Scorpio
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In den "Tausend Jahren" von 1933 gab es unzählige Historienfilme, die sich vorzugsweise mit "großen Männern" beschäftigten und den Geist einer verklärten historischen Epoche auf die Leinwand brachten. Man denke nur an die unzähligen Fridericus Rex-Streifen mit Otto Gebühr in der Rolle des Preußenkönigs Friedrich II. Bismarcks Wirken wurde durch zwei große Filmprojekte, "Bismarck " von 1940 und "Die Entlassung von 1942 dem Publikum nahegebracht, und die UFA zeigte auch Robert Koch, Andreas Schlüter, Paracelsus und Carl Peters als wahre deutsche Helden, "Genies" und Brüder im Geiste des Genies Adolf Hitler.
Die Klassiker wurden gerne vereinnahmt, Goethe, Schiller und Lessing konnten sich ja nicht mehr dagegen wehren. Mit Friedrich Schiller hatten die Hüter der deutschen Kultur allerdings so ihre Probleme.
Friedrich Schillers "Wilhelm Tell" durfte an deutschen Theatern der NS-Zeit ebenso wenig gespielt werden wie Lessings Nathan der Weise."
Verschiedene Autoren und Zeitzeugen (Klemperer?) überliefern Zitate, dass an vielen Theatern die Forderung des Marquis Posa "Geben Sie Gedankenfreiheit" mit Szenenapplaus kommentiert wurde, worauf Schillers Don Carlos ebenfalls auf den Index geriet.
"Die Räuber" führten dazu, dass Schiller von Herzog Carl Eugen Schreibverbot erteilt wurde, und nur eine Übersiedelung nach Mannheim ersparte Schiller ein Quartier auf dem Hohen Asperg. Die Uraufführung der Räuber war von Szenen geprägt, wie man sie später bei Konzerten der Beatles oder der Rolling Stones kennenlernte.
Friedrich Schiller-der Triumph eines Genies (D 1 940) unterscheidet sich doch in vielem von all den "deutschen Heldensagen" all den Bismarcks, Fridericus und Carl Peters Geschichten.
An der Produktion wirkten eine ganze Reihe namhafter UFA-Stars mit, die dem einen oder der anderen noch aus Jannings Kleist-Verfilmung der zerbrochene Krug bekannt sind wie Paul Dahlke (Ruprecht) und Friedrich Kaysler (Gerichtsrat Walter, Vater Schiller). Karl Eugen wird von Heinrich George gespielt. Lil Dagover spielte seine Mätresse Franziska von Hohenheim, Horst Caspar Friedrich Schiller und Eugen Klopfer Friedrich Christian Schubart. Auf die Rolle des intriganten Vamps war Lil Dagover schon in "Jud Süß von 1942 festgelegt.
Zum Inhalt: Württemberg wird von seinem Souverän Karl Eugen mit eiserner Hand regiert. Wer es wagt, den Fürsten oder seine Mätresse zu kritisieren wie der Dichter Schubart, riskiert, auf dem Hohen Asperg inhaftiert zu werden.
In diesen Verhältnissen muss der junge Friedrich Schiller an der Karlsschule Medizin studieren. Der militärische Drill und die ständige Bevormundung widerstreben Schiller, der literarische Ambitionen hat und dadurch (unangenehm) auffällt. Bei einer Parade zu Ehren von Karl Eugens Gattin und Mätresse übergibt er seiner Freundin ein Liebesgedicht. Bei der Verleihung der Abschlusszeugnisse kommt es zum Streitgespräch mit dem Herzog, der entscheidet, dass Schiller noch ein weiteres Jahr auf der Karlsschule bleiben muss. Heimlich aber arbeitet der Autor an einem Proteststück (Die Räuber). Das Streitgespräch mit dem Herzog entzündet sich unter anderem an der Frage, ob Genies geboren oder erzogen werden.
Als Schiller sein Theaterstück vollendet hat, erfährt er von der Verhaftung Schubarts. Bei einem Appell an den Herzog, der zunehmend vom renitenten Widerstand Schillers und seiner Kommilitonen genervt ist, schlägt der Herzog einen Besuch auf dem Asperg vor. Schiller, der dort auf einen völlig gebrochenen Schubart trifft, ist total schockiert. Ein General nimmt an, dass Schiller ebenfalls inhaftiert werden soll und behält ihn auf dem Asperg, was allerdings sofort durch den Herzog rückgängig gemacht wird. Schiller geht es nur noch darum, so schnell wie möglich Examen zu machen, um die Karlsschule verlassen zu können. Inzwischen ist auch das Stück fertig, das in Mannheim uraufgeführt werden soll. Ein Fan, ein General, eröffnet Schiller, dass er den Verfasser der Räuber für ein Genie hält. Das Publikum in Mannheim ist begeistert-der Herzog ist es nicht. Schiller muss Württemberg verlassen, will er nicht auf dem Hohen Asperg Quartier nehmen.
Im 3. Reich wurde wohl selten ein merkwürdigerer Film gedreht. Wie war es möglich, dass ein Rebell Titelheld eines Filmdramas im 3. Reich werden konnte?
Von der Leistung der Schauspieler her überzeugt der Film. Heinrich George, Dagover, Caspar und die anderen zeigen solide Leistungen, und ähnlich wie in Münchhausen mit Hans Albers für den Erich Kästner das Drehbuch schrieb, sind zahlreiche Anspielungen und Kritikpunkte des NS-Kulturbetriebs eingebaut. Der Film nimmt sich da durchaus einiges heraus, andererseits wurde er von der NS-Prüfstelle als "staatspolitisch und künstlerisch wertvoll" und jugendwert" eingestuft.
Bei so manchen "Genie"-Filmen der UFA, wurden freilich historische Fakten kräftig manipuliert, wenn es galt, germanische Edelinge und arische Helden zu reanimieren. Auch wenn Veit Harlan behauptete, in "Der Große König" die "historische Wahrheit" abzubilden.
Der historischen biographischen Vita Schillers wurde in diesem Film nicht so sichtbar Gewalt angetan wie Friedrich II. und Bismarck in den Nazi-Propagandafilmen. Der Film suggeriert aber, dass der Autor der Räuber, des Verbrechers aus verlorener Ehre und der Verfasser von "Mein Kampf" Brüder im Geiste und "Genies" waren, für die die Maßstäbe anderer Menschen nicht maßgeblich sind.
Ich sehe gerade, dass ich im falschen Thread unterwegs bin. Die Räuber wurden Ende der 1780er Jahre uraufgeführt, und der Streifen spielt natürlich im 18. Jahrhundert, nicht um 1800.
Die Klassiker wurden gerne vereinnahmt, Goethe, Schiller und Lessing konnten sich ja nicht mehr dagegen wehren. Mit Friedrich Schiller hatten die Hüter der deutschen Kultur allerdings so ihre Probleme.
Friedrich Schillers "Wilhelm Tell" durfte an deutschen Theatern der NS-Zeit ebenso wenig gespielt werden wie Lessings Nathan der Weise."
Verschiedene Autoren und Zeitzeugen (Klemperer?) überliefern Zitate, dass an vielen Theatern die Forderung des Marquis Posa "Geben Sie Gedankenfreiheit" mit Szenenapplaus kommentiert wurde, worauf Schillers Don Carlos ebenfalls auf den Index geriet.
"Die Räuber" führten dazu, dass Schiller von Herzog Carl Eugen Schreibverbot erteilt wurde, und nur eine Übersiedelung nach Mannheim ersparte Schiller ein Quartier auf dem Hohen Asperg. Die Uraufführung der Räuber war von Szenen geprägt, wie man sie später bei Konzerten der Beatles oder der Rolling Stones kennenlernte.
Friedrich Schiller-der Triumph eines Genies (D 1 940) unterscheidet sich doch in vielem von all den "deutschen Heldensagen" all den Bismarcks, Fridericus und Carl Peters Geschichten.
An der Produktion wirkten eine ganze Reihe namhafter UFA-Stars mit, die dem einen oder der anderen noch aus Jannings Kleist-Verfilmung der zerbrochene Krug bekannt sind wie Paul Dahlke (Ruprecht) und Friedrich Kaysler (Gerichtsrat Walter, Vater Schiller). Karl Eugen wird von Heinrich George gespielt. Lil Dagover spielte seine Mätresse Franziska von Hohenheim, Horst Caspar Friedrich Schiller und Eugen Klopfer Friedrich Christian Schubart. Auf die Rolle des intriganten Vamps war Lil Dagover schon in "Jud Süß von 1942 festgelegt.
Zum Inhalt: Württemberg wird von seinem Souverän Karl Eugen mit eiserner Hand regiert. Wer es wagt, den Fürsten oder seine Mätresse zu kritisieren wie der Dichter Schubart, riskiert, auf dem Hohen Asperg inhaftiert zu werden.
In diesen Verhältnissen muss der junge Friedrich Schiller an der Karlsschule Medizin studieren. Der militärische Drill und die ständige Bevormundung widerstreben Schiller, der literarische Ambitionen hat und dadurch (unangenehm) auffällt. Bei einer Parade zu Ehren von Karl Eugens Gattin und Mätresse übergibt er seiner Freundin ein Liebesgedicht. Bei der Verleihung der Abschlusszeugnisse kommt es zum Streitgespräch mit dem Herzog, der entscheidet, dass Schiller noch ein weiteres Jahr auf der Karlsschule bleiben muss. Heimlich aber arbeitet der Autor an einem Proteststück (Die Räuber). Das Streitgespräch mit dem Herzog entzündet sich unter anderem an der Frage, ob Genies geboren oder erzogen werden.
Als Schiller sein Theaterstück vollendet hat, erfährt er von der Verhaftung Schubarts. Bei einem Appell an den Herzog, der zunehmend vom renitenten Widerstand Schillers und seiner Kommilitonen genervt ist, schlägt der Herzog einen Besuch auf dem Asperg vor. Schiller, der dort auf einen völlig gebrochenen Schubart trifft, ist total schockiert. Ein General nimmt an, dass Schiller ebenfalls inhaftiert werden soll und behält ihn auf dem Asperg, was allerdings sofort durch den Herzog rückgängig gemacht wird. Schiller geht es nur noch darum, so schnell wie möglich Examen zu machen, um die Karlsschule verlassen zu können. Inzwischen ist auch das Stück fertig, das in Mannheim uraufgeführt werden soll. Ein Fan, ein General, eröffnet Schiller, dass er den Verfasser der Räuber für ein Genie hält. Das Publikum in Mannheim ist begeistert-der Herzog ist es nicht. Schiller muss Württemberg verlassen, will er nicht auf dem Hohen Asperg Quartier nehmen.
Im 3. Reich wurde wohl selten ein merkwürdigerer Film gedreht. Wie war es möglich, dass ein Rebell Titelheld eines Filmdramas im 3. Reich werden konnte?
Von der Leistung der Schauspieler her überzeugt der Film. Heinrich George, Dagover, Caspar und die anderen zeigen solide Leistungen, und ähnlich wie in Münchhausen mit Hans Albers für den Erich Kästner das Drehbuch schrieb, sind zahlreiche Anspielungen und Kritikpunkte des NS-Kulturbetriebs eingebaut. Der Film nimmt sich da durchaus einiges heraus, andererseits wurde er von der NS-Prüfstelle als "staatspolitisch und künstlerisch wertvoll" und jugendwert" eingestuft.
Bei so manchen "Genie"-Filmen der UFA, wurden freilich historische Fakten kräftig manipuliert, wenn es galt, germanische Edelinge und arische Helden zu reanimieren. Auch wenn Veit Harlan behauptete, in "Der Große König" die "historische Wahrheit" abzubilden.
Der historischen biographischen Vita Schillers wurde in diesem Film nicht so sichtbar Gewalt angetan wie Friedrich II. und Bismarck in den Nazi-Propagandafilmen. Der Film suggeriert aber, dass der Autor der Räuber, des Verbrechers aus verlorener Ehre und der Verfasser von "Mein Kampf" Brüder im Geiste und "Genies" waren, für die die Maßstäbe anderer Menschen nicht maßgeblich sind.
Ich sehe gerade, dass ich im falschen Thread unterwegs bin. Die Räuber wurden Ende der 1780er Jahre uraufgeführt, und der Streifen spielt natürlich im 18. Jahrhundert, nicht um 1800.
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