Glaube und Gewalt

Liminith schrieb:
Weiß jemand von euch, ob heidnischer Glaube auch zwangsweise verabreicht wurde? Mir ist nichts derartiges bekannt. Nach meinem Dafürhalten ist dies jedoch bei (fast) allen anderen Glaubensrichtungen teilweise geschehen.
Waren nicht die Juden des Alten Testaments solchen Zwangsbekehrungen ausgesetzt?
 
@Panthea : Du hast mich vollkommen falsch verstanden. Wenn ich sage, "die Aggression nicht weg erziehen" meine ich den Umgang damit lernen.
Denn Agressoren gewinnen an Macht, wenn ihr Gegenüber Angst verspürt und sie behalten ihre Agression bei, denn Macht macht Spass!
Aber wenn, man den Agrssoren weitgehent angstfrei gegenüber tritt und sich nicht so leicht ins Bockshorn jagen lääst, wie es sehr häufig bei zu "lämmchen" erzogenen Menschen passiert,
dann wirkt es im Vorfeld schon deeskalierent und ein heftiger Gewaltausbruch kommt gar nicht erst zustande.
Ausserdem wirkt Angst wie Öl im Feuer der Aggression. Wenn man mal die Verbrechensstatistiken anschaut wird man feststellen, das die meisten äußerst brutalen Dinge häufig von Leuten begangen werden, die als brav, friedfertig, guterzogen und harmlos galten, während sich die typischen" Gewaltmenschen" sich meist nur mit Schlägereien begnügen.

nun zu den Heiden:

soweit ich weiß hat Attila jeden Hunnen zum Tode verurteilen lassen, der zum Christentum übertrat!

Und was war mit dem christlichen Britannien, nachdem die Sachsen einmarschiert waren? Das Christentum ist doch danach erst mal für längere Zeit erloschen gewesen.
 
@askan: Das war ein Mißverständnis!
Nun zu den Juden:
manganite schrieb:
Waren nicht die Juden des Alten Testaments solchen
Zwangsbekehrungen ausgesetzt?

Mir fällt dazu die Geschichte aus dem Buch Daniel ein. Nebukadnezzar ließ ein goldenes Standbild errichten, vor dem sich alle niederzuwerfen hatten. Dem der es nicht tat wurde gedroht, in einem Ofen verbrannt zu werden.
 
Falls du Heide gemäß dieser Definition meinst:
Heide
[ der]
Religion
seit 368 n. Chr. bezeugte, von christlichen Predigern als Übersetzung von lateinisch paganus ["Dorfbewohner"] verwendete Kollektivbezeichnung für noch nicht zum Christentum Übergetretene. Die unterschiedslos auf alle Nichtchristen angewandte Bezeichnung Heide ist, da es sich um ein theologisches Glaubensurteil mit abwertendem Charakter handelt, religionswissenschaftlich unzulässig.

Fangen wir mal schlicht mit dem Kaiserkult des römischen Reiches an. Juden und Christen nahmen nicht daran teil und wurden daher zu Staatsfeinden (mal ernsthaft verfolgt, mal nur mürrisch wahrgenommen).

Wie oben schon erwähnt finden sich in der Bibel allerhand Beispiele für Represalien gegen das jüdische Volk, und nicht nur sie dürften davon betroffen gewesen sein. Und auch sie selbst zeigten sich recht intolerant gegenüber anderen Kulturen und Religionen (etwa die Geschichten um die Phoeniker, die ihre Kinder Moloch geopfert haben sollen).

Viele polytheistischen Religionen erscheinen auf den ersten Blick recht tolerant, etwa die karthagische Art, Metöken in ihrer Stadt zu akzeptieren.
Schaut man genauer hin, sieht man, dass "Andersartigkeit" oft zwar Geduldet wird, in einigen Beispielen sogar integriert oder akzeptiert wird, meistens aber doch irgendwie gesondert behandelt bleibt. (Etwa durch eingeschränkte Rechte bei gleichen Pflichten, wie im Fall der Metöken). Dies kann man zwar nicht als Zwangsbekehrung bezeichnen, aber doch als einen gewissen Anreiz.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Bezeichnung Heide - ein Glaubensurteil mit abwertendem Charakter. --> Das trifft es.

Ich interessiere mich dabei aber in erster Linie für die alten germanischen Heiden oder auch die heidnischen Indianer. Ob sich wohl dieser Glaube gewaltfrei verbreitet hat?
 
Aus "vorchristlicher" Zeit ist über die Geschichte der germanischen und indianischen Religionen sehr wenig bekannt.

Abweichler vom rechten Glauben dürften auch bei den alten Germanen nichts zu lachen gehabt haben. Siehe die systematische Christenverfolgung unter Gotenkönig Athanarich...
 
Die Azteken opferten. Bevorzugt Mitglieder anderer Stämme und somit wohl auch anderer Kulturen. Wer ihren Riten nicht beiwohnte oder sich widersetzte dürfte ziemliche Probleme gehabt haben.
 
Tja wie es aussieht gibt es keinen wirklich friedlichen Glauben. Das lässt mich zu dem Schluß kommen, am besten auf jede Art von Glaube zu verzichten. Es gibt zu wenige Menschen mit ausreichend Toleranz für fremde Glaubensbekenntnisse.
 
Liminith schrieb:
Tja wie es aussieht gibt es keinen wirklich friedlichen Glauben. Das lässt mich zu dem Schluß kommen, am besten auf jede Art von Glaube zu verzichten. Es gibt zu wenige Menschen mit ausreichend Toleranz für fremde Glaubensbekenntnisse.
Glaube schon, aber keine konsequenten Menschen. Klar kannst du auf jede Art von Glaube verzichten; indessen sind nicht alle frei, die ihrer Ketten spotten.
 
"Überzeugung ist ein schlimmerer Feind der Wahrheit als die Lüge."
Soll heißen, es liegt nicht am Glauben (oder der Konfession, Religion...wie immer man es bezeichnen will).
In der Bibel steht eindeutig unter den 10 Geboten: du sollst nicht töten! Trotzdem geschah und geschieht es. Und gerade diese Bibel ist die Grundlage des Glaubens, der zu den Kreuzzügen aufrief. Ist jetzt der Glaube und die Sache an sich schuld, oder sind es die Menschen die dahinter stecken?
Ist das Messer, welches sicherlich als Werkzeug und zur Jagd erfunden wurde Schuld, dass jemand es nutzte einen Menschen zu töten?
Ich kann mir keinen friedlicheren Menschen als den Dalai Lama vorstellen, und kaum einen grausameren als manche asiatische Herrscher. Beide würden ihr Kreuz bei der gleichen Religion setzen.

Oder betrachten wir es mal auf eine andere Weise. Auf dieser Welt gibt es keinen Platz des Friedens, der Ruhe und der Ordnung wo Menschen aufeinander treffen. Immer gibt es irgend eine Art von Streit und Gewalt (ob nun verbal oder manuell). Außer z.B. in Klöstern, also Orten die mit dem Glauben zusammen hängen.
Menschen reagieren nun mal auf Andersartigkeit. Menschen reagiern auch auf Uniformität. Es sind also die Menschen, nicht der Glaube, die Farbe, die Abstammung, die Gesinnung, die Kleidung oder weiß der Geier.
Deus vult kann eine Begründung sein, oder eine Ausrede.
 
Ich denke mal, ohne Glaube wäre die Welt auch nicht friedlicher. Religion war und ist ja meist nur der Vorwand für Krieg und Verfolgung, selten der tatsächliche Auslöser.
Was die Religionen aus vorchristlicher Zeit angeht, sei es nun die der Indianer oder die der Germanen, oder sonst eine, halte ich es für nicht klug, wenn wir solchen Glauben mit unseren heutigen Moralvorstellungen in "friedlich" oder "gewalttätig" einteilen.
Schließlich liegen da ein paar 1000 Jahre menschliche Entwicklung dazwischen!
 
Panthea schrieb:
Was die Religionen aus vorchristlicher Zeit angeht, sei es nun die der Indianer oder die der Germanen, oder sonst eine, halte ich es für nicht klug, wenn wir solchen Glauben mit unseren heutigen Moralvorstellungen in "friedlich" oder "gewalttätig" einteilen.
Schließlich liegen da ein paar 1000 Jahre menschliche Entwicklung dazwischen!

Klingt sehr vernünftig. Andererseits erscheint der Großteil der heutigen Menschheit weniger kampfbereit im wahrsten Sinne des Wortes, als diese vorchristlichen Stämme, die regelmäßig in Feindschaft mit anderen lebten. Es erscheint mir paradox, dass gerade die Zivilisation und die nicht mehr auf das blanke Überleben gerichteten Energien, solche furchtbaren Ausmaße an Glaubensjustiz verursacht haben.
 
Tja, wo sollen denn die Energien denn hin, wenn sie nicht mhr fürs Überleben gebraucht werden?

Je "zivilisierter" umso brutaler wird der Mensch! Klingt grausam, ist aber menschlich.
 
Die Aussage "früher war alles besser" wirst du noch sehr oft hören.
Aber ob und welche Zeiten besser sind bleibt ein sehr subjektives Ding. Jede Periode hat seine Vor - und Nachteile. Heute verkloppen Kinder kleinere Kinder auf dem Schulhof, bis diese nicht mehr zu retten sind. Damals wurden ganze Stämme den politischen Ambitionen eines Feldherren geopfert.
Die Autoren der Antike, die sich über die Gladiatorenkämpfe aufregen tun dies nicht wegen der Grausamkeit oder der Verschwendung von Leben sondern über den Verlust der Gravitas, der Würde der Zuschauer dabei. Mitleid wird als Krankheit empfunden, Gnade ist etwas, dass man sich verdienen muß.

Seine benachteiligten Kinder auszusetzen und sterben zu lassen, wie etwa die Spartaner es taten empfinde ich auch nicht gerade als familiär.

Die Zahl der Brudermörder über die Jahrhunderte ist ebenfalls nicht gering...

Kurz: du kannst einfach nicht sagen, welche Zeit die beste war. Die Kirschen in Nachbars Garten sehen immer fruchtiger aus, aber der Wurm darin wird nur dem Besitzer sichtbar :)
 
Tib. Gabinius schrieb:
Die Kirschen in Nachbars Garten sehen immer fruchtiger aus, aber der Wurm darin wird nur dem Besitzer sichtbar :)
Den Spruch merke ich mir!

Apropos Kinder sterben zu lassen - das haben wir ja heute auch noch in Indien und China, wenn das falsche Geschlecht geboren wurde. Ebenfalls entsetzlich!
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Vielleicht hilft es vor die Frage der Religion und ihrer gewaltstimulierenden Aspekte zu gehen und den Menschen als Individuum innerhalb einer Gesellschaft zu begreifen, der sich Regeln im Zusammenleben (seien es Gesetze oder Gebote) geben und gleichzeitig eine Erklärung für seine Existenz und andere Phänomene finden will (Schöpfungsmythen, Geister etc.).

Insofern kann man Religion als Forderung nach einem bestimmten Verhalten begreifen, das eine Gesellschaft für gut befindet. Sollte eine Gesellschaft nicht die selben Regeln haben, ist sie eine Andere, eine Fremde und wird eventuell bekämpft. Genauso beinhalten die meisten Religionen einen Sanktionenkatalog für Fehlverhalten und Abweichungen von der Norm; es bleibt jedoch den Handlungsträgern der Gesellschaft überlassen, ob und wie sie die Sanktion setzt....
 
Schini schrieb:
Vielleicht hilft es vor die Frage der Religion und ihrer gewaltstimulierenden Aspekte zu gehen und den Menschen als Individuum innerhalb einer Gesellschaft zu begreifen, der sich Regeln im Zusammenleben (seien es Gesetze oder Gebote) geben und gleichzeitig eine Erklärung für seine Existenz und andere Phänomene finden will (Schöpfungsmythen, Geister etc.).

Insofern kann man Religion als Forderung nach einem bestimmten Verhalten begreifen, das eine Gesellschaft für gut befindet. Sollte eine Gesellschaft nicht die selben Regeln haben, ist sie eine Andere, eine Fremde und wird eventuell bekämpft. Genauso beinhalten die meisten Religionen einen Sanktionenkatalog für Fehlverhalten und Abweichungen von der Norm; es bleibt jedoch den Handlungsträgern der Gesellschaft überlassen, ob und wie sie die Sanktion setzt....
Da gebe ich dir Recht. Gaebe es Religionen nicht, so wuerden sich die Menschen wegen anderer Dinge in die Haare kriegen !
Insofern sollte man sein Augenmerk nicht zu sehr auf Glaubenskriege lenken und damit die Schlechtigkeit der Religionen begruenden, sondern man sollte vielmehr an alles denken, was die Menschen durch ihre Religion gewinnen und wie viele Menschen durch ihre Religionen von schlechten Taten abgebracht worden sind ! Besonders, da meist der Grossteil der Glaeubigen friedlich ist !
 
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