Hitler-wie war es möglich?

Hitler innenpolitisch korrekt mit abwertenden Bezeichnungen zu belegen, um damit seine eigene Abneigung auszudrücken. Wenn er tatsächlich so ein Freak war, ein Saubattel, ein Spinner, erine Schweinebacke, warum bitte bekam er dann immerhin 37,4 % Rückhalt im Volk zu seinen besten Zeiten? Standen eines schönen Sommertages 37,4 % aller Deutschen auf, schauten aus dem Fenster, nahmen einen tiefen Zug frische Morgenluft und sagten glücklich: "Was für ein schöner Tag, heute wähle ich mal eine richtige Schweinebacke!"? Wohl kaum.

Ich mache mir schon manchmal die Mühe, alle Kommentare zumindest wenn es um 2 Seiten geht, zu lesen.
In diesem Fall haste meine nicht ganz gelesen.
Ich nenne den Typen, sagen wir mal aus Jux und Dollerei, so wie ich ihn bezeichnete, so schlimm war ja das auch nicht.
Was für ein Problem hast du damit, wenn ich Adolf als "fiese Schweinebacke" bezeichne ?
Bist du zu elitär, als das du dich mit meinen "minderwertigen Kommentaren" abgibst, oder wie ?
Das hat nicht mal was mit meiner Meinung oder Abneigung über den ehrenhaften, durchaus intelligenten, teilweise talentierten, höflichen Hr. Adolf zu tun, abgesehen davon dass man für den MF nicht mal so viel Zuneigung entwickeln könnte, selbst wenn man es wollte.
Menschen werden wegen so einem Recht erschossen, einen Machthaber zu vereppeln.
Es ist erleichternd zu wissen, solche Spinnereien von sich geben zu können, ohne Angst vor Vergeltung oder Bestrafung haben zu müssen.
Wenn du glaubst, das dies ein politisches Statement ist, liegst du mehr als
falsch.

Ebenso greift es zu kurz und verdeckt den Blick auf die wahren und wesentlichen Gründe, Hitler innenpolitisch korrekt mit abwertenden Bezeichnungen zu belegen, um damit seine eigene Abneigung auszudrücken.

Ich bitte dich, glaubst du wirklich "fiese Schweinebacke - Saubattel" ist ein, für mich, innenpolitischer Grund für das Versagen des Unterbindens der hitlerschen Machtergreifung in der Weimarer Republik.

"Was für ein schöner Tag, heute wähle ich mal eine richtige Schweinebacke!"?
:rofl:=)

Trotzdem muss ich zugeben, dass dieser Satz gut formuliert und gelungen ist:yes:
War schon für nen Lacher gut !
 
Als einfach würde ich es nicht bezeichnen. Es ist doch mittlerweile bekannt, dass Hitler seine Reden vor dem Spiegel einübte um die größtmögliche Wirkung zu erzielen.
Hitler war auch mit Sicherheit nicht dumm. Nur größenwahnsinnig. Irgendwo in diesem Forum sagte mal jemand, dass Hitler eine Menge Halbwissen hatte, mit dem er sich durch die Gespräche mogeln konnte, ohne dass es auffiel. Das kann ich mir sehr gut vorstellen und für eine reißerische Rede braucht man auch keine großen Kenntnisse.
OT-Vgl. hierzu: Im heutigen Bundestag wird debattiert ohne Ende, doch die wenigsten machen sich die Mühe zuzuhören, was da eigentlich diskutiert wird... weil es unverständlich ist.
Hitler hingegen (wenn du mal die Gelegenheit bekommst eine Aufnahme zu hören) benutzte die Sprache der "einfachen" Leute. Er bediente sich möglichst weniger Fremdworte und deshalb hörten ihm so viele zu. Und überzeugen ist nicht schwierig, wenn man sich einmal Gehör verschafft hat. Zwei, drei Schlagworte, denen jeder Hörer zustimmt und man hat das Publikum gewonnen...

Ich habe mir alle Aufzeichnungen angehört und musste feststellen das ich A.H. bis dahin sehr unterschätzt hatte. Sicher dass er für reißerische Reden keine grossen Kenntnisse von der Thematik brauchte, aber das "wie" ist entscheidend und da war er für seine damalige Zeit ein Naturtalent, keine Frage.
Was auch die vom TE aufgestellte Auflistung betrifft der ich gerne hinzufügen würde:
1. Damalige Empfänglichkeit der Bevölkerung für Populismus und Occultem (in verbindung mit paranoidem Antisemitismus)
2. Besetzung des Ruhrgebietes (Wunsch nach eigener Handlungsfähigkeit der auch gerne persöhnliche Rechte unterliegen um ein starkes Deutschland zu formen)
 
der reichstag wurde damals ja auch zb von den juden angezündet ;)

Das verstehe ich nicht. Dass der Reichstag ja angesteckt wurde, das stand und steht ausser Zweifel, aber das wurde damals den Kommunisten in die Schuhe geschoben und nicht den Juden.
Oder leitest du das theoretisch aus der damals propagierten jüdisch-kommunistischen Weltverschwörung ab?
 
Was auch die vom TE aufgestellte Auflistung betrifft der ich gerne hinzufügen würde:
[...]
2. Besetzung des Ruhrgebietes (Wunsch nach eigener Handlungsfähigkeit der auch gerne persönliche Rechte unterliegen um ein starkes Deutschland zu formen)

Für den Ruhrkampf gilt allerdings das gleiche, wie für die Inflation: Er kann nicht als Grund für die Machtergreifung der Nazis angesehen werden, weil zwischen Ereignis A, dem Ruhrkampf und dem Ereignis B, der Machtergreifung neun Jahre liegen (ich hab 1933 jetzt mal nicht mit eingerechnet). Und spätestens seit den Verträgen von Locarno war auch das Thema einer erneuten Ruhrbesetzung gegessen, sieben Jahre vor der Machtergreifung 1933 nicht eingerechnet.
 
Für den Ruhrkampf gilt allerdings das gleiche, wie für die Inflation: Er kann nicht als Grund für die Machtergreifung der Nazis angesehen werden, weil zwischen Ereignis A, dem Ruhrkampf und dem Ereignis B, der Machtergreifung neun Jahre liegen (ich hab 1933 jetzt mal nicht mit eingerechnet). Und spätestens seit den Verträgen von Locarno war auch das Thema einer erneuten Ruhrbesetzung gegessen, sieben Jahre vor der Machtergreifung 1933 nicht eingerechnet.
Soweit ich mich erinnere haben die Nazis in den drauffolgenden Wahlen gut zugelegt. Weiss aber net so recht, ich schau mal.
 
Also die sind auf anhieb mit 6.6% 1924 in den Reichstag gekommen.
Danach haben sie wieder die hälfte verloren.
Naja nicht die Welt, aber von null auf 6,6 % kurz nach der Ruhrbesetzung ist schon was. Der Verlust danach auf knappe 3% könnte auch auf eine Verbindung schliessen lassen, muss aber nicht.
 
Hallo Tata.

Vielleicht darf ich kurz darauf aufmerksam machen, dass es seit heute ein "SPIEGEL"- Sonderheft am Kiosk gibt. Es beschäftigt sich ausschließlich mit diesem Thema, könnte also was interessantes für dich dabei sein.

Ich weiss jetzt nicht ob es schon mal genannt wurde aber sicherlich war auch wichtig, dass Papen das Verbot von SA, SS und Stahlhelm auf Hitlers Wunsch wieder aufhob. Hitler konnte also wieder weiter "terrorisieren".
 
Ich bin ja nun keine allzu große Leuchte in politischen, geschichtlichen und philosophischen Dingen, deshalb verstehe ich viele der gängigen Meinungen und Erklärungen zu diesem heiklen, aber notwendigerweise hochinteressanten Thema einfach nicht. Vielleicht kann eine mitleidige Seele mich da erhellen.

Ich lese immer wieder, das (Wahl-)Volk trage die Schuld, weil ja schließlich eine Mehrheit Hitler wollte.
Ich habe das mit der Demokratie nie so richtig verstanden, daher frage ich an dieser Stelle nochmal, ob mir das bitte jemand schlüssig erklären kann:
Ihr bestes Wahlergebnis hatte die NSDAP Juli 1932 bei den Reichstagswahlen mit 37,4 %. Das bedeutet, dass 62,6 % der Deutschen diese Partei NICHT gewählt hatten und somit - denn die demokratische Wahl ist ja Ausdruck des politischen Wählerwillens - diese Partei NICHT wollte.
Im November hatten sogar 66,9% NICHT NSDAP gewählt.
Dem Wählervolk als dem demokratischen Sündenbock die Schuld zu geben, greift m.E. zu kurz.
Ja und Nein. Einmal erwähnst Du richtigerweise, daß die NSDAP in freien Wahlen kaum mehr als ein Drittel der Bürger auf sich vereinigen konnte. Gut, das schaffen unsere Volksparteien im Moment auch kaum.^^
ABER: die NSDAP wurde mit den 37,4% stärkste politische Kraft!
UND: die übrigen ~60% fielen NICHT auf DEMOKRATISCHE Parteien, sondern landeten teils bei der KPD, teils bei der DNVP!
Das Wahlvolk ist kein Sündenbock, sondern für das eigene Wahlverhalten verantwortlich. Und für seine eigene, in weiten Teilen antidemokratische Grundhaltung (ein paar Stichworte: Flaggenstreit, Nationalismus, Antisemitismus (Borkum-Lied)).
Und noch eine Frage hätte ich an dieser Stelle: "Eine wehrhafte Demokratie hätte sich selbst verteidigen können."
Was, bitte, ist denn nun eine "wehrhafte Demokratie" genau? Hört man immer wieder, auch heute noch. Aber wer verteidigt eine "wehrhafte Demokratie" denn nun wirklich?

Die Demokratie sich selber, indem sie irgendwelche Gesetze zum Selbstschutz erlässt, auf die ich keinen Einfluss habe? Das will ich nicht.

Ich als "Träger der Demokratie", der sich im Falle einer (gefühlten?) Bedrohung seiner geliebten Demokratie die Muskete greift und auf die Straße geht? Das darf ich nicht.


Gruß,

Panzerreiter

Eine wehrhafte Demokratie braucht natürlich engagierte Demokraten, aber auch Mittel wie den Verlust an Grundrechten für Verfassungsfeinde, etc., auf die Du als Wähler durch Deine Repräsentanten allerdings Einfluß hast.
Du als Träger der Demokratie hast zudem, sollte die verfassungsmäßige Ordnung tatsächlich einmal bedroht sein, nicht nur das Recht gem. Art.20 IV GG (auch bewaffneten) Widerstand zu leisten, sondern nach Ansicht einiger Staatsrechtler sogar nach dieser Vorschrift auch eine Widerstandspflicht!
 
Für den Ruhrkampf gilt allerdings das gleiche, wie für die Inflation: Er kann nicht als Grund für die Machtergreifung der Nazis angesehen werden, weil zwischen Ereignis A, dem Ruhrkampf und dem Ereignis B, der Machtergreifung neun Jahre liegen (ich hab 1933 jetzt mal nicht mit eingerechnet). Und spätestens seit den Verträgen von Locarno war auch das Thema einer erneuten Ruhrbesetzung gegessen, sieben Jahre vor der Machtergreifung 1933 nicht eingerechnet.

Das sehe ich anders. Ein Faktor muß doch nicht unmittelbar vor dem Ereignis liegen, um für dieses eine Bedeutung beanspruchen zu dürfen.
Der Ruhrkampf bedeutete eine Demütigung, die im Zusammenhang mit Versailles, das nebenbei bemerkt ja noch weiter zurück lag, zu sehen ist und zudem schwerwiegende wirtschaftliche und finanzpolitische Auswirkungen hatte, aus denen jedenfalls nicht eine größere Zustimmung der Bevölkerung zur Demokratie resultierte.
Dieses Ereignis trug meiner Meinung nach zur Ablehnung der Weimarer Republik bei. Unter anderem diese negative Einstellung zur Demokratie ermöglichte das Dritte Reich.
 
Viel wichtiger erscheint mir in diesem Zusammenhang der Umstand, dass es keine stabilen politischen Mehrheiten im Parlament gab, auf die sich ein Kanzler hätte stützen können. Daher wechselten die Kanzler so häufig und gab es so überproportional viele Wahlen. Das hat die WR viel stärker geschwächt als alle äußeren Einflüsse oder wirtschaftshistorischen Vorgänge, weil es den Parlamentarismus ineffektiv machte.
 
Nach der ersten Wahl hatten die demokratischen Kräfte im Parlament eine breite Mehrheit. Diese verloren sie im Verlauf der Zeit an die Radikalen.
Weimarer Koalition - Wikipedia
Das Fehlen stabiler Mehrheiten war auch eine Folge externer Faktoren wie Versailles und Ruhrkampf. Ganz schlimm wurd es dann ja mit Beginn der Weltwirtschaftskrise.
Die Begründung für das Scheitern der Weimarer Republik läßt sich meiner Meinung nach nicht monokausal erklären und auch nicht ohne die Entwicklung und die Ereignisse über den gesamten Zeitraum. Und hierzu zählt dann auch der Ruhrkampf, der destabilisierend wirkte und das Ansehen der Demokratie zu untergraben mithalf.
Trotz der schlechten Startbedingungen hätte Weimar meiner Meinung nach funktionieren könne, wenn man in der Lage gewesen wäre, eine Erfolgsgeschichte daraus zu machen.
Nach dem 2. WK lebten in Deutschland ja auch nicht plötzlich Unmengen reine Demokraten. Auch heutige Umfragen legen den Verdacht nahe, daß die Überzeugung von der Demokratie mit dem Erfolg der Gesellschaft und damit auch der Mehrheit ihrer Glieder zusammenhängt.
Folglich dürfte jedes contraproduktive Element als Mosaikstein gegen die Etablierung und Erhaltung der Demokratie zu werten sein.
 
Ansichten einiger Staatsrechtler

Elysian:

Eine wehrhafte Demokratie braucht natürlich engagierte Demokraten, aber auch Mittel wie den Verlust an Grundrechten für Verfassungsfeinde, etc., auf die Du als Wähler durch Deine Repräsentanten allerdings Einfluß hast.
Du als Träger der Demokratie hast zudem, sollte die verfassungsmäßige Ordnung tatsächlich einmal bedroht sein, nicht nur das Recht gem. Art.20 IV GG (auch bewaffneten) Widerstand zu leisten, sondern nach Ansicht einiger Staatsrechtler sogar nach dieser Vorschrift auch eine Widerstandspflicht!
Da gibt es einige Probleme. Erstens: Womit soll ich bitte bewaffneten Widerstand leisten? Mit meiner alten Sylvester-Gaspistole, die ich ja jetzt abgegeben habe, weil so viele Verbrechen mit den Dingern passieren, geht das nicht mehr. Bleibt noch das Küchenmesser. Somit ist Art.20IV GG aus meiner Sicht irgendwie etwas realitätsfremd.

Und wenn ich nun das Risiko eingehe, meiner Widerstandspflicht nachzukommen, dann hilft mir - sollten die Staatsorgane der Meinung sein, meine Hilfe wäre nicht vonnöten oder gar unangebracht gewesen - die "Ansicht einiger(!) Staatsrechtler" herzlich wenig, zumal diese rechtswirksam ein schwer fassbares Ding ist.

Wer sagt mir eigentlich, wann die verfassungsmäßige Ordnung bedroht ist?
Ich selber bin dazu leider nicht in der Lage, blicke ich doch schon bei viel einfacheren Rechtsfragen nicht durch. Und mit mir Millionen anderer entmü.. - pardon - mündiger Bürger, wie die Heere gutbeschäftigter Winkeladvokaten beweisen. Und das Risiko, mich zu verschätzen, gehe ich lieber nicht ein, dazu ist unsere Jurisdiktion zu humorlos.

Apropos humorlos:
Auf wen habe ich durch meine gewählten Vertreter Einfluss? Auf die Verfassungsfeinde? Oder den Verlust der Grundrechte für dieselben?
Egal: Beidemale falsch. Denn ich erkläre niemanden zum Verfassungsfeind und ich kann auch nicht entscheiden, welcher Grundrechte er verlustig geht. Und auf die von mir gewählten Vertreter habe ich auch keinen Einfluss, sobald sie erst einmal gewählt worden sind. Denn dann brauchen sie mich nicht mehr fragen, wen sie denn nun als verfassungsfeindlich einstufen und welche Konsequenzen das für ihn hat.
Das einzige, was ich tun kann, ist zu wählen. Und wen ich wähle hängt natürlich ganz entscheidend davon ab, was mir dieserwelcher vorher erzählt, um zu erreichen, dass ich ihn wähle. An wen soll ich mich wenden, wenn er diese Versprechen nicht einhält? Wie krieg ich den wieder weg, wenn ich merke, er hat mich vergackeiert? 4 Jahre warten und dann jemand anderen wählen. Und mir sagen, dass ich selber schuld dran bin, vergackeiert worden zu sein. Haben Sie, lieber Leser, eigentlich kürzlich das Parteibuch der FDP gelesen? Nein? Woher wissen Sie dann, ob nicht gerade diese Partei bei der letzten Wahl Ihre Stimme verdient gehabt hätte?

Kurz:
Papier ist geduldig, auch wenn auf diesem Papier ganz bedeutsam "GG" draufsteht. Dem Bürger Rechte oder Pflichten aufzuerlegen, die dieser gar nicht ernsthaft erfüllen kann, für die er nicht reif ist oder zu deren Erfüllung er Informationen und Vollmachten haben müsste, die er aber nicht hat oder gar haben darf, ist, je nach Ab- und Einsicht entweder verbrecherisch fahrlässig oder herzerfrischend naiv. Auch wenn es natürlich toll klingt.

Man kann nun an dieser Stelle die Frage stellen, was das denn nun alles mit Tatas Eingangsfrage zu tun haben soll.
Es hat. Eine ganze Menge sogar, aber dazu muss man nachdenken.
Viel Spaß dabei;)

Gruß,

Panzerreiter
 
Elysian schrieb:
Du als Träger der Demokratie hast zudem, sollte die
Elysian schrieb:
verfassungsmäßige Ordnung tatsächlich einmal bedroht sein, nicht nur das Recht gem. Art.20 IV GG (auch bewaffneten) Widerstand zu leisten, sondern nach Ansicht einiger Staatsrechtler sogar nach dieser Vorschrift auch eine
Elysian schrieb:
Widerstandspflicht!
[FONT=Verdana schrieb:
Panzerreiter]Womit soll ich bitte bewaffneten Widerstand leisten? Mit meiner alten Sylvester-Gaspistole...
[/FONT]
Über solch eine Diskussionen bin ich jetzt doch ziemlich erschüttert. Habt ihr schon mal was davon gehört, dass man auch auf friedliche Weise Widerstand leisten kann? :nono:
Da gibt es z. B. die Möglichkeit, an Demos teilzunehmen. Wenn irgend etwas beschlossen wird, was nach der Meinung irgend einer Interessengruppe zu weit geht, gibt es meist eine Demo.
Wenn das nicht hilft, dann kann man dagegen immer noch gerichtlich vorgehen – wenn es sein muß, bis vors Bundesverfassungsgericht, denn es ist keineswegs so. wie du meinst...
[/COLOR schrieb:
Panzerreiter]Papier ist geduldig, auch wenn auf diesem Papier ganz bedeutsam "GG" draufsteht.

...sondern einklagbares Recht.
Panzerreiter schrieb:
Wer sagt mir eigentlich, wann die verfassungsmäßige Ordnung bedroht ist? Ich selber bin dazu leider nicht in der Lage, blicke ich doch schon bei viel einfacheren Rechtsfragen nicht durch.
Lies dir das „GG“ durch. Wenn du meinst, irgendwo wird dagegen verstoßen, konsultiere einen Anwalt.
Es geht ja auch um deine persönlichen Rechte. ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Es geht ja auch um deine persönlichen Rechte. ;)

Ja. Und nun? Wenn in diese eingegriffen wird und dies imho und auch nach Meinung meines Anwaltes klar zu weit geht, können wir klagen. Dann sagt da ein Richter, es wäre verfassungskonform. Ein anderer (mein Anwalt z.B.) ist da gegenteiliger Meinung. Dilemma, Dilemma...

(Führt jetzt aber wohl zu weit in eine hier nicht zu diskutierende Zone hinein, Entschuldigung.)
 
Ich begreife nicht ganz, was diese Diskussion (Bezug heute) über Widerstandsmöglichkeiten der Bürger mit der Situation im Februar und März 1933 zu tun hat.

Die Verhältnisse sind nicht vergleichbar.
 
Wohl richtig, aber der Vollständigkeit halber, natürlich muss jeder den legalen Weg wählen, also notfalls Bundesverfassungsgericht. Würde ihm diese Möglichkeit verbaut, also das Gericht abgeschafft und (und ist wichtig) die unveränderlichen Grundrechte der Verfassung gestrichen, dann (nur dann) gibt es in der Tat ein Widerstandsrecht. Eine Widerstandspflicht wäre wohl schwer vollstreckbar.
 
@Panzerreiter
Art. 20 IV GG ist nicht realitätsfremd, sondern formuliert Dein Recht auf Widerstand, das im Extremfall bis hin zum bewaffneten Widerstand gehen kann. Eine Verfassung ist doch kein Backrezept oder eine Bauanleitung!
Wann die verfassungsmäßige Ordnung bedroht ist? Willst Du behaupten, bei z.B. einem Militärputsch, der offensichtlich die Errichtung einer Militärdiktatur zum Ziele hat, wüßtest Du nicht, ob die verfassungsmäßige Ordnung bedroht ist?
Was den Einfluß auf die Repräsentanten angeht:
Du als Wähler kannst mit Deiner Stimme auf die Auswahl der Repräsentanten Einfluß nehmen und damit auch auf deren Verhalten (Gesetzgebung).
Die Parlamentarier entscheiden aber nicht selbst darüber, ob Verfassungsrechte entzogen werden. Noch nie was vom Bundesverfassungsgericht gehört?
Deine beiden Beispiele gehen folglich an dem von mir Vorgetragenen völlig vorbei.
Ein Beispiel für den Entzug verfassungsmäßiger Rechte bei einem Verfassungsfeind war das Ende der KPD. Daß die NPD deren Schicksal (noch) nicht geteilt hat, hängt mit der Problematik des V-Mann-Einsatzes zusammen.

@Barbarossa
Deine Frage kann ich Dir beantworten: ja, natürlich weiß ich, daß es die Option friedlichen Widerstands gibt. Darum geht es aber gar nicht. Du verkennst, daß wir darüber reden, ob man ein Widerstandsrecht hat und wie weit das im äußersten Fall gehen kann.
Friedlicher Widerstand ist schön und gut, aber seine Wirkung bedingt Skrupel der Gegenseite vor dem Einsatz rücksichtsloser Gewalt. Bestehen solche Skrupel nicht, hilft friedlicher Widerstand nicht.
Dein Einwand des Bundesverfassungsgerichts zieht ebenfalls nicht. Im obigen Beispiel würde eine Verfassungbeschwerde absolut wirkungslos sein.
Es geht hierbei auch nicht, wie Du meinst und in Deinem letzten Absatz schreibst, um einen Verstoß gegen die Rechte eines Bürgers, sondern um den Fall der Beseitigung der verfassungsmäßigen Ordnung als solcher. Das sind doch zwei ganz verschiedene Paar Schuh!

@Angrivarier
Ich denke nicht, daß eine Widerstandspflicht schwer vollstreckbar wäre, vielmehr erscheint mir diese Forderung zu hoch gegriffen. Andererseits muß man diese Ansicht vor dem Hintergrund des Dritten Reiches lesen. Für den Fall, daß wieder ein menschenverachtendes Regime an die Macht strebt, kann ich durchaus verstehen, daß man die Meinung vertritt, die Bürger sollten nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht haben, für die verfassungsmäßige Ordnung einzutreten. Man darf ja nicht vergessen, daß bei einem Angriff von außen jeder Bürger zur Landesverteidigung verpflichtet ist. Eine korrespondierende, wenigstens moralische Pflicht zum Widerstand gegen den inneren Feind ist folglich nicht per se abwegig.

@silesia
Asgangspunkt der Debatte ist die Frage, ob Weimar nicht wehrhaft war und was eine wehrhafte Demokratie ausmacht. Ein Vergleich zwischen Jetzt und Damals kann helfen, die damalige Situation und die Schwierigkeiten besser zu verstehen.
 
Eine moderative Anmerkung an dieser Stelle...

Ich begreife nicht ganz, was diese Diskussion (Bezug heute) über Widerstandsmöglichkeiten der Bürger mit der Situation im Februar und März 1933 zu tun hat.

Dies möchte ich hiermit unterstreichen und darauf hinweisen, daß das Thema lautete, wie Hitlers Machtergreifung 1933 möglich war.
Dabei darf gern über die Situation in den Jahren 1932 und 1933 diskutiert werden und natürlich auch über die Verhältnisse in der Weimarer Republik vor der Machtergreifung etc. sowie auch darüber, warum man die Weimarer Republik als "keine wehrhafte Demokratie", "Demokratie ohne Demokraten" u. dgl. bezeichnen kann oder nicht.

Nichts mit dem Thema zu tun haben jedoch Diskussionen über das Grundgesetz, heutige Verfassungsrechte u. dgl., zumal solche Diskussionen beinahe zwangsläufig in aktuelle Politik abgleiten.
Wenn nicht darauf achtgegeben wird, bei der Diskussion zu einer historische Thematik bei der Geschichte zu bleiben, sehen wir uns sonst gezwungen, diesen Thread zu schließen.

Vielen Dank für Euer Verständnis und beste Grüße

Timotheus
Moderator
 
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