Historische Filme angesiedelt um 1800

Warum gelingt das beim Theater und löst Entrüstungsstürmchen bei Filmen aus?
Schwierig zu beantworten… Wahrscheinlich wird im Theater durch die offensichtliche Verfremdung dem Gehirn die Information vermittelt: aha, Kunst (künstlich), also von Anderen vorgekaut, deshalb nicht gleich volle Authentizität erwarten. Beim Film, der ja Realität vorgaukeln will, erfordert die gleiche Überlegung einen als störend empfundenen gedanklichen Ausstieg aus der (realistisch geglaubten) Handlung, während im Theater solche Abschweifungen weniger unangenehm empfunden werden, da man von Anfang auf die Künstlichkeit eigestellt war. Mit anderen Worten: es könnte am gebrochenen Versprechen des Films liegen, Realität zu vermitteln, dass man unzufrieden (»entrüstet«) ist.(Es gibt Regisseure, bspw. Lars van Trier, die solche/ähnliche Theorien nutzen, um die Zuschauer zu manipulieren.) Soviel als halbbackener Erklärungsversuch…

Nichtsdestotrotz gab es auch schon bei Bühnenproduktionen heftige Diskussionen, bspw. wenn Schwanensee (okay, nicht historisch, aber traditionell sehr weiß) von dunkelhäutigen weißen Schwänchen durchsetzt war.
 
Die Abseitsregel beim Schach wäre sicherlich sehr interessant. Aber wir sollten mit dem Herumalbern aufhören, daher ernsthaft weiter.


Ich bin ja auch ein Freund der historischen Akkuratesse. Trotzdem finde ich es bemerkenswert: während die falsche Hautfarbe stört, ist die falsche Kleidung durchaus ikonenbildend (siehe Maglors Beispiel Braveheart). Und warum nicht einfach mal die eigenen Sehgewohnheiten hinterfragen?

Was nun die ikonenbildende Kleidung anbelangt, so kann man das durchaus als Argument gegen freie Schauspielerwahl einwenden, denn wenn schon Kleidung ikonenbildend ist, dann doch wohl Gesichter besonders. Und wer denkt nicht bei Spartacus an Kirk Douglas?
 
Ich bin ja auch ein Freund der historischen Akkuratesse. Trotzdem finde ich es bemerkenswert: während die falsche Hautfarbe stört, ist die falsche Kleidung durchaus ikonenbildend (siehe Maglors Beispiel Braveheart). Und warum nicht einfach mal die eigenen Sehgewohnheiten hinterfragen?
Bist du sicher dass der "ikonenbildende" Erfolg von Braveheart auf den Kostümbildnern des Films liegt? Wenn ja, müsstest du doch das spezifisch ikonenbildende der "falschen Kleidung" darlegen und erklären können.
 
Trotzdem finde ich es bemerkenswert: während die falsche Hautfarbe stört, ist die falsche Kleidung durchaus ikonenbildend (siehe Maglors Beispiel Braveheart).
Ist das so schwer zu verstehen? Während kaum jemand weiß, wie die Kleidung im 13. Jhdt. aussah, wissen sehr viele, wenn nicht alle Zuschauer heute, dass Schotten damals nicht schwarz waren.

Außerdem: Würde in dem Film ein Schwarzer die Rolle von Mel Gibson spielen, wäre das eine kulturelle Aneignung, was ja nicht sein soll, oder? :D
 
Außerdem: Würde in dem Film ein Schwarzer die Rolle von Mel Gibson spielen, wäre das eine kulturelle Aneignung, was ja nicht sein soll, oder? :D
Ach die Diskussion um kulturelle Aneignung, die ist so überflüssig wie ein Kropf. Wenn ein Rassist rappt, dann kann man von mir aus von „kultureller Aneignung“ reden. Oder wenn ein WASP-Politiker Native Americans als very American für sich zu vereinnahmen versucht. Ansonsten ist „kulturelle Aneignung“ so alt wie die Menschheit.
 
Nein, nein und nochmals nein!
"Das Publikum" liebt Historienfilme, bei denen die Schauspieler moderne Kleidung tragen. (...)

Auch was bei Braveheat oder vikings getragern wird, ist keine moderne Alltagskleidung. Hätte man William oder Ragnar in einen Anzug gesteckt, hätts nicht funktioniert. Es geht nicht darum, dass die Klamotten historisch authentisch sind, sondern dass sie die entsprechenden Vorstellungen bedienen, so falsch die auch sein mögen.

Dabei war beim Beispiel Braveheart zuerst die Ikone da, der Schottenrock, den dann der Film übernommen hat. Bei vielen hätte es Unverständnis hervor gerufen, wenn die Schotten William Wallaces keine Kilts getragen hätten, Historie hin oder her.

Warum gelingt das beim Theater und löst Entrüstungsstürmchen bei Filmen aus?

Fernsehen und Kino sieht zu gut, zu realistisch aus. Das triggert die Erwartung, dass die Bilder, die man dort sieht, die dargestellte Szenerie auf einem ähnlichen Realismus-Level abbilden, wie Fernseh- & Kinobilder, die die reale Welt zeigen; also nicht immer 100%, aber doch recht nah dran. Wenn die Lindenstraße das reale Deutschland zeigt, hat Rome das reale antike Rom auf der gleichen Realitätsstufe abzubilden. Das ist der unbewusste Anspruch, würd ich sagen. Das Theater kann (und will idR) das gar nicht erfüllen, und es wird auch nicht erwartet.
 
(zur Erinnerung) um 1800 angesiedelt & "historische Filme" (meint sicher historisches Sujet)

Titel:
am Stolper Loch
Heinrich von Kleist, Henriette Vogel (Hauptrollen), Berlin 21. Nov. 1811
Besetzung:
Hauptrollen:
- Henriette Vogel: Woopy Goldberg
- Heinrich von Kleist: Jackie Chan oder Bruce Lee
Nebenrollen (Rückblenden):
- Geheimrat Goethe: Inge Meisel
- Napoleon: Zeichentrick/Animee
- Immanuel Kant: (Stimme aus dem Off) gelesen von Derrida
- Kleists Schwester Ulrike: Samuel L. Jackson
Drehorte:
- Rekonstruktion eines großstädtischen römischen Forums
Kostüme:
- typische senatorische Sklavenhalter-Toga, bei Napoleon und Geheimrat mit purpurnem Streifen
Produkt-Placements:
- alle verwenden modernste i-Phones, tablets, MacBooks (Großaufnahmen der Bildschirme zeigen Momentaufnahmen aktueller Ereignisse)
(Drehort und Kostüme verdeutlichen retrospektiv, dass die Gesellschaft ungerecht und erstarrt ist, Produkt-Placement symbolisiert, dass dies auch heute noch der Fall ist - damit erhält die Handlung eine höhere und tiefere Deutungsebene als die öde Realhistorie von 1811. ...da das bissel Handlung - Heinrich erinnert sich an paar Leute, später schießt er die Vogel und dann sich selbst tot - sehr dürftig ist, findet in der Mitte des Films eine große bunte LGBTQIA+Parade quer über das Forum statt, quasi die Ballettszene einer Grand Opera karikierend und so dem bürgerlichen Theater und Film genial-kritisch den so-müsste-es-sein-Spiegel vorhaltend)

... ;):D ...ich würde mir das ansehen, aber nur aus Gründen des Amusements
 
Ich vermute, derjenige würde einen shit storm ernten, der sich gewaschen hat. Ein Schwarzer, der aktiv die Sklaverei in den Südstaaten verteidigt? Eine Darstellung der CSA als nicht rassistisch gegen Schwarze? Kannste nicht machen.
In "Hamilton" passiert ja genau das. Die Gründerväter, die nachweislich die Sklaverei beibehalten wollten, wurden teilweise von Schwarzen gespielt. In einer Filmkritik von W.M. Schmidt wurde darauf hingewiesen, dass dies wie eine Verhöhnung der historischen Missstände wirkt, geopfert dem Kommerz, da man als Schauspieler, indem man daran mitwirkte ja absahnt.

Ich habe übrigens auch vor Kurzem bemerkt, dass kürzlich eine neue Verfilmung von "Persuasion" von Jane Austen auf Netflix erschienen ist. Hier passt sich aber die "color blind"-Besetzung in ein insgesamt teilweise auch vom Kostümbild und der Sprache ruppig mit der Literaturvorlage umgehenden Adaption ein. Ich hab kein Netflix. Sonst hätte ich vielleicht mal rein geschaltet.

Was das Kino anbelangt, würde mich interessieren, was 91 die Meinung über Morgan Freeman in der damaligen "Robin Hood"-Adaption von Kevin Reynolds war. Die Rolle ist ja auch nicht plausibel, aber in seiner Überzeichnung mit dem Fantasy-Krummsäbelschwert-Dingens von vornherein nicht für voll zu nehmen, von den anderen Comic-Charakteren ganz zu schweigen.

Vielleicht hat jemand den Musicalfilm "Cyrano" gesehen, wo die Handlung in eine Art Fantasy-18.Jh. verlegt wurde. War scheinbar in Dtl. auch ein Flopp, da nur sehr kurz hier im Kino.
 
Ich bin ja auch ein Freund der historischen Akkuratesse. Trotzdem finde ich es bemerkenswert: während die falsche Hautfarbe stört, ist die falsche Kleidung durchaus ikonenbildend (siehe Maglors Beispiel Braveheart). Und warum nicht einfach mal die eigenen Sehgewohnheiten hinterfragen?

Was nun die ikonenbildende Kleidung anbelangt, so kann man das durchaus als Argument gegen freie Schauspielerwahl einwenden, denn wenn schon Kleidung ikonenbildend ist, dann doch wohl Gesichter besonders. Und wer denkt nicht bei Spartacus an Kirk Douglas?
Ich denke bei Spartacus an Kirk Douglas und Woody Strode (ich bin aber auch ein größere Fan von Strode als von Douglas schon allein wegen seinem Auftritt in "Spiel mir das Lied vom Tod" :cool:).

Bei Literaturverfilmungen ist es aber auch teilweise so, dass das Publikum eine gewisse Vorstellung hat oder diese direkt von der Autorin vermittelt wurde. In "Pride & Prejudice" trug Jennifer Ehle extra eine dunkle Perücke. Mit Akribie wurde Daniel Day-Lewis dem Erscheinungsbild von Abe Lincoln angepasst. Das sind heute vielleicht zwei eigenwillig gegensätzliche Pole. Auf der einen Seite ein Gary Oldman, der bis zur Unkenntlichkeit für "The darkest hour" verändert wurde oder ein Christian Bale, der sich für Werner Herzogs "Rescue Dawn" schon stark an sich selbst körperlich veränderte um ein Mann aus einem Gefangenenlager zu geben und dann moderne Filme der Regency-Schwemme, wo es egal ist, ob eine Darstellerin auch nur im Entferntesten wie eine historische Person aussieht (wie Queen Charlotte in "Bridgerton" ).

Die Frage ist vielleicht, ob man erkennen kann, ob eine gewisse Besetzung etwas zum Film beiträgt. In der mehrfach besprochenen Doku mit Katharina Thalbach als Alter Fritz führte die Besetzung vielleicht dazu, dass man etwas anders auf Friedrich schaut. Ich mochte diesen Aspekt der Doku, zumal ja alle anderen Charaktere nicht auch "ungewöhnlich" besetzt waren, was zeigte, dass die Besetzung irgendwie was bedeuten sollte.
 
In "Hamilton" passiert ja genau das. Die Gründerväter, die nachweislich die Sklaverei beibehalten wollten, wurden teilweise von Schwarzen gespielt. In einer Filmkritik von W.M. Schmidt wurde darauf hingewiesen, dass dies wie eine Verhöhnung der historischen Missstände wirkt, geopfert dem Kommerz, da man als Schauspieler, indem man daran mitwirkte ja absahnt.

Ich habe übrigens auch vor Kurzem bemerkt, dass kürzlich eine neue Verfilmung von "Persuasion" von Jane Austen auf Netflix erschienen ist. Hier passt sich aber die "color blind"-Besetzung in ein insgesamt teilweise auch vom Kostümbild und der Sprache ruppig mit der Literaturvorlage umgehenden Adaption ein. Ich hab kein Netflix. Sonst hätte ich vielleicht mal rein geschaltet.

Was das Kino anbelangt, würde mich interessieren, was 91 die Meinung über Morgan Freeman in der damaligen "Robin Hood"-Adaption von Kevin Reynolds war. Die Rolle ist ja auch nicht plausibel, aber in seiner Überzeichnung mit dem Fantasy-Krummsäbelschwert-Dingens von vornherein nicht für voll zu nehmen, von den anderen Comic-Charakteren ganz zu schweigen.

Vielleicht hat jemand den Musicalfilm "Cyrano" gesehen, wo die Handlung in eine Art Fantasy-18.Jh. verlegt wurde. War scheinbar in Dtl. auch ein Flopp, da nur sehr kurz hier im Kino.
Bezüglich Hamilton hatte ich mich auch fast gemeldet. M.E. ist die Farbumkehr da so gründlich gelungen, dass es schon fast wieder ironisch ist. (Meine Lieblingsstelle ist das "Immigrants, we get the job done.") Hab mich jetzt mit der Rezeption nicht so sehr beschäftigt, aber wäre ich noch in der Schule und musste das Werk interpretieren, würde ich jetzt irgendwas von Parabel fabulieren.

Die neue Netflix Version von Persuasion habe ich vorgestern gesehen. Persuasion von 1995 mit Ciaran Hind war das erste irgendwas von Jane Austen, das ich überhaupt durchgehalten habe. Die Netflix Version ist eine aufmodernisierte Version und die vielen PoC tun überhaupt gar nicht weh. Ich hab aber in Lyme Regis irgendwann ausgeschaltet, weil ich den (weißen) Frederick Wentworth nicht mehr ertragen habe: katastrophale schauspielerische Leistung, ein Besen mit Leutnantsuniform hätte besser gesprochen und gespielt. Hätten die Produzenten das da doch gerne mit der Auswahl nach der Fähigkeit, die Rolle zu verkörpern, konsequent durchgezogen.:(
 
Die neue Netflix Version von Persuasion habe ich vorgestern gesehen. Persuasion von 1995 mit Ciaran Hind war das erste irgendwas von Jane Austen, das ich überhaupt durchgehalten habe. Die Netflix Version ist eine aufmodernisierte Version und die vielen PoC tun überhaupt gar nicht weh. Ich hab aber in Lyme Regis irgendwann ausgeschaltet, weil ich den (weißen) Frederick Wentworth nicht mehr ertragen habe: katastrophale schauspielerische Leistung, ein Besen mit Leutnantsuniform hätte besser gesprochen und gespielt. Hätten die Produzenten das da doch gerne mit der Auswahl nach der Fähigkeit, die Rolle zu verkörpern, konsequent durchgezogen.
Ich habe bislang nur Ausschnitte und einen Trailer gesehen und verstehe bei der 2022er-Adaption das ganze Casting nicht bis auf eine Ausnahme.

Ciaràn Hinds wird manchmal vorgeworfen, er sei ja etwas zu alt dafür, dass ihn Mädels um die 20-25 anhimmeln. Aber er war ja ein Post-Captain in Roman und Film und mit Anfang 40 finde ich seine Besetzung total plausibel. In der 2007er Variante war dann Wentworth wieder ein junger Typ von Mitte 30 - also vielleicht für mich einer, der Lieutenant ist oder gerade zum Captain befördert. Wentworth soll aber wohl durch Prisengelder im Unterschied zu ein paar anderen Figuren wie Capt. Harville und Benick ein Vermögen gemacht haben und das ist als Lieutenant etwas unwahrscheinlicher. Dem 2022er Wentworth kann ich einfach garkeinen Captain der Navy abnehmen, zumal ja im Roman sehr deutlich ist, dass er nicht durch Geld sondern seine eigenen Verdienste aufgestiegen ist. Außerdem ist Wentworth durch sein Charisma überzeugend, weshalb ein Schönling schon zweimal keinen Sinn ergibt.
Samuel West (viele kennen ihn vielleicht aus "Wiedersehen in Howart's End") spielte 1995 einen verführerischen Mr. Elliot, welcher offensichtlich den Damen durch seine Gestik und sein Aussehen um den Finger wickelt. In den paar Szenen in denen er 1995 auftaucht wirkt er mit seinem Bart und seiner Kleidung einfach als wäre er aus einem Modekupfer von 1814 entstiegen und daher für mich total plausibel. Henry Golding und Tobias Menzies hingegen sehen einfach überhaupt nicht nach einem adretten Typ für die Zeit aus, sondern langweilig und nicht "charming" oder so. Aber ich habe da halt auch immer den Roman und Bilder aus der Zeit vor meinem geistigen Auge.
Anne Elliot ist eine unscheinbare Tochter eines Adligen. Von daher finde ich Sally Hawkins und Amanda Rooth perfekt besetzt, nur bei Amanda Rooth diese Verlorenheit und die Zweifel besser gespielt. Dakota Johnson hat halt in ihrer Darstellung der Rolle nix mit Anne Elliot zu tun und würde in eine andere Literaturverfilmung von Jane Austen passen, wo es überdrehte, quirlige Figuren gibt - vielleicht Lydia Bennet?
Der einzige gute Griff bei der 2022er Version finde ich Richard E. Grant als Sir Walter Elliot. Grant ist aber eh ein toller unterschätzter Schauspieler, den ich viel öfter gern in großen Rollen sehen würde. Er kann einfach perfekt solche übertriebenen Charaktere spielen. Ich fand ich auch toll in "St. Yves" - vielleicht kennst du den ja. Spielt auch in Deiner Zeit. :)
Auch wenn's im Roman nicht vorkommt, fand ich es 1995 nett, dass der Film auf Meer beginnt und endet und somit Wentworth etwas mehr Gehalt gibt als diese auf Anne fokussierten Versionen.
 
Ich fand die 95er Version sehr stimmig besetzt und ausgestattet. Eingangs- und Schlussszene fand ich auch sehr schön, meine Bemühungen um Jane Austen sind praktisch ausschließlich durch Patrick O'Brian verursacht... Ja, der Wentworth war alt für einen Post Captain aber nicht zu alt. Wenn er zu seinen Leutnantstagen nun weder vermögend noch besonders gut protegiert war, ist es sogar eher wahrscheinlich, dass er eher spät zum Post Captain ernannt worden ist. Und da anscheinend auch eine ganze Menge eher jüngerer Frauen auch den reiferen Ciaran Hinds Recht attraktiv zu finden scheinen (Quelle: diverse Amazon und Netflix-Rezension), scheint mir das stimmig.

Der Wentworth auf Netflix wirkte auf mich wie ein schlechter Abklatsch des (inkompetenten und Unglück bringenden) Midshipman Hollum aus "Master and Commander". Über sein Aussehen mögen die Geschmäcker ja zu Recht uneins sein, aber Sprache und Ausstrahlung gingen gar nicht. Der führt kein Schiff und schon gar nicht erfolgreich. (Die Marineuniformen in einer frühen Szene wirkten für mich auch eher nach Kostümladen. Die hatten Ärmelstreifen, was ich für einen Anachronismus halte.)

Dakota Johnson hat ihr Sache finde ich recht gut gemacht und in der Strandszene in Lyme Regis fand ich ihre Mimik richtig stark, wenn ich nicht gerade an Wentworth verzweifelt bin. Aber ich hab auch in einer Filmkritik gelesen, dass die Anne mit ihr nicht passend besetzt sei. Zu frisch und flippig für ein introvertiertes Mauerblümchen stand da sinngemäß.
Den Mr. Elliott fand ich auch ziemlich gut.
 
Ich fand die 95er Version sehr stimmig besetzt und ausgestattet. Eingangs- und Schlussszene fand ich auch sehr schön, meine Bemühungen um Jane Austen sind praktisch ausschließlich durch Patrick O'Brian verursacht... Ja, der Wentworth war alt für einen Post Captain aber nicht zu alt. Wenn er zu seinen Leutnantstagen nun weder vermögend noch besonders gut protegiert war, ist es sogar eher wahrscheinlich, dass er eher spät zum Post Captain ernannt worden ist.
Männer scheinen sich ja seltener über Jane Austen-Verfilmungen zu unterhalten (was ich nicht verstehen kann, der prince-regent damals mochte z.B. auch Jane Austen), deswegen findet man die meisten Rezensionen zu den Adaptionen von Frauen mit natürlich der ganzen Bandbreite. Ich finde die Filme für mich als Fan der Zeit schön, wenn sie mich irgendwo abholen - z.B. die schön detaillierten Uniformen, die man in P&P von 95 sieht, die so manchem Historienfilm für die Periode gut zu Gesicht stehen würden. Ich habe da mal eine Frage an Dich als Marine-Kenner. Immer wieder wird kritisiert, dass in der Amanda Rooth/Ciaràn Hinds-Verfilmung Anne mit auf Wentworths Schiff geht - ich würde sogar sagen, dass das ein Linienschiff sein soll. Wie üblich war das Deines Erachtens? In irgendeiner Doku von einem britischen Sender habe ich mal die Behauptung gefunden, dass Frauen auf den Schiffen ein essentiellen Bestandteil waren. Wenn es so gewesen wäre, warum sieht man sie dann nicht auf den Gemälden? Auf Schlachtengemälden, die an Land spielen erkennt man ja auch oft Soldatenfrauen und Marketenderinnen als Staffagefiguren. Ich müsste nochmal in "Persuasion" nachschlagen, ob Mrs. Croft tatsächlich den Admiral in den Krieg begleitet hat. In "Peter Simple" hat ein Kapitän seine Frau an Bord und sie speist auch mit ihm zusammen...
 
... Ich habe da mal eine Frage an Dich als Marine-Kenner. Immer wieder wird kritisiert, dass in der Amanda Rooth/Ciaràn Hinds-Verfilmung Anne mit auf Wentworths Schiff geht - ich würde sogar sagen, dass das ein Linienschiff sein soll. Wie üblich war das Deines Erachtens? In irgendeiner Doku von einem britischen Sender habe ich mal die Behauptung gefunden, dass Frauen auf den Schiffen ein essentiellen Bestandteil waren. Wenn es so gewesen wäre, warum sieht man sie dann nicht auf den Gemälden? Auf Schlachtengemälden, die an Land spielen erkennt man ja auch oft Soldatenfrauen und Marketenderinnen als Staffagefiguren. Ich müsste nochmal in "Persuasion" nachschlagen, ob Mrs. Croft tatsächlich den Admiral in den Krieg begleitet hat. In "Peter Simple" hat ein Kapitän seine Frau an Bord und sie speist auch mit ihm ...
Frauen gab es schon an Bord. (Ich kann gerade nur nicht mit seriösen Quellen dienen, weil ich in Frankreich urlaube...)
Häufigkeit und Qualität variieren dabei. Ich referiere jetzt allerdings nur für meine Zeit und die britische Royal Navy: mindestens einigen der sogenannten "standing officers" war es ganz regulär erlaubt, ihre Ehefrauen an Bord mitzunehmen. Die "standing officers" waren diejenigen der "warrant officers", die fest zum Schiff gehörten, also im Gegensatz zu allen anderen Besatzungsangehörigen auch an Bord blieben, wenn es aufgelegt wurde. Dazu gehörten Bootsmann, Stückmeister (gunner), und Schiffszimmermann. Ich muss jetzt vorsichtig sein, der master (Segelmeister) gehörte m. W. auch zu den standing officers, mit wäre jetzt aber noch kein konkreter Fall untergekommen, in denen ein master seine Ehefrau dabei gehabt hätte.
Das war's dann erst Mal mit den offiziell gestatteten Frauen an Bord.
Für kürzere Reisen, auf denen nicht mit Feindbegegnung zu rechnen war, war es sicherlich durchaus statthaft, Passagierinnen mitzunehmen. Hier kenne ich aber keine harten Quellen, aber Patrick O'Brian, der sehr gründlich recherchiert hat, lässt solche Damen ( und Herren und Kinder) regelmäßig an Bord sein wie das ein oder andere Gspusi des Kommandanten auch. Ich halte beides für plausibel, ersteres als guten Brauch und zweiteres als egoistische Regelüberschreitung einzelner lebenslustigerer Herren. Formal war das sicherlich nicht zulässig, aber ob es ausdrücklich verboten war? Zu den Zeiten setzte man sich über Teile der Vorschriften aber durchaus noch fröhlich hinweg, wenn sie Dienstaufsicht nicht gar zu (str)eng war.

Dann gab es noch die Frauen, die sich als Männer ausgaben. Ein paar wenige, die irgendwann aufgefallen waren, sind bekannt. Ich würde vermuten, dass es hier eine nicht unerhebliche Dunkelziffer gab aus Frauen, die erkannt, aber nicht publiziert worden sind und solchen, die tatsächlich unerkannt blieben.

Bekannte Fälle für Frauen an Bord sind Jeanne Baret https://www.deutschlandfunk.de/aequatortaufe-vor-250-jahren-die-weltumseglerin-jeanne-baret-100.html

Dann gibt es noch eine Jeanne, die die Briten vor Trafalgar nach der Explosion der französischen Achille
s://www.alamy.com/the-battle-of-trafalgar-anecdote-at-the-battle-of-trafalgar-british-sailors-rescue-a-french-woman-jeanne-caunant-a-survivor-from-the-french-wars-image334888815.html

Den Zeitungsbericht hier bitte mit Vorsicht genießen, da ist mir einiges zu spekulativ, aber ggf. soll der zitierte Seemann John Nicol sein. Den hab ich daheim, dann schau ich dass nochmal nach.
https://www.haaretz.com/archaeology...the-nile/0000017f-f0ec-d497-a1ff-f2ecbaf00000

Tatsächlich Nicol:
https://womensail.hypotheses.org/166

Mehr müsste ich nächste Woche nachtragen.
Ob die legalen Ehepaare auch ihre kleinen Kinder bei sich hatten (vor letzter Indienststellung geboren aber noch zu klein, um als Schiffsjungen zu dienen), wäre eine interessante Frage. In den von mir aktiv bearbeiteten offiziellen Quellen kamen Frauen praktisch nicht vor. Von offizieller Seite scheinen sie mir an Bord lediglich geduldet worden zu sein und das Ehefrauenprivileg der standing officers dürfte aus deutlich früheren Zeiten überkommen sein. Irgendwann während des viktorianischen Zeitalters verschwanden die Frauen dann von Bord.
 
Zuletzt bearbeitet:
[...] Mehr müsste ich nächste Woche nachtragen. [...]
.

Nicol, John, John Nicol, Seefahrer. Sein Leben, von ihm selbst erzählt, Hamburg 2002: [Goliath, 1798, Aboukir]
S. 119 f.: "Die einzigen Nachrichten erhielten wir [im Pulvermagazin] von den Munitionsmannern und den Frauen, die gemeinsam das Pulver zu den Geschützen schleppten. die Frauen standen den Männern in nichts nach und erhielten hinterher für ihre Tapferkeit ein Geschenk vom großen Herrn. [...] Ich stand tief in der Schuld der Frau des Stückmeisters, die ihrem Mann und mir von Zeit zu Zeit einen Schluck Wein gab, was uns als Stärkung sehr willkommen war. Mehrere [!] Frauen wurden verwundet und eine Frau aus Leith erlag ihren Verletzungen und wurde auf einer kleinen Insel in der Bucht beigesetzt. [Womit ich meine Bedenken bezüglich der Zuordnung der Frauenkgräber gegenüber dem oben von mir verlinkten Haaretzartikels zurückziehe.] Eine weitere Frau brachte in der Hitze des Gefechts einen Jungen zur Welt; sie stammte aus Edinburgh."

Im Original ist das bezüglich der Anzahl der Frauen an Bord noch deutlicher, siehe Flannery, Tim (Ed.), The Life and Aventures of John Nicol, Mariner, Edinburgh 1997, p .174 f.: "Any information we got was from the boys and women wo carried the powder. The women behaved as well as the men, and got a present for their bravery from the grand signior. [...] There were some of the women wounded, [...]"

Interessante (Nicht-)Ergänzung Flannerys aus der Einleitung (p. 1 ff.): "The world John Nicol records is not one of admirals, governors and high officials, for he was by his own admission a simple 'bungs' - an 'unlettered' cooper. He describes a world seen from below decks; a world peopled by slaves, convicts and Chinese barbers [...]"

+++++

In zwei weiteren der wenigen vorliegenden Lebensbeschreibungen von einfachen Seeleuten (Jacob Nagle) bzw. warrant officers (Richardson, William, A Mariner of England. An Account of the Career of William Richardson from Cabin Boy in the Merchant Service to Warrant Officer in the Royal Navy (1780 to 1819) as told by myself) hab ich per Erinnerung und schnellem Durchflug keine Erwähnung zu Frauen an Bord gefunden. (Außer bei Richardson eine Anekdote, dass Admiral Cornwallis den Aufenthalt von Frauen an Bord - auch im Hafen, absolut nicht duldete.)

Lincoln, Margarette, Naval Wives and Mistresses, äußert sich leider auch überhaupt gar nicht zu Frauen an Bord.


Lavery, Brian, Royal Tars. The Lower Deck of the Royal Navy, 875-1850,
bearbeitet 'Frauen an Bord' lediglich im Kapitel, das die Jahre 1803 bis 1815 abdeckt, bringt hier allerdings als wesentliche Beispiele Vorgänge von 1798 und älter. (Ich habe das folgend sinngemäß auf deutsch kurz zusammengefasst):
- [Mit Bezug auf William Dillon (den hab ich auch hier stehen):] Es war an Bord von Kriegsschiffen üblich, den Seeleuten [so wie ich das lese den einfachen!] zu gestatten, auf Reisen von einem Stützpunkt zum anderen ihre Ehefrauen als Passagiere mitzunehmen, aber sie [die Frauen] fuhren nicht regulär [mit Ihnen] zur See. (Ich schau gleich nochmal ins original - die Wiedergabe ist ziemlich holprig).
- Das war womöglich beeinflusst von dem Umstand, dass teilweise Landsoldaten als Marineinfanteristen an Bord dienten - bei denen war es üblich, je hundert Mann Präsenzstärke sechsen von ihnen zu gestatten, ihre Ehefrauen in die Musterrolle (oder wie immer das an Land hieß) mitaufzunehmen - was auch den Dienst an Bord mit umfasste.
- Er zitiert einen Tagesbefehl von John Jervis (einem eher strengen Offizier) aus 1796: " Da ich Anlass zu der Annahme habe, dass in England eine Anzahl von Frauen heimlich an Bord einiger Schiffe gekommen ist ... befehle ich den Kommandanten der entsprechenden Schiffe, diesen ihren außerordentlichen Wasserverbrauch nebst anderen Fehlverhaltens vorzuhalten...
- Um 1798 war der Umgang mit Frauen an Bord selbst innerhalb des selben Geschwaders von Schiff zu Schiff unterschiedlich. Captain Berry, Kommandant der Vanguard, Nelsons Flaggschiff, hatte sich vorgenommen, auf See nicht eine einzige Frau an Bord haben zu wollen. Im Gegenzug wird für Foley's Goliath im selben Geschwader Nicols zitiert, ergänzt dann, dass Foley nach der Schlacht den "einzigartigen" Schritt vollzogen habe, vier der Frauen als Überzählige in die Musterrolle seines Schiffes mit aufzunehmen. Durch diesen Schritt erhielten sie Anspruch auf 2/3 des regulären Verpflegungssatzes, aber nicht auf Bezüge. Diese vier waren sämtlich die Ehefrauen von Seeleuten oder Marineinfanteristen, die in der Schlacht getötet worden waren [und sie zuvor wahrscheinlich von ihren Verpflegungsbezügen mitverpflegt hatten]. Weiter - und jetzt wird's interessant: 'Falls dieses Frauen und ihre Ehemänner repräsentativ für die gesamte Besatzung gewesen sein sollten, dann hätte es bei einer Besatzungsstärke von 570 Mann auch circa 100 (einhundert) Frauen an Bord gegeben." Viele Jahre später hätten Ann Hopping und Mary Ann Riley die 'Naval General Service Medal' für ihre Teilnahme an der Schlacht beantragt. Diese Anträge währen allein auf Grund des Geschlchtes der beiden Petentinnen abgelehnt worden [- also nicht, weil ihre (aktive) Teilnahme an der Schlacht in Zweifel gezogen worden wäre!]
- Bis 1805 habe sich das alles geändert und es gebe keinen Nachweis für eine nennenswerte Anzahl an Frauen an Bord der britischen Schiffe während der Schlacht von Trafalgar. Ganz im Gegensatz, die britischen Seeleute seien über die Anwesenheit einer Französisch an Bord der Achille sehr erstaunt gewesen.

Zuletzt Rodger, N. A. M., The Command of the Oceran. A Naval History of Britain, 1649-1815, New York 2004
, alles grob und herzlos ins Deutsche übertragen:

p. 134: [1660-1688] Nicht jeder ließ seine Frau daheim, jedoch ist es schwer, abzuschätzen, wie viele Frauen es an Bord gab, wo ihre Präsenz doch vollständig inoffiziell war. Sir John Mennes wird es kaum wörtlich gemeint haben, als er sich 1666 beschwerte, dass die Schiffe '... von Frauen versucht seien... so viele Unterrücke an Bord wie Hosen.', doch es gibt unzählige Anweisungen, alle Frauen von Bord zu schicken, die nahelegen, dass sie ihre Männer häufig auf See begleiteten. [...] Pepys sammmelte Anekdoten, manche davon zweifellos wahr, von ehrenwerten Offizieren, die sich von ihren Geliebten auf See begleiten ließen...

p. 212 f.: [1689-1714] Zumindest ein paar Frauen fuhren in der Navy zur See, offiziell oder inoffiziell. Manche Offiziere nahmen ihre Geliebten mit, ...die Marineinfanterieregimenter übten die Praxis des Heeres, in dem sie drei Mann je Kompanie gestatteten, 'auf der Musterrolle" zu heiraten, deren Frauen und Kinder sie auf See begleiteten.

p. 407: [1763-1792] Wie zuvor, gab es häufig eine Anzahl von Frauen unter denen, die an Bord lebten. Ihre Anwesenheit war inoffiziell and sie trafen ihre eigenen Vereinbarungen mit den Zahlmeistern über ihre Verpflegung, doch viele Kommandanten tolerierten ihre Anwesenheit. Die Frauen von Fach- (warrant officers) und Unteroffizieren, die älter als die jungen Männer waren, die die Masse der Besatzung bildeten, könnten einen mäßigenden Einfluss gehabt haben, und es gab viele Möglichkeiten, wie sie sich nützlich machen und sich ein Zubrot verdienen konnten, etwa, indem sie wuschen, nähten oder sich um Kinder kümmerten. 1780 wurde per Admiralitätsordre einer Seemannsfrau eine Pension der Chatham Chest zugesprochen für eine Verwundung, die sie im Gefecht erlitten hatte. 1794 sandten einige Irische Seeleute nach ihrere verwitweteten Mutter, um zu ihnen an Bord zu stoßen. Junge Frauen, die sich in Männerkleidern verkleideten, um ihren Geliebten an Bord zu folgen, gab es gelegentlich. Manchmal hielten sich Offiziere ihre Geleibten an Bord, doch dies scheint in der Regel im Frieden stattgefunden zu haben und an Bord kleinerer Einheiten oder solcher auf entfernten Stationen, weit von der Aufsicht der Admiralität.
 
Heinrich VIII. soll in jüngeren Jahren tatsächlich sportlich und gutaussehend gewesen sein, arg übergewichtig wurde er erst später. Da die Serie mit einem relativ jungen Heinrich begann, war die Besetzung also nicht so verkehrt. Das Problem, dass Schauspieler in Serien, die sich inhaltlich über Jahre oder Jahrzehnte erstrecken, mit ihren Rollen nicht vernünftig mitaltern können, haben auch andere Produktionen.

Im Übrigen muss man, glaube ich, zwischen Theater und Film/Serie unterscheiden, weil man bei Letzteren die Schauspieler viel deutlicher sieht und generell höhere Erwartungen an die Produktion (auch was etwa die Ausstattung betrifft) hat.

Ob die Darstellerin der Anne Boleyn hübsch ist, ist meiner Meinung nach zweitrangig, zumal ohnehin Geschmackssache (Natalie Dormer war nicht wirklich mein Fall), aber eine schwarze Anne Boleyn (wie in einer aktuellen Produktion) kann ich nicht ernstnehmen.

Wer meint, dass einen das nicht stören darf: Wäre es okay, wenn Martin Luther King, Muhammad Ali oder Nelson Mandela von Weißen gespielt würden? Das gäbe doch wohl einen Aufschrei. Warum?

Oder Friedrich II. dargestellt von Katherina und Anna Thalbach. Nichts gegen das schauspielerische Talent der Thalbachs, aber das ist schon sehr gewöhnungsbedürftig bis geschmacklos.
 
Wer meint, dass einen das nicht stören darf: Wäre es okay, wenn Martin Luther King, Muhammad Ali oder Nelson Mandela von Weißen gespielt würden? Das gäbe doch wohl einen Aufschrei. Warum?
Da du schon fragst warum: Der Unterschied ist, dass es eine Geschichte der Exklusion bestimmter Gruppen aus rassistischen Motiven von bestimmten Berufen in der Unterhaltungsindustrie gab . Die von mir sehr verehrte Nina Simone durfte etwa nicht ihren Traum wahrmachen, klassische Konzertpianistin zu werden. Allein aufgrund ihrer Hautfarbe. Whoopi Goldberg berichtet, sie sei zu ihrer Mutter gelaufen, als sie das erste mal Ohura auf Star Trek gesehen hat und hätte gerufen,´: Mama, da ist eine schwarze Frau im Fernsehen, die kein Dienstmädchen ist. Denn es fängt schon damit an, ob überhaupt geeignete Rollen für Frauen oder Schwarze geschrieben werden. Wenn also in diesem Klima Rollen "whitewashed" wurden, diente das dem Ausschluss bestimmter Menschen. Wenn vereinzelt eine Rolle "blackwashed" wird, steckt dahinter kaum die Idee, ´weiße Schauspieler auszuschließen.

Interessanterweise, nennst du Beispiele, bei denen die Tatsache, dass die Personen schwarz sind, eng mit ihrer Geschichte verknüpft ist. Das ist ja bei vielen weißen Rollen nicht so.

Ich persönlich finde die Umsetzung in der Serie Sandman auffallend gut und bereichernd. Es gab eine natürlich diverse Besetzung, die nicht gekünstelt wirkte und dazu starke Frauenrollen. Ich genieße das eigentlich sehr, da es die Sache nur interessanter macht. Man will ja nicht immer dieselben Stereotypen sehen.
 
Die von mir sehr verehrte Nina Simone durfte etwa nicht ihren Traum wahrmachen, klassische Konzertpianistin zu werden. Allein aufgrund ihrer Hautfarbe.

Die Frage ist, ob das so stimmt. 1951 bewarb sie sich am Curtis Institute for Music. Von 72 Bewerbern, die vorspielten, wurden nur drei aufgenommen. Es ist gut möglich, dass diese drei Bewerber bei der Aufnahmeprüfung besser gespielt haben als Nina Simone; es ist natürlich auch möglich, dass sie die Beste war und in der Kommission rassistische Vorurteile den Ausschlag gegeben haben. Gegen die letztere Version verwahrte sich Vladimir Sokoloff, der an dem Institut unterrichtete und gleichzeitig Nina Simone Privatstunden erteilte. Gegen diese Version spricht auch, dass es damals zumindest eine schwarze Klavierstudentin gab, Blanche Burton-Lyles:

Curtis Institute and the case of Nina Simone
 
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