Glaube und Gewalt

Vielleicht noch eine Sache eingestreut, die in unserer heutigen Gesellschaft total unter den Teppich gekehrt wird: die psychische Gewalt.
Wenn von Gewalt die Rede ist, ist die körperliche Gewalt gemeint. Wer eigene Kinder hat und versucht sie grosszuziehen, wird nach einer kurzen Anfangszeit feststellen, dass Gewaltlosigkeit nicht machbar ist.
Beispiel: das Kind will an der Kasse einen Riegel haben. Das "Nein" ist für das Kind psychische Gewalt, da es dieses "Nein" hinnehmen muß. Da kann es sich auf den Boden wälzen wie es will, sein Wille wird (aus verschiedenen Gründen) nicht erfüllt.

Soviel zu unserer immer wieder geforderten Gewaltlosigkeit.
 
Liminith schrieb:
Tja wie es aussieht gibt es keinen wirklich friedlichen Glauben. Das lässt mich zu dem Schluß kommen, am besten auf jede Art von Glaube zu verzichten. Es gibt zu wenige Menschen mit ausreichend Toleranz für fremde Glaubensbekenntnisse.
obwohl ich selbst auch nicht glaube, denke ich nicht, dass man die den glauben so einfach überwinden kann. unsere geselleschaft benötigt die religion. das gefährliche an ihr ist eben, dass jede religion irrational ist, aber es geht vielmehr darum eine gesellschaft zu schaffen die keines glaubens mehr bedarf.
 
Linker schrieb:
obwohl ich selbst auch nicht glaube, denke ich nicht, dass man die den glauben so einfach überwinden kann. unsere geselleschaft benötigt die religion. das gefährliche an ihr ist eben, dass jede religion irrational ist, aber es geht vielmehr darum eine gesellschaft zu schaffen die keines glaubens mehr bedarf.


Und um noch zu ergänzen: Angenommen es gelänge uns wirklich, Religion von heute auf morgen "auszuknipsen".....Was tritt an deren Stelle und wird das besser sein?
 
Hurvinek schrieb:
Vielleicht noch eine Sache eingestreut, die in unserer heutigen Gesellschaft total unter den Teppich gekehrt wird: die psychische Gewalt.

Beispiel: das Kind will an der Kasse einen Riegel haben. Das "Nein" ist für das Kind psychische Gewalt, da es dieses "Nein" hinnehmen muß. Da kann es sich auf den Boden wälzen wie es will, sein Wille wird (aus verschiedenen Gründen) nicht erfüllt.
Nein, wenn das psychische Gewalt [/I] ist, dann lief da zuvor schon etwas schief.
Wo lernt denn ein ein Kind die Verhaltensweise, einfach zuzugreifen?
 
Hurvinek schrieb:
Vielleicht noch eine Sache eingestreut, die in unserer heutigen Gesellschaft total unter den Teppich gekehrt wird: die psychische Gewalt.

Beispiel: das Kind will an der Kasse einen Riegel haben. Das "Nein" ist für das Kind psychische Gewalt, da es dieses "Nein" hinnehmen muß.
Psychische Gewalt kann nicht im gezielten "Nein-sagen" gefunden werden. Das halte ich für absolut falsch. "Nein" bedeuted eine Grenze. Grenzen sind wir alle unterworfen, das ist entweder keine Frage der Erziehung, oder gerade das Ergebniss von Erziehung aus der wir alle gelernt haben Grenzen anzuerkennen. Psychische Gewalt wird anders definiert. Da bin ich mir sicher. Sei es Einschränkung die unsozial ist oder sich unsozial auswirkt oder sei es eine Form des "Unter-Druck-Setzens" welches gesunde, freie Entfaltung (in ebenso gesunden Grenzen) hemmt.
 
Joey schrieb:
Psychische Gewalt kann nicht im gezielten "Nein-sagen" gefunden werden. Das halte ich für absolut falsch. "Nein" bedeuted eine Grenze. Grenzen sind wir alle unterworfen, das ist entweder keine Frage der Erziehung, oder gerade das Ergebniss von Erziehung aus der wir alle gelernt haben Grenzen anzuerkennen. Psychische Gewalt wird anders definiert. Da bin ich mir sicher. Sei es Einschränkung die unsozial ist oder sich unsozial auswirkt oder sei es eine Form des "Unter-Druck-Setzens" welches gesunde, freie Entfaltung (in ebenso gesunden Grenzen) hemmt.

Da fallen aber viele Wörter, die doch einmal vorher klargestellt werden sollten. Z.B. Definition: welche Art der Definition meinst Du? Eine, in der etwas existierendes bestmöglich dargestellt werden soll (eine Wesensdefinition) oder eine praktikable juristische Definition, mit der Erlaubtes und Verbotenes geschieden werden soll?
Wenn Du ersteres meinen solltest - und ich bezweifele, daß Du eine philosophische Wesensdefinition über "psychische Gewalt" im Hinterkopf hattest -, könntest Du zu obiger Aussage kommen. Wenn Du nur eine juristische Definition meinen solltest, könntest Du nur zur Aussage kommen, "Nein-Sagen" ist keine psychische Gewalt, die nach deutschem oder sonsteinem Recht strafbar ist, ja die sogar implizit vom Staat durch die Erziehungspflichten gefordert wird.
Grundsätzlich ist aber zunächst die Verhinderung des Willens einer anderen Person Gewalt an dieser. Und wenn man es nicht physisch macht (Schokoriegel aus der Hand reißen, oder schlagen), so ist es psychische Gewalt.

Mercy: Du verlegst die erzieherische Gewalt in der Negierung des Beispieles von Hurvinek einfach von dem Einkauf auf vor dem Einkauf (außer Du meintest, daß Du das Kind vor dem Einkauf so viele Schokoriegel gegeben hattest, daß es während des Einkaufes gar keine mehr wollte).

Hurvinek: Wer fordert Gewaltlosigkeit? Der Staat zumindest fordert das Gewaltmonopol.
 
Fischhof schrieb:
Da fallen aber viele Wörter, die doch einmal vorher klargestellt werden sollten. Z.B. Definition: welche Art der Definition meinst Du? Eine, in der etwas existierendes bestmöglich dargestellt werden soll (eine Wesensdefinition) oder eine praktikable juristische Definition, mit der Erlaubtes und Verbotenes geschieden werden soll?
Wenn Du ersteres meinen solltest - und ich bezweifele, daß Du eine philosophische Wesensdefinition über "psychische Gewalt" im Hinterkopf hattest -, könntest Du zu obiger Aussage kommen. Wenn Du nur eine juristische Definition meinen solltest, könntest Du nur zur Aussage kommen, "Nein-Sagen" ist keine psychische Gewalt, die nach deutschem oder sonsteinem Recht strafbar ist, ja die sogar implizit vom Staat durch die Erziehungspflichten gefordert wird.
Grundsätzlich ist aber zunächst die Verhinderung des Willens einer anderen Person Gewalt an dieser. Und wenn man es nicht physisch macht (Schokoriegel aus der Hand reißen, oder schlagen), so ist es psychische Gewalt.
Das ist Wortklauberei, da jeder Mensch sich durchaus im klaren ist, was er selbst als psychische Gewalt empfindet - und das kann durchaus auch subjektiv voneinander abweichen innerhalb gewisser Grenzen. Um dem Wort Definition doch noch gerecht zu werden, wie von Dir gefordert, so würde ich es ganz einfach "soziale Definition" nennen. Wobei ich gespannt wäre, was Du unter einer philosophischen Wesensdefinition von psychischer Gewalt verstehst. Als ob es da eine alleinig richtige gäbe... Aber das führt vom Thema weg.
 
Joey schrieb:
Das ist Wortklauberei, da jeder Mensch sich durchaus im klaren ist, was er selbst als psychische Gewalt empfindet - und das kann durchaus auch subjektiv voneinander abweichen innerhalb gewisser Grenzen. Um dem Wort Definition doch noch gerecht zu werden, wie von Dir gefordert, so würde ich es ganz einfach "soziale Definition" nennen. Wobei ich gespannt wäre, was Du unter einer philosophischen Wesensdefinition von psychischer Gewalt verstehst. Als ob es da eine alleinig richtige gäbe... Aber das führt vom Thema weg.

Ich denke nicht, daß das vom Thema abführt, da Definitionen die Grundlage einer Diskussion sind, um sicherzustellen, daß man nicht aneinander vorbeiredet. Und das Thema "Glaube und Gewalt" bedarf anscheinend einer Klärung, was man hier unter "Gewalt" versteht.
Um den Unterschied zwischen Wesens- und juristischer Definition zu verdeutlichen, ein leicht verständliches Beispiel: "chlorfreies Papier".
Wesensdefinition: Chlorfreies Papier ist Papier, das kein Chlor enthält (sprich, bei dessen Herstellung kein Chlor verwendet wird).
Juristische Definition: Als chlorfreies Papier gilt Papier, bei dessen Herstellung nicht mehr als xy Menge Chlor verwendet wird.
Also, das Wesen von chlorfreiem Papier ist (neben der Tatsache, daß es tatsächlich Papier ist), daß es chlorfrei ist. Juristisch kann aber durchaus auch chlorhaltiges Papier als chlorfrei "definiert" werden.
Dies sind also zwei unterschiedliche Definitionen. Die eine will das Wesen eines Dinges wiedergeben, die andere bestimmt, wie man, unabhängig vom Wesen, eine Sache nach Recht und Gesetz bezeichnen oder nicht bezeichnen darf. Wesensdefinitionen beinhalten "xy IST" und juristische Definitionen beinhalten "als xy GILT". Mathematisch ausgedrückt ist das eine mal = zu setzen, das andere Mal das Zeichen für entspricht (das ^ über dem =).

Was eine "soziale Definition" sein soll, weiß ich nicht. Sie ist entweder allgemeingültig, oder den gesetzlichen Grundlagen angepaßt. Beim Beispiel des Schokoriegels z.B. ist rechtliche Bedingung, damit die Eltern nicht wollen, daß ihn das Kind nicht einfach nimmt, daß es Besitz gibt. In Gesellschaften ohne Besitz wäre das Zugreifen des Kindes sicher ohne jegliche (auch nicht soziale) Bedeutung (außer gesundheitlich vielleicht mit der Zeit).

Und was Gewalt ist, läßt sich ganz sicher allgemeingültig definieren, etwa so: Gewalt ist, jemanden zu zwingen, daß er etwas gegen seinen eigenen Willen tut oder nicht tut.
Werden dabei körperliche oder maschnielle Hilfsmittel eingesetzt, so ist dies physische Gewalt, werden diese nicht eingesetzt, so ist es psychische Gewalt.

Natürlich habe ich unendlich viel übersehen, aber tendenziell funktioniert das so.
Es ist dabei keineswegs ausgeschlossen, daß man Gewalt einsetzt, um jemanden vor sich selbst zu schützen, z.B. bei Kindern, wo Gewalt deren Unerfahrenheit ersetzen kann (der Wunsch auf die heiße Herdplatte zu greifen etc.).
 
Fischhof schrieb:
Was eine "soziale Definition" sein soll, weiß ich nicht. Sie ist entweder allgemeingültig, oder den gesetzlichen Grundlagen angepaßt. Beim Beispiel des Schokoriegels z.B. ist rechtliche Bedingung, damit die Eltern nicht wollen, daß ihn das Kind nicht einfach nimmt, daß es Besitz gibt. In Gesellschaften ohne Besitz wäre das Zugreifen des Kindes sicher ohne jegliche (auch nicht soziale) Bedeutung (außer gesundheitlich vielleicht mit der Zeit).
Als eine soziale Definition (sorry das ich diesen Begriff mal eben selbst eingeführt habe) sollte doch das zu verstehen sein, was gesellschaftlichen Grundlagen entspricht und somit nicht totdefiniert werden muß. Jedem ist klar, was sich hinter dem Begriff psychischer Gewalt verbirgt, auch wenn es, bei einem Vergleich der Ansichten darüber, Abweichungen geben würde. Es ist auch sehr müßig einen Begriff mit drei Worten definieren zu müssen, den viele Menschen unterschiedlich bewerten würden. Was der eine als psychische Gewalt empfindet, das empfindet ein Anderer vielleicht als nicht weiter tragisch (vielleicht ist seine Belastbarkeit höher oder er stellt an sich selbst ganz andere Ansprüche, weiß der Geier...).

In jedem Fall aber - trotz unterschiedlicher Detailauffassungen - versteht der Mensch im Allgemeinen, was mit psychischer Gewalt gemeint ist (wobei wir auch hier schon wieder erhebliche Definitionsschwierigkeiten je nach Kulturkreis bekommen). Ein "Nein" aus elterlichem Mund stellt keine psychische Gewalt dar. Elterliche Unterdrückung, welche den Wachstums-, Reife-, oder sonstigen Entwicklungsprozess hemmt, wäre ein Beispiel für psychische Gewalt. Die Beraubung von Freiheitsrechten jedweder Form (damit ist nicht Hausarrest gemeint) ist psychische Gewalt. Immer dann, wenn physische Gewalt gar nicht notwendig ist da ein Abhängigkeitsverhältnis oder klare Entscheidungskompetenzen (wie bei Eltern) gegeben sind, ist die Gefahr von der Ausübung psychischer Gewalt vorhanden. Aber das Aufzeigen von Grenzen als normale und notwendige erzieherische Maßnahme, als psychische Gewalt zu bezeichnen ist lächerlich und wenig haltbar.

Ich hab jetzt bestimmt noch ganz viel vergessen was ich eigentlich noch sagen wollte, als ich Dein Post laß, aber zur rechten Zeit wird's mir schon wieder einfallen. :rofl:
 
Joey schrieb:
Es ist auch sehr müßig einen Begriff mit drei Worten definieren zu müssen, den viele Menschen unterschiedlich bewerten würden. Was der eine als psychische Gewalt empfindet, das empfindet ein Anderer vielleicht als nicht weiter tragisch (vielleicht ist seine Belastbarkeit höher oder er stellt an sich selbst ganz andere Ansprüche, weiß der Geier...).

Auf die Kürze:
Gewalt ist Gewalt, ob man es schwer nimmt oder nicht. Was und wie der einzelne Mensch das dann empfindet ist unerheblich, genauso wie die Motivation des Gewaltanwenders. Worüber wir derzeit nicht sprechen, außer in Beispielen, sind die konkreten Fälle der Gewaltanwendung. Diese können durchaus von Mensch zu Mensch unterschiedlich sein. Wenn mir jemand verbieten würde Fisch zu essen, stört mich das nicht, denn ich esse sowieso keinen Fisch (vielleicht würde ich dann damit anfangen wollen, vielleicht). Nichtsdestoweniger werde ich den Versuch, mich etwas tun zu lassen, was ich nicht will oder etwas nicht tun zu lassen, was ich will, als Gewalt auffassen. Und dies geht mir, wie jedem anderen Menschen so. Und dabei spielt es keine Rolle, ob dieser jemand dazu berechtigt oder nicht berechtigt ist, dabei spielt es keine Rolle, ob es der andere gut oder schlecht mit mir meint und dabei spielt keine Rolle, ob ich unter der Gewalt sehr stark oder nur ein klitzekleines Bißchen leide.
Von Gewalt einer Wesensdefinition hat Hurvinek gesprochen.
Das Strafgesetzbuch ist dann dazu da, zu sagen, diese Gewalt ist keine rechtlich strafbare Gewalt. Und von einer solchen juristischen Gewaltdefinition gehst Du aus. Und in sofern habt ihr aneinander vorbeigeredet.
 
Fischhof schrieb:
Von Gewalt einer Wesensdefinition hat Hurvinek gesprochen.
Das Strafgesetzbuch ist dann dazu da, zu sagen, diese Gewalt ist keine rechtlich strafbare Gewalt. Und von einer solchen juristischen Gewaltdefinition gehst Du aus. Und in sofern habt ihr aneinander vorbeigeredet.
Eigentlich habe ich versucht zu sagen, das mir eine Definition unmöglich scheint (da eine maximal allgemein gehaltene dem nicht gerecht wird und eine maximal individuelle per Definition schon keine Definition ist) und ich sie für unnötig halte. Wenn man psychischer Gewalt ausgesetzt ist, dann wird man das schon merken. Ich sprach eigentlich gerade im nicht-juristischen Sinne.

Ansonsten ist ja auch alles richtig was Du sagst. Aber der Punkt auf den ich doch die ganze Zeit zu kommen versuche, ist eine Differenzierung zwischen psychischer Gewalt und Erziehung im ganz klassischen Sinn, wie die meißten sie erfahren haben. Und ich versuche das jetzt weder in die von Dir angesprochene juristische Definition, noch in die Wesensdefinition einzuordnen. "Nein"-sagen im Falle von Kindererziehung ist in keiner Definition (zumindest meiner Meinung nach) Gewalt, da es in punkto Kindererziehung keinen Schaden anrichtet (ein spontaner Heulkrampf bei Kleinkindern ist kein wirklicher Schaden und nur allzu schnell wieder vergessen in der Schnellebigkeit von kleinen Kindern). Es verursacht keine Reaktion oder psychische Entwicklung die man als negative Konsequenzen (welche ja das Resultat von Gewalt sind) deuten könnte. Wobei ich natürlich nicht sagen will das dieses kein-Schaden-ergo-keine-Gewalt-Prinzip auf alle Bereiche zutrifft. Aber auf das Thema Kindererziehung meiner Meinung nach allemal.

Und es weicht doch ab, denn dafür wurde ja jüngst ein eigener Thread geschaffen, ich hatte aber auch gar nicht vor hier nun so ins Detail zu gehen. Aber ich finde es wichtig, die Sache anhand des Beispiels Kindererziehung zu betrachten.
 
Joey schrieb:
Aber der Punkt auf den ich doch die ganze Zeit zu kommen versuche, ist eine Differenzierung zwischen psychischer Gewalt und Erziehung im ganz klassischen Sinn, wie die meißten sie erfahren haben. Und ich versuche das jetzt weder in die von Dir angesprochene juristische Definition, noch in die Wesensdefinition einzuordnen. "Nein"-sagen im Falle von Kindererziehung ist in keiner Definition (zumindest meiner Meinung nach) Gewalt, da es in punkto Kindererziehung keinen Schaden anrichtet (ein spontaner Heulkrampf bei Kleinkindern ist kein wirklicher Schaden und nur allzu schnell wieder vergessen in der Schnellebigkeit von kleinen Kindern). Aber ich finde es wichtig, die Sache anhand des Beispiels Kindererziehung zu betrachten.

Oben sagst Du, daß eine allgemeine Definition überflüssig und eine individuelle Definition per Definition keine Definition ist und weiter unten schreibst Du, daß "'Nein-Sagen' im Falle von Kindererziehung" in keiner Definition Gewalt ist. Aber Erziehung ist nun mal per se Gewalt. Das zukünftige Wollen eines Kindes soll in eine bestimmte Richtung gelenkt werden. Das Kind dahin zu bringen, das zu tun und dies zu unterlassen gegen das Wollen des Kindes ist Gewalt in reinster Form. Die Gewalt wird nur im Interesse des Unterdrückten angewendet und nicht in der des Unterdrückers. Da haben wir eine unterschiedliche Gewaltmotivation.
Damit ist - glaube ich - hinlänglich klar was ich unter "Gewalt" verstehe und wie ich Hurvinek verstanden habe. Mir ist auch klar, was Du meinst, aber das ist etwas ganz anderes. Ich habe auch verstanden, daß Du nicht eine Definition von Gewalt für Juristen gemeint hast, sondern eine Definition der Gesellschaft (die soziale Definition, wie Du meintest). Diese aber beinhaltet: als Gewalt gilt ... Und dies habe ich "juristische Definition" genannt. Du kannst ihr auch den Namen "soziale Definition" oder sonstwie geben.
 
Fischhof schrieb:
Mercy: Du verlegst die erzieherische Gewalt in der Negierung des Beispieles von Hurvinek einfach von dem Einkauf auf vor dem Einkauf (außer Du meintest, daß Du das Kind vor dem Einkauf so viele Schokoriegel gegeben hattest, daß es während des Einkaufes gar keine mehr wollte).
Erzieherische Gewalt - Hat das etwas "psyschicher Gewalt" zu tun?
 
Ich weis das es in der Zeit des Polytheismus auch Religionskonflikte und religiöse verfolgungen gegeben hatt, doch sie hielten sich meistens in Grenzen und waren nicht von grosser Bedeutung, meistens zumindestens. Erst mit den aufkommen des monotheismus also Christentum Islqam und co. hasben Religionskonflikte zugenommen und oft ganze Kontinente erfasst. Ich will jetzt nicht sagen das es Polytheismus friedliche Religionen, doch manchmal kommt mir der Gedanke das der Monotheismus anfälliger ist für Fanbatismus, Fundamentalismus und religiöser Unterdrückung wie Verfolgung.
 
die meisten religionen sind in der theorie eigentlich recht friedlich, aber unter den praktizierenden gibt es eben auch mehr oder weniger friedliche, ich denke religion ist mehr ein vorwand für gewalt (nicht immer ist es so, aber oft) und es hängt eben mehr von den gläubigen als vom glauben an. das neuheidentum ist aber sehr friedlich, da die meisten sagen wir werden mit unserer religion glücklich, aber andere vielleicht mit einer anderen, weshalb sollten wir sie zwingen? leider habe ich gerade heute erfahren müssen dass es auc hdort solche und solche gibt...
 
Naja, ich denke Religionen sind sowohl gewaltbereit, als auch friedlich. Man kann sowohl mit der Bibel, als auch mit dem Koran Gewalt begründen und umgekehrt den Frieden predigen.
Diese Schrifen sind halt kein homogenes Gebilde, weil sie nicht Gottes Wort sondern das von verschiedenen Menschen mit verschiedenen Gedanken sind.
 
Fischhof schrieb:
Und was Gewalt ist, läßt sich ganz sicher allgemeingültig definieren, etwa so: Gewalt ist, jemanden zu zwingen, daß er etwas gegen seinen eigenen Willen tut oder nicht tut.
Wenn das so einfach ist, dann werden wohl alle von uns Tag fuer Tag vergewaltigt ! Dementsprechend ist es also schon Gewalt wenn uns ein Strassenschild vorschreibt, dass wir nicht ueber 50km/h fahren koennen. Unsere Chefs sind die absoluten Gewaltverbrecher, da sie uns staendig vorschreiben was wir tun und lassen muessen. Und wenn ich im Geschaeft in der Schlange stehe so ist es auch Gewalt, da ich ja am liebsten direkt durchlaufen wuerde.

Joey schrieb:
"Nein"-sagen im Falle von Kindererziehung ist in keiner Definition (zumindest meiner Meinung nach) Gewalt, da es in punkto Kindererziehung keinen Schaden anrichtet (ein spontaner Heulkrampf bei Kleinkindern ist kein wirklicher Schaden und nur allzu schnell wieder vergessen in der Schnellebigkeit von kleinen Kindern). Es verursacht keine Reaktion oder psychische Entwicklung die man als negative Konsequenzen (welche ja das Resultat von Gewalt sind) deuten könnte.
Genau so sehe ich das auch. Doch so gerne ich jetzt wieder auf die Kindererziehung eingehen moechte, so gibt es hierfuer ja jetzt 'nen eigenen Thread.

meriel schrieb:
ich denke religion ist mehr ein vorwand für gewalt (nicht immer ist es so, aber oft) und es hängt eben mehr von den gläubigen als vom glauben an
Gaebe es keine Religionen, so wuerden sich die Menschen wegen anderer Dinge bekaempfen. Ein Grund findet sich immer. Auch wenn teils es teils mit der Bibel oa. begruendet wird, so finden doch auch viele Gewalttaten auch ohne religiosen Hintergrund an "andersartige" statt. Auslaender, Schwule, Behinderte, Dicke, Duenne, Kleine, Arme usw. werden z.B. zum Ziel solcher Taten. Und warum ? Weil sie anders sind ! Teils werden sie als Bedrohung angesehen, teils einfach nur als abstossend. Teils ist auch nur Machtgehabe der einzige Grund.
Haette man die Juden nicht wegen ihrer Religion verfolgt, so haetten sich die Leute bestimmt aeussere Merkmale ausgesucht (Locken, Nasen, Kleidung, Namen). Wie die Angst der Rassenvermischung z.B. in den USA. Nun sind Schwarze natuerlich leichter zu erkennen als Juden, doch die Furcht einiger Menschen davor, eine Minderheit zu werden, laesst erfindungsreich werden (z.B. Armbinde mit Davidstern).
Mangelndes Selbstbewusstsein, mangelnde Toleranz, es gibt viele Gruende.
Alles was man braucht ist ein Grund. Und ein fetter (und vor allem alter) Waelzer wie z.B. die Bibel laesst genuegend Raum fuer Missinterpretationen. Doch selbst wenn man nicht zur Kirche geht, so finden sich immer andere Gruende. Schwule kann man ja hervorragend wegen "der Verbreitung von AIDS" verfolgen.
Gruendet man keine Religion, so gruendet man halt einen Verein (NPD ?).
Nein, ich wage zu behaupten, dass wir ohne die Existenz von Religionen die gleiche Anzahl von Gewaltverbrechen in der Welt haetten.
Die meisten Religionen sind von Grund aus gut, und sie helfen vielen Menschen welche ohne sie ihr Leben nicht meistern koennten (ausser sie leben in einer gluecklichen Kommune).
Kreuzzuege, Hexenverfolgung etc. sind vorbei (zumindest im Christentum), also scheint es bergauf zu gehen.:bet:
 
Liminith schrieb:
Weiß jemand von euch, ob heidnischer Glaube auch zwangsweise verabreicht wurde? Mir ist nichts derartiges bekannt. Nach meinem Dafürhalten ist dies jedoch bei (fast) allen anderen Glaubensrichtungen teilweise geschehen.
Es stimmt, alle Religionen haben Gewalt in verschiedener Form bejaht und ausgeuebt. Auch der vielgeruehmte Buddhismus: Schon der Buddha hat mindestens einmal einem Herrscher sein Placet zu einem Krieg gegeben.
Und in der Gegenwart findet man regelmaessig buddhistische Moenche in Sri Lanka, die gegen den neuesten Friedensvertrag demonstrieren, recht haeufig auch gibt es gewaltsame Zerstoerungen von christl. Kirchen, hinduist. Tempeln und mosl. Moscheen in Sri Lanka sowie Morde an deren Glaeubigen, an denen buddh. Moenche aktiv und oft fuehrend beteiligt sind.

Was meinst Du denn mit 'heidnischer Glaube'? Wirkliche Religionen von primalen Voelkern (Naturvoelkern o.ae. der politisch korrekte Begriff aendert sich von Zeit zu Zeit)? Deren Religion kann gar nicht anders angenommen werden als indem man in die Gemeinschaft geboren wird. Es sind dies keine Religionen in unserem Sinne, also Glaubensysteme, die man annimmt oder nicht. Sie sind eher wie eine Muttersprache. Man hat sie halt. Oder nicht.
Die meisten dieser Voelker sind allerdings alles andere als gewaltfrei , sobald es zu Konflikten mit Nachbarvoelkern kommt.

Oder meinst Du sog. neu-heidnische Religionen, also das neumodische, esoterisch-kuenstliche Gemisch verschiedenster heterogener Ideen (New Age, Keltenmaerchen, Aberglaube und diverse Volksbraeuche ...), das manche Leute in der westlichen Welt angenommen haben, und nun 'Heidentum', 'paganism' usw. nennen? Druiden, Hexen und das alles.

Das ist, da hast Du recht, wohl nicht gewaltsam verbreitet worden.
Gruende:
1. es handelt sich um eine verschwindend kleine Zahl von Leuten ohne nennenswerten organisierten Zusammenhalt. Es fehlt also schlicht die praktische Moeglichkeit zu Gewaltanwendung.
2. Das ganze ist ziemlich jung - es fehlte also die Zeit zu gewaltsamer Verbreitung.
3. Es ist dies eine westliche Mittelschichtsreligion - da ist wenig Gewaltpotential.

Uebrigens: man sollte nicht annehmen, dass Glaubens- und Religionslosigkeit weniger gewaltsam seien als Religionen. Die groessten atheistischen Philosophien (oder Ideologien), Kommunismus und Faschismus haben in einem einzigen Jahrhundert weitaus mehr Menschenleben gekostet als alle Religionen in aller Zeit zusammengenommen.
 
AnselmScotlad schrieb:
Uebrigens: man sollte nicht annehmen, dass Glaubens- und Religionslosigkeit weniger gewaltsam seien als Religionen. Die groessten atheistischen Philosophien (oder Ideologien), Kommunismus und Faschismus haben in einem einzigen Jahrhundert weitaus mehr Menschenleben gekostet als alle Religionen in aller Zeit zusammengenommen.

Das ist vollkommen richtig. Um das Thema etwas zu aktualisieren: Bush wird höchstwahrscheinlich wegen seines unerschütterlichen Glaubens an Gott (mit seinen Eingebungen in Bezug auf die Abwehr und den Krieg gegen den Fundamentalismus,und ebenfalls den Eingebungen zur (Homo)Sexualität, etc.wiedergewählt. Die Hälfte der Amerikaner scheint also sehr gläubig und damit das Gegenteil von liberal zu sein.
Ein sehr aktuelles Beispiel (sonst werden ja immer Kreuzzüge und die Reconquista genannt), daß Glaube ebenso wie Atheismus zu Kriegen mit viel Leid und Verlusten von Menschenleben führen kann.
 
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