Graf Schenk von Stauffenberg

Dir ist ein kleiner Lesefehler unterlaufen: "NS-Bewegung" habe ich geschrieben und darauf abgehoben, dass Stauffenberg sich - nach Darstellung Hoffmanns, die noch der Widerlegung harrt - bereits einige zuvor Jahre bei der Ausbildung der SA, also der Schlägertruppe der NSDAP, nützlich gemacht hat.

Nach 1933 war diese Art von Engagement nicht mehr notwendig. Als Offizier mit Generalstabsausbildung bestand der Kern seiner beruflichen Aufgabe später darin, bei Vorbereitung und Durchführung eines völkerrechtswidrigen Angriffskrieges mitzuwirken, und alles spricht dafür, dass er dies gemäß der erwähnten "militärischen Ehrbegriffe wie Loyalität [wem gegenüber eigentlich?] und Disziplin" getan. Tragisch, dass dies alles einem durch und durch verbrecherischen Regime zugute kam.

Dazu habe ich eine Frage. Der Hinweis ist auch hier zu finden:
"Bei der Reichspräsidentenwahl im April 1932 sprach sich Stauffenberg daher gegen den konservativ-monarchistischen Amtsinhaber Paul von Hindenburg und für Adolf Hitler aus, dessen Ernennung zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 er ausdrücklich begrüßte. Stauffenberg war an der militärischen Ausbildung der Mitglieder der Sturmabteilung (SA) beteiligt und organisierte die Übergabe von Waffendepots an die Reichswehr."
Claus Schenk Graf von Stauffenberg ? Wikipedia

Ist das angesprochene Engagement - Ausbildung der SA -, bei dem Staffenberg mitgewirkt hat, führungsseitig befohlen worden? Bekanntlich gab es Bereiche der Reichswehr, die mehr oder weniger aktiv die NS-Bewegung unterstützten. Man kann für die betreffenden Reichswehr-Einheiten davon ausgehen, dass die Haltung der Führung für diese Einheiten und das eingesetzte Personal regional bestimmend gewesen ist. Oder haben sich solche Ausbilder freiwillig zur Verfügung gestellt, gewissermaßen außerhalb des Dienstes?

Das wäre doch für die Beurteilung in dieser Phase, auch für das untere Offizierskorps von Bedeutung. Ebenso spannend wäre es, Reichswehr-Segmente nach ihrem Engagement zu identifizieren bzw. zu unterscheiden, zB nach Wehrkreisen: für Ostpreußen und die übrigen östlichen Wehrkreise liegen einzelne Betrachtungen zu solchen Themenstellungen vor (zB die Anlage von geheimen Depots, die Zusammenarbeit mit der politischen Führung, Blomberg und Reichenau für Ostpreußen etc.).
 
Mir geht es um die Frage: "Ist es gerechtfertigt, dass Graf Schenk von Staufenberg als Held angesehen wird."


Ja ganz zweifellos.

Das hat mit seiner übrigen politischen Einstellung, mit allem was zuvor war, nichts zu tun.
Er erkannte dass der siebenschwänzige Luzifer zu Deutschlands Staatsführer geworden war, und versuchte ihn zu beseitigen.

Wenn das keine Heldentat ist, gibt es keine.
 
Dir ist ein kleiner Lesefehler unterlaufen: "NS-Bewegung" habe ich geschrieben und darauf abgehoben, dass Stauffenberg sich - nach Darstellung Hoffmanns, die noch der Widerlegung harrt - bereits einige zuvor Jahre bei der Ausbildung der SA, also der Schlägertruppe der NSDAP, nützlich gemacht hat.

Nach 1933 war diese Art von Engagement nicht mehr notwendig. Als Offizier mit Generalstabsausbildung bestand der Kern seiner beruflichen Aufgabe später darin, bei Vorbereitung und Durchführung eines völkerrechtswidrigen Angriffskrieges mitzuwirken, und alles spricht dafür, dass er dies gemäß der erwähnten "militärischen Ehrbegriffe wie Loyalität [wem gegenüber eigentlich?] und Disziplin" getan. Tragisch, dass dies alles einem durch und durch verbrecherischen Regime zugute kam. [1]
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Das kann man so nicht stehen lassen.

Stauffenberg hat garantiert nicht den Ausbilder der SA als "Schlägertruppe" gemacht. Ich behaupte mal, dass die da ihm was beibringen hätten können=)

Die Reichswehr hat bis 1933 alle möglichen paramilitärischen Verbände gefördert und unterstützt. Mit Wissen und Billigung der diversen Regierungen! (Die Angst vor Polen zB war groß!) Gedacht als "Reserve-Armee" für den Verteidigungsfall.


Wenn Stauffenberg also vor 33 den Ausbilder bei der SA machte, dann auf Geheiß und Befehl seiner Vorgesetzten.

Ihr müsst mehr OT lesen, dann wisst Ihr auch solche Dinge:D
 
Zuletzt bearbeitet:
Gibt es nichts Konkretes zum Umfang und zum Anlaß dieser zugeschriebenen Aktivitäten?

Die Bedenken von Repo würde ich teilen, siehe #21.
Genaueres ist mir dazu aber nicht bekannt. Vielleicht kann jemand helfen?
 
Gibt es nichts Konkretes zum Umfang und zum Anlaß dieser zugeschriebenen Aktivitäten?

Die Bedenken von Repo würde ich teilen, siehe #21.
Genaueres ist mir dazu aber nicht bekannt. Vielleicht kann jemand helfen?

Ich erinnere hier an den berühmten Reichswehr-Prozess, seine Bedeutung hat er ja durch Hitlers Aussage zur Machtübernahme, aber die Aussagen der Reichswehroffiziere sind durchaus auch interessant.
Es gab anscheinend durchaus Sympathien für die Nazis in Reichswehrkreisen, aber politisch überaus unbedarft.

Die Unterstützung der SA jedoch ist anders zu sehen, hier ging es konkret um die Umgehung des Versailler Vertrages, nicht um Innen-Politik.
Die SA hat etliche Wurzeln, und war ca. 1930 keineswegs der homogene Block.
 
Es ist in Bezug auf Stauffenberg OT, aber in der Literatur der späteren 30er äußern sich manche recht freimütig über die paramilitärischen "Spielchen" der Reichswehrzeit, F-Schar Damm hat im Südwesten eine gewisse Rolle gespielt, mit größeren "Felddienstübungen" einschließlich nächtlicher Luftversorgung.
Die Mitglieder waren aber zW bei der SA, dann natürlich Bund Oberland, der zeitweilig fast als Tarnorganisation der SA anzusehen ist usw. usf.

Für die Tat Stauffenbergs ist es meiner Ansicht nach aber völlig unerheblich, ob er irgendwann Sympathien für Hitler hatte oder nicht.
Irgendwann hat er die richtigen Schlüsse gezogen, und sich entschlossen, nur das ist relevant.
 
Zuletzt bearbeitet:
Dazu habe ich eine Frage. ... Ist das angesprochene Engagement - Ausbildung der SA -, bei dem Staffenberg mitgewirkt hat, führungsseitig befohlen worden? Bekanntlich gab es Bereiche der Reichswehr, die mehr oder weniger aktiv die NS-Bewegung unterstützten. Man kann für die betreffenden Reichswehr-Einheiten davon ausgehen, dass die Haltung der Führung für diese Einheiten und das eingesetzte Personal regional bestimmend gewesen ist. Oder haben sich solche Ausbilder freiwillig zur Verfügung gestellt, gewissermaßen außerhalb des Dienstes?
Eine gute Frage, über der ich in mehrerer Hinsicht ins Grübeln gekommen bin!

1. Was die Lage nach Hitlers Machtergreifung betrifft, so scheint sie eindeutig. Nach Deist (Militär Staat und Gesellschaft, S. 305 f.) betraute Hitler am 12.06.33 die SA mit der Aufgabe, "innerhalb eines Jahres 250.000 SA-Männer und SA-Führer so auszubilden, dass sie im Ernstfalle der Armee zur Verfügung gestellt werden konnten. Dieser Auftrag war nur in Zusammenarbeit mit der Reichswehr zu erfüllen, die besondere Ausbildungstrupps in die von der SA eingerichteten Wehrlager entsandte".

2. Aber was war vorher? Ich bin im ersten Anlauf gescheitert beim Versuch, Belege für das zitierte Stauffenbergsche SA-Engagement und dessen Hintergründe zu finden. (Ist jemand sonst insoweit fündig geworden? Das Stauffenberg-Buch von Hoffmann habe ich bestellt.)

Unbestritten ist, dass spätestens mit dem Eintritt Röhms als SA-Führer 1931 sich dessen gute Kontakte zu Reichswehrkreisen bemerkbar machten. Seine Aktivitäten wurden gern gesehen: Die Reichswehr sah "in der SA ein wertvolles 'Element der Landesverteidigung' [...], das sie nach Kräften unterstützen wollte" (Wehler, DG, Bd. 4, S. 394). Siehe auch: The Rise and Fall of Weimar Democracy - Google Buchsuche , letzter Absatz sowie sowie The SA Generals and the Rise of Nazism - Google Buchsuche , S. 86 ff.

Gleichwohl bezweifle ich, dass vor 1933 die Kooperation mit der SA "führungsseitig befohlen" worden ist. These also: Das Engagement war freiwillig. An Interessenten dürfte es gleichwohl nicht gemangelt haben, spätestens seit 1930, in Einzelfällen schon sehr viel früher (vgl. den Hinweis auf Hofacker in Stauffenberg: a family history, 1905 ... - Google Buchsuche , S. 59).


Ein kleiner Exkurs in die Rezeptionsgeschichte mit anschließender Frage: "Noch in den 50er Jahren hatte einer Umfrage [...] zufolge etwa die Hälfte der Bundesbürger abgelehnt, eine Schule nach Claus Schenk Graf von Stauffenberg zu benennen, der das Attentat auf Hitler mit seinem Leben bezahlt hatte" (aus: Steinbach u.a., Widerstand, S. 597). Häufig wurde seinerzeit den Widerständlern des 20. Juli entgegengehalten, sie hätten ihren Eid gebrochen.

Man kann die Eidesproblematik auch anders sehen. Art. 176 der Weimarer Verfassung bestimmte, dass alle öffentlichen Beamten und Angehörigen der Wehrmacht auf diese Verfassung zu vereidigen waren. Nach der Ausführungsverordnung vom 14.08.19 (1924 leicht verändert) lautet der Wortlaut des Soldaten-Eides:
"Ich schwöre Treue der Reichsverfassung, und gelobe, dass ich als tapferer Soldat das Reich und seine gesetzmäßigen Einrichtungen jederzeit schützen, dem Reichspräsidenten und meinen Vorgesetzten Gehorsam leisten will."
Eigentlich verwunderlich, dass über die Frage, inwieweit dieser auf die Verfassung bezogene Eid 1933 oder schon früher gebrochen wurde, kaum diskutiert wird.
 
Gibt es nichts Konkretes zum Umfang und zum Anlaß dieser zugeschriebenen Aktivitäten?

Vielleicht kann jemand helfen?

Doch, gibt es.
aus dhm
[FONT=Arial,Helvetica,sans-serif][FONT=Arial,Helvetica,sans-serif]1933 Mai: Ernennung zum Leutnant. Stauffenberg ist an der militärischen Ausbildung der Mitglieder der Sturmabteilung (SA) beteiligt und organisiert die Übergabe illegaler Waffendepots an die Reichswehr.[/FONT][/FONT]
[FONT=Arial,Helvetica,sans-serif]von der Seite:
[/FONT]
der Kontakt war 1933, und Stauffenberg war "organisatorisch" daran beteiligt, als der SA illegale Waffendepots abgenommen wurden.

Nichts ehrenrühriges.

OT: Sehr schwierig in diesem unserem Lande. Die angebräunten unterstellen ihm "Landesverrat". Aus der "angeröteten" Ecke sucht man ihm "Nähe zu Adolfen" nachzuweisen.
 
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Doch, gibt es.
aus dhm
[FONT=Arial,Helvetica,sans-serif]von der Seite:[/FONT]
der Kontakt war 1933, und Stauffenberg war "organisatorisch" daran beteiligt, als der SA illegale Waffendepots abgenommen wurden.

Nichts ehrenrühriges.

OT: Sehr schwierig in diesem unserem Lande. Die angebräunten unterstellen ihm "Landesverrat". Aus der "angeröteten" Ecke sucht man ihm "Nähe zu Adolfen" nachzuweisen.


Ob es nun spezifisch deutsch ist, sich auch mit den dunklen Seiten der Person des Claus Graf Schenk von Stauffenberg auseinanderzusetzen? In dieser Hinsicht bin ich wohl selbst etwas "angerötet". Stauffenberg wie Rommel hatten lange Zeit durchaus Sympathien für Hitler und haben unter diesem Regime Karriere gemacht, kritische Anmerkungen zu diesen Persönlichkeiten halte ich daher für legitim und eine unkritische Heldenverehrung wird der historischen Persönlichkeit ebenso wenig gerecht wie seine Verdammung als "Hitlers Helfer".

das Projekt Walküre hatte unübersehbare Schwächen, und Goebbels hat sich später darüber lustig gemacht. Nachdem sich die Alliierten in Casablanca auf die bedingungslose Kapitulation geeinigt hatten, hatte das geplante Attentat fast nur noch eine symbolische Bedeutung.

Zu einer ausgewogenen Betrachtung Stauffenbergs gehört allerdings auch eine Auseinandersetzung mit den mentalitätsgeschichtlichen Prägungen und Denkmustern innerhalb des Offizierskorps. Der Ehrenkodex erscheint nach heutiger Sicht fast schon als anachronistisch, und Eide und Ehrenworte zählen seit Barschel und Kohl fast sowenig wie Wahlversprechen.

Stauffenberg war als Kriegsinvalide denkbar ungeeignet als Attentäter, und ihm vorzuwerfen, dass er nicht sein eigenes Leben opferte, ist ausgesprochen ungerecht. Es bleibt sein großes Verdienst, dass er sich, trotz Skrupeln dazu entschloß, Hitler umzubringen und bereit war, dass Attentat zügig durchzuführen, denn all die Generale, die in ihren Memoiren nachträglich den Krieg alle gewonnen hätten, wenn ihnen "der Gefreite" nicht in die Parade gefahren wäre, waren dazu nicht bereit.
 
Stauffenberg und Rommel sind 2Paar Stiefel.
Hitler war, nach allem was man weiß, eine sehr charismatische Persönlichkeit.
Auch andere sind ihm zeitweilig verfallen.
Und wenn, in den christlichen Kirchen gilt der Paulus mehr alles alle anderen. Den Irrtum erkennen und beheben ist wahre Größe.

Auf alle Fälle hätte er mit seinen Verwundungen ohne weiteres den restlichen Krieg an einem soliden Schreibtisch "überwintern" können. Wie zehntausende andere. Als Hochadels-Sprößling mit internationalen Verbindungen wären die Nachkriegsperspektiven in jedem Fall besser gewesen wie bei den meisten.

Nur noch Symbolisch?
Mal ganz persönlich:
Kennst du Ulm? Du hast vorher den Namen Rommel ins genannt. Es gibt Bilder vom Staatsakt bei Rommels Begräbnis auf dem Ulmer Münsterplatz, kein einziges der Häuser im Hintergrund hat die paar Monate bis Kriegsende überstanden!
Unpersönlich:
Vom juli 44 bis zum Mai 45 sind etwa soviele umgekommen wie die ganze Zeit vorher.
Symbolik sehe ich anders.


Aber in einem hast Du recht, es hätte eine 2. Dolchstoßlegende gegeben.
 
Gibt es nichts Konkretes zum Umfang und zum Anlaß dieser zugeschriebenen Aktivitäten?

Nochmal eine "Quer-Ableitung" zu Stauffenbergs SA-Unterstützung.

Der Württembergische Staat hat im April 1933 der württ. SA ein Darlehn von 2 Millionen Reichsmark ausbezahlt.
Es wurde getilgt, aber nur in verschwindend kleinen Beträgen.
Der württ. Finanzminister mahnte immer dringender, er erhielt im Herbst 1937 aus Berlin den Bescheid: "Die SA wäre damals (1933!) Truppe gewesen, die genannten Beträge hätten der Landesverteidigung gedient."
Nach einigem hin und her einigte man sich darauf, dass 700.000 RM auf andere Zahlungen die Württ. an das Reich zu leisten hatte, angerechnet wurden. Der Rest war als Militärausgaben anzusehen, und "auszubuchen".

Aus "Paul Saur, Württ. in der Zeit des Nationalsozialismus"
 
Ich sehe Stauffenberg schon als Helden, allein wegen seiner mutigen und entschlossenen Tat etwas gegen das Mördersystem zu unternehmen, das er erst spät als solches erkannte. Dass er wohl nicht der lupenreine Demokrat war, den man sich heute wünschen würde, ergibt sich aus seiner Geschichte und Stellung, und ist mMn. auch zweitrangig.
Wie viele Offiziere trauerte er dem Kaiserreich nach und konnte der Republik mit all ihrer Zerissenheit nichts abgewinnen. Wen wunderts, dass er diesen Zustand nicht wieder zurück haben wollte...
 
Die Reichswehr nahm zum "Landesschutz", "Grenzschutz" keine kpl. "Vereine" nur Einzelpersonen.
Vermutlich aus den Erfahrungen der Freikorps-Zeit her.

Hitler dagegen verbot in einem "Führer-Erlass" von 1928 den SA-Mitgliedern als Einzelperson die Mitgliedschaft zB im "Landesschutz" oder den sog. Feldjäger-Scharen
Erst ab 1932 erreichte Schleicher, dass diese "jungen wehrwilligen Männer" von Hitlers Verbot ausgenommen wurden.
Quelle MGFA dt. militärgeschichte 1648-1939

Also ist eine Tätigkeit Stauffenbergs bei der SA vor 1933 auszuschließen.
 
[Wikipedia-Zitat] "Stauffenberg war an der militärischen Ausbildung der Mitglieder der Sturmabteilung (SA) beteiligt und organisierte die Übergabe von Waffendepots an die Reichswehr."
[DHM-Zitat:] "1933 Mai: Ernennung zum Leutnant. Stauffenberg ist an der militärischen Ausbildung der Mitglieder der Sturmabteilung (SA) beteiligt und organisiert die Übergabe illegaler Waffendepots an die Reichswehr."
Gibt es nichts Konkretes zum Umfang und zum Anlaß dieser zugeschriebenen Aktivitäten?
Zur Aufklärung von Missverständnissen zitiere ich aus Claus Schenk Graf von Stauffenberg und seine Brüder (Stuttgart: DVA 1992)von Peter Hoffmann (McGill Univ., Montreal):

a) Vor 1933: "In den Jahren 1930 bis 1932 bildeten Stauffenberg und sein Regimentskamerad von Pezold in vorwiegend nächtlichen Felddienstübungen SA-Leute aus, die darum baten, zumal Angehörige des ehemaligen Freikorps 'Bund Oberland' [114]. Im Regiment wurde darüber nicht gesprochen. Solches bewältigte Stauffenberg neben dem normalen Dienst mit regelmäßigen Scharfschießübungen mit dem Minenwerfer." (S. 101)

Die Fußnote 114 auf S. 498 nennt penibel die Quellen: "Luz 22. Aug. 1972; Voll 28. Aug. 1964; Verbindungsoffz. war Oblt. Harteneck; Pezold 1. Sept. 1972; vgl. Rangliste 1930 65; Pezold 1. Sept. 1972; ClS, Absperranweisung 16. März 1932, Nl ClS." (Im Quellenverzeichnis macht Hoffmann weitere Angaben zu diesen Zeitzeugen - zwei davon ehemalige Generäle - und zur Art der Übermittlung.)

b) Ab 1933: "Zum 1. Mai 1933 wurde Stauffenberg Oberleutnant. [...] Erst Ende des Jahres kam es zu klaren Weisungen für die Aufstellung des 300000-Mann-Heeres, bis dahin und auch noch danach arbeitete die Reichswehr mit ihrer gefährlichen Konkurrenz zusammen, zumal in der vormilitärischen Ausbildung. Wie die meisten Truppenoffiziere des Reichsheeres hatte Stauffenberg mit der Ausbildung von SA-Mannschaften viel zu tun. Zugleich organisierte er die Rückführung 'schwarzer' Waffendepots an die Reichswehr; es galt zu verhindern, daß die SA die Lager zuerst 'fand'".

Die unter a) genannten Aktivitäten kommentiert der Biograph nicht. Überhaupt, so der Eindruck, behandelt er seinen Protagonisten durchaus rücksichtsvoll. Aus dem Vorwort (S. 5):
"Das beinahe völlige Fehlen nachteiliger Zeugnisse über Claus Graf Stauffenberg ist aber nicht von allem durch Pietät zu erklären, wie der skeptische Forscher vermuten mochte. Das Außergewöhnliche der geistigen wie der äußeren Erscheinung der Brüder Stauffenberg wurden von vielen ihrer Zeitgenossen als erste und hauptsächliche Feststellung hervorgehoben. [...]
In einem größeren Zusammenhang gab es wohl 'Negatives': Claus Graf Stauffenberg sprach es selbst aus: 'Wir sind als Generalstäbler alle mitverantwortlich.' [5]"
Fußnote 5 gibt eine Äußerung gegenüber seiner Frau Nina wieder, welche diese dem Biographen Joachim Kramarz mitgeteilt hat.
 
[Wikipedia-Zitat] "Stauffenberg war an der militärischen Ausbildung der Mitglieder der Sturmabteilung (SA) beteiligt und organisierte die Übergabe von Waffendepots an die Reichswehr."
[DHM-Zitat:] "1933 Mai: Ernennung zum Leutnant. Stauffenberg ist an der militärischen Ausbildung der Mitglieder der Sturmabteilung (SA) beteiligt und organisiert die Übergabe illegaler Waffendepots an die Reichswehr."

Zur Aufklärung von Missverständnissen zitiere ich aus Claus Schenk Graf von Stauffenberg und seine Brüder (Stuttgart: DVA 1992)von Peter Hoffmann (McGill Univ., Montreal):

a) Vor 1933: "In den Jahren 1930 bis 1932 bildeten Stauffenberg und sein Regimentskamerad von Pezold in vorwiegend nächtlichen Felddienstübungen SA-Leute aus, die darum baten, zumal Angehörige des ehemaligen Freikorps 'Bund Oberland' [114]. Im Regiment wurde darüber nicht gesprochen. Solches bewältigte Stauffenberg neben dem normalen Dienst mit regelmäßigen Scharfschießübungen mit dem Minenwerfer." (S. 101)

Die Fußnote 114 auf S. 498 nennt penibel die Quellen: "Luz 22. Aug. 1972; Voll 28. Aug. 1964; Verbindungsoffz. war Oblt. Harteneck; Pezold 1. Sept. 1972; vgl. Rangliste 1930 65; Pezold 1. Sept. 1972; ClS, Absperranweisung 16. März 1932, Nl ClS." (Im Quellenverzeichnis macht Hoffmann weitere Angaben zu diesen Zeitzeugen - zwei davon ehemalige Generäle - und zur Art der Übermittlung.)
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Zur Verdeutlichung nochmals:

Die Reichswehr hat im Osten zum Schutz gegen Polen den "Grenzschutz" als paramilitärische Organisation aufgebaut, ab 1931 auch in Sachsen und Bayern gegen die CSR aufgebaut. Im übrigen Reich wurde der "Landesschutz" aufgebaut. Mit etwas anderer Gliederung und Aufgaben.
In diese "Einheiten" hat die Reichswehr aber nicht den "SA-Sturm xyz" aufgenommen, sondern wenn, dann nur den "Max Maier" der nebenbei auch SA-Mann sein konnte.
Dies galt in der Form aber für alle Organisationen. Der einzelne wurde gerne genommen, die Gruppe auf keinen Fall.
Hitler hat deshalb den Spiess umgedreht, und für die SA-Männer ein Verbot der Mitgliedschaft in diesen Verbänden erlassen.

Die Maßnahme der Reichswehr ist logisch und nachvollziehbar, (und im MGFA-Band nachzulesen:winke:)ich entnehme deshalb diesen Zeilen:
"In den Jahren 1930 bis 1932 bildeten Stauffenberg und sein Regimentskamerad von Pezold in vorwiegend nächtlichen Felddienstübungen SA-Leute aus, die darum baten, zumal Angehörige des ehemaligen Freikorps 'Bund Oberland'
dass Stauffenberg mit der Ausbildung von "Landesschutz"- oder "Grenzschutz"-Freiwilligen befasst war. Und der eine oder andere Freiwillige auch bei der SA war.

Also nix mit Ausbildung der SA durch Stauffenberg. Da ist lediglich der Wunsch der Vater des Gedankens:devil:

OT:
Man macht sich vermutlich ein falsches von Bild SA und NSDAP vor 1931, bei mir vor Ort hat sich die Partei und die SA von 1925 bis 1930 4 mal aufgelöst, und 5 mal gegründet.
(Wahrscheinlich immer schnell aufgelöst, wenn die Kasse versoffenen war.... zumindest gibt es Hinweise dafür)
Auch den SA-Mann der Mittags im Braunhemd brüllte und abends der Schalmeienkapelle folgte soll es durchaus gegeben haben.
Der festgefügte Haufen wurden die erst nach den diversen Machtkämpfen.
 
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Die Maßnahme der Reichswehr ist logisch und nachvollziehbar, (und im MGFA-Band nachzulesen:winke:)ich entnehme deshalb diesen Zeilen:
dass Stauffenberg mit der Ausbildung von "Landesschutz"- oder "Grenzschutz"-Freiwilligen befasst war. Und der eine oder andere Freiwillige auch bei der SA war.

Grenz- und Landesschutz war natürlich ein Bruch des Versailler Vertrags, Ausbildung deshalb natürlich nur nach Dienstschluss.
Aber die Ausbildung als solche war selbst mit der Regierung abgestimmt.
 
2. Aber was war vorher? Ich bin im ersten Anlauf gescheitert beim Versuch, Belege für das zitierte Stauffenbergsche SA-Engagement und dessen Hintergründe zu finden. (Ist jemand sonst insoweit fündig geworden? Das Stauffenberg-Buch von Hoffmann habe ich bestellt.)

Ich habe die Biographie von Hoffmann über Stauffenberg vor mir liegen. Er schreibt folgendes, ich zitiere, mit der dazugehörigen Anmerkung:

"Die Bestimmungen des Versailler Vertrags über die Begrenzung der deutschen Streitkräfte umging man zwar hier und da, indem man Soldaten unter Vorwänden nach drei oder vier Jahren entliess. In den Jahren 1930 bis 1932 bildeten Stauffenberg und sein Regimentskamerad Bernd von Pezold in vorwiegend nächtlichen Felddienstübungen SA-Leute aus, die darum baten, zumal Angehörige des ehemaligen Freikops "Bund Oberland 1". Im Regiment wurde darüber nicht gesprochen".

Peter Hoffmann, Claus Schenk Graf von Stauffenberg, Die Biographie, vierte erweiterte Auflage, 2007, S. 110

Luz 22. Aug. 1972; Voll 28. Aug. 1964; Verbindungsoffz. war Oblt. Harteneck; Pezold 1. Sept. 1972, vgl. Rangliste 1930 65; Pezold 1. Sept. 1972; CIS, Absperranweisung 16. März 1932, NI CIS
 
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Wer sich für das Thema interessiert:
die Gedenkstätte im Stauffenberg-Schloß in Albstadt-Lautlingen in dem die Stauffenberg-Brüder einen Teil ihrer Jugend verbrachten, wurde kpl. umgestaltet.
Schwerpunkt: Jugend und Heranwachsen
Außerdem: die Bewertung des Widerstands nach 1945
aus dem Link
Die Ausstellung dokumentiert seinen Werdegang, angefangen von seinen Jugendjahren, seiner Erziehung und Ausbildung, seiner Einstellung zum Nationalsozialismus bis hin zu seinem Wandel vom anfänglichen Befürworter zum entschiedenen Gegner der NS-Politik. Darüber hinaus wird auch die Rezeptionsgeschichte des Widerstands nach Kriegsende ausführlich beleuchtet.

Also wer irgendwann mal in die Ecke Albstadt-Balingen-Sigmaringen kommt...

im gleichen Gebäude ist übrigens die "Musikhistorische Sammlung Jehle" untergebracht, ein muss für Instrumentenliebhaber

.:)
 
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"Die Bestimmungen des Versailler Vertrags über die Begrenzung der deutschen Streitkräfte umging man zwar hier und da, indem man Soldaten unter Vorwänden nach drei oder vier Jahren entliess. In den Jahren 1930 bis 1932 bildeten Stauffenberg und sein Regimentskamerad Bernd von Pezold in vorwiegend nächtlichen Felddienstübungen SA-Leute aus, die darum baten, zumal Angehörige des ehemaligen Freikops "Bund Oberland 1". Im Regiment wurde darüber nicht gesprochen".


Inzwischen habe ich bei Nakata, Der Grenz- und Landschutz in der Weimarer Republik 1918-1933 nachgesehen. Solchen Vorgänge gab es massenhaft, und systematisch betrieben durch die Reichswehr.

Die früheren kleineren Verbände in der Ausbildung (Schützen, Jäger, Heimatschutzvereine etc.) wurden zunehmend durch Stahlhelm, SA etc. abgelöst. Seit 1929 ergab sich eine drastische Zunahme von SA-Leuten, auch durch Wechsel in der Verbandszugehörigkeit (Übertritte). Schon 1928 bildete die Reichswehr in Thüringen Interessierte aus der NSDAP in Kursen aus: nicht nur im Schießen, sondern selbst für Brückensprengung, Stilllegung elektrischer Kraftanlagen etc.

Bericht aus Sportschule Braunau/Schlesien: "Gegen Ende des Jahres 1930 ist die Teilnahme von Hitler-Jugendführern und Leitern des Völkischen Bundes zu beobachten, ..." 1931 war die "Sportschule" völlig mit NSDAP-Leuten besetzt. 1932 kam die überwiegende Zahl des von der Reichswehr ausgebildeten Grenzschutzes in Ostpreußen aus dem NSDAP-Umfeld, einige Erinnerungen sprechen von starken "Neigungen" des jüngeren Offizierskorps der Reichswehr zugunsten der NSDAP. Dabei spielte die isolierte Lage Ostpreußens eine besondere Rolle.

Bei geheimen Verhandlungen in Oppeln 1930 wurde mit der Reichswehr vereinbart, dass der Reichswehr im Krisenfall allein für Schlesien 10.000 SA-Leute zur Verfügung gestellt werden sollten. Die mußten natürlic ausgebildet werden.


Hier liegt kein "privates" Engagement Stauffenbergs vor. Das Ganze lief höchst systematisch ab; die Tarnung der Übungen zB zur Nachtzeit war Ausdruck des Vorgehens der Reichswehr insgesamt.


Noch ein Bericht SA-Untergruppe Oberschlesien, 22.9.32:
"Es mehren sich die Fälle, wo SA-Männer, und nicht die schlechtesten, die Ausbildungskurse der Reichswehr verlassen unter der Begründung, die Leiter der Kurse seien schlimme Reaktionäre und gegen die NSDAP eingestellt."


Die Hinweise auf Stauffenberg besagen demnach: ... gar nichts, sofern keine weiteren Details dazu verfügbar sind. Von Freiwilligkeit zu sprechen, ist ebenfalls bedenklich. Vermutlich konnte man sich als Reichswehr-Offizier für die zahlreichen Kurse als Ausbilder freiwillig "melden". ;)
 
Die Hinweise auf Stauffenberg besagen demnach: ... gar nichts, sofern keine weiteren Details dazu verfügbar sind. Von Freiwilligkeit zu sprechen, ist ebenfalls bedenklich. Vermutlich konnte man sich als Reichswehr-Offizier für die zahlreichen Kurse als Ausbilder freiwillig "melden". ;)

So ist es.

Die Seiten im MGFA "Deutsche Militärgeschichte ...." sind ebenfalls eindeutig.
Das waren "Dienstsachen" die aus Geheimhaltungsgründen außerhalb der Dienstzeit gelegt waren.

Wenn das Hoffmann anders wertet, begeht er eine klare Fehlinterpretation.
 
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