Hitlers "Mein Kampf" - Die Wahrheit über einen "BESTSELLER"

Repo schrieb:
Wer den Weg Hitlers zur deutschen Staatsbürgerschaft kennt, wird sich mit Vergnügen seine Auslassungen zum damaligen (1925) deutschen Staatsbürgerrecht reinziehen.

Grüße Repo

Wers nicht nachlesen kann/will:

Adolfens Quintessenz: man muss ein politischer Idiot sein, um Deutscher werden zu können.

Wie recht der Mann doch hatte.

Grüße Repo
 
sein Krampf

Kirlon schrieb:
Schon mal darüber nachgedacht, dass die Freigabe der "Naziliteratur" auch dafür sorgen könnte, dass die ganze braune Soße heillos entzaubert wird?

(Nein, vermutlich noch nicht...)

Na endlich ...

Mein lieber Freund G. sagt (von ihm hab ich die Qualtinger-CD):

"Hättens ålle "Mein Kampf" g'lesen, warat ka NS-Zeit entstanden."

(...von wegen Pflichtlektüre...)
 
Mal eine andere Frage (an Repo, Ning, ......und alle anderen):

Nach der sogenannten Machtübernahme waren die Nazis stets bemüht, eine neue, dem "Führer" bis in den Tod folgende, Generation (Rasse) zu züchten.

Warum wurde dann die "Neue Bibel" - Mein K(r)ampf - nicht flächendeckend im Schulunterricht eingesetzt?
Dann wäre es doch von mehr Leuten gelesen worden.

Oder wurde es doch gemacht und heute will (wie so oft) keiner mehr etwas davon wissen?

Oder nehmen wir Mein K(r)ampf heute wichtiger als es damals wahrgenommen wurde?

Kann mich mal jemand aufklären?:confused: :grübel:
 
Festus621 schrieb:
Mal eine andere Frage (an Repo, Ning, ......und alle anderen):

Nach der sogenannten Machtübernahme waren die Nazis stets bemüht, eine neue, dem "Führer" bis in den Tod folgende, Generation (Rasse) zu züchten.

Warum wurde dann die "Neue Bibel" - Mein K(r)ampf - nicht flächendeckend im Schulunterricht eingesetzt?
Dann wäre es doch von mehr Leuten gelesen worden.

Oder wurde es doch gemacht und heute will (wie so oft) keiner mehr etwas davon wissen?

Oder nehmen wir Mein K(r)ampf heute wichtiger als es damals wahrgenommen wurde?

Kann mich mal jemand aufklären?:confused: :grübel:

Das Machwerk wurde in riesigen Stückzahlen unters Volk gebracht, ich würde schon davon aus gehen, dass es im Schulunterricht massiv eingesetzt wurde.

Aber mal Hand aufs Herz, bist du im Religionsunterricht Bibelfest geworden? Ich jedenfalls nicht. Die wichtigste Erkenntnis aus den weltanschaulichen Fächern ist doch, dass der Mensch zwei Ohren hat. Das wid 33-45 auch nicht anders gewesen sein.

Aber, OK frage ich gelegentlich meine älteren Geschwister, die werdens wissen.

Grüße Repo
 
Repo schrieb:
Das Machwerk wurde in riesigen Stückzahlen unters Volk gebracht, ich würde schon davon aus gehen, dass es im Schulunterricht massiv eingesetzt wurde.
Im Schulungsunterricht schon, im Schulunterricht, vepflichtend, in Baden und Bayern nicht.
Die Kultushoheit wurde nie ganz abgeschafft.
 
Festus621 schrieb:
Warum wurde dann die "Neue Bibel" - Mein K(r)ampf - nicht flächendeckend im Schulunterricht eingesetzt?
Dann wäre es doch von mehr Leuten gelesen worden.

Interessante Frage. Das muss ich mal nachforschen für Österreich... Ich vermute aber, dass aus dem Buch eher im "Freizeitunterricht" = in der Hitlerjugend spruchweise rezitiert wurde und vielleicht ein Satz einem Schultag vorangestellt wurde. Dass es als bewusst durchgearbeitetes Unterrichtsmittel eingesetzt wurde, kann ich mir irgendwie nicht recht vorstellen. Wobei es passen würde, die Lehrer waren ja meist Vorzeigenazis.
 
ning schrieb:
Ich vermute aber, dass aus dem Buch eher im "Freizeitunterricht" = in der Hitlerjugend spruchweise rezitiert wurde...
das würde ich gern untermauern, damit es nicht bloß eine Vermutung bleibt: ;)
Gut möglich ist, dass das immerhin fast achthundert Seiten starke Werk mehrheitlich auszugsweise gelesen wurde. Da die Volksausgabe ein alphabetisch geordnetes Personen- und Sachverzeichnis mit 373 Hauptstichwörtern und zahlreichen Verweisen enthielt, bekam das Buch den Charakter eines Nachschlagewerks. An der gelegentlich kolportieren Meinung, Hitlers Parteigänger hätten das Werk kaum gelesen, dürfte einiges wahr sein, galt doch Lesen in nationalsozialistischen Kreisen nicht gerade als Tugend.
vgl. http://www.shoa.de/content/view/545/41/
 
ning schrieb:
"Hättens ålle "Mein Kampf" g'lesen, warat ka NS-Zeit entstanden."
(...von wegen Pflichtlektüre...)

Lieber Ning,

die Nazis kamen an die Macht, weil die wirtschaftlichen Bedingungen Anfang fer 30er Jahre in Deutschland so schlacht waren. Die Leute wären jedem gefolgt, der ihnen Arbeit versprochen hätte.
Aus Hitllers "Mein Kampf" wird genauso wie aus der Bibel nur das zitiert, was man in einer Auseinandersetzung gebrauchen kann.:grübel:
 
heinz schrieb:
Aus Hitllers "Mein Kampf" wird genauso wie aus der Bibel nur das zitiert, was man in einer Auseinandersetzung gebrauchen kann.:grübel:

Stimmt - seitenlanges, ermüdendes Lamentieren über die zeitgenössische Wiener Gesellschaft von einem zurückgewiesenem Postkartenmaler wirst du wohl nie zitiert finden... :schlafen:
 
... aber zum Beispiel das (Gott, ich müh mich sogar ab und tipp das jetzt ab!):

"Ich habe mich seit früher Jugend bemüht, auf richtige Art zu lesen, und wurde dabei in glücklichster Weise von Gedächtnis und Verstand unterstützt."
(... schreibt der Schul- und Forbildungsversager Hitler.)

@ Heinz: Hier geht es nicht darum, dass die wirtschaftl. Situation die Machtergreifung der Nazis begünstigte, sondern darum, dass hier mit dem Märchen aufgeräumt wird, Hitlers Buch wäre dazu ein bahnbrechendes Werbemittel gewesen.
Hätte man es aufmerksam gelesen, wäre zum Beispiel herausgekommen, dass Hitler dummdreiste Analysen ablieferte (ich zitiere mal bei Gelegenheit seine Auseinandersetzung mit "Wirtschaftspolitik").

Der Grund - hier bitte das Zitat oben wieder lesen - er (las,) schrieb und dachte derart tendenziös, dass natürlich das entsprechend tendenziöse Rezitieren ein leichtes war.
 
Repo schrieb:
Aber, OK frage ich gelegentlich meine älteren Geschwister, die werdens wissen.

Grüße Repo


Habe meinen älteren Bruder (Jg1931) gefragt, war im Unterricht nur selten Thema, allerdings war er in Religion, im alternativ angebotenen Weltanschaulichen Unterricht "wirds anders gewesen sein" meint er.

Die im Krieg "reaktivierten" älteren Lehrer seien auch keineswegs so überzeugte Nazis gewesen, die jüngeren schon, die kamen aber einer nach dem anderen zur Wehrmacht. An einen kann er sich noch erinnern, der hätte Churchill an die Tafel gemalt, mehrfach darauf gespukt und dieser "Plutokrat" gebrüllt.
Na ja, wenn man diesen Jahrgängen das Stichwort gibt können sie nicht mehr aufhören.

Grüße Repo
 
ning schrieb:
...

@ Heinz: Hier geht es nicht darum, dass die wirtschaftl. Situation die Machtergreifung der Nazis begünstigte, sondern darum, dass hier mit dem Märchen aufgeräumt wird, Hitlers Buch wäre dazu ein bahnbrechendes Werbemittel gewesen.
Hätte man es aufmerksam gelesen, wäre zum Beispiel herausgekommen, dass Hitler dummdreiste Analysen ablieferte (ich zitiere mal bei Gelegenheit seine Auseinandersetzung mit "Wirtschaftspolitik").

Lieber Ning,
ich habe Hitlers "Mein Kampf" auch gelesen und es sind dummdreiste Analysen. Aber wie willst Du ein ganzes Volk dazu bringen diesen Blödsinn zu lesen und ihn dan noch zu verstehen?:confused: Der kleine Mann der in den 30er Jahren im Existenzkampf steckte, hatte schlicht nicht die Bildung und die Zeit sich mit Hitlers kruden Gedankengängen zu beschäftigen.:grübel:
 
heinz schrieb:
Der kleine Mann der in den 30er Jahren im Existenzkampf steckte, hatte schlicht nicht die Bildung und die Zeit sich mit Hitlers kruden Gedankengängen zu beschäftigen.:grübel:

Lieber Heinz,

ich denke, du hast vollkommen recht, wenn du sagst, dass der kleine Mann oftmals gar nicht die Zeit oder die Bildung hatte, sich mit Büchern zu beschäftigen.
Auch heute gibt es noch viele Leute, die niemals bzw. nur sehr selten mal ein Buch in die Hand nehmen.

Um der Wahrheit über diesen "Bestseller", wie dieser Thread heißt, auf die Spur zu kommen, müssen wir wohl "Puzzle spielen".

Vieles, was hier gesagt wurde, sind Teile eines Ganzen.

- "Mein Kampf" ist, wie Ihr sagt (ich selber habe es nie gelesen), ein fürchterlich kompliziertes, langatmiges und wirres Geschreibsel, so dass auch viele derjenigen, die die Absicht hatten, es zu lesen, nicht über die ersten Seiten hinausgekommen sind.

- Mag ein Grund dafür gewesen sein, dass in Schulen nur passagenweise zitiert wurde.

- Möglicherweise sind im Laufe der Jahre auch noch falsche Zitate im Umlauf gebracht worden, die gar nicht dem Buch entstammten, aber daraus hätten sein können. Weil sowieso kaum jemand "Mein Kampf" richtig kannte, war es ein Leichtes, etwas zu verbreiten, um anschließend zu behaupten, der "Führer" hätte es gesagt.

Mit der Bibel ist es auch oft nicht anders. Häufig wird gesagt, "In der Bibel steht geschrieben:...........", aber wer, wenn nicht 100%ig bibelfest, prüft es nach?

Ich habe vor vielen Jahren einen Roman von Hans-Helmut Kirst gelesen, "08/15 In Der Partei"; dort schlängelte sich die Hauptperson ziemlich geschickt durch die NS-Vorkriegszeit, in dem sie ständig aus "Mein Kampf" zitierte. Richtige und falsche Zitate bunt gemischt. Und kein Parteifunktionär, Gauleiter, Strumbannführer ect. konnte ihm was anhaben, weil niemand Hitlers Buch wirklich kannte.

Wie gesagt, nur ein Roman, aber gut geschrieben.
 
Es gibt jetzt ein neues Buch, in dem sich der Autor mit dem Phänomen "Mein Kampf" befasst. Sein Fazit u.a.:

Sein Fazit: Dass die Deutschen den Inhalt des Wälzers nicht kannten, sei eine der "hartnäckigsten Verallgemeinerungen und Fehleinschätzungen zur Geschichte des Nationalsozialismus".


Othmar Plöckinger: Geschichte eines Buches: Adolf Hitlers "Mein Kampf" 1922-1945, Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 2006, 632 Seiten, 49,80 Euro.


Ein Bericht darüber steht auf spiegel-online unter

http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,433526,00.html

Gruß Jacobum
 
Zu einem anderen Fazit kommt der Historiker Hans Mommsen in der Süddeutschen:
Mommsen schrieb:
Entscheidend ist jedoch die Frage, wie weit aus der zahlenmäßigen Verbreitung von Hitlers "Mein Kampf" verlässliche Rückschlüsse auf die Zahl der tatsächlichen Leser gezogen werden können. Plöckinger versucht anhand erhaltender Ausleihlisten von öffentlichen Bibliotheken den Nachweis zu erbringen, dass Hitlers Buch auch die breite Leserschaft erreicht hat.

http://www.sueddeutsche.de/kultur/artikel/553/83470/6/
 
Mommsen schrieb:
Plöckinger versucht anhand erhaltender Ausleihlisten von öffentlichen Bibliotheken den Nachweis zu erbringen, dass Hitlers Buch auch die breite Leserschaft erreicht hat.

Was heißt "die breite Leserschaft erreicht"?

Hat der das Buch "gelesen", der es nach den ersten Seiten entnervt beiseite gelegt und dann nach angemessener Zeit in die Bibliothek zurückgebracht hat?

Schließlich steht dem Lesen gerade in diesem Fall eine nur schwer überwindbare Hürde entgegen:

ein fürchterlich kompliziertes, langatmiges und wirres Geschreibsel, so dass auch viele derjenigen, die die Absicht hatten, es zu lesen, nicht über die ersten Seiten hinausgekommen sind.
 
Was heißt "die breite Leserschaft erreicht"?

Hat der das Buch "gelesen", der es nach den ersten Seiten entnervt beiseite gelegt und dann nach angemessener Zeit in die Bibliothek zurückgebracht hat?

Schließlich steht dem Lesen gerade in diesem Fall eine nur schwer überwindbare Hürde entgegen:

Die haben das Buch doch massiv verschenkt. Zu allen möglichen Gelegenheiten, unter anderem jedes Brautpaar bekam so ein Ding. Nicht zuletzt deshalb sind dafür bis heute keine Preise antiquarisch zu erzielen.
Wer das Buch in der Bücherei holte, meinte wohl seine Lektüre "offiziös" machen zu müssen.

Wobei "verschenkt" natürlich heißt, dass der "Schenker" den Wälzer ganz normal bezahlen musste.
Der Führer brauchte ja schließlich auch Taschengeld:motz: =) :motz:

Grüße Repo
 
Hat der das Buch "gelesen", der es nach den ersten Seiten entnervt beiseite gelegt und dann nach angemessener Zeit in die Bibliothek zurückgebracht hat?

Schließlich steht dem Lesen gerade in diesem Fall eine nur schwer überwindbare Hürde entgegen:

Völlig richtig. Wie kann man nur über die reine (staatlich "verschriebene") Verbreitung darauf schließen, wie viele es tatsächlich gelesen hat? Die These des Herrn Plöckinger scheint mir ein Beleg dafür zu sein, wie er von seinem Leseverhalten auf das breiter Bevölkerungsschichten schliesst. Wie abgehoben und entfernt von der Realität mag der eigentlich sein?

Wie viele Duden stehen in deutschen Büros und Bücherschränken und wie viele Deutsche schreiben fehlerloses Deutsch? :autsch:
 
Die haben das Buch doch massiv verschenkt. Zu allen möglichen Gelegenheiten, unter anderem jedes Brautpaar bekam so ein Ding.

Mommsen schrieb:
Plöckinger weist nach, dass "Mein Kampf" nicht in die Liste der von den Schülerbüchereien anzuschaffenden Titel aufgenommen wurde und dass sich einige Kommunen, so auch Leipzig unter Carl Goerdeler, erfolgreich sträubten, die Kosten für die Überreichung von "Mein Kampf" an frischvermählte Ehepaare zu tragen.

Plöckinger analysiert die trotz des Drucks von Seiten des Eher-Verlages sinkenden Erwerbungsziffern durch öffentliche Bibliotheken. Aber der auf Beamte und Funktionäre ausgeübte Druck, das Buch anzuschaffen, kompensierte diese Widerstände.

Interessant ist auch die Neubewertung der Rolle von Heß:
Mommsen schrieb:
Dessen Mitwirkung an der Niederschrift von "Mein Kampf" stellt Plöckinger, im Gegensatz zur bisherigen Forschung, als Legende bloß. Stattdessen betont er, dass Hitler die Manuskripte weitgehend selbstständig verfasst und diese erst nach der Fertigstellung Mitarbeitern wie Heß zur Korrektur vorgelegt hat.
 
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