@zoki55: Über die Evangelien und die Paulusbriefe habe ich schon mehrmals geäußert, dass sie in puncto Datierung nicht wirklich fassbar sind. Die übliche Datierung der Ev zwischen 70 und 110 ist darin begründet, ihre Entstehung so nahe wie möglich an die vermeintliche Lebenszeit des vermeintlichen Stifters heranzurücken (vor 70 geht nicht). Wissenschaftlich gesehen ist das ein Kniefall vor dem Charisma der Kirche.Theoretisch ist ein später gelegenes Intervall auch möglich, das bis max. etwa 150 oder 160 reicht. Die ersten Paulusbriefe wurden vom Gnostiker Marcion um 140 herausgegeben. Davor kennt man sie nicht.
Grade in der Anfangszeit der kritischen Bibelwissenschaften gab es ja durchaus die Bestrebung die Evangelien so spät zu datieren. Das auch nicht gläubige Bibelwissenschaftler davon wieder abgrückt sind hat ja gute Gründe. Übrigens ein Stück des Johannesevangelium wird auf 125 n. Christus datiert, damit währe das Evangelium mit der stärksten Christologie das jüngste. Doch sehr unwahrscheinlich oder???
Papyrus 52 ? Wikipedia
Was du bei deinem Argument aber vor allem übersiehst, ist folgender Punkt: Für das 1. Jh. liegen keine überlieferten gnostischen Texte vor, ja. Aber das beweist nicht, dass es keine gab. Theoretisch könnten alle Texte aus dieses Jahrhunderts (und die allermeisten aus der späteren Zeit sowieso) in den Jahrhunderten der kirchlichen Dominanz zerstört worden sein, in der Art eines "damnatio memoriae".
Hier hast du ja mal doppelte Standards, die Evangelien sollen so spät wie möglich entstanden sein, aber gnostische Texte werden in die früh Datiert. Nebenbei es sind ja eine ganze Reihe von "demnatio memoriae" fehlgeschlagen. Da soll dies im Christentum gelingen welches zur Zeit Konstantin des Großen (ab da kann man von einer Reichskirche sprechen) auch außerhalb des Reiches funktionieren. Wenn diese Texte so wichtig waren, warum haben sie sich nicht bei den Christen in Äthiopien oder der Seidenstraße erhalten. Zwar haben wir dort ein exotisches aber theologisch durchaus nicht weit entferntes Christentum.
In gnostischen Gemeinden konnten Frauen, folgt man Professorin Elaine Pagels, auch das Priesteramt übernehmen. Vielleicht wird sich bei manchen männlichen Lesern jetzt der Reflex einstellen: "Wenn eine Frau das behauptet, kann das nur Ideologie sein". Natürlich ist es unwahrscheinlich, dass die Gnostiker eine absolute Gleichberechtigung praktizierten, aber zumindest ein Trend schien dazusein.
Haben weibliche Pristerinnen und Göttinnen die Stellung der Frauen in der Antike gestärkt oder nicht. Eher nicht. Zwar gab es Hera, Athene und andere mächtige Frauen im griechischen Pantheon aber die griechische Frau hatte sich ihrem Vater und dann Ehemann zu fügen und jede Art von Untreue zu ertragen.
Zudem gibt es in der gnostischen Mythologie weibliche Gottheiten, allen voran Barbelo und Sophia. Beide Gottheiten sind Variationen des klassischen Muttergöttin-Typs, wobei bei Sophia dieser Aspekt dämonisiert wird (sie bringt den finsteren Demiurgen hervor und damit indirekt das Leiden der Menschen, die vom Demiurgen geschaffen werden).
Klassische Muttergottheiten gab es überall und lebten die Frauen gleichberechtigt eher nicht. Arabische Göttinnen haben weibliche Kinder nicht vor dem Mord nach der Geburt bewahrt. Nein, es war Mohammed und sein patriarchalischer Gott.
Im Katholizismus fällt das Weibliche komplett aus der Rechnung, der einzige Gott wird rein maskulin gedacht. Diese typisch christliche Abspaltung des Weiblichen aus dem göttlichen Bereich hat seine Wurzeln in der Entwicklung der israelitischen Religion, vor allem in der Zeit des Exils- und Nachexils, worauf ich an anderer Stelle bald eingehe.
Da finde ich sowohl die Protestanten wie auch die Orthodoxen noch weniger weiblich. Immerhin gibt es denn starken Marienkult innerhalb der katholischen Kirche. Einerseits gibt es zwar einen Vatergott (es gibt glaub ich aber auch Mutteranspielungen im Alten Testament) aber durchaus starke Frauengestalten im Alten Testament Ruth zum Beispiel.
Grundsätzlich finde ich diese Sichtweise sowieso logisch nur mit unserer Sichtweise. Sehr viele antike Römerinnen und Griechinnen sind scheinbar zum Judentum konvertiert.
Wikipedia dazu.
Diskussion:Hellenistisches Judentum ? Wikipedia
"Unter den nichtjüdischen Zeitgenossen erntete das hellenistische Judentum nicht nur Kritik, sondern gewann eine große Zahl an Sympathisanten (sogenannten Eusebes oder Gottesfürchtige) und Übertritten (sogenannten Proselyten), auch in wohlhabenden und gebildeten Kreisen. Dabei war die Schwelle zum Übertritt für Frauen niedriger als für Männer, die (aus unter damaligen hygienischen Bedingungen auch durchaus naheliegenden Gründen) vor einer Beschneidung zurückschreckten und im Sympathisantenstatus blieben."
Auch von vielen frühchristlichen Frauen wird berichtet Phoebe oder später Helena die Mutter Konstantins. Das göttliche Weibliche hat ihnen scheinbar nicht gefehlt.
Eine menschliche Geliebte an der Seite des irdisch manifestierten "Sohn Gottes" ist unter dem Aspekt der Christologie ohnehin undenkbar. Soll sich der Gläubige vorstellen, wie sie´s miteinander treiben, z.B. vor der Bergpredigt, oder vielleicht danach, oder beides? Die Frau könnte schwanger werden, und Jesus zöge mit einer Kinderschar durchs Land, die ihm zuwinkt, während er übers Wasser wandelt. Ohne Kinder stände die Frau als unfruchtbar oder er als impotent da. Ein Dilemma, mit dem kein Evangelienautor durchgekommen wäre, aber sein Evangelium im Müll.
Ja warum eigentlich nicht. Die Geschichte mit Maria Magdalena hat ja nicht Den Brown erfunden sondern war Teil der im Volk verbreiteten Geschichten über Jesus. Scheinbar konnten sich Christen auch ihren Messias mit einer Frau (die er auch vögelt) vorstellen. Auch die heidnische Umfeld hätte damit kein Problem gehabt und dort verbreitete sich am Ende vor allem das Christentum. Nebenbei man kann auch die Synoptiker so lesen, dass Jesus nicht göttlich ist, dann erübrigt sich der Einwand sowieso. Die Christologie wie wir sie heute haben gab es ja in der Zeit der Evangelien egal ob sie um 70 oder 160 nach Christus entstanden sind überhaupt garnicht.
Chan du scheinst eine Ausweichstrategie zu verfolgen ich habe dich nicht gefragt warum Jesus keine Frau haben sollte. Sondern was seine Frau in der Stellung der Frauen als solches gebracht hätte. Es scheint gar nichts.
Das liegt eher an den Prämissen, die du nicht nachvollziehen kannst.
Nein kann ich nicht, deine Aufgabe ist es sie zu erklären und vor allem Beweise zu finden und nein ich bin kein christlicher Fundamentalist.