Geschichtsschreibung in der DDR: Hitler-Stalin-Pakt und geheimes Zusatzprotokoll

geschichtsmango

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Hallo,

Ich beschäftige mich zurzeit wie angedeutet mit dem deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt. Aufgabe sollte aber die Fragestellung sein, ob dieser Pakt in der DDR vergessen wurde. So wies mein Lehrer mich auch darauf hin, dass dieser Pakt in keinem Geschichts-/Schulbuch der DDR erwähnt wird, was ich nach meiner Recherche bestätigen konnte (allerdings konnte ich zu dem Pakt unter anderem auch in einem bayrischen Geschichtsbuch dieser Zeit nichts finden).
Meine Frage ist nun, ob der Pakt tatsächlich im nachhinein verschleiert wurde, von wem und vor allem warum bzw. wo ich Lektüre zu dieser Fragestellung finden könnte (in der örtlichen Unibibliothek hatte ich kein Glück).
Lieben Gruß und danke schonmal
 
Schau mal, ob Du auf der Seite des Georg-Eckert-Institutes für internationale Schulbuchforschung etwas findest. Besonders in der Ecke deutsch-polnische Schulbuchgespräche, die sind für deine Thematik durchaus erhellend! Vor ca. zwei Jahren hatten die dort auch ältere Publikationen als PDF vorliegen, jetzt gerade habe ich die nicht mehr gefunden, aber das muss nichts heißen. Ansonsten findest du das Material aber auch publiziert in den Unibibliotheken.

Edit: http://library.fes.de/library/netzquelle/deutsch-polnisch/schulbuch.html
 
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Kleine Empfehlung für die Fernleihe über die örtliche Bibliothek:

Jan Lipinsky: Das Geheime Zusatzprotokoll zum deutsch-sowjetischen Nichtangriffsvertrag vom 23. August 1939 und seine Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte von 1939 bis 1999,

Das Geheime Zusatzprotokoll zum deutsch-sowjetischen Nichtangriffsvertrag vom 23. August 1939 und seine Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte von 1939 bis 1999: Amazon.de: Jan Lipinsky: Bücher

Soweit ich mich erinnere, wird hier auch die DDR behandelt. Kann ich am Wochenende nachschlagen.
 
Meine Frage ist nun, ob der Pakt tatsächlich im nachhinein verschleiert wurde, von wem und vor allem warum bzw. wo ich Lektüre zu dieser Fragestellung finden könnte (in der örtlichen Unibibliothek hatte ich kein Glück).
Der Pakt ließ sich schlecht leugnen, das Geheime Zusatzprotokoll schon. In der DDR machte die Geschichtsschreibung arge gedankliche Verrenkungen, um die Besetzung Ostpolens durch die Rote Armee zu erklären. Zur Geschichte des II. WK liegt in jeder Bibliothek etwas, vielleicht sogar aus der DDR-Zeit.
Wir haben hier schon früher darüber diskutiert. Nutze unsere Suchfunktion (hitler-stalin-pakt) dann findest du auch mehr.
 
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Als unmittelbarer Betroffener,wurde der Hitler-Stalin Pakt;als ein Nichtangriffsvertrag zwischen Hitler-Deutschland und der Sowjetunion in der Schule gelehrt und so Konnte man es auch in den Schul-und Fachbüchern nachlesen. Das Vordringen der Roten Armee,zur ausgehandelten Linie,wurde als Schutz Maßnahme der dort lebenden Sowjetischen Bevölkerung beschrieben.
Aber es ist nicht das erste mal,dass die Deutsche Bevölkerung mit Geschichtsereignissen in Unkenntnis,Unwahrheit und Falsch wider gegebenen Tatsachen in Unwissenheit gehalten wurde und wird! (z.B.Irak-Krieg 2003)
 
Sehr interessante Antworten, danke für die Hilfe! Ich war heute im Georg-Eckert-Institut, habe mir dort die Lehrpläne der DDR zeigen lassen und einige Schulbücher ausgeliehen. Interessant ist, dass der Pakt in Schulbüchern beispielsweise aus Bayern erwähnt wird, in den Büchern der DDR aber nicht einmal angesprochen wird.
Die Frage ist ja nun, inwiefern ich Thesen/Theorien aufstellen kann, aus welchem Grund das so ist, die für eine Facharbeit tauglich sind. Find ich momentan noch nicht so einfach.. Trotzem Danke!
 
Die Frage ist ja nun, inwiefern ich Thesen/Theorien aufstellen kann, aus welchem Grund das so ist, die für eine Facharbeit tauglich sind. Find ich momentan noch nicht so einfach.. Trotzem Danke!

Hast Du mal den Inhalt des "Geheimen Zusatzprotokolls" gelesen und mit den offiziellen Begründungen für den Pakt abgeglichen?

Da geht es nicht um Zeitgewinn, oder eine "Glacis" in Ostpolen für die Sowjetunion, sondern um die Bestimmung von territorialen Interessensphären zwischen Nordkap und Schwarzem Meer zwischen Hitler und Stalin.

Direkte Folge waren neben dem Polenfeldzug des Deutschen Reiches:
- Annexion des Baltikums
- Winterkrieg SU/Finnland
- Einmarsch der SU in Ostpolen
- Besetzung Moldawiens und von Teilen der Bukowina (Rumänien)

Streit gab es darüber bzgl. des deutschen Einflusses auf Bulgarien und der Stationierung von Truppen in Rumänien Ende 1940.

Direkte Folge des "Nichtangriffspaktes" waren außerdem die Wirtschaftsverträge mit dem Deutschen Reich, verbunden mit der Formel "Rohstoffe gegen Waffen und Technologie".

In den Novembergesprächen 1940 in Berlin ging Molotow noch weiter: Dardanellen.
 
Das beschreibt recht gut die Folgen und Motivationen des Paktes, aber ich frage mich trotzdem, wie dieses Thema in den Geschichtsbüchern der DDR gänzlich ausgelassen wurden, obwohl die Bücher -meinen Kenntnissen zufolge- nicht aus der Sowjetunion stammen, sondern von Deutschen verfasst wurden.
 
Wie bereits erwähnt wurde, bin ich mir schon im Klaren darüber, dass die DDR von der Sowjetunion besetzt war. :yes: Trotzdem wurden die Geschichtsbücher von deutschen Autoren verfasst. Wie kann ich also nachweisen, dass diese bzw. das Schulsystem an sich von der Sowjetunion beeinflußt wurden?
 
Wie kann ich also nachweisen, dass diese bzw. das Schulsystem an sich von der Sowjetunion beeinflußt wurden?
Indem du es Punkt für Punkt vergleichst. Das hat aber mit deinem Thema wenig zu tun. Die DDR war ein Satellitenstaat und übernahm natürlich auch den Standpunkt der Sowjetunion zum Pakt. Ob die Autoren selbst Deutsche waren, ist daher unerheblich. Was glaubst du wohl, was passiert wäre, hätte jemand was anderes geschrieben.
So ein Text wäre gar nicht erst gedruckt worden - und das wäre noch längst nicht alles gewesen, was dem Autor geblüht hätte.
Gerade zu deinem Thema hielt sich das Verständnis zur Wahrheit bei den Machthabern im Osten in, nun sagen wir mal sehr engen Grenzen.
 
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Indem du es Punkt für Punkt vergleichst. Das hat aber mit deinem Thema wenig zu tun. Die DDR war ein Satellitenstaat und übernahm natürlich auch den Standpunkt der Sowjetunion zum Pakt. Ob die Autoren selbst Deutsche waren, ist daher unerheblich. Was glaubst du wohl, was passiert wäre, hätte jemand was anderes geschrieben.
So ein Text wäre gar nicht erst gedruckt worden - und das wäre noch längst nicht alles gewesen, was dem Autor geblüht hätte.

Ja und nein. Mit meiner Frage wollte ich natürlich darauf hinaus, dass die DDR ein Satellitenstaat der SU war. Aber das war Polen auch. Ich verwies ja gestern auf die deutsch-polnischen Schulbuchgespräche die erhellendes ergäben. Die Polen, die sich natürlich zu Recht als Opfer sowohl Nazideutschlands als auch der stalin'schen SU sahen, waren sehr viel selbstbewusster als ihre ostdeutschen Genossen. Die deutsch-polnischen Schulbuchgespräche fanden ja zwischen der VR Polen und der BRD statt, mit der DDR konnten sich die Polen einfach nicht auf ein gemeinsames Geschichtsbild einigen, mit dem "Klassenfeind" aber schon. Ich finde das sehr erhellend. Natürlich ist Polens Rolle auch eine ganz andere gewesen als die DDR. Polen stand zwar wegen der "Befreiung" in der Schuld der SU (zumindest nach offizieller Sicht, die polnische Selbstbefreiung durch die Armija Krajowa wurde marginalisiert, die Armija Krajowa lange kriminalisiert) aber die Polen konnten immerhin für sich in Anspruch nehmen, eines der ersten Opfer Nazideutschlands (und der SU) gewesen zu sein. Zwar lebten in der DDR nur aufrichtige Kommunisten, wohingegen die bösen Faschisten alle im Westen lebten, aber die DDR war immer noch ein deutscher Staat und damit eben ein Nachfolgestaat des Staates, der den Weltkrieg angezettelt hatte.
 
In einer Hausarbeit von 1970 finde ich Zitate aus Geschichtsbüchern der DDR, die sich auf den Pakt beziehen. In selbst ausgeliehenen Unterrichtsbüchern von 1951, 1977 und 1986 für Klasse 9 und 10 wird der Pakt nciht erwähnt, aber der "heimtückische Überfall Hitlers auf die Sowjetunion". Des Weiteren finde ich in einer anderen Schulbuchausgabe (auch aus der DDR) von 1978 für Klasse 11 den Pakt wieder. Was soll ich nun daraus interpretieren, wenn ich hinzunehme, dass die Schulbücher von der marxistisch-leninistischen Anschauung ausgingen und für ihre Homogenität bekannt sein sollen? Die Verschleierung des Paktes wird ja wohl kaum von der Klassenstufe abhängig gemacht wurden sein?!
 
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Die Verschleierung des Paktes wird ja wohl kaum von der Klassenstufe abhängig gemacht wurden sein?!

Du solltest die "Verschleierung des Paktes" von der Verschleierung des Zusatzprotokolls zum Vertrag (ist das erwähnt worden?) sowie von der Interpretation des Vertrages trennen. Der veröffentlichte Vertrag ist relativ unverfänglich und stützte die Argumentation der SU: Glacis und Zeitgewinn.

Die bloße Nennung des Vertrags (ohne Zusatzprotokoll) in Schulbücher sagt nichts aus.

Wie gesagt, ich schlage noch im Lipinsky bzgl. DDR nach, vielleicht findet sich da mehr.
 
An dem Pakt ist ja zunächst nichts auszusetzen. Der Pakt war ja immer öffentlich, wurde in den Zeitungen Nazideutschlands und der Su gleichermaßen errichtet, in denen der restlichen Welt kritisch beäugt. Das interessante für deine Fragestellung ist das geheime Zusatzprotokoll, mit dem Molotow und Ribbentrop Polen zwischen der SU und dem Dritten Reich aufteilten. Stalin hat an diesem völkerrechtswidrigen Pakt mit Hitler auch noch nach dem Krieg festgehalten, was zur polnischen Westverschiebung führte. Was wir in D manchmal allzuleicht vergessen ist ja, dass die Ostpolen genauso vertrieben wurden, wie die Ostdeutschen. Man muss auch den Schock und die Erklärungsnöte der deutschen Kommunisten beachten, als Stalin plötzlich mit den Nazis, dem ärgsten Gegner, den man immer als letztes Aufbäumen des Kapitalismus gegen die historisch notwendige Revolution gesehenen hatte, einen Nichtangriffspakt schloss, während deutsche Kommunisten in Gefängnissen und Konzentrationslagern saßen.
 
In einer Hausarbeit von 1970 finde ich Zitate aus Geschichtsbüchern der DDR, die sich auf den Pakt beziehen. In selbst ausgeliehenen Unterrichtsbüchern von 1951, 1977 und 1986 für Klasse 9 und 10 wird der Pakt nciht erwähnt, aber der "heimtückische Überfall Hitlers auf die Sowjetunion". Des Weiteren finde ich in einer anderen Schulbuchausgabe (auch aus der DDR) von 1978 für Klasse 11 den Pakt wieder. Was soll ich nun daraus interpretieren, wenn ich hinzunehme, dass die Schulbücher von der marxistisch-leninistischen Anschauung ausgingen und für ihre Homogenität bekannt sein sollen? Die Verschleierung des Paktes wird ja wohl kaum von der Klassenstufe abhängig gemacht wurden sein?!
Gemeint ist der Nichtangriffspakt. Nazideutschland und Sowjetunion waren ja nicht verbündet und der Pakt wurde 1941 von Deutschland gebrochen. Der Nichtangriffspakt an sich und wurde in der DDR auch nicht verschleiert. Nach DDR-Lesart wollte die Sowjetunion ihren "friedlichen Aufbau" fortsetzen. Die Besetzung Ostpolens durch die Rote Armee 1939 war danach nur "eine Schutzmassnahme" für die Polen und die baltischen Staaten hätten sich "begeistert" und "freiwillig" der Sowjetunion angeschlossen. Soweit der O-Ton der sowj.Geschichtsschreibung, die der DDR war identisch. Zu deinen Quellen: Klasse 9 und 10 ignorieren, Klasse 11 (Abiturstufe) eine dumme Ausrede - das passt doch.

Es war dort aber nie vom Geheimen Zusatzprotokoll die Rede, wonach beide Osteuropa aufteilten und somit gemeinsame Sache gegen Polen machten.
Ich war als Teenager völlig verblüfft, als mir ein Buch aus der Nazizeit (von 1940) in die Hände fiel, wo diese "Waffenbrüderschaft" detailliert beschrieben war.

Also, bringe nicht die hier fett gedruckten Begriffe durcheinander.

EDIT: Nun hast du 3 Antworten, die übereinstimmen...
Mach was draus!
 
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Advocatus Diabolus vermutet, dass 1939 die europäische Aussenpolitik zwischen den Koordinaten der militärich angetriebenen Machtpolitik, dem Völkerrecht und der inoffiziellen Akzeptanz von revanchistischen Anspüchen hin und her irrte. Und die einzelenn Akteure teilweise selber nicht genau wußten, welche Motivation erade die dominante Strömung im Rahmen der Außenpolitik darstellte.

In diesem verwirrenden Intrigenspiel kämpften einerseits Länder um ihren Platz an der Sonne und um Areale, die ihnen - subjektive vermutet - zustehen sollten und andererseist die "Kriegsgewinnler", die die instabile WW1-Nachkriegsordnung mit ihren teilweise willkürlichen Grenzziehungen verteidigten.

"Für Danzig sterben"? bringt dann auch den Zwiespalt über die Legitimität und die Legalität der Grenzziehungen der Gewinnler deutlich zum Ausdruck.

In diesem Zweifel drückt sich die Frage aus, ob beispielsweise die Franzosen, bereit sein sollen, Grenzziehungen zu verteidigen, die nach dem WW1 durch die Macht der Bajonette zustande gekommen sind und nicht auf der Einsicht der beteiligten Länder oder Ethnien basierten.

Man war sich der Künstlichkeit der geschaffenen nationalen Gebilde durchaus in Europa auf allen Ebenen des politischen Systems im klaren. Eine Einsicht, die natürlich auch den rationalen Kern des Appeasement-Programms eines Chamberlain berührte (er war durchaus kein weltfremder Spinner, wie er gerne dargestellt wird, der zwar die Intensität des aggressiven Moments der hitlerschen Außenpolitik unterschätzt hat, aber ihn nicht unterschätzt hat).

Und revanchistische Positionen zu vertreten, die auf den Gewinn von Gebieten abzielte, die bis zum Ende des WW1 zu den Kriegsverliererern gehörten, eine politische Position, die vermutlich eine sehr breite Akzeptanz in allen Ländern gefunden hat. Und Deutschland und Russland waren keine Ausnahem von der Regel.

Es war Stalin, der in seiner Rede vom 05.05.1941 im Kreml diese Stimmung in Europa seh deutlich zum Ausdruck gebracht hat. Hitler war stark, solange er sich auf der Basis "legitimer" revisionistischer Gebietsansprüche bewegt hat. Er wußte um die "moralische" Zustimmung des eigenen Volkes und vermutlich auch um die passive Duldung durch andere Regierungen (der entscheidende Hebel für den Erfolg von München 1938).

Mit dieser Formulierung zielte er wohl auch indirekt auf seine revisionistische Position ab, die im wesentlichen auf die Rückforderung von Gebieten abzielte, die während des Zarenreichs bis ca. 1917 zum zaristischen Russland gehörten. Seinen Zuhörern war vermutlich nicht klar, dass er damit eine "staatsmännische" Rechtfertigung des geheimen Zusatzprotokolls von 1939 geliefert hat.

Mit dieser Argumentation liefert er aber auch gleichzeitig den eigentlichen Schlüssel für das Verständnis der Kooperation zwischen ihm und Hitler. Die "gemeinsame" revisionistische Sichtweise der Habenichtse, Deutschland, Russland (und auch Italien + Japan natürlich) überlagert die eigentlich als "Todfeindschaft" angelegte Konfliktlinie zwischen dem Kommunismus und dem Faschismus.

Eine Sichtweise, die zumindest Stalin sehr leicht gefallen ist, da er Außenpolitik unter machtstrategischen, durch ein machiavellistisches bzw. bismarksches Weltbild geprägt, betrieben hat. Und nicht auf der Grundlage des Marxismus-Leninismus, den er nicht zuletzt, als Hohepriester, so auslegte wie es im passte.

Was will der Advokatus Diabolus damit sagen. Wir neigen heute immer gerne dazu, das geheime Zusatzabkommen vor dem Hintergrund des Kalten Krieges zu interpretieren. Das hält der Advokatus für unhistorisch. Für Stalin waren die Verluste an staatlicher Souveränität nach dem WW1 der Ausgangspunkt für seine expansionistische Politik und nicht die Frage, der Teilung der Hemnissphären im Rahmen des späteren Kalten Krieg.

Da kam ihm der andere "Halunke" wie gerufen und sie machten ihren "Deal". Neudeutsch würden wir es als "Win-Win"-Position bezeichnen und keiner der beiden wird auch nur die Spur eines schlechten Gewissens verspürt haben. Sie fühlten sich beide, vor dem Hintergrund der Grenzen von vor dem WW1, völlig im Recht.

Wie legitim, vor dem Hintergrund des Völkerrechts diese Position war, kann ich nicht bewerten, die Engländer zumindest waren "not amused" und dieser Punkt belastete das Verhältnis zwischen der SU und GB mehr oder minder ausgeprägt während des gesamten WW2.

Dass sie bei ihrem revisionistischem Treiben sich eher wie Zauberlehrlinge aufführten, auf diesen Punkt hatte Silesia bereits hingewiesen, liegt in der ausgesprochen dilletantischen Sichtweise von Außenpolitik dieser - im eigentlichen Sinne des Wortes - Provinzpotentaten und führte eher als "unbeabsichtiger" Unfall zur Auslösung des WW2. :devil:

Jedes Volk bekommt, so behauptet der Volksmund, den Herrscher, den es verdient. Hitler hatte das Deutsche Volk 1939 sicherlich nicht verdient und das russische auch keinen Stalin.
 
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Die Rundumsicht provoziert einige Gegenfragen:

1. in welcher Position befand sich Stalin im Mai 1939?

Die SU der 30er Jahre befand sich in einer so verstandenen "Umfassung", die man im Jahrzehnt der industriellen und militärischen Aufrüstung (24.000 Panzer sind nicht 1939 gebaut worden) zunächst politisch beantwortete. Diese Politik war zweifelsfrei auf Zeitgewinn ausgerichtet, aber dieser war auf Step One gerichtet: Unangreifbarkeit.

Man sich sich der Kleinen Entente gegenüber, in den 30ern gab es den Ausgleich/die Entspannung mit Rumänien und es gab einen Nichtangriffsvertrag mit Polen. Angriffsszenarien auf die SU bestanden aus einer Kombination von westlichen "Satelliten", hinter den "kapitalistische Mächte" agierten und die sie unterstützen würden. In die laufende Aufrüstung hinein schmiss man Material in den Spanischen Bürgerkrieg.

Das Verhältnis zum Deutschen Reich war Anfang 1939 - gemessen an der Zeit vor 1933 - auf dem Tiefpunkt. Die Auflösung der CSR, einen potentiellen Verbündeten der SU, konnte man nicht verhindern. Im Mai 1941 war der Ribbentrop-Vertrag noch Phantasie, entscheidend ist hier der Vorstoß Hitlers "an den Herrn Stalin" im Juli 1939 angesichts der Aktivitäten der Westmächte.

2. was konnte Stalin auf der Rechnung haben?

- für die SU gibt es in dieser Zeit eine weitere Bedrohung, deren Reflex auf die europäische Politik nicht unbeachtet bleiben sollte: Japan. Diese Großmacht drang in China seit Mitte 1937 vor, der Grenzkonflikt schwelte seit 1938. Von Japan verlangte sowjetische Rückzüge kurz vor Wladiwostok waren eine Gefahrenposition, und es hatten bereits Kämpfe stattgefunden. Bis Juli 1939 trieben dann zwei Konflikte auf ihre Spitze zu: die deutschen Aggressionen gegen Polen, in deren Folge die Westmächte nunmehr auch die SU einzubeziehen versuchten - die japanischen Aktivitäten an der Grenze der Mongolei.

- der Stalin vom Mai 1939 wird kaum beides antizipiert haben: den schnellen siegreichen Abschluss in Fernost und die Einstellung japanischer Aggressionen und die Fühlungnahme des nationalsozialistischen Deutschlands zur Aufteilung Polens (unter reichlichen "Beigaben", die die kühnsten Träume in Moskau überstiegen haben dürften: Totalrevision der Verluste des Zaristischen Rußlands im Weltkrieg in der Zwei-Meeres-Formel von Finnland bis Rumänien.


Im Mai 1939 war völlig unklar,
- ob die Deutschen "kommen"
- was Hitler anbieten würde
- ob die Konfrontation mit Japan schnell und erfolgreich beendet werden könnte oder eine Rückenbedrohung der nächsten Jahre darstellen würde

Einzig im Raum stand die Garantie der Westmächte an Polen, dass es beim nächsten Coup von Hitler knallen würde. Hat Stalin das Garantieversprechen Chamberlains überhaupt ernst genommen, nach den Erfahrungen von München und von Prag? Angeblich hat er sich über die militärischen Gespräche, bei denen die Westallierten ihre Anzahl von Divisionen nennen sollten für einen Krieg gegen Deutschland, amüsiert.
 
Klarstellung

Ich habe mir jetzt mal die Mühe gemacht,und die Beiträge durchgelesen die verfasst wurden.Ich möchte hier keinen Beleidigen oder an den Pranger stellen,nur es kommt mir ein bisschen vor,dass sich einige von Euch die Geschichte selber schreiben.
Also, das der Nichtangriffs-Vertrag zwischen Hitler-Deutschland und der Sowjetunion in der Schule erwähnt wurde, ist Fakt! Und ich absolvierte die polytechnische Oberschule bis zur 10.Klasse und die vor mir die 10.Klasse und nach mir die 10.Klasse absolvierten kannten den Vertrag.
Der Vertrag wurde auch mehrmals in Fachbüchern der DDR und in Dokumentationen im Fernsehen erwähnt.
Das der Schulstoff anders gelernt wurde als die Wirklichkeit es war, habe ich schon im meinem ersten Artikel erwähnt.
Es mag sein,dass die Direktiven zum Schulstoff aus Moskau kamen,aber ich meine immer noch sie kamen aus Berlin dem Ministerium für Bildung,Ministerin M,Honecker.Diese Person hat ihr Rüstzeug in Moskau (polit. Schulung )erhalten.
Die Politischen Ziele Stalins war es,den marxism.-leninism. in die Welt heraus zu Tragen und dafür war ihm jedes Mittel recht!
Die Einigung mit Hitler über die Aufteilung Polens ( Zusatzvertrag ), wurde in der DDR nie erwähnt und zielte nochmal auf den verlorenen Krieg zwischen Polen und Sowjetrussland von 1920 hin.
Die Stärke der Sowjetunion lag nicht in ihren Panzer oder Luftstreitkräften,nein sie lag in ihren Ressourcen die das Land hatte und hat und das wusste Stalin.
 
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