Meine Informationen sagen: Als die Sowjet Union auseinanderfiel und staatlichen Strukturen nicht mehr funktionierten, wandten sich die Menschen vermehrt der einzig noch funktionierenden Institution Kirche zu, obwohl diese kaum noch Kirchengebäude besaß; dies änderte sich erst mit Restitutionen des Kirchenvermögens im Laufe der Zeit.
Und darf man auch erfahren, wohr du diese Informationen beziehst?
Außerdem werden im russischen Staatsfernsehen die Reden/Predigten des Patriarchen prominent herausgestellt, daher sagen die Zahlen der Zuschaer mehr über den Einfluss der Kirche auf die Menschen als die Kirchenbesuche.
1. Wie kommst du auf denn Trichter, dass sämtliche Zuschauer des Russischen Staatsfernsehens oder von Teilprogrammen in Russland säßen oder Russen seien?
2. Dir ist aber schon klar, was der Begriff "Staatsfernsehen" bedeutet? Also wem der Laden unterstellt ist und wer dementsprechend Statistiken über Einschaltquoten führt?
3. Wie kommst du eigentlich auf den Trichter, dass sich im Ansehen eines Programms automatisch Zustimmung zu dessen Inhalten ausdrücken würde?
Für nichts wird so heftig und erbittert gekämpft und gestorbern wie für den Glauben – siehe Kreuzzüge.
Da lege ich dir Asbridges Einführungswerk über die Kreuzzüge sehr ans Herz, dass durchaus in intressanter Weise auf die Abkommen zwischen den christlichen und muslimischen Potentaten in der Levante und die inneren Kämpfe der jeweiligen Lager eingeht, wenn es um die Frage ging, wer sich "König von Jerusalem" oder "Sultan" schimpfen durfte.
Im Übrigen, dürftest du dann auch gerne die Sache mit dem 4. Kreuzzug erklären als fanatisierte christliche Kämpder, die nichts anders kannten als christlichen Fanatismus (jedenfalls behauptest du das ja), erstmal über das christliche Byzanz herfielen.
Normalerweise schon, aber bei fanatisierten Kämpfern ist diese Skepsis nur wenig bis nicht vorhanden. Und fanatisiert sind vor allem Glaubenskrieger.
Russlands Armee, denn darum ging es ja ursprünglich, bersteht größtenteils aus Wehrpflichtigen, denen man mit Fahnenflucht und Gefängnis droht, wenn sie sich weigerten in den Krieg zu ziehen, aus Kriminllen, deren Motivation für die Teilnahme am Krieg darin besteht, dass sie es als Fahrkarte aus den haarsträubenden Bedingungen des russischen Strafvollzugs heraus sehen und aus Söldnern, die ihre Loyalität verkaufen um damit wirtschaftlich einen Schnitt zu machen, somit moralisch flexibel und so ziemlich das Gegenteil von vernagelten Fanatikern sind.
"Fanatisierte Glaubenskrieger" wird man da eher weniger finden.
Die Trennung zwischen religiöser und weltlicher Macht gibt es in Europa erst seit ca. 200 Jahren zunehmend.
Unfug.
Man wird vielleicht den Luthernanern und den Anglikanern, deren Amtskirchen mit der weltlichen Macht insofern verbandelt blieben, als dass die
jeweiligen Landesherren grundsätzlich erstmal Chef (summus episcopus) ihrer Kirchen wurden zwar nachsagen können, dass deren institutionelle Strukturen stark vermachtet und vor allem nicht sauber von der Staatsmacht getrennt wurden, wobei es auch hier Ausnahmeerscheinungen gab, z.B. in Brandenburg-Preußen, wo nach der Konversion Johann Sigismunds v. Hohenzollern ein calvinistischer Fürst ein lutherisches Land regierte und als jemand, der der lutherischen Landeskirche nicht mehr angehörte, auch nicht als deren Chef amtieren konnte.
So ziemlich sämtliche nicht lutherischen oder anglikanischen Strömungen der Reformation, haben allerdings keine durchhierarchisierte Amtskirche hervorgebracht, die sich mit dem weltlichen Machtapparat hätte verbinden können.
Das gab es in dieser Form weder bei den Calvinisten in den Niederlanden, noch bei den presbyterianischen Reformierten in Schottland und in diversen anderen Gruppierungen auch nicht.
Es gab in Europa bereits vor dem 30 Jährigen Krieg Regionen, in denen es nur eine sehr schwache oder überhaupt keine Verzahnung von weltlicher und religiöser Macht gab, insofern man von KKonfessionen, die überhaupt keine Amtskirchen und somit Machtstrukturen ausbildeten überhaupt noch von "religiöser Macht" in diesem Sinne reden kann.
Auch USA haben diese Trennung von Anfang an – das war die Reaktion auf die Verfolgung der andersdenkenden Christen in Europa durch die jeweiligen Staatskirchen –,
Auch das fällt in die Kategorie Unfug.
In den USA ist die Situation die gewesen, dass der Großteil der ursprünglichen Bevölkerung aus England stammte.
Diese Leute waren in der Regel entweder "dissenters/nonkonformists" also nicht-anglikanische Protestanten, die von Haus aus überhaupt keine Amtskirche kannten, weil so etwas in ihrer Glaubensrichtung nicht vorgesehen war oder aber sie waren Anglikaner.
Und als Anglikaner standen sie, als es mit dem Unabhängigkeitskrieg los ging insofern vor einem Dilemma, dass der oberste Chef ihrer Kirche der gleiche King George III. war, den sie in seiner Funktion als König von England gerade bekämpften und dass weiterer Gehorsam ihremm Kirchenoberhaupt gegenüber mit ihren Unabhängigkeitsbestrebungen gegenüber im Weg gestanden hätte, denn wenn sie die verwirklichen wollten, konnten sie sich dem englichen König - und sei es nur als Angehörige der anglikanischen Kirche - nicht mehr unterwerfen.
Das musste in den entstehenden USA unweigerlich zum Bruch mit der anglikanischen Kirchenhierarchie führen und die "dissenters" kannten ohnehin keine Amtskirchen, womit sich die Frage der Einbindung entsprechender Kirchen in das weltliche Machtgefüge überhaupt nicht stellte.
Das hat mit Verfolgung von Christen in Europa zunächst mal nur am Rand zu tun, zumal England (aus dem die meisten Einwanderer in die Kolonien stammten), zur Zeit des Unabhängigkeitskrieges ein Land war, in dem dissenters/nonkonformits und vor allem römisch-katholische Gläubige noch diskriminiert wurden, zu diversen Ämtern keinen Zugang hatten etc. aber davon, dass sie noch verfolgt worden wären, kann keine Rede sein.
Als die USA sich gerade im Unabhängigkeitskrieg befinden, wird 1779 gerade der "Nonconformist Relief Act" durchgewinkt, der die Beschränkungen für Protestanten jeglicher couleur in Großbritannien weitgehend aufhob, die Katholiken-Emanzipation sollte zwar noch 50 Jahre in der Zukunft liegen (was damit zu tun hat, dass das Thema sehr stark mit dem hochdiffizilen Problem der britischen Irland-Politik korrespondierte), aber Verfolgung, war das nicht, praktiziert werden durfte grundsätzlich auch der Katholizismus.
Massive religiöse Verfolgung, vor der man aus England hätte flüchten müssen, hatte es seit dem Englischen Bürgerkrieg nicht mehr gegeben und der Großteil derer, die bis zum Unabhängigkeitskrieg aus Britannien nach Nordamerika gekommen waren, waren keine religiösen Flüchtlinge.
Entscheidend ist, dass Russen sich mehrheitlich in der Ablehnung der "westlichen" Werte einig sind.
Woher möchtest du das wissen? Und was verstehst du unter "den westlichen Werten"?
Das propagiert nicht nur die staatliche Propaganda, sondern auch die russisch-orthodoxe Kirche, und das in weit stärkerem Maße.
Ach so. wenn zwei verschiedene Zweige der staatlichen Propaganda etwas propagieren, ist das der ultimative Beweis dafür, dass die Bevölkerung sich danach richtet.
Muss man nicht verstehen die logik oder?