Anfang der 80er, kamen uns unsere Westverwandten aus Oldenburg einmal im Jahr besuchen. Sie waren da bereits Rentner. Ich war auch immer dabei, denn schließlich gab es ja dann auch immer Geschenke – meistens West-Geld. Ich hörte auch den Gesprächen zu, obwohl sie mich damals nicht so sehr interessierten, da ich damals noch ziemlich jung war. Aber ich weiß noch, dass sich die Gespräche immer darum drehten, dass meine Eltern über die schlechte Versorgungslage bei uns meckerten (während meine Mutter gleichzeitig ein Mittagessen in mehreren Gängen auftischte). Auf die Frage unserer Verwanden, was denn genau schlecht sei, denn sie würden ja hier gut bewirtet werden, antworteten meine Eltern, dass die Auswahl an allem viel geringer sei, als im Westen, außerdem erzählte mein Vater von seiner Arbeit als Elektriker, dass oft die Ersatzteile fehlten und so ganze Krananlagen sehen bleiben müssten und er dort Kabel flicken musste, weil selbst das oft Mangelware war und auf einen Trabant musste man 13 Jahre warten, auf einen Wartburg oder Lada noch länger, Bananen und Apfelsinen gab es nur zwei mal im Jahr, jeweils zu Ostern und Weihnachten usw. usf.
Unsere Verwandten regten sich dagegen darüber auf, wofür die Bundesregierung denn alles Geld ausgab. Und wer bezahlte das wohl alles? – der Steuerzahler! So z. B. Westberlin (da hackte er meiner Erinnerung nach, zu gerne drauf herum) bekam ja die sogenannte Berlin-Zulage – alles aus Steuergeldern der Bundesbürger!
Klein-Barbarossa (10, 11, 12, ...) freute sich dagegen über zwei bis fünf West-Mark, die er von den Verwandten dann immer bekam, denn davon hat er sich im Intershop immer Matchbox-Autos gekauft.
=)
 
Zuletzt bearbeitet:
...Ich war damals stolz als Jungpionier aufgenommen zu werden und noch stolzer, das FDJ Hemd zu tragen.
Beim letzteren war ich 14. Nebenbei wurde ich übrigens noch konfirmiert...
Also das war bei mir in der Schule wirklich anders. Gerade beim FDJ-Hemd, da weiß ich noch, daß wir das zwar anzogen, wenn es verlangt wurde - also z. B. beim Appell - es aber danach postwendend wieder in der Tasche verschwand. Der Staat hatte eigentlich gar keinen Einfluß auf unsere wirkliche politische Meinung und ich kann da wirklich im Namen meiner ganzen damaligen Schulklasse sprechen, bei höchstens 2 oder maximal 3 Ausnahmen.
Andererseits bin ich aber auch weder getauft noch konfirmiert. Ich habe von Seiten meiner Eltern eine atheistische und gleichzeitig antikommunistische Erziehung genossen.
 
Im Studium (bei mir 1980-84) hieß es, zu besonderen Anlässen ist das FDJ-Hemd zu tragen. Dazu zählten auch Prüfungen, da habe ich es aber nur gemacht, wenn ML (Marxismus-Leninismus) dran war. Sonst mit Schlips und Anzug.
Es gab Professoren, die Rückgrat hatten. Ein Zoologe schickte vor der Prüfung mehrere "Blauhemden" wieder nach Hause: "Zieht euch gefälligst angemessen an...":yes:

ML mußten alle DDR-Studenten über 6 Semester hinweg belegen, selbst die Theologen.
 
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Da das wohl immer drängender wird. Ich bin Jahrgang 1967 West. Wir durften im Jahre 1985 (Mai) an einer Klassenfahrt mit dem Leistungskurs Geschichte in die DDR fahren. Wir waren ziemlich sauer, andere fuhren nach Paris oder London, wir mussten in die DDR. Nun, die Organisation war miserabel, unser Bus war zu klein und es gab nur eine Musikkassette (die Kassette genannt, ich kenne heute noch die Titelelabfolge). Es ging über Kassel und Wartha-Herleshausen, Eisenach über die Autobahn nach Dresden. Die Autoahn war eine ziemliche Katastrophe, die Betonplatten waren mit Bitumen geflickt und man sah Autos mit Achsbrüchen. Untergebracht wurden wir in Hohnstein (sächsiche Schweiz auf der Burg), sehr spartanisch.

Aufgefallen sind uns die Gemeinschaftsduschen (das hatte so seine Reize, aber gut, ungewohnt eben). Von dort sind wir mit dem Bus nach Dresden gefahren. Eine schöne Stadt, nur ohne Ampel, interessant. Auf der Prager Strasse gab es eine Modenschau mit Bierausschank. Das Bier erschien uns mit 2,50 Mark als sehr teuer, aber 2 Mark waren Pfand. Eis war schwieriger. Ich habe ich in eine Schlange gestellt und direkt vor mir ging ein Gatter runter, Eis ist aus. Ein netter Sachse erbot sich dann jenseits der offiziellen Stadtführung eine alternative Führung zu machen. Das war dann lustig, wenn er vor dem Stasi Hauptquartier stand und über die Führung lästerte. Aufgefallen ist uns auch die schlechte Behandlung der Russen. Wir sind mal schamvoll vor ein paar russischen Veteranen aufgestanden, die in der prallen Sonne standen, während wir nette Sitzplätze im Schatten hatten.

Von Dresden ging es nach Naumburg. Dort gab es ein Jugendhotel mit der Parole. Je stärker der Sozialismus, desto sicherer der Frieden. Die Einrichtung war erste Wahl, es gab Ledersessel in den Zimmern, eine Bar und eine Diskothek.
Dort gab es eine Diskussion mit der FDJ, alle im Blauhemd erschienen und dann eine Friedensdisko. Nette Idee, ich habe es vorgezogen an der Bar mit einer russischen Gruppe ein paar Glas Wodka zu trinken, daher kann ich nicht mehr dazu sagen. Naumburg sah wirklich übel aus, sehr verfallen. Immerhin konnte man als Westler auf Nachfrage auch das (heruntergekommene) Nietzsche Haus sehen. Von Naumburg (wo wir hinter eine Kolonne von Minipanzern mit Kindern drin) hinterherfuhren, ging es nach Buchenwald. Ein ernsthaftes Thema, aber die Führung war derart ideologisch verquarzt, das war nichts. Ein Abstecher führte auch nach Weimar, schon damals schön, aber für Heranwachsende Pflichtprogramm und eher langweilig. Dann ging es zurück und es wurde die Wartburg in Eisenach in Augenschein genommen, wo aber ein neues Skodamodell der Blickfänger für die Einheimischen war

Geld hatten wir genug (im Westen getauscht), in der Zahnpastatuba eingewickelt. Die Verpflegung war über Westniveau (oh, das war übel in westdeutschen Herbergen). Aufpasser gab es, manchmal machte einen der Gesprächspartner auf Mithörer aufmerksam. Die Einstellung gegenüber den "Freunden" (Russen) war insgesamt wenig freundlich. Intershop war natürlich auch nett.

So, das war eine Tour, ich könnte noch mehr über die einzelnen Stationen schreiben.
 
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Da das wohl immer drängender wird. Ich bin Jahrgang 1967 West. Wir durften im Jahre 1985 (Mai) an einer Klassenfahrt mit dem Leistungskurs Geschichte in die DDR fahren. Wir waren ziemlich sauer, andere fuhren nach Paris oder London, wir mussten in die DDR. Nun, die Organisation war miserabel, unser Bus war zu klein und es gab nur eine Musikkassette (die Kassette genannt, ich kenne heute noch die Titelelabfolge). Es ging über Kassel und Wartha-Herleshausen, Eisenach über die Autobahn nach Dresden. Die Autoahn war eine ziemliche Katastrophe, die Betonplatten waren mit Bitumen geflickt und man sah Autos mit Achsbrüchen. Untergebracht wurden wir in Hohnstein (sächsiche Schweiz auf der Burg), sehr spartanisch.

Aufgefallen sind uns die Gemeinschaftsduschen (das hatte so seine Reize, aber gut, ungewohnt eben). Von dort sind wir mit dem Bus nach Dresden gefahren. Eine schöne Stadt, nur ohne Ampel, interessant. Auf der Prager Strasse gab es eine Modenschau mit Bierausschank. Das Bier erschien uns mit 2,50 Mark als sehr teuer, aber 2 Mark waren Pfand. Eis war schwieriger. Ich habe ich in eine Schlange gestellt und direkt vor mir ging ein Gatter runter, Eis ist aus. Ein netter Sachse erbot sich dann jenseits der offiziellen Stadtführung eine alternative Führung zu machen. Das war dann lustig, wenn er vor dem Stasi Hauptquartier stand und über die Führung lästerte. Aufgefallen ist uns auch die schlechte Behandlung der Russen. Wir sind mal schamvoll vor ein paar russischen Veteranen aufgestanden, die in der prallen Sonne standen, während wir nette Sitzplätze im Schatten hatten.

Von Dresden ging es nach Naumburg. Dort gab es ein Jugendhotel mit der Parole. Je stärker der Sozialismus, desto sicherer der Frieden. Die Einrichtung war erste Wahl, es gab Ledersessel in den Zimmern, eine Bar und eine Diskothek.
Dort gab es eine Diskussion mit der FDJ, alle im Blauhemd erschienen und dann eine Friedensdisko. Nette Idee, ich habe es vorgezogen an der Bar mit einer russischen Gruppe ein paar Glas Wodka zu trinken, daher kann ich nicht mehr dazu sagen. Naumburg sah wirklich übel aus, sehr verfallen. Immerhin konnte man als Westler auf Nachfrage auch das (heruntergekommene) Nietzsche Haus sehen. Von Naumburg (wo wir hinter eine Kolonne von Minipanzern mit Kindern drin) hinterherfuhren, ging es nach Buchenwald. Ein ernsthaftes Thema, aber die Führung war derart ideologisch verquarzt, das war nichts. Ein Abstecher führte auch nach Weimar, schon damals schön, aber für Heranwachsende Pflichtprogramm und eher langweilig. Dann ging es zurück und es wurde die Wartburg in Eisenach in Augenschein genommen, wo aber ein neues Skodamodell der Blickfänger für die Einheimischen war

Geld hatten wir genug (im Westen getauscht), in der Zahnpastatuba eingewickelt. Die Verpflegung war über Westniveau (oh, das war übel in westdeutschen Herbergen). Aufpasser gab es, manchmal machte einen der Gesprächspartner auf Mithörer aufmerksam. Die Einstellung gegenüber den "Freunden" (Russen) war insgesamt wenig freundlich. Intershop war natürlich auch nett.

So, das war eine Tour, ich könnte noch mehr über die einzelnen Stationen schreiben.

Ich muss sagen, ich lese das erst jetzt.
Das ist ja eine richtige Horrorgeschichte.
Und wer hat die Russen schlecht behandelt?
Ich kann so ein mist nicht lesen. Warum mache ich auch diese Seite auf?
 
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Warum Horrorstory, war es nicht, sondern interessant. In der Mitte der 80-er Jahre tat sich aber in der Jugendkultur eine gewisse Kluft auf. Während der Osten sich noch für Deep Purple erwärmte, hatten wir den Walkman und den C 64, Kraftwerk, Ärzte, Depeche Mode etc. Also keine Panik, es war eine Reise in die Vergangenheit. Es gab keine Pizzas und kein MC Donalds. Es gab auch keine Werbung. Alles sehr merkwürdig. Und ja. die generelle Einstellung gegenüber den Russen war sehr mies (Freunde war wohl eine Art Beschimpfung), da gab es generelles Unverständnis, dass wir im Westen die Amis, Briten oder Franzosen so nicht (mehr) sahen. Das hatte sich dort angeglichen.

Man hatte als Westler eine enorme Kaufkraft, das war so. In Weimar haben wir mal für 50 Westmark ein Cafe räumen lassen. Das ging damals. Das Alugeld wurde zwecks Schwimmtests vor dem Goethehaus in Weimar zu Wasser gelassen. Im Westen war es ja auch wertlos.

Das war nicht meine einzige Tour in die DDR, aber jedenfalls war das noch der real existierende Sozialismus.
 
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Wenn Weststimmen unbedingt eingefordert werden, dann will ich auch mal.
Als die Mauer fiel, war ich zwölf. Also noch kein unbedingt politisch denkender Mensch. Ich war zwei Mal in der DDR, das erste Mal einen Monat vor der Wende, das zweite Mal einige Monate danach. Seitdem bin ich zwar mehrfach übers WE in Ostdeutschland gewesen, aber da war die DDR eben schon Geschichte. Mein erster DDR-Besuch, Oktober '89 war ein eher verhinderter DDR-Besuch, aber der zählt wegen des Grenzübergangs. Wir waren auf dem Weg nach Berlin. Der Zollbeamte bekam unsere Pässe (bzw. meinen Kinderausweis) und blickte prüfend ins Auto. Dann die Frage: "Drei Personen?" Klein-Quijote: "Sehn' Sie doch!" Dann Weiterfahrt zum Zweiten Posten. Für die Jüngeren unter uns: am ersten DDR-Grenzhäuschen gab man den Pass ab, der wurde dann auf ein Fließband neben der Fahrspur gelegt und 300 m weiter, beim zweiten Grenzhäuschen bekam man ihn wieder ausgehändigt. Auf diesen dreihundert Metern bekam Klein-Quijote von seinen Eltern was zu hören, DDR-Grenzbeamte solle man nicht verärgern, die ließen einen nämlich u.U. nicht durchreisen etc. Meine Eltern lästerten aber auch über die Illusion, welche die DDR-Grenzer vermittelten, dass sie die Papiere super genau prüfen würden (wozu sonst das Fließband).Sie meinten, in Wirklichkeit sei das nur Einschüchterung, wer wolle denn jeden Reisenden überprüfen und vor allem: die Archivierungsarbeit. Allerdings berichtete mir vor wenigen Wochen ein älterer Herr, dass er für die katholische Kirche mehrfach in die DDR gereist ist, mit verschiedenen Pässen, unter verschiedenen Namen. Er habe dann von einem befreundeten Mitarbeiter der "Birthlerbehörde" Einblick in seine Stasi-Akte erhalten: die Stasi wusste alles über ihn. Nicht nur seine Aktivitäten in der DDR, sondern auch seinen echten Namen und wie er Im Westen lebte etc. Insofern stelle ich mir vor, dass die Fließbänder und Passkontrolle vielleicht doch mehr als nur Einschüchterungsillusionen waren.
Als wir dann auf einem der Parkplätze an der Transitstrecke hielten, hielt 20 m hinter uns ein unauffälliger weißer Lada mit zwei Männern drin. Die aßen nichts, gingen nicht aufs Klo, wechselten nicht den Fahrer...

Einige Tage später wollten wir von Berlin nach Berlin. Mein erster Aufenthalt an der Friedrichstraße. Meiner Erinnerung nach genau der vierzigste Jahrestag der DDR, was aber nicht stimmen kann, da die Herbstferien 1989 erst einige Tage später anfingen (ein typisches Zeitzeugenproblem). Wir waren nicht die einzigen, die rüber wollten, aber im Bahnhof Friedrichstraße war jede Menge Grenzpolizei - hier muss man wissen, der Bahnhof Friedrichstraße war Ostberliner Gebiet, wurde aber von der West-S-Bahn angefahren, man stieg aus und konnte dann hier durch die Grenzkontrollen. Hier erlebte ich dann tatsächlich die Willkür der Grenzbeamten. Die winkten immer drei Kleingruppen (Paare, Familien, Einzelpersonen) durch und drei Kleingruppen ließen sie nicht durch die Grenzübergangsstelle. Wir gehörten zu denen, die nicht weiter in die DDR vorstoßen durften. Wir beobachteten das noch eine Weile, aber meine Mutter wollte sich nicht noch mal in der Schlange anstellen und so fuhren wir zurück über die Spree. Weniger als einen Monat später war die strenge Grenzkontrolle Geschichte!

Ich habe Grenzkontrollen an der deutsch- deutschen Grenze auch oft als bürokratisch und schikanös empfunden. am unfreundlichsten waren meist die etwas älteren. Als ich vom Mauerfall hörte, war ich gerade auf einem Angeltrip in Irland und hatte 10 Tage kein Fernsehen, keine Zeitungen, nichts. In einem Pub sah ich dann Leute auf der Mauer und machte im winter 1989/90 einen Trip nach Berlin. Die Mauer war bereits Geschichte, die portionsweise an Touristen verkauft wurde. Während dieses Aufenthaltes hatte ich den eindruck, dass man wirklich auf Deseskalation setzte. An der Grenze waren fast ausschließlich junge Leute stationiert, die ausgesprochen höflich und zuvorkommend waren. Zwischen Brandenburger Tor Pariser Platz und "Unter den Linden" war ein furchtbares Gedränge von Wessis, die in den Osten und Ossis, die in den Westen wollten. Die Kontrollen waren da eher oberflächlich und der Betrieb ging zügig voran.
 
Während dieses Aufenthaltes hatte ich den eindruck, dass man wirklich auf Deseskalation setzte. An der Grenze waren fast ausschließlich junge Leute stationiert, die ausgesprochen höflich und zuvorkommend waren.

Als die Mauer fiel, gab es keine DDR-Doktrin mehr, Modrow und Krenz wickelten ab und verschafften der SED Luft und Zeit, das geklaute Volksvermögen ins Ausland zu schaffen (Gysi hielt dazu eine bemerkenswerte Rede im Dez. 1989). Die Grenze war faktisch aufgelöst. Man stellte einfach ein paar junge Uniformierte noch aus Verfassungsgründen an die sogenannte Grenze. Zudem wurden schon im Dezember 89 die Hardliner in der Grenztruppe und Armee aussortiert. Außerdem hatten die ideologisierten Hardliner keine Lust an einer offenen Grenze als Maskottchen oder als uniformiert fotografierte Nostalgiefiguren rumzustehen.
 
Warum Horrorstory, war es nicht, sondern interessant. In der Mitte der 80-er Jahre tat sich aber in der Jugendkultur eine gewisse Kluft auf. Während der Osten sich noch für Deep Purple erwärmte, hatten wir den Walkman und den C 64, Kraftwerk, Ärzte, Depeche Mode etc. Also keine Panik, es war eine Reise in die Vergangenheit. Es gab keine Pizzas und kein MC Donalds. Es gab auch keine Werbung. Alles sehr merkwürdig. Und ja. die generelle Einstellung gegenüber den Russen war sehr mies (Freunde war wohl eine Art Beschimpfung), da gab es generelles Unverständnis, dass wir im Westen die Amis, Briten oder Franzosen so nicht (mehr) sahen. Das hatte sich dort angeglichen.

Man hatte als Westler eine enorme Kaufkraft, das war so. In Weimar haben wir mal für 50 Westmark ein Cafe räumen lassen. Das ging damals. Das Alugeld wurde zwecks Schwimmtests vor dem Goethehaus in Weimar zu Wasser gelassen. Im Westen war es ja auch wertlos.

Das war nicht meine einzige Tour in die DDR, aber jedenfalls war das noch der real existierende Sozialismus.

Diese Beschreibung ist von aussen her gut möglich.

Allerdings greift sie nicht:)
Ich kannte zB. Kraftwerk schon aus den 70er Jahren und Rock ( Beat)- Fans
gab es ebenfalls seit den 60ern und zwar fast über die gesamte ostdeutsche Jugend hinweg.
Ich bin zb. seit 1969 ein Fan von Jethro Tull:rofl:Es gibt heute im Osten eine
Fan-Gemeinde für Rock und Blues , deren Älteste straff vor dem
Rentner- Dasein stehen, haha......
Mit Pizza hast du Recht - zu McDoof gab es den DDR- Versuch
der " Grilletta " !!!

Vielleicht unbekannt - aber es gab auch eine Computer- Szene und Amigas
mit Kasettenspeichern waren bekannt. Schliesslich konnte man im Intershop kaufen oder über Genex ! Es wurden sogar Z80 - Computer
selbstgebaut und Programmiersprachen beginnend mit Algol und Fortran ,
Assembler wurden bei techn. Studium gelehrt , sog . an Volkshochschulen
gab es Kurse dazu. Ab den 80ern Basic übrigens auch.

Zu den Russen geb ich dir Recht - das muss von aussen seltsam ausgesehen haben.
Einerseits war allen klar , das der einfache Sowjetsoldat ( Muschik) oder
Komsomolze auf Besuch kein Unmensch war. Schon , wer die Behandlung
einfacher Soldaten durch Offiziere einmal miterleben konnte , wusste,
das das arme Schweine waren.
Also arrangierte man sich mit Freundschaftstreffen ,Freunschaftsreisen,
Festen usw. Gegenüber dem einfachen Soldaten oder Komsomolzen
war das sogar herzlich und nicht voreingenommen.

Andererseits war doch grossen Anteilen auch der jüngeren DDR- Bürger
klar , das die sowjetischen Truppen Besatzer waren und man fürchtete,
das diese bei jeder Konfontation rücksichtslos von der Waffe Gebrauch
machen würden.Deshalb blieb eine unterschwellige Distanz stets gegenwärtig.
 
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Weitgehende Übereinstimmung, ich leugne ja nicht, dass es diese Szenen in der DDR gab. Nur, das wird leicht überzeichnet. Einen Homecomputer hatte im Osten praktisch keiner. Im Westen war das Mitte der 80-er auch nicht gerade die Mehrheit, aber viele Kids hatten so ein Gerät.

Musikmäßig habe ich ja beschrieben, dass die DDR weitgehend in der Metal/Hard Rock Ecke steckte. Das wirkte sich auch in der Mode aus. Mitte der 80-er waren Jeanskutten im Westen aus der Mode. Im Osten trugen sie viele Leute noch. Auch die Frisuren waren unterschiedlich. Mitte der 80-er hatte im Westen (außer bei den Alternativen) niemand lange Haare. Im Osten sah man das sehr oft. Die einzige Person, die bei unserer Fahrt 1985 Jeans trug, wurde bezeichnenderweise immer als DDR Bürger einsortiert. Ingesamt hatte man das Gefühl, dass der ganze Staat irgendwie ca. 10 Jahre hinter der Entwicklung war, sei es in Architektur, Mode, Musik, Unterhaltungselektronik.
 
Ja , in der Mode , da waren die Unterschiede sehr deutlich , korrekt.
Bis die Planungen der Textilwirtschaft die Kopien der Westmode in die
Läden brachte , dauerte es Jahre. Ausser natürlich , man hatte
spendable Verwandte im Westen.
Es gibt jedoch auch noch einen andere Seite der Mode:

Wusstest du , das die Textilfirmen im Osten sehr wohl etliche aktuelle
Kollektionen von Neckermann, Quelle und Karstadt herstellten und in den
Westen lieferten?Davon kam selbstverständlich maximal etwas in den
Intershop.
Es wird also so mancher Westler mit Ostware am Körper den Osten besucht
haben - natürlich wusste er das nicht, haha.......

Gut - bei Haarmode war das schwierig - Punks gab es fast ausschliesslich
in Grossstädten und die wurden als Asoziale gebrandmarkt, während
man sich an lange Haare Ende der 70er gewöhnt hatte. da hast du Recht.

Mit der Musik ist das wirklich verschieden. Neue Deutsche Welle
war zB. nie sonderlich beliebt - die Ostbands peilten auch überwiegend im Rock-
Pop - Bereich. Man kannte selbstverständlich die aktuellen Charts und
Stars - wozu gabs Fernsehen und kam auch an die Musik ran -
zB .mit recht guten tschechischen Vierspurtonbändern und guten
UKW - Empfängern. Ja - ich meine bei Musik gabs einen Ost- Geschmack.

Und beim Computerstand irrst du dich wirklich. Es gab begnadete Elektronik-
bastler und im RC- Modellbau und bei Funkamateuren ebensolche Freaks.
Ich kenne 2 Mann , die schon Anfang der 80er auf Amiga- Nachbauten
spielten und kleine Programme schrieben. Das wirkliche Problem war die
Software - da wurde intensiv kopiert und getauscht !
 
Ja, das war mir bekannt, dass viele Sachen nur für den Export (Devisen) vorgesehen waren. Quelle war da ziemlich involviert.
Ein Bekannter nutzte eine Erika Schreibmachine. Auch viele Möbel kamen aus der DDR. Mir geht es darum, dass die Dinge heute schon so verzeichnet werden (Film: Das Wunder von Berlin), kein schlechter Film, aber den Alltag hat das so nicht richtig getroffen. Hier lesen ja viele Schüler mit.

Für die Elektroniker freut mich das, Lötkolbenfanatiker gab es also auf beiden Seiten. Merke ich mir.
 
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.......Während der Osten sich noch für Deep Purple erwärmte, ....... Kraftwerk, Ärzte, Depeche Mode etc.

Hallo,

also das kann ich nicht bestätigen, bei uns gab es diese 70iger Mucke in den 80igern nicht mehr zur hören.....eigendlich genau das was du für den Westen beschreibst, haben wir im Osten auch gehört,....über diese Mucke bin ich, durch diverse Feiern zum Rockabilly zum Psychobilly gekommen. Und diese Musikrichtung ist bestimmt nicht im Osten geboren.:S

Ach, und wenn schon Ärzte, Depeche Mode genannt werden, dann darf man aber The Cure nicht vergessen.....Und das der Musikgeschmack im Osten anders war, kann ich auch nicht bestätigen...das war bei uns mehr son Stadt-Dorf Gefälle, den da waren noch in den 80igern die "Langhaarigen".....
 
The Cure kann man erwähnen. Und natürlich sah man in der DDR auch Formel 1 oder das Zeug. Es war aber (persönliche Erinnerung) nicht Massengeschmack. Ist ja auch nicht schlimm oder als Vorwurf gemeint. Die Masse liebt Heino oder Carmen Nebel. Ist auch nicht schlimm, was aber schlimm ist, ist die Tatsache, dass wir im Westen ein ganz anderes Bild von der DDR hatten. Als ich 1985 zurückkehrte sagte mein Vater. Wir werden nie mehr eine Vereinigung erleben. Ich sagte falsch, binnen 10 Jahren wird der Laden dort geschlossen. Da war so eine unterschwellige Wut, blanker Zynismus.

Übrigens, m.E. waren es nicht die Kirchen oder die Bürgerrechtler, sondern wirklich der gemeine deutsche Spiesser in der DDR, der die Faxen voll hatte. Das meine ich ja, an jeden Satz wurde eine Bewertung gehängt.

Entschuldigung, wie kommen wir zur Jugendherberge?
Da beim Iwan vorbei, wo die Welt mit Brettern vernagelt ist.

Das war so permanent.


.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
The Cure kann man erwähnen. Und natürlich sah man in der DDR auch Formel 1 oder das Zeug. Es war aber (persönliche Erinnerung) nicht Massengeschmack. Ist ja auch nicht schlimm oder als Vorwurf gemeint. Die Masse liebt Heino oder Carmen Nebel. Ist auch nicht schlimm, was aber schlimm ist, ist die Tatsache, dass wir im Westen ein ganz anderes Bild von der DDR hatten. Als ich 1985 zurückkehrte sagte mein Vater. Wir werden nie mehr eine Vereinigung erleben. Ich sagte falsch, binnen 10 Jahren wird der Laden dort geschlossen. Da war so eine unterschwellige Wut, blanker Zynismus.

Übrigens, m.E. waren es nicht die Kirchen oder die Bürgerrechtler, sondern wirklich der gemeine deutsche Spiesser in der DDR, der die Faxen voll hatte. Das meine ich ja, an jeden Satz wurde eine Bewertung gehängt.

Entschuldigung, wie kommen wir zur Jugendherberge?
Da beim Iwan vorbei, wo die Welt mit Brettern vernagelt ist.

Das war so permanent.


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Wie meinst Du das?....Klar waren die Leute im Osten unzufrieden, aber das zog sich durch alle Schichten, es sei den, man war ein überzeugter Kommunist, aber die waren dann ja auch blind, oder Sie sahen, das alles sehr "grau" im Alltag war, genossen es aber durch die Parteizugehörigkeit dennoch gut zu leben,...oder so....
 
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