Geschichte von NORTHAG: I. BE-Korps u. I. NL-Korps

Hallo Adrian,

ja, war das wirklich so geplant, dass sich die Sowjettruppen für die 1. Staffel gewissermaßen vordrängelten?
Natürlich die 1. Polnische Armee musste erst einmal durch Mecklenburg-Vorpommern durch, um dann ihre Angriffsziele in Schleswig-Holstein erreichen und die 5. NVA-Armee nach Südwest eindrehen.

Ich suche gerade gewisse Parallelen zum heutigen Ukrainekrieg und einer möglichen Operation des Warschauer Paktes. Wahrscheinlich gibt es die nicht. NATO - WAPA waren zwei hochgerüstete Supermächte und bei Russland - Ukraine ist es ein ganz anderes Kräfteverhältnis. Zuerst schnelle Geländegewinne, dann Rückzüge und zu irgendeinem Zeitpunkt dann die quälenden Stellungskriege bei Bachmut, Soledar, etc.

Ich weiß nicht, ob ich da richtig liege, doch ich habe andere Vorstellungen von einem konventionellen III. WK i.d. 1980er Jahren. Priorität 1: Luftüberlegenheit, sprich MiG-Schwärme, Jabos, um NATO-Fliegerhorste zu vernichten, Hafenanlagen HH, Bremen, Bremerhaven, ...
Und dann der Feuerschlag Artillerie (Rohr- und RakArt), OMGs rücken vor nach dem üblichen Muster des WAPA.

Wenn ich mich recht erinnere, dann war der NATO von vornherein klar, dass sie einer Invasion des WAPA in keinster Weise etwas entgegenzusetzen hatte. Sprich Verzögerungsgefecht - Verteidigung - Gegenangriff
Je nachdem wieviel Vorwarnzeit für Alarmierung und Mobilisierung ... nach Sicht der Militärs ganz entscheidend später für die Durchhaltefähigkeit der Truppe ...
Und das Hoffen auf die US-amerikanischen REFORGER-Divisionen, britische Expeditionstruppen und auch die dänische Jütland-Division ... vielleicht kämen die Dänen ja noch auf die Idee, sich auf ihren Inseln und in Jytland einzuigeln, als für die Tyske in Schleswig-Holstein zu sterben.

Ich habe mich intensiv mit der Thematik "Flugzeugträger Schleswig-Holstein" und seine 6. PzGrenDiv als auch mit der Norddt. Tiefebene in einem möglichen III. WK beschäftigt, bin aber zu dem Schluss gekommen, dass ich überhaupt nichts weiß. :)
 
Hallo Adrian,

ja, war das wirklich so geplant, dass sich die Sowjettruppen für die 1. Staffel gewissermaßen vordrängelten?
Natürlich die 1. Polnische Armee musste erst einmal durch Mecklenburg-Vorpommern durch, um dann ihre Angriffsziele in Schleswig-Holstein erreichen und die 5. NVA-Armee nach Südwest eindrehen.

Ich suche gerade gewisse Parallelen zum heutigen Ukrainekrieg und einer möglichen Operation des Warschauer Paktes. Wahrscheinlich gibt es die nicht. NATO - WAPA waren zwei hochgerüstete Supermächte und bei Russland - Ukraine ist es ein ganz anderes Kräfteverhältnis. Zuerst schnelle Geländegewinne, dann Rückzüge und zu irgendeinem Zeitpunkt dann die quälenden Stellungskriege bei Bachmut, Soledar, etc.

Ich weiß nicht, ob ich da richtig liege, doch ich habe andere Vorstellungen von einem konventionellen III. WK i.d. 1980er Jahren. Priorität 1: Luftüberlegenheit, sprich MiG-Schwärme, Jabos, um NATO-Fliegerhorste zu vernichten, Hafenanlagen HH, Bremen, Bremerhaven, ...
Und dann der Feuerschlag Artillerie (Rohr- und RakArt), OMGs rücken vor nach dem üblichen Muster des WAPA.

Wenn ich mich recht erinnere, dann war der NATO von vornherein klar, dass sie einer Invasion des WAPA in keinster Weise etwas entgegenzusetzen hatte. Sprich Verzögerungsgefecht - Verteidigung - Gegenangriff
Je nachdem wieviel Vorwarnzeit für Alarmierung und Mobilisierung ... nach Sicht der Militärs ganz entscheidend später für die Durchhaltefähigkeit der Truppe ...
Und das Hoffen auf die US-amerikanischen REFORGER-Divisionen, britische Expeditionstruppen und auch die dänische Jütland-Division ... vielleicht kämen die Dänen ja noch auf die Idee, sich auf ihren Inseln und in Jytland einzuigeln, als für die Tyske in Schleswig-Holstein zu sterben.

Ich habe mich intensiv mit der Thematik "Flugzeugträger Schleswig-Holstein" und seine 6. PzGrenDiv als auch mit der Norddt. Tiefebene in einem möglichen III. WK beschäftigt, bin aber zu dem Schluss gekommen, dass ich überhaupt nichts weiß. :)
Der WP baute sehr auf Überraschung und kurze Vorwarnung für die Verteidigung der NATO. Da wollte man nicht 2 Tage warten bis die Polen kommen.
Das ganze ist umso erstaunlicher, da die Polen bis 1980 eine ganze Front mit 3 Armeen stellen sollten. Dann teilten sie den Sowjets mit, dass sie das nicht mehr stemmen konnten und nur noch 1 Armee für Jütland stellen konnten. Hinsichtlich Jütland Schleswig-Holstein hab ich den Eindruck in der NATO ging der Trend in den achtzigern zum um jeden Preis halten. Die Verstärkung der territorialealkräfte,die UKMF und die 9. US Division. Ich schätze die Amerikaner bestanden darauf. Ich muss sehen, ob ich den link noch finde, aber es gab in den Achtzigern ein großes WWIII Kriegsspiel einer US Navy Akademie.
Bei der Navy setzte man natürlich Navy Priorität und während die 4. WP Staffel schon nach Frankreich rein rollt,wird Jütland von den Marines UND der 6. Panzergrenadier noch gehalten.
 
Guten Morgen Adrian,

besten Dank für die Links mit den Dokumenten, die ich hochspannend finde!!!

Zum Teil große Klopper, die man mal mit Muße auseinandernehmen sollte. NATO - WAPA Mobilisierung. Da findet man auf Seite 126 den NL-Sektor, wenn wir uns hier auf den NORTHAG-Gefechtsbereich beschränken.
Vorne am Elbe-Seitenkanal 1 NL-InfDiv und 2 NL-MechDiv/PzGrenDiv - keine NL-PzDiv, gab es anscheinend nicht und 1 NL-MechDiv als Korpsreserve. Und die 3. PzDiv, die Du ja bereits erwähntest, ebenfalls ganz weit vorne. Im Kriegsfall die 3. PzDiv aus dem I. DE-Korps herausgelöst und im Deckungsabschnitt des I. NL-Korps.
NL- und Bundeswehr-Panzeraufklärer im Schlauch Wendland-Lüchow-Dannenberg als Verzögerungskräfte. Der Angreifer muss nur bei Uelzen und Lüneburg den Sack zumachen und dann war es das mit den Panzeraufklärern. Im WK II hatte man solche Frontvorsprünge gerne verkürzt und nicht unbedingt Einheiten in diesen Schlauch hineingesckickt.
Aber wahrscheinlich hielt man die sowieso mehr oder weniger autark operierenden Panzeraufklärer mit ihren schweren (KPz) und leichten (SpähPz) für so beweglich, dass es taktisch Sinn machte.
So ganz stimmt das nicht. die leichten Spähzüge mit dem SpähPz Luchs waren die Brigadespähzüge und die schweren Spähzüge mit KPz Leopard 1/2 sollten das Verzögerungsgefecht führen. Bei den Holländern war das sicherlich ähnlich, oder?

Wenn wir mal auf dem Gelände der Norddeutschen Tiefebene bleiben, wie würdest Du es einschätzen?
Nicht nur der ESK (Elbe-Seitenkanal) als Panzerhindernis, sondern eine Unzahl von Klein- und Kleinstgewässern, die es auf dem Weg nach Bremen zu überwinden gibt. Also günstigster Angriffszeitpunkt Hochsommer (Juli, August), wenn die Elbe den niedrigsten Wasserstand hat?

Was hälst Du von Luftlandungen des WAPA im operativen Maßstab. Also keine kleinen Spetsnaz-Kommandos oder Fallschirmjägerkompanien, sondern in mehrfacher Bataillonsstärke, Brigadestärke, Luftlandepanzer, etc. Realistisch oder bei noch bestehender Heeresluftabwehr der NATO möglich?

Du erwähnst das Überraschungsmoment des WAPA. Also bei Satellitenüberwachung kann keine verdeckte Alarmierung und Mobilisierung stattfinden. Du kannst keine Armeen aus Sibirien nach Westen verlegen, ohne dass westliche Spionagesatelliten das nicht aufklären. Jedenfalls kann ich mir das nicht vorstellen.
Trotz starker Militärpräsenz der Sowjetarmee in der DDR soll ein Angriff aus dem Stand nicht möglich gewesen sein.
Für mich unverständlich ist das AirLandBattle-Konzept und FOFA von Gen. Rogers & Co. Also alle Kraft darauf fokussieren, um die 2. Staffel anzugreifen. Also Schwerpunkt auf Luftangriffe gegen Truppenverlegung Schiene in Polen, etc.
Und das auch schon, wenn die ersten Panzer ROT schon die Grenze bei Helmstedt überquert haben. Die Truppen, die gerade verzögern oder verteidigen werden sich über das FOFA - Follow-on-Forces-Attack - Konzept bedanken. Der Russe steht an der Weser, aber die 2., 3. Staffel wurde in Polen und in Belarus erfolgreich zum Stehen gebracht.
Oder sehe ich das übertrieben.

Deine Meinung würde mich sehr interessieren.
 
Guten Morgen Adrian,

besten Dank für die Links mit den Dokumenten, die ich hochspannend finde!!!

Zum Teil große Klopper, die man mal mit Muße auseinandernehmen sollte. NATO - WAPA Mobilisierung. Da findet man auf Seite 126 den NL-Sektor, wenn wir uns hier auf den NORTHAG-Gefechtsbereich beschränken.
Vorne am Elbe-Seitenkanal 1 NL-InfDiv und 2 NL-MechDiv/PzGrenDiv - keine NL-PzDiv, gab es anscheinend nicht und 1 NL-MechDiv als Korpsreserve. Und die 3. PzDiv, die Du ja bereits erwähntest, ebenfalls ganz weit vorne. Im Kriegsfall die 3. PzDiv aus dem I. DE-Korps herausgelöst und im Deckungsabschnitt des I. NL-Korps.
NL- und Bundeswehr-Panzeraufklärer im Schlauch Wendland-Lüchow-Dannenberg als Verzögerungskräfte. Der Angreifer muss nur bei Uelzen und Lüneburg den Sack zumachen und dann war es das mit den Panzeraufklärern. Im WK II hatte man solche Frontvorsprünge gerne verkürzt und nicht unbedingt Einheiten in diesen Schlauch hineingesckickt.
Aber wahrscheinlich hielt man die sowieso mehr oder weniger autark operierenden Panzeraufklärer mit ihren schweren (KPz) und leichten (SpähPz) für so beweglich, dass es taktisch Sinn machte.
So ganz stimmt das nicht. die leichten Spähzüge mit dem SpähPz Luchs waren die Brigadespähzüge und die schweren Spähzüge mit KPz Leopard 1/2 sollten das Verzögerungsgefecht führen. Bei den Holländern war das sicherlich ähnlich, oder?

Wenn wir mal auf dem Gelände der Norddeutschen Tiefebene bleiben, wie würdest Du es einschätzen?
Nicht nur der ESK (Elbe-Seitenkanal) als Panzerhindernis, sondern eine Unzahl von Klein- und Kleinstgewässern, die es auf dem Weg nach Bremen zu überwinden gibt. Also günstigster Angriffszeitpunkt Hochsommer (Juli, August), wenn die Elbe den niedrigsten Wasserstand hat?

Was hälst Du von Luftlandungen des WAPA im operativen Maßstab. Also keine kleinen Spetsnaz-Kommandos oder Fallschirmjägerkompanien, sondern in mehrfacher Bataillonsstärke, Brigadestärke, Luftlandepanzer, etc. Realistisch oder bei noch bestehender Heeresluftabwehr der NATO möglich?

Du erwähnst das Überraschungsmoment des WAPA. Also bei Satellitenüberwachung kann keine verdeckte Alarmierung und Mobilisierung stattfinden. Du kannst keine Armeen aus Sibirien nach Westen verlegen, ohne dass westliche Spionagesatelliten das nicht aufklären. Jedenfalls kann ich mir das nicht vorstellen.
Trotz starker Militärpräsenz der Sowjetarmee in der DDR soll ein Angriff aus dem Stand nicht möglich gewesen sein.
Für mich unverständlich ist das AirLandBattle-Konzept und FOFA von Gen. Rogers & Co. Also alle Kraft darauf fokussieren, um die 2. Staffel anzugreifen. Also Schwerpunkt auf Luftangriffe gegen Truppenverlegung Schiene in Polen, etc.
Und das auch schon, wenn die ersten Panzer ROT schon die Grenze bei Helmstedt überquert haben. Die Truppen, die gerade verzögern oder verteidigen werden sich über das FOFA - Follow-on-Forces-Attack - Konzept bedanken. Der Russe steht an der Weser, aber die 2., 3. Staffel wurde in Polen und in Belarus erfolgreich zum Stehen gebracht.
Oder sehe ich das übertrieben.

Deine Meinung würde mich sehr interessieren.
Lautsch bezeichnet eine die ndl. Divisionen als Panzerinfantriediv. Da die NVA sie als sehr panzerstark betrachtete.
Hinsichtlich der Aufklärer erinnere ich mich an ein Video des Panzermuseums,wo gesagt wird,dass der Luchs darauf ausgelegt war, weit hinter den feindlichen Linien zu agieren. Gegebenenfalls sogar jenseits
der Grenze.
Bzgl der Luftlandungen zeigt Lautsch Plan für die 5. Armee am 3. Tag den Einsatz einer sowjetischen luftsturmbrigade an der Weser.
So wären sie wohl verwendet worden, an Weser, Donau und Rhein.
Bzgl der Überraschung wollten die Sowjets bis 1983 aus dem Stand, d.h,nach ca einer Woche Vorbereitung, angreifen. Die Truppen in osteuropa sollen ausreichen um in 7 Tagen den Rhein zu erreichen. Danach sollte die 2. Strategische Staffel zum Atlantik vorrücken. Allerdings scheinen die Sowjetarmee in den achtziger Jahren den Glauben daran verloren zu haben. Ab 1985 ging man in defensive über.
FOFA hätte ja bereits bei der ersten Staffel begonnen. Bei der typischen WP Armee greifen 2 Divisionen vorne an und 2 rücken nach. Diese Nachrücker werden bei FOFA mit weitreichenden Systemen wie dem MLRS bekämpft. Systeme wie HIMAR und die PzHb 2000 sind wohl unter solchen Gesichtspunkten entwickelt worden.
 
Hallo Adrian, diesen Link kennst Du sicherlich schon:
https://www.portal-militaergeschichte.de/bolik_moellers_black_box
Anmerkungen zu den Verteidigungsplanungen der NATO (1960–1990). VI. Teil: Krieg in der Ukraine Gerd Bolik/Heiner Möllers
Ja, kenne ich. Bezieht sich auch auf Boliks Buch. Hier ergibt sich aber die Frage, was für Rückschlüsse können wir heute aus dem Krieg in der Ukraine auf einen hypothetischen NATO _ WP Krieg in den 1980er Jahren ziehen.
Natürlich ist die heutige russische Armee erheblich kleiner als die damaligen Streitkräfte der WP Staaten, aber das selbe kann man von den ukrainischen Truppen im Vergleich zu den damaligen NATO Truppen sagen. Wurde der WP damals genauso überschätzt wie die russischen Truppen im Februar 2022.
Oder ist diese Frage hier in diesem Zusammenhang zu Tagesaktuell.Ich frage dich, weil ich noch neu hier bin.
 
Hallo Adrian,

ja, da sagst Du was. Kann ich Dir ehrlich gesagt gar nicht beantworten.
Das Kräfteverhältnis damals 1980er Jahre NATO-WAPA und 2022/23 Ukraine-Russland war ein völlig anderes. Die Technologie ist natürlich fast 40 Jahre weiter. Was man gesehen hat, ist dass mittels Starlink-Technologie eine Vielzahl von russischen Gefechtsständen sehr rasch aufgekärt und vernichtet wurden. So weit war man damals noch nicht, meines Wissens. Ja, es gab Artillerieaufklärungsdrohnen etc. aber nichtsdesto trotz musste Gefechtsaufklärung/Spähaufklärung durch Kampftruppe bzw. Panzeraufklärer, Brigadespähtrupp etc. betrieben werden.
Die Norddt. Tiefebene und das Ukrainische Tiefland sind beide flach, doch in Niedersachsen gibt es nicht nur Grasland, sondern auch jede Menge Wälder - sprich Panzer- und Infanteriegelände, Panzergelände mit Infanteriestreifen und umgekehrt. Deshalb wurde die Bundeswehr ja auch so augebildet: 1 PzKp und ein PzGrenZg oder 1 PzGrenKp und ein PzZg - also Kampfpanzer und Grenadiere immer zusammen, niemals getrennt nach Truppengattung. Vom Ukrainekrieg kommen immer viele vollkommen widersprüchliche Meldungen, die ich nicht einordnen kann. Russen haben 1.000 Mann Verlust/Gefechtstag und dergleichen, die kämpfen nur besoffen, gehen wie die "Zombies" ins Frontalfeuer rein, Militärdienstleister Wagner birgt weder Gefallene noch Verwundete --- also die Presse übermittelt da immer jede Menge sonderbarer Nachrichten, deren Wahrheitsgehalt ... na ja.

Also ich werde da nicht schlau draus. Absolut nicht. Bachmut, Soledar etc. haben sich jetzt auch zu großen Materialschlachten aufgeschaukelt, wieder mit astronomischen Verlustmeldungen, sonderbarerweise nur für die eine Seite. Gut, aber das ist ein anderes Thema.

Ich bin mir nicht sicher, aber ich denke, die NATO wollte damals diese Materialschlachten um minimalen Geländegewinn, z.B. Häuserkampf um das Volkswagenwerk in Wolfsburg, unbedingt vermeiden. Aber so viel zur Planung, was real geschehen wäre, wissen wir natürlich nicht.

Ja, Du hast recht, der Ukrainekrieg ist tagesaktuelles Geschehen, bei dem sich noch jede Menge ändern kann und gehört streng genommen nicht hierher.

Grüße
 
Hallo Adrian,

ja, da sagst Du was. Kann ich Dir ehrlich gesagt gar nicht beantworten.
Das Kräfteverhältnis damals 1980er Jahre NATO-WAPA und 2022/23 Ukraine-Russland war ein völlig anderes. Die Technologie ist natürlich fast 40 Jahre weiter. Was man gesehen hat, ist dass mittels Starlink-Technologie eine Vielzahl von russischen Gefechtsständen sehr rasch aufgekärt und vernichtet wurden. So weit war man damals noch nicht, meines Wissens. Ja, es gab Artillerieaufklärungsdrohnen etc. aber nichtsdesto trotz musste Gefechtsaufklärung/Spähaufklärung durch Kampftruppe bzw. Panzeraufklärer, Brigadespähtrupp etc. betrieben werden.
Die Norddt. Tiefebene und das Ukrainische Tiefland sind beide flach, doch in Niedersachsen gibt es nicht nur Grasland, sondern auch jede Menge Wälder - sprich Panzer- und Infanteriegelände, Panzergelände mit Infanteriestreifen und umgekehrt. Deshalb wurde die Bundeswehr ja auch so augebildet: 1 PzKp und ein PzGrenZg oder 1 PzGrenKp und ein PzZg - also Kampfpanzer und Grenadiere immer zusammen, niemals getrennt nach Truppengattung. Vom Ukrainekrieg kommen immer viele vollkommen widersprüchliche Meldungen, die ich nicht einordnen kann. Russen haben 1.000 Mann Verlust/Gefechtstag und dergleichen, die kämpfen nur besoffen, gehen wie die "Zombies" ins Frontalfeuer rein, Militärdienstleister Wagner birgt weder Gefallene noch Verwundete --- also die Presse übermittelt da immer jede Menge sonderbarer Nachrichten, deren Wahrheitsgehalt ... na ja.

Also ich werde da nicht schlau draus. Absolut nicht. Bachmut, Soledar etc. haben sich jetzt auch zu großen Materialschlachten aufgeschaukelt, wieder mit astronomischen Verlustmeldungen, sonderbarerweise nur für die eine Seite. Gut, aber das ist ein anderes Thema.

Ich bin mir nicht sicher, aber ich denke, die NATO wollte damals diese Materialschlachten um minimalen Geländegewinn, z.B. Häuserkampf um das Volkswagenwerk in Wolfsburg, unbedingt vermeiden. Aber so viel zur Planung, was real geschehen wäre, wissen wir natürlich nicht.

Ja, Du hast recht, der Ukrainekrieg ist tagesaktuelles Geschehen, bei dem sich noch jede Menge ändern kann und gehört streng genommen nicht hierher.

Grüße
Dann komme ich besser ohne Umwege zu der Sache, die mich beschäftigt. Im Kalten Krieg gab es immer die Diskussion, ob der Fokus der Bundeswehr auf schwere, mechanisierte Verbände der richtige Weg war oder ob man mehr Wert auf leichte Jäger Verbände mit panzerabwehrwaffen hätte legen sollen. Was ist deine Meinung dazu?
 
Hallo Adrian,

ja, das stimmt. Es gab tatsächlich einmal diese Diskussion, die Du erwähnst.
Und zwar von Reinhard Uhle-Wettler. Hier findest Du die entsprechenden Artikel:
Die Struktur der Bundeswehr
Die Struktur der Bundeswehr 15.06.1980
»Wer wirft den Feind aus der Rhön?«
»Wer wirft den Feind aus der Rhön?« 15.06.1980

In Schleswig-Holstein ganz klar mechanisierte PzGrenVerbände aber leichte Jägerverbände hätten vielleicht im Mittelgebirge Harz, Solling, Rhön, etc. Sinn gemacht.
Letztendlich hat man sich aber wohl dagegen entschieden.

Grüße
 
Hallo Adrian,

ja, das stimmt. Es gab tatsächlich einmal diese Diskussion, die Du erwähnst.
Und zwar von Reinhard Uhle-Wettler. Hier findest Du die entsprechenden Artikel:
Die Struktur der Bundeswehr
Die Struktur der Bundeswehr 15.06.1980
»Wer wirft den Feind aus der Rhön?«
»Wer wirft den Feind aus der Rhön?« 15.06.1980

In Schleswig-Holstein ganz klar mechanisierte PzGrenVerbände aber leichte Jägerverbände hätten vielleicht im Mittelgebirge Harz, Solling, Rhön, etc. Sinn gemacht.
Letztendlich hat man sich aber wohl dagegen entschieden.

Grüße
Ich schätze, ging davon aus, dass nur schwere Verbände den Feind zurück drängen konnten. Allerdings hat man an einer Stelle eine Ausnahme gemach. Im GDP 88 des II. Korps übernahm nämlich die 1. LL Division die Südflanke mit 2 LL Brigaden und der 23. Gebirgsbrigade, also reine infantrie. Allerdings stand eine schwere Hmschz. Brigade als Reserve bereit. Die schweren Verbände der 1. Gebirgsdivision sollten hingegen eingreifen,falls der WP durch Österreich vorstoßen würde.
 
Oh, das wusste ich nicht, ist ja interessant.

Na ja, zurückdrängen weiß ich nicht.
Hieß es nicht verzögern, verteidigen und an bestimmten Geländeabschnitten Gegenangriffe fahren?

Was meinst Du zum Artillerieangriff des Warschauer Paktes.
Wie ist da Deine Einschätzung oder Dein Kenntnisstand? Ging man von Feuerglocken/Feuerlawinen/Feuerwalzen kombiniert von Rohr-/Raketenartillerie über mehrere Stunden aus? Will also heißen, den VRV der NATO lokalisieren und dann Planzeiger für Planzeiger atomisieren? Streu-/Brand-/Splitter-/Sprengbrand und was weiß ich nicht für Munitionsarten.

Also geballte Feuerschläge Artillerie auf erkannten/aufgeklärten Feind und Erdkampfflugzeuge + Kampfhubschrauber auf höher wertige Ziele. Wie die Abstimmung Frontflieger und Artillerie laufen soll, ist mir schleierhaft, da gab es sicherlich Regelungen, die ich nicht kenne.

Minuten-, stundenlange Feuerschläge, so wie es sie in der Militärgeschichte zuvor noch nicht gegeben hat mit entsprechender Wirkung. Einen Panzergrenadier oder Jäger, der in der Schützenmulde liegt, den gibt es dann nicht mehr.
Ich glaube es gibt nichts Demoralisierenderes als so einen Feuerschlag mit zuerleben. Da vergeht die Lust auf Krieg sehr, sehr schnell. Ich könnte mir gut vorstellen, dass es bei den Mob-Reservisten/Wehrdienstleistenden vielleicht sogar eine Massenpanik gegeben hätte, und dass es eiserner Führung bedurft hätte, um entgegenzusteuern.

Was meinst Du? Wäre der WAPA zu derartig verheerenden Feuerschlägen fähig gewesen?

------------------

Der zweite Punkt wären dann die Wirkungen des Feuerschlages. Artillerieüberfall, z.B. mitten in der Nacht, Massenanfall an Gefallenen, Schwer- und Leichtverletzten in einer sehr unübersichtlichen Lage. Der Soldat kommt zum ersten Mal mit der Splitterwirkung der Artillerie in Berührung. Panik, Todesangst, überfülltes Verwundetennest, gepanzerter SanMTW (hat durch Panzerung Splitterschutz gegen Art) kommt, kann aber nur 4 Schwerverwundete aufnehmen. Also Triage schon auf dem Gefechtsfeld.
Ich glaube, mit diesen Kriegsrealitäten, die dann urplötzlich und schonungslos auf einen zukommen, wurde nie ernsthaft nachgedacht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Oh, das wusste ich nicht, ist ja interessant.

Na ja, zurückdrängen weiß ich nicht.
Hieß es nicht verzögern, verteidigen und an bestimmten Geländeabschnitten Gegenangriffe fahren?

Was meinst Du zum Artillerieangriff des Warschauer Paktes.
Wie ist da Deine Einschätzung oder Dein Kenntnisstand? Ging man von Feuerglocken/Feuerlawinen/Feuerwalzen kombiniert von Rohr-/Raketenartillerie über mehrere Stunden aus? Will also heißen, den VRV der NATO lokalisieren und dann Planzeiger für Planzeiger atomisieren? Streu-/Brand-/Splitter-/Sprengbrand und was weiß ich nicht für Munitionsarten.

Also geballte Feuerschläge Artillerie auf erkannten/aufgeklärten Feind und Erdkampfflugzeuge + Kampfhubschrauber auf höher wertige Ziele. Wie die Abstimmung Frontflieger und Artillerie laufen soll, ist mir schleierhaft, da gab es sicherlich Regelungen, die ich nicht kenne.

Minuten-, stundenlange Feuerschläge, so wie es sie in der Militärgeschichte zuvor noch nicht gegeben hat mit entsprechender Wirkung. Einen Panzergrenadier oder Jäger, der in der Schützenmulde liegt, den gibt es dann nicht mehr.
Ich glaube es gibt nichts Demoralisierenderes als so einen Feuerschlag mit zuerleben. Da vergeht die Lust auf Krieg sehr, sehr schnell. Ich könnte mir gut vorstellen, dass es bei den Mob-Reservisten/Wehrdienstleistenden vielleicht sogar eine Massenpanik gegeben hätte, und dass es eiserner Führung bedurft hätte, um entgegenzusteuern.

Was meinst Du? Wäre der WAPA zu derartig verheerenden Feuerschlägen fähig gewesen?

------------------

Der zweite Punkt wären dann die Wirkungen des Feuerschlages. Artillerieüberfall, z.B. mitten in der Nacht, Massenanfall an Gefallenen, Schwer- und Leichtverletzten in einer sehr unübersichtlichen Lage. Der Soldat kommt zum ersten Mal mit der Splitterwirkung der Artillerie in Berührung. Panik, Todesangst, überfülltes Verwundetennest, gepanzerter SanMTW (hat durch Panzerung Splitterschutz gegen Art) kommt, kann aber nur 4 Schwerverwundete aufnehmen. Also Triage schon auf dem Gefechtsfeld.
Ich glaube, mit diesen Kriegsrealitäten, die dann urplötzlich und schonungslos auf einen zukommen, wurde nie ernsthaft nachgedacht.
Ich kann zu Artillerie nicht viel sagen. Ich schätze aber, es wäre in diesem Konflikt eine Feuerkraft bisher nie gewesenen Ausmaß entfesselt worden. Es ist kaum vorstellbar was das für die Soldaten beider Seiten bedeutet hätte wo ich schätze über 90٪ keine Kriegserfahrung hatten.
 
Absolut.
  • Schützenmulde: keine bis geringe Überlebenschance
  • Feldbefestigung: bessere Überlebenschance, abhängig welche Artilleriezünder verwendet werden: bunkerbrechender Aufschlagszünder mit Verzögerung z.B.
  • Schützenpanzer: wohl die besten Überlebenschancen
Na ja, ist aber nur meine eigene Einschätzung.
 
Hallo Adrian,
besten Dank! Aber wie kommt man an den GDP der Holländer ran? Vielleicht stehen im Bolik ja noch gute Quellenangaben.
 
Zurück
Oben