Historische Filme angesiedelt um 1800

In den "Tausend Jahren" von 1933 gab es unzählige Historienfilme, die sich vorzugsweise mit "großen Männern" beschäftigten und den Geist einer verklärten historischen Epoche auf die Leinwand brachten. Man denke nur an die unzähligen Fridericus Rex-Streifen mit Otto Gebühr in der Rolle des Preußenkönigs Friedrich II. Bismarcks Wirken wurde durch zwei große Filmprojekte, "Bismarck " von 1940 und "Die Entlassung von 1942 dem Publikum nahegebracht, und die UFA zeigte auch Robert Koch, Andreas Schlüter, Paracelsus und Carl Peters als wahre deutsche Helden, "Genies" und Brüder im Geiste des Genies Adolf Hitler.

Die Klassiker wurden gerne vereinnahmt, Goethe, Schiller und Lessing konnten sich ja nicht mehr dagegen wehren. Mit Friedrich Schiller hatten die Hüter der deutschen Kultur allerdings so ihre Probleme.

Friedrich Schillers "Wilhelm Tell" durfte an deutschen Theatern der NS-Zeit ebenso wenig gespielt werden wie Lessings Nathan der Weise."

Verschiedene Autoren und Zeitzeugen (Klemperer?) überliefern Zitate, dass an vielen Theatern die Forderung des Marquis Posa "Geben Sie Gedankenfreiheit" mit Szenenapplaus kommentiert wurde, worauf Schillers Don Carlos ebenfalls auf den Index geriet.

"Die Räuber" führten dazu, dass Schiller von Herzog Carl Eugen Schreibverbot erteilt wurde, und nur eine Übersiedelung nach Mannheim ersparte Schiller ein Quartier auf dem Hohen Asperg. Die Uraufführung der Räuber war von Szenen geprägt, wie man sie später bei Konzerten der Beatles oder der Rolling Stones kennenlernte.

Friedrich Schiller-der Triumph eines Genies (D 1 940) unterscheidet sich doch in vielem von all den "deutschen Heldensagen" all den Bismarcks, Fridericus und Carl Peters Geschichten.

An der Produktion wirkten eine ganze Reihe namhafter UFA-Stars mit, die dem einen oder der anderen noch aus Jannings Kleist-Verfilmung der zerbrochene Krug bekannt sind wie Paul Dahlke (Ruprecht) und Friedrich Kaysler (Gerichtsrat Walter, Vater Schiller). Karl Eugen wird von Heinrich George gespielt. Lil Dagover spielte seine Mätresse Franziska von Hohenheim, Horst Caspar Friedrich Schiller und Eugen Klopfer Friedrich Christian Schubart. Auf die Rolle des intriganten Vamps war Lil Dagover schon in "Jud Süß von 1942 festgelegt.

Zum Inhalt: Württemberg wird von seinem Souverän Karl Eugen mit eiserner Hand regiert. Wer es wagt, den Fürsten oder seine Mätresse zu kritisieren wie der Dichter Schubart, riskiert, auf dem Hohen Asperg inhaftiert zu werden.
In diesen Verhältnissen muss der junge Friedrich Schiller an der Karlsschule Medizin studieren. Der militärische Drill und die ständige Bevormundung widerstreben Schiller, der literarische Ambitionen hat und dadurch (unangenehm) auffällt. Bei einer Parade zu Ehren von Karl Eugens Gattin und Mätresse übergibt er seiner Freundin ein Liebesgedicht. Bei der Verleihung der Abschlusszeugnisse kommt es zum Streitgespräch mit dem Herzog, der entscheidet, dass Schiller noch ein weiteres Jahr auf der Karlsschule bleiben muss. Heimlich aber arbeitet der Autor an einem Proteststück (Die Räuber). Das Streitgespräch mit dem Herzog entzündet sich unter anderem an der Frage, ob Genies geboren oder erzogen werden.

Als Schiller sein Theaterstück vollendet hat, erfährt er von der Verhaftung Schubarts. Bei einem Appell an den Herzog, der zunehmend vom renitenten Widerstand Schillers und seiner Kommilitonen genervt ist, schlägt der Herzog einen Besuch auf dem Asperg vor. Schiller, der dort auf einen völlig gebrochenen Schubart trifft, ist total schockiert. Ein General nimmt an, dass Schiller ebenfalls inhaftiert werden soll und behält ihn auf dem Asperg, was allerdings sofort durch den Herzog rückgängig gemacht wird. Schiller geht es nur noch darum, so schnell wie möglich Examen zu machen, um die Karlsschule verlassen zu können. Inzwischen ist auch das Stück fertig, das in Mannheim uraufgeführt werden soll. Ein Fan, ein General, eröffnet Schiller, dass er den Verfasser der Räuber für ein Genie hält. Das Publikum in Mannheim ist begeistert-der Herzog ist es nicht. Schiller muss Württemberg verlassen, will er nicht auf dem Hohen Asperg Quartier nehmen.

Im 3. Reich wurde wohl selten ein merkwürdigerer Film gedreht. Wie war es möglich, dass ein Rebell Titelheld eines Filmdramas im 3. Reich werden konnte?
Von der Leistung der Schauspieler her überzeugt der Film. Heinrich George, Dagover, Caspar und die anderen zeigen solide Leistungen, und ähnlich wie in Münchhausen mit Hans Albers für den Erich Kästner das Drehbuch schrieb, sind zahlreiche Anspielungen und Kritikpunkte des NS-Kulturbetriebs eingebaut. Der Film nimmt sich da durchaus einiges heraus, andererseits wurde er von der NS-Prüfstelle als "staatspolitisch und künstlerisch wertvoll" und jugendwert" eingestuft.

Bei so manchen "Genie"-Filmen der UFA, wurden freilich historische Fakten kräftig manipuliert, wenn es galt, germanische Edelinge und arische Helden zu reanimieren. Auch wenn Veit Harlan behauptete, in "Der Große König" die "historische Wahrheit" abzubilden.

Der historischen biographischen Vita Schillers wurde in diesem Film nicht so sichtbar Gewalt angetan wie Friedrich II. und Bismarck in den Nazi-Propagandafilmen. Der Film suggeriert aber, dass der Autor der Räuber, des Verbrechers aus verlorener Ehre und der Verfasser von "Mein Kampf" Brüder im Geiste und "Genies" waren, für die die Maßstäbe anderer Menschen nicht maßgeblich sind.

Ich sehe gerade, dass ich im falschen Thread unterwegs bin. Die Räuber wurden Ende der 1780er Jahre uraufgeführt, und der Streifen spielt natürlich im 18. Jahrhundert, nicht um 1800.
 
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Ich sehe gerade, dass ich im falschen Thread unterwegs bin. Die Räuber wurden Ende der 1780er Jahre uraufgeführt, und der Streifen spielt natürlich im 18. Jahrhundert, nicht um 1800.
Das mag sein, aber immerhin lebte Schiller ja bis 1800.

Es ist natürlich richtig, dass der Film äußerst eigenwillig ist. Man hätte Karl Eugens Versuch Soldaten in englische Dienste zu geben, der ja dann gescheitert ist, mit einbauen können. Aber im Grunde eignet sich der Stoff denkbar schlecht als Propaganda-Film, obendrein da man ja, wie Du betontest nichtmal das gesamte Werk des Dramatikers Schiller schätzte. Teilweise erscheint ja Karl Eugen sogar als eine durchaus autoritäre Herrscherfigur, die in ihren Forderungen nach Unterwerfung eher als positive Figur in einem Film der NS-Zeit funktioniert hätte. In den Fredericus Rex-Filmen ist ja gleichzeitig Fahnenflucht das schlimmste Verbrechen und Schiller war zweifellos Karl Eugens Untertan und von daher die Flucht aus Württemberg rechtswidrig.
Andererseits hat man im Dritten Reich ja soviel zurecht gebogen wie auch Friedrich II. und sogar Prinz Heinrich, der beispielsweise aus Liebe für die Franzosen die französischen Emigranten in Rheinsberg bei sich aufgenommen hat (das wird auch mal in "Vor dem Sturm" thematisiert, als sich Vitzewitz über die "Rheinsberger" Clique der Emigranten echauffiert).
Ich habe den Film auch mal gesehen. Ich frage mich, ob man, was früher als große Schauspielkunst (das suggeriert für mich die Bewertung als "Ufa-Stars" auch in anderen Kritiken des Films) gegolten hat, heute nicht als Overacting bezeichnen würde. Faszinierend eigentlich, dass das, was Schiller in der Literaturgeschichte ja gerade zu einem Genie machte, Figuren waren die aufbegehrten wie in "Die Räuber" oder "Wilhelm Tell", während die eher ältere übliche Erzählweisen repetierenden Werke von den Zeitgenossen nicht so positiv aufgenommen wurden. Letztlich wartete das Publikum bis zu Schillers Tod auf "Die Räuber 2.0". "Wilhelm Tell" weicht ja auch nicht sosehr von dem ab, was 1791 Sedaine in seinem "Guillaume Tell" bereits über ein Jahrzehnt vor Schiller abgeliefert hat...
Du hast aber recht, dass der Film durch seine Widersprüchlichkeit durchaus spannend zu sehen ist. Man hätte ja auch vermuten können, dass das Propaganda-Ministerium nach der Fertigstellung zurück gerudert wäre und den Film kassiert hätte wie es in der DDR mit einigen der besten Filme passiert ist, die von der DEFA gemacht wurden (ich liebe "Spur der Steine").
 
Das mag sein, aber immerhin lebte Schiller ja bis 1800.

Es ist natürlich richtig, dass der Film äußerst eigenwillig ist. Man hätte Karl Eugens Versuch Soldaten in englische Dienste zu geben, der ja dann gescheitert ist, mit einbauen können. Aber im Grunde eignet sich der Stoff denkbar schlecht als Propaganda-Film, obendrein da man ja, wie Du betontest nichtmal das gesamte Werk des Dramatikers Schiller schätzte. Teilweise erscheint ja Karl Eugen sogar als eine durchaus autoritäre Herrscherfigur, die in ihren Forderungen nach Unterwerfung eher als positive Figur in einem Film der NS-Zeit funktioniert hätte. In den Fredericus Rex-Filmen ist ja gleichzeitig Fahnenflucht das schlimmste Verbrechen und Schiller war zweifellos Karl Eugens Untertan und von daher die Flucht aus Württemberg rechtswidrig.
Andererseits hat man im Dritten Reich ja soviel zurecht gebogen wie auch Friedrich II. und sogar Prinz Heinrich, der beispielsweise aus Liebe für die Franzosen die französischen Emigranten in Rheinsberg bei sich aufgenommen hat (das wird auch mal in "Vor dem Sturm" thematisiert, als sich Vitzewitz über die "Rheinsberger" Clique der Emigranten echauffiert).
Ich habe den Film auch mal gesehen. Ich frage mich, ob man, was früher als große Schauspielkunst (das suggeriert für mich die Bewertung als "Ufa-Stars" auch in anderen Kritiken des Films) gegolten hat, heute nicht als Overacting bezeichnen würde. Faszinierend eigentlich, dass das, was Schiller in der Literaturgeschichte ja gerade zu einem Genie machte, Figuren waren die aufbegehrten wie in "Die Räuber" oder "Wilhelm Tell", während die eher ältere übliche Erzählweisen repetierenden Werke von den Zeitgenossen nicht so positiv aufgenommen wurden. Letztlich wartete das Publikum bis zu Schillers Tod auf "Die Räuber 2.0". "Wilhelm Tell" weicht ja auch nicht sosehr von dem ab, was 1791 Sedaine in seinem "Guillaume Tell" bereits über ein Jahrzehnt vor Schiller abgeliefert hat...
Du hast aber recht, dass der Film durch seine Widersprüchlichkeit durchaus spannend zu sehen ist. Man hätte ja auch vermuten können, dass das Propaganda-Ministerium nach der Fertigstellung zurück gerudert wäre und den Film kassiert hätte wie es in der DDR mit einigen der besten Filme passiert ist, die von der DEFA gemacht wurden (ich liebe "Spur der Steine").

Friedrich Schiller, Triumph eines Genies war eigentlich auch kein Propagandafilm, jedenfalls nicht in der Weise wie Die Rothschildts, Kolberg, Der Große König und "Die Goldene Stadt". Im Großen und Ganzen hält sich der Film an historische Fakten, Friedrich Schiller wird auch nicht unbedingt als germanischer Edeling dargestellt, und Antisemitismus spielt keine oder so gut wie keine Rolle.

Im Gegenteil könnten die Szenen auf dem Hohen Asperg und in der Karlsschule durchaus als Kritik an denn NS-Zuständen aufgefasst werden. Der militärische Drill hat auch- ganz im Gegensatz etwa zu "Der alte und der junge König" nichts charakterbildendes. Friedrich ist laut einem Zitat von General Laudon in Veit Harlans "Der Große König" vielleicht kein legitimer, aber ein "geborener König". Genau das aber ist der junge Friedrich (Werner Hinz) in "Der alte und der junge König" gerade nicht- Im Gegenteil, er ist ein schlechter Sohn, der bei Franzosen 5000 Rthl verzockt, die nicht mal hat, sondern dazu Schulden macht und nicht mal den Mut hat, dass dem Alten zu gestehen. Er ist ein frankophiler Schöngeist, der Musik und den schönen Künsten aufgeschlossen, aber der Alte weiß: "All die Livius und Tacitus und Voltaires, die verstehen nichts von Preußen- die können uns nicht helfen!"

Als Offizier kommt Fritz "wie ein Hurenkerl" in "saumäßigem" Aufzug daher, so dass sein Freund Katte sich für ihn schämt. Dieser Kronprinz ist kein geborener Herrscher, vielleicht ein Genie, ganz sicher aber eines, dass erst mal geschliffen werden muss.

In all diesen Dingen widerspricht Friedrich Schiller Triumph eines Genies diesen Grundsätzen. Der junge Schiller ist ein geborenes Genie, das seine Begabung eben nicht dem Herzog verdankt, der nicht dazu erzogen wird, der der (legitimen) Autorität des Herzogs trotzt. Der dessen Einstellung, dass große Persönlichkeiten ausgebildet und erzogen werden widerspricht.


Das ist freilich ein Genie-Verständnis, das durchaus kompatibel ist mit der NS-Ideologie und der man heute widersprechen würde: Große Persönlichkeiten verdanken ihr Genie sich selbst und der "Vorsehung", und für Ausnahmepersönlichkeiten gelten einfach nicht die gleichen Maßstäbe wie für normale Menschen. Rebellion aber ist gefährlich, selbst wenn die Kritik berechtigt sein mag. Der Kritiker Schubart wird fertig gemacht- er ist nach dem Aufenthalt auf dem Hohen Asperg ein gebrochener Mann.
 
In der Filmbiographie "Friedrich Schiller- Triumph eines Genies" hat übrigens Vicco von Bülow, besser bekannt als Loriot einen kurzen Auftritt als Page Karl Eugens.

Erkannt hätte ich ihn allerdings nicht, erst bei der Besetzerliste des Streifens fiel er mir auf.
 
Ich habe den Film auch mal gesehen. Ich frage mich, ob man, was früher als große Schauspielkunst (das suggeriert für mich die Bewertung als "Ufa-Stars" auch in anderen Kritiken des Films) gegolten hat, heute nicht als Overacting bezeichnen würde..

Da ist etwas dran! Heinrich George spielte ja häufig polternde Charaktere in Propagandafilmen (Vater in Hitlerjunge Quex, Herzog in Jud Süß, Joachim Nettelbeck in Kolberg), und er neigte ein wenig zum Overacting.

Am Schlimmsten aber treibt es, meiner subjektiven Meinung nach, Werner Krauß in "Jud Süß". Krauß, einer der besten Charakterdarsteller übernahm in diesem Streifen gleich zwei oder drei (jüdische) Rollen (Levi, Oppenheimers Faktotum, ein Rabbi, ein Astrologe).

Vielleicht aber ließen sich Streifen wie "Jud Süß", "Die Rothschilds Aktien auf Waterloo", "Die Goldene Stadt" und "Kolberg" tatsächlich ohne Overacting überhaupt nicht bewerkstelligen. Filme wie die genannten Streifen waren doch sehr melodramatisch, um nicht zu sagen kitschig. Es handelte sich sozusagen um Illusions-Kino, es ging darum, Werte und Gefühle im Sinne der NS-Ideologie darzustellen und sie dem Zuschauer schmackhaft zu machen. Nur waren das synthetische Gefühle und wenn auch Veit Harlan in Jud Süß und Der Große König im Vorspann behauptete, die "historische Wahrheit" darzustellen, so handelte es sich doch um Geschichtsklitterung. Die angebliche historische Wahrheit hat es in dieser Form nie gegeben, all den germanischen Heldengestalten, den Bismarcks, Fridericus Rex, Nettelbecks und wie sie alle hießen, wurden Motive unterstellt, die es nie gab. Auch die propagierten Werte und Tugenden wie Treue, Opfergang, Pflichterfüllung usw. waren nicht authentisch, es waren synthetische Gefühle und die hochgehaltenen Tugenden und Werte typische Sekundärtugenden, mit denen man auch ein KZ betreiben konnte. In der Realität gab es das alles nicht, der Kriegsalltag war nicht heroisch.

Es musste aber dem Zuschauer so verkauft werden, und so etwa geht nun einmal nicht ohne Pathos, Herz/Schmerz.
 
Ein extrem schwarz-weiß malender Film mit einem irreführenden Titel ist 2010 erschienen:

"Bruc - Napoleons blutige Niederlage" / "Bruc El Desafio" (Spanien, 2010) Regie: Daniel Benmayor

Die Leute in den Bergen bewundern Juan (Juan José Ballesta) für seine Beteiligung am Kampf am Le Bruc am 6. Juni 1808. Doch Juan will von all den Ehren nichts wissen. Ein französischer Zeichner für eine Zeitung (dessen moderne Zeichnungen als Fotos im Moniteur erscheinen :D ...) namens Magne (Justin Blanckaert) und porträtiert Juan, der sich in die Tochter des französischstämmigen Arztes des Dorfes (Francesc Albiol) verliebt hat.
Ein Capitaine Maraval (Vincent Perez) bekommt den Auftrag von Napoléon nun Juan aufzuspüren. Dazu braucht Maraval nur eine Handvoll irrer Spezialkräfte (kein Witz!!!), die mit Handgranaten, Armbrust und ulkigen Klamotten auf die Jagd nach Juan gehen. Dabei pflastern sie ihren Weg mit Leichen, denn die Miliz des Dorfes vermag nicht die paar Irren aufzuhalten, die nicht nur Juans Familie niedermetzeln sondern auch dessen Verlobte Gloria (Astrid Bergés-Frisbey) entführen, um Juan heraus zu locken. Juan flieht in die Berge wohin ihn die Sondereinsatzkäfte mit Hubschraubern - halt, halt falscher Film :D ... folgen. Selbst in einem Kloster ist Juan nicht sicher, wo die fiesen Exrevolutionäre den Abt ermorden. Schritt für Schritt verlieren die Franzosen ihre Superkämpfer bis zu einem finalen Kampf in einer Höhle.

Ja, der Film hat leider mit dem Titel herzlich wenig zu tun. Die beiden Schlachten am El Bruch kommen nur aus der Retrospektive und dann auch sehr falsch präsentiert vor. Es ist eher eine Art Napo-Rambo der Berge mit allem was dazu gehört wie sinnloser Gewalt, Superwaffen, Explosionen und einer leicht vorhersehbaren Handlung, die selbst bei nur 80 Minuten doch irgendwann langweilig wird. Auch die ausgezeichnete Schauspielkunst von Vincent Perez vermag da kaum darüber hinweg zu täuschen. Die Akteure agieren einfach zu schwer hirnrissig und man bemerkt auch, dass die Macher keine Ahnung davon hatten oder kein Interesse daran wie Waffen um 1808 funktionierten.An manch einer Stelle scheint der Drehbuchautor auch seine ursprünglichen Absichten vergessen zu haben; vielleicht fielen auch Szenen dem Schnitt zum Opfer.
Als positiv sind ausschließlich die Kamerafahrten über die atemberaubend schöne Landschaft der Berge zu bezeichnen. Der Rest ist Massenware mit Längen, die knapp an einem B-Film vorbei schrammt.

3 von 10 abgeschnippelten Fingern.:confused:
 
"Schach von Wuthenow" (DDR, 1977) Regie: Richard Engel

Handlung: Berlin 1806. Der Offizier von Alvensleben (Walter Plathe) missgönnt offenbar Rittmeister Schach von Wuthenow (Michael Gwisdek) seinen Erfolg bei der Madame von Carayon (Beata Tyszkiewicz). Die Tochter der schönen Witwe, Victorie (Petra Kelling) möchte gern Schach mit ihrer Mutter zusammen bringen. Doch dieser wird schließlich von den Worten des Prinzen Louis Ferdinand (Christian Steyer) völlig verwirrt, als der Prinz Schach bittet ihn bei Victoire von Carayon anzukündigen. Nun scheint Schach die innere Schönheit von Victoire erkannt zu haben - sucht aber nach der nächtlichen Begegnung Distanz aufzubauen. Seine Kameraden vom Regiment Gendarmes verursachen einen Tumult bei der Aufführung eines Stückes über Luther und dann veranstalten sie ein Schlittenfahrt im Sommer. Madame Josephine von Carayon bemerkt die Schwangerschaft ihrer Tochter und fordert Schach pflichtschuldigst Victoire zu heiraten. Verspottet von den anderen Offizieren seines Regiments und von einer Karikatur schwer getroffen flieht Schach auf sein Landgut Wuthenow. Doch der König (Werner Tietze) ruft Schach an den Hof und befieht ihm den Dienst zu quittieren oder zu heiraten. Schach gehorcht zwar, aber nimmt das Unglück damit seinen Lauf, während die Anhänger der Kriegspartei ein Scheitern der Politik von Minister Haugwitz und den Krieg gegen Napoleon herbeisehnen ...

Anders als die westdeutsche Verfilmung ist diese in Farbe gedreht und scheint sich eher an Äußerlichkeiten zu halten. Während mir die Inneneinrichtung und dergleichen ganz gut gefällt, ist die Entscheidung im Kostümbild wenig durchdacht. Da sehen die Uniformen generell zwar eigentlich ganz gut aus, aber die Hüte irgendwie albern zu klein. Bei der Besetzung fällt vor allem Christian Steyer als Prinz Louis Ferdinand auf, der mit seinem Schnauzer und indem er nur in Hemd und Hose zu sehen ist, irgendwie wie ein Fremdkörper wirkt, während Michael Degen die Rolle des Lebemannes glaubhafter dargestellt hat. Positiv zu bemerken ist das Schauspiel von Petra Kelling, welcher die Verzweiflung und Einsicht in die Hoffnungslosigkeit ihrer Lage sehr gut anzusehen ist. Die Rolle von Walter Plathe als Verehrer von Madame von Carayon ist hier deutlicher und m.E. mit mehr Verve gespielt als die des Schach durch Michael Gwisdek und das obwohl Gwisdek in späteren Werken besonders als Charakterdarsteller brillierte.

Routinierter Fernsehfilm mit recht großer Treue zur Literaturvorlage (v.a. wenn man mit einigen anderen Fontane-Adaptionen der DEFA vergleicht). Daher 7 von 10 Tränen.
 
Was ist jetzt schon wieder woken Casting?
Ich denke, darunter versteht man bei historischen Filmen, eine Besetzung, die sich nicht an die Hautfarbe, der historischen Figuren orientiert: Ein Vercingetorix mit einem indischen Darsteller oder ein Angehöriger der britischer gentry des 19.Jahrhunderts, der von einem Schwarzen gespielt wird.
 
Genau so etwas wurde so kritisiert und ich war natürlich sarkastisch. Wenn das eine falsch ist, ist das andere auch falsch, weil es sonst kein allgemeines Gesetz ist. Soviel von Kant gilt noch heute.

Wer die Welt verbessern will, muss sehr aufpassen, sie nicht zu verschlimmbessern.
 
Wieso rassistisch? War es rassistisch, wenn der Franzose Pierre Brice den fiktiven Apachen Winnetou spielte?
Vermutlich muss man auf der Opernbühne Pavarotti als Otello sowie Chiara als Aida als rassistisch betrachten, hingegen Jessye Norman als Elisabeth (Bayreuth) oder Isolde (Salzburg) nicht als rassistisch betrachtet werden darf ;) Denn marginale Kleinigkeiten wie Besetzungen aufgrund stimmlicher und musikalischer Qualität sind nebensächlich.

Korrekterweise kann kein (tolle Aliteration!) indigener Europäer einen überzeugenden Winnetou verkörpern... streng genommen hätte Ex-Knacki "Dr." May auch keinen schreiben dürfen, wie auch Ghisalonzi/Verdi bzw Shakespeare/Boito/Verdi von Aida und Otello hätten Abstand nehmen müssen.
;):D
 
Hier mal was für Freunde des "woken Castings":
Mr. Malcolm's List (2022) - IMDb
Ich würde es mir mal anschauen. Sieht von den Fotos her wie ein Abklatsch von "Bridgerton" aus. Ich habe da bislang noch nicht soviele Infos drüber, ob es nicht einen einfach besonderen Haushalt darstellen soll.

Vielleicht sind diese britischen Filme und Serien aber auch nur eine Reaktion darauf, dass man in UK es satt ist tausendmal dieselbe Jane Austen-Adaption nur mit anderen Darstellern zu sehen. Man kennt das vom Italowestern, wo irgendwann nur noch Rumgemetzel ausgelutscht war und dann Rumgemetzel mit makabren Gags oder Western und Horrorfilm oder Western und Eastern gemischt präsentiert hatte, was zumindest anfangs gezündet hat, aber dann irgendwann auch sich totgelaufen hat (wie ein parodistischer Sabata-Film mit Lee van Cleef in der Hauptrolle).

Das Ganze lebt solange wie es dem Publikum gefällt.
 
Wenn ich das richtig verstehe spielt eine Inderin (also heutige Inderin) eine Britin von um 1800 und ihr Bruder kann dann bei solchen Filmen sagen wir aus Ghana sein und die Mutter aus Russland und es wird aber so getan, als ob alle im Grunde weiße Briten spielen und man ihr Aussehen ignorieren muss?

Ich verstehe halt bis jetzt das Konzept hinter diesen Produktionen nicht ganz (gut bei "Bridgerton" und ein paar im SpäMi und der Renaisscance spielenden Produktionen ging es scheinbar eh mit Kostümen etc. einfach eher um ein "fancy" styling und da war das Casting einfach auch ein Hingucker, der ein bisschen ins Gesamtkonzept einer Alternativgeschichte passte). Warum kann man nicht mal, was mich viel mehr interessieren würde, z.B. das Leben eines französischen Trommlers, der aus Haiti kommt verfilmen oder von Alexandre Dumas Vater?

"Belle" hab ich leider im Kino verpasst, ging aber schonmal m.E. in eine richtige Richtung.
 
Ein solcherart besetzter Film (oder Serie) hat sich für mich von Vornherein erledigt.

Es ist ja legitim, dass auch schwarze Schauspieler ordentliche große Rollen spielen sollen, aber dann soll man eben entsprechende Stoffe auswählen, in die sie passen.


Dieses „farbenblinde Casting“ ist ohnehin insofern eine unehrliche Angelegenheit als es nur bedeutet, dass weiße Charaktere von nicht-weißen Schauspielern verkörpert werden dürfen/sollen. Der umgekehrte (und lange praktizierte) Fall ist als rassistisches „white-washing“ verpönt.

Die Idee könnte man aber eigentlich weiterspinnen: Wenn die Hautfarbe des Schauspielers beim Casting egal sein soll, warum dann nicht auch sein Alter? Warum sollte also nicht z. B. ein 50-jähriger einen 20-jährigen spielen dürfen? (So, dass man das auch sieht, also nicht krampfhaft versucht wird, ihn mit viel Schminke etc. jugendlich wirken zu lassen.)
Und da wir ja neuerdings wissen, dass es keine Geschlechter gibt, sondern sie nur ein soziales Konstrukt sind, müsste doch eigentlich auch das Geschlecht egal sein.

Ein hundertprozentig wokes diskriminierungsfreies inklusives Casting einer typisch europäischen Familie könnte also z. B. so aussehen:

Der 45-jährige Vater wird von einer 20-jährigen Chinesin gespielt, die 42-jährige Mutter von einem 80-jährigen Schwarzen, der 15-jährige Sohn von einem 60-jährigen Inder und die 13-jährige Tochter von einem 45-jährigen Latino.

(Irgendwie habe ich das dumpfe Gefühl, dass das irgendwann tatsächlich Realität werden könnte …)
 
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Ich habe mir seuchenbedingt vor einigen Wochen mal eher zufällig Pride and Prejudice and Zombies angeschaut. Wider Erwarten wurde das ein großer Filmspaß, den ich, soweit ich das zu beurteilen vermag, nach Kostümen und Ausstattung sehr authentisch gemacht fand. (Wenn man die horrorkomödiengenretypischen Waffenensembles mal weglässt.)
 
Warum sollte also nicht z. B. ein 50-jähriger einen 20-jährigen spielen dürfen? (So, dass man das auch sieht, also nicht krampfhaft versucht wird, ihn mit viel Schminke etc. jugendlich wirken zu lassen.)
Und da wir ja neuerdings wissen, dass es keine Geschlechter gibt, sondern sie nur ein soziales Konstrukt sind, müsste doch eigentlich auch das Geschlecht egal sein.

Das hat Helge Schneider schon vor 30 Jahren praktiziert. In "Texas - Doc Snyder hält die Welt in Atem" spielte der damals 38-Jährige den Doc Snyder, der 59-jährige Peter Berling seinen Bruder Hank und der 41-jähige Andreas Kunze die Mutter der beiden Brüder.
 
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