Dion

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"Im Westen nichts Neues" wurde neu verfilmt und kommt am 29. September in die Kinos. Man spricht schon von einem deutschen Oscar-Kandidaten.

Merkwürdigerweise gab es bisher nur eine Kinoversion, 1930 von Amerikanern verfilmt, und eine britisch-amerikanischen Fernsehproduktion in den 1970er Jahren. Aus Deutschland kam all die Jahrzehnte nichts, obwohl dies ein urdeutscher Stoff ist. Was war der Grund?

https://www.zeit.de/news/2022-09/13/im-westen-nichts-neues-feiert-in-toronto-weltpremiere
 
"Im Westen nichts Neues" wurde neu verfilmt und kommt am 29. September in die Kinos. Man spricht schon von einem deutschen Oscar-Kandidaten.

Merkwürdigerweise gab es bisher nur eine Kinoversion, 1930 von Amerikanern verfilmt, und eine britisch-amerikanischen Fernsehproduktion in den 1970er Jahren. Aus Deutschland kam all die Jahrzehnte nichts, obwohl dies ein urdeutscher Stoff ist. Was war der Grund?

https://www.zeit.de/news/2022-09/13/im-westen-nichts-neues-feiert-in-toronto-weltpremiere

In Deutschland ist das Interesse am 1. Weltkrieg eher gering, verglichen mit GB oder Frankreich. In der bundesdeutschen Erinnerungskultur Der 2. Weltkrieg und der Holocaust haben im Nachkriegsdeutschland die Erinnerung an den 1. Weltkrieg total überlagert.

Remarques "Im Westen nichts Neues" war schon vor dem 2. Weltkrieg für die radikale Rechte ein rotes Tuch. Es gab Morddrohungen gegen Kinobesitzer, die Lewis Milestones meisterhafte Verfilmung vorführten. Es kam vor, dass SA-Männer Tumulte verursachten, Schlägereien anzettelten, Mäuse freiließen u. ä. Remarque und die Nazis, bzw. Goebbels und Remarque war die Geschichte einer Hassbeziehung.

Der Schriftstellerkollege Carl Zuckmayer hinterließ in "Des Teufels General" eine Hommage an beide. In Ottos Restaurant bestellt General Harras eine Flasche Qualitätswein, die allerdings- so stellt sich heraus- reserviert ist für Remarque, mit dem Harras anscheinend schon gebechert hat. Darüber regt sich der Kultur-leiter Schmidt-Lausitz furchtbar auf, der in der "Systemzeit" sich in einer "Winkelredaktion" abschinden musste.

Harras entgegnet süffisant, dass Schmidt-Lausitz wohl zu schlecht geschrieben hat für eine bessere Redaktion, denn "damals hat man noch Wert auf gutes Deutsch gelegt.

Das war ein Seitenhieb auf Goebbels, einen erfolglosen Autor, der schließlich die Bücher der Konkurrenz verbieten und verbrennen ließ.

Die Neuverfilmung von 1978 oder 79 war solide Darstellung: Richard Thomas (bekannt geworden in der Rolle des John Boy Walton in der Serie Die Waltons) , Ernest Borgnine (Kat) und einige andere Darsteller lieferten durchaus eine gute Performance, aber natürlich wird sich jede Verfilmung an Lewis Milestones Meisterwerk von 1930 messen lassen- und dabei hat es selbst eine gelungene Produktion schwer.


Anscheinend handelt es sich um eine sehr freie Verfilmung-in Remarques Roman. Mathias Erzberger kommt darin jedenfalls nicht als Charakter vor, und Erzberger muss in 72 Stunden die Welt retten und eine Friedenskonferenz organisieren. Es gab etliche Remakes in den letzten Jahren, die Neuverfilmungen von "Die Brücke" und Das Boot konnten sich in keiner Weise auch nur annährend mit den Originalen vergleichen.
 
Erzberger muss in 72 Stunden die Welt retten und eine Friedenskonferenz organisieren.

bitte was? Dein Ernst?

btw:
Das "die Brücke" Remake war ein so jämmerliches Stück Film. ganz ganz Schlimm.
Das Boot war schon besser was die Qualität und Requisite angeht. Dafür diesen "der jude hat den Krieg für Profit geplant" Plot bei dem man nur den Kopf schütteln kann.

Dann dieses "Dresden" mit Felicitas Woll und ähnlicher "FILMFILM" kitsch.

Es ist ein Elend mit der deutschen Filmkultur.
 
bitte was? Dein Ernst?

btw:
Das "die Brücke" Remake war ein so jämmerliches Stück Film. ganz ganz Schlimm.
Das Boot war schon besser was die Qualität und Requisite angeht. Dafür diesen "der jude hat den Krieg für Profit geplant" Plot bei dem man nur den Kopf schütteln kann.

Dann dieses "Dresden" mit Felicitas Woll und ähnlicher "FILMFILM" kitsch.

Es ist ein Elend mit der deutschen Filmkultur.

Mein Eindruck ist, dass große Teile des deutschen Kulturbetriebs viel zu wenig Selbstbewusstsein und Stehvermögen besitzen. Nach außen gibt man sich weltoffen und tolerant, aber anscheinend ist es damit nicht weit her. Wie könnte es sonst sein, dass man zuverlässig beim leisesten Anflug von Kritik einknickt vor dem ein, was man für den Mainstream hält.

Ja, es braucht nicht einmal mehr wirkliche Kritik. Die Angst, etwas Falsches zu sagen, jemandem auf die Füße zu treten, hat ein so unerträgliches Maß erreicht, dass bereits die Angst vor einem Shitstorm dazu führt, sich in vorauseilendem Gehorsam in Selbstzensur zu üben, aus Angst vor dem beleidigt_sein_(wollen) einer winzigen Minderheit. Das ist nicht unbedingt das Klima, in dem wirklich überzeugende Projekte gedeihen können, ebenso wenig wie Charaktere mit Ecken und Kanten.
 
Also du schreibst es der angeblichen "wokeness" zu das deutsche Filme seit weit über 30 Jahren zu 98% kompletter Mist sind? Echt?

Wohl eher das man in Deutschland nur Budget für Filme bekommt wenn man auch ja garantiert das klassische Liebesthema abhandelt und nur die Kostüme das Filmthema darstellen.

Deutsches Kino ist von sehr wenigen Ausnahmen (die dann kein historienfilm sind weil diese zu teuer sind) abgesehen absolut uninspiriert.

Es enttäuscht mich, das du jetzt auch das Wutbürger Argument vertrittst, das man ja nix mehr sagen dürfte und die Wokeness das Problem wäre.
ich hoffe mal ich habe dich falsch verstanden.
 
Es enttäuscht mich, das du jetzt auch das Wutbürger Argument vertrittst, das man ja nix mehr sagen dürfte und die Wokeness das Problem wäre.
ich hoffe mal ich habe dich falsch verstanden.

Das Wutbürger-Argument wäre, dass irgendwelche einflussreichen Minderheiten eine Art Zensur durchsetzen würden oder durchgesetzt hätten, die dazu führt, dass bestimmte Dinge öffentlich nicht mehr sagbar oder darstellbar seien.

Aber auf die Schiene ist @Scorpio ja nicht eingestiegen, sondern hat viel mehr unterstrichen, dass es ein Problem sei, dass viele Kulturschaffende offenbar solche Schranken vermuten, wo es sie mitunter gar nicht gibt und sich dann einem Prozess der freiwilligen Selbstangleichung an diese eingebildeten Standarts unterziehen, der dann zu, mitunter recht farblosen, ängstlich wirkenden Darstellungen führt.

Ich verstehe das eher so, dass Scorpios Kritik daran liegt, dass diverse Kulturschaffende damit implizit auf die Wutbürger-Konstrukte einsteigen, in dem sie sich verhalten, als gäbe es diese von selbigen unterstellte Zensur tatsächlich.
Ein Plädoyer dafür irgendjemandem mit Absicht auf die Füße zu treten oder ein grundsätzliches Problem mit "wokeness" lese ich da nicht heraus.
 
Ich kann es mir bei Scorpio auch garnicht vorstellen :)

Ich vermute aber wie gesagt viel eher das es daran liegt das die finanziers ein typisches Produkt wollen. Würde Ralph Siegel Drehbücher schreiben würden sie immer ihn verfilmen wenn ihr versteht was ich meine.
dann hört sich halt auch alles gleich an, wie lange Jahre beim ESC - alles derselbe uninspirierte Ramsch.
 
Ich vermute aber wie gesagt viel eher das es daran liegt das die finanziers ein typisches Produkt wollen. Würde Ralph Siegel Drehbücher schreiben würden sie immer ihn verfilmen wenn ihr versteht was ich meine.
dann hört sich halt auch alles gleich an, wie lange Jahre beim ESC - alles derselbe uninspirierte Ramsch.

Naja, das Problem haben aber irgendwo Filmemacher weltweit.
Das gewisse eingeschliffene Schemata immer wieder abgespielt werden, dass hat man ja etwa auch im amerikanischen Film.
Das würde ich nicht als deutschlandspezifisches Problem betrachten.
 
Also du schreibst es der angeblichen "wokeness" zu das deutsche Filme seit weit über 30 Jahren zu 98% kompletter Mist sind? Echt?

Wohl eher das man in Deutschland nur Budget für Filme bekommt wenn man auch ja garantiert das klassische Liebesthema abhandelt und nur die Kostüme das Filmthema darstellen.

Deutsches Kino ist von sehr wenigen Ausnahmen (die dann kein historienfilm sind weil diese zu teuer sind) abgesehen absolut uninspiriert.

Es enttäuscht mich, das du jetzt auch das Wutbürger Argument vertrittst, das man ja nix mehr sagen dürfte und die Wokeness das Problem wäre.
ich hoffe mal ich habe dich falsch verstanden.

Ich halte es jedenfalls für bedenklich, nicht zu sagen, was man denkt, gegen die eigene Überzeugung zu handeln, nur aus Sorge damit anzuecken oder massive Kritik heraufzubeschwören.

Und ich halte es für noch bedenklicher, wenn man sich zu Selbstzensur entschließt, nicht einmal wegen konkreter, möglicherweise berechtigter Kritik, sondern aus Sorge um Kritik, die möglicherweise kommen könnte.

Cancel Culture unterbindet jeglichen Diskurs, lähmt jegliche Kontroverse.
 
Ich denke, ich werde mir den St
Deutsches Kino ist von sehr wenigen Ausnahmen (die dann kein historienfilm sind weil diese zu teuer sind) abgesehen absolut uninspiriert.
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Es gibt durchaus noch Schauspieler, die den Beruf (es ist ja ein Lehrberuf) gelernt haben, und es hat durchaus auch wirklich gute deutsche (Kriegs)filme in den letzten 30 Jahren gegeben.

Der Film "Der Totmacher" mit einem meisterhaften Götz George kam mit geringem Budget aus, er hat es nicht nötig, die Tötungsszenen nachzustellen. Ein Raum, der Befrager, der Beschuldigte das ist alles, was der Zuschauer sieht, der Film ist im Grunde Kammerspiel ohne Action, Blut und Handlung, aber das reicht. Der Zuschauer kann das nachempfinden- der Film, er ist authentisch!

Streifen wie die 08/15 Trilogie Hunde wollt ihr ewig leben oder "Soweit die Füße tragen" hatten ihre Schwächen, die Filme folgen noch dem Narrativ der sauberen Wehrmacht, bei der 08/15 Trilogie setzte man vielfach eher auf Lacher, wofür die Kirst-Verfilmung viel kritisiert wurde, die alten Filme aus den 1950er Jahren bestechen durch die sehr guten schauspielerischen Leistungen.

Die Brücke von Bernhard Wicki bot starke Bilder- ein starker Film!

Das Remake war lieblos und phantasielos, die Darsteller hatte man sozusagen aus Telenovelas zusammengefangen, die einzige, die man als professionelle Schauspielerin bezeichnen könnte, war Franka Potente.

Auch bei Vilsmaiers Stalingrad gab es Szenen, die kritikwürdig sind- in einer Szene müssen die rehabilitierten Soldaten russische Zivilisten erschießen mit dem Tenor wer nicht mitmacht, wird selbst erschossen.

Insgesamt aber würde ich dem Streifen hohe Qualität zubilligen. Er hat einen roten Faden in der Handlung, produziert starke Bilder, und die Darsteller wirken absolut überzeugend.

Die Verfilmung "Der Rote Baron" hatte den Anspruch einen ganz neuen Blickwinkel zu bieten. Diesen Anspruch konnte der Film nicht halten.

Die Wertvorstellungen der Flying Aces, der Ehrenkodex des deutschen Offizierskorps, die Persönlichkeit Richthofens konnte der Film nicht transportieren- die Wertmaßstäbe waren zu verschieden. Wäre es um Authentizität gegangen, hätte man Richthofen, dessen größte Freude es war, seine Gegner brennend in die Tiefe stürzen zu lassen wohl als einen kaltblütigen Killer, als ein ziemlich unsympathischen Schnösel porträtieren müssen, zumindest als eine extrem kontroverse Persönlichkeit. Der rote Baron ist aber heute noch Namensgeber von Kasernen und Geschwadern.

Was dann der Film daraus machte, das war ein Heldenepos, Richthofen als "Ritter der Lüfte", politisch korrekter Held, der auf Flugzeuge nicht auf Piloten schoss- Geschichtsklitterung in seiner Biographie empfahl er, das Gegenteil. Viele seiner Kollegen waren genauso: Der Franzose Fonck und der Brite Mannock überflogen die Absturzstelle und eröffneten beim kleinsten Lebenszeichen das Feuer. Ein paar Luftkampfszenen, eine Schmonzette mit einer Krankenschwester, und bei den politisch korrekten Helden fliegt auch ein Jude mit.

Unsere Väter, unsere Mütter hatte durchaus Potenzial. Die Darsteller waren durchaus überzeugend, aber es fehlte ein überzeugender Plot. Der unentbehrliche böse Nazi wirkte phasenweise wie eine Karikatur, manche Szenen waren unglaubwürdig und wenig authentisch. Sie hätten sich bei besserer Beratung vermeiden lassen

Ich werde mir den Film auf jeden Fall ansehen, und man sollte dem Streifen zumindest eine Chance geben. skeptisch bin ich allerdings wegen dem (dazu erfundenen) Handlungsstrang um Mathias Erzberger und einen deutschen General. Bei Literaturverfilmungen bin ich Purist und schätze Detailtreue zur Vorlage.
 
Ich vermute aber wie gesagt viel eher das es daran liegt das die finanziers ein typisches Produkt wollen.
Was ist dagegen zu sagen? Wenn ich ein Finanzier wäre, würde ich auch Filme finanzieren, die mir zumindest das eingesetzte Geld einbringen. Aber nach einem Blockbuster könnte ich auch einen Film finanzieren, der mir aus anderen Gründen wichtig wäre.

Bernd Eichinger war so ein Produzent, der Filme möglich machte, die ihm wichtig und nicht jedermanns Geschmack waren. Und trotzdem erfolgreich waren. Ich denke hier z.B. an die Filme Der Name der Rose, Der Untergang, Das Parfum oder auch Der Baader Meinhof Komplex. Übrigens haben die genannten alle mit der Historie zu tun, ohne selbst unbedingt historisch zu sein.

Massengeschmack ist halt Massengeschmack. Das wird sich auch nicht ändern – schon zu Zeiten der Römer sind mehr Leute zu Wagenrennen und Gladiatorenspielen gegangen als ins Theater. :D

Bei Literaturverfilmungen bin ich Purist und schätze Detailtreue zur Vorlage.
Ich schätze auch Vorlagentreue. Aber wenn ich zuerst den Film sehe und dann das Buch lese, dann ist es gerade umgekehrt: Der erste Eindruck prägt anscheinend.

Außerdem: Film und Buch sind 2 unterschiedliche Medien, die unterschiedlich funktionieren. Beim Buch spielt sich der Film im Kopf ab, und im Kino werden dir fertige Bilder geliefert, die kaum einen Raum für die eigenen lassen.

Was ich oben noch vergessen habe zu sagen: Der Film „Im Westen nichts Neues“ wird sich auch an dem Film „Wege zum Ruhm“ von Stanley Kubrick messen lassen müssen, der in Frankreich und in eine Reihe von anderen Ländern seinerzeit Zensureingriffe erfuhr. Militär zu kritisieren war – und ist manchen Ländern immer noch – heikel.
 
Was ich oben noch vergessen habe zu sagen: Der Film „Im Westen nichts Neues“ wird sich auch an dem Film „Wege zum Ruhm“ von Stanley Kubrick messen lassen müssen, der in Frankreich und in eine Reihe von anderen Ländern seinerzeit Zensureingriffe erfuhr. Militär zu kritisieren war – und ist manchen Ländern immer noch – heikel.

Da war die US-Navy doch etwas souveräner. Gegen die Verfilmung von "Die Caine war ihr Schicksal" bestanden ebenfalls Bedenken, da der Commander Queeg-meisterhaft Humphrey Bogart-als Psychopath dargestellt wurde.

Die Navy entschloss sich, trotz Bedenken gegen die Handlung, die Verfilmung zu unterstützen, nachdem im Abspann erwähnt wurde, dass es nie eine Meuterei an Bord eines US-Kriegsschiffs gab und auch nie der Kommandant ersetzt werden musste.
 
Massengeschmack ist halt Massengeschmack. Das wird sich auch nicht ändern – schon zu Zeiten der Römer sind mehr Leute zu Wagenrennen und Gladiatorenspielen gegangen als ins Theater. :D


Nicht nur das: In seinem Panegyricus auf den optimus Princeps Trajan lobte der jüngere Plinius den Kaiser dafür, dass er dem Volk Gladiatorenkämpfe und nicht Theater oder Ballett zeigte.
 
Ich muss zugeben, Stalingrad hatte ich nicht mehr auf dem Schirm, der war ein Kriegsfilm wie er sein sollte. Damit meine ich nicht die Darstellung der Wehrmacht oder sonstiges, sondern nur das sich der Film auf das Thema, eben den Krieg beschränkt und nicht um eine größere Zielgruppe zu haben noch eine Lovestory und ähnliches einbaut.

Ich habe nichts gegen Liebesfilme, da gibt es großartiges. Aber ich will eben da auch keine Kampfszenen und Gewaltorgien drin haben. Ein Film der alles bedienen will kann nur scheitern.
 
ch halte es jedenfalls für bedenklich, nicht zu sagen, was man denkt, gegen die eigene Überzeugung zu handeln, nur aus Sorge damit anzuecken oder massive Kritik heraufzubeschwören.

Und ich halte es für noch bedenklicher, wenn man sich zu Selbstzensur entschließt, nicht einmal wegen konkreter, möglicherweise berechtigter Kritik, sondern aus Sorge um Kritik, die möglicherweise kommen könnte.

Volle Zustimmung.
 
Anscheinend handelt es sich um eine sehr freie Verfilmung-in Remarques Roman.

"Blockbuster-tauglicher Kriegskitsch" (Hubert Wetzel):

Während der fast zweieinhalb Stunden, die der Film dauert, fragt man sich zuweilen, ob Regisseur Berger Remarques Roman überhaupt gelesen hat. Oder ob er ihn, wenn ja, dann eventuell nur deshalb gelesen hat, um möglichst viel Originalmaterial zu streichen, damit er und seine Drehbuchautoren möglichst viel neues Material erfinden können. Jedenfalls besteht der Film, grob geschätzt, zu acht oder mehr Zehnteln aus Szenen, die mit dem Buch nicht nur wenig, sondern gar nichts zu tun haben.
[...]
Natürlich hat Edward Berger jedes Recht, alles in sein Drehbuch hineinzupacken, was ihm zum Thema Erster Weltkrieg einfällt, wenn ihm bei Remarque nicht genug Tempo und Action drin ist. Berger musste Netflix von dem Projekt überzeugen, Geldgeber finden, er will international Erfolg haben und Preise gewinnen - das ist alles legitim.
Aber dass Berger seinen weitestgehend selbstgeschriebenen Film ernsthaft als Adaption von "Im Westen nichts Neues" verkauft, ist ziemlich verwegen.

„Im Westen nichts Neues“ bei Netflix; Schlammschlacht
 
Nicht nur das: In seinem Panegyricus auf den optimus Princeps Trajan lobte der jüngere Plinius den Kaiser dafür, dass er dem Volk Gladiatorenkämpfe und nicht Theater oder Ballett zeigte.

Ob der Kaiser seine Hauptnervensäge da wörtlich nahm und Lob sah?

Das Problem gab es doch immer. Denkt nur an Monty Python, Life of Brian. Später wurde gesagt, dass sie sich so etwas nicht nochmal antun würden. Das ist keine Wokeness, das ist Sorge um die gesellschaftliche Reaktion, vielleicht auch darum, zu sehr zu spalten.

Heute kommt die Sorge um die Karriere hinzu. Die wurde hierzulande schon durch eine Kandidatur für das Bundespräsidentenamt für die falsche Partei beendet, bzw. extremst beeinträchtigt. Es ist also eine reale Sorge, auch wenn es sich bei den realen Beispielen um extreme Parteien wie Linke und AfD handelt. Ich hoffe, dass das hierzulande bisher nur unterbewusst wirkt.

Dann kommt hinzu, dass hier vermeintlich lukrativere Dutzendware produziert wird, statt künstlerische (oder gar historische) Qualitätsprodukte.

Aber noch ein Punkt ist zu berücksichtigen: Filme funktionieren anders als Bücher. Eine Verfilmung von, sagen wir, Effie Briest, wird auch immer auswählen und anpassen müssen. Die existierenden halten sich zudem an den jeweiligen Zeitgeist, was trotz allem bei Fontane als schriftstellerischer Historienmaler der Auseinandersetzung mit ihm angemessen ist.

Aber das von Sepiola zitierte lässt mich Schlimmes fürchten.

Im Herrn der Ringe wurde aus dem Satz "Aragorn und Boromir töteten viele." eine Viertelstunde fröhliche Ork-Splatter-Action. Da wäre teils weniger mehr gewesen. Jackson hat allgemein zur Action gesagt, dass es erwartet würde. Das fehlende Ende hat er damit begründet, dass Amerikaner eine zerstörte, wieder aufzubauende Heimat nicht verstehen würden. Eigentlich ein schlechtes Argument, aber das Zielpublikum der 'großen' Produktionen ist heute tatsächlich weniger gebildet und kaum tolerant: es will nicht staunen, nicht denken, es will sich selbst bestätigt sehen und abgelenkt, möglichst seicht unterhalten werden.

Den Oskar im Auge zu haben, kann heißen schlecht zu produzieren. Dabei liegt doch die Kunst beim Film darin, den Spagat von Anspruch und Unterhaltung zu schaffen und dazu noch ein breites Publikum zu erreichen. Das bedeutet etwas anderes als nur ein großes Publikum, bevor das jemand überliest.
 
Ich habe die Neuverfilmung noch nicht gesehen, das Buch von Remarque habe ich vor längerer Zeit in den 80er Jahren gelesen, die Verfilmung von 1930 habe ich auch schon vor mehreren Jahren gesehen, die TV-Verfilmung von 1979 habe ich - glaube ich zumindest - bestenfalls in Ausschnitten beim Hin- und Herschalten mitbekommen. Zumindest habe ich eine blasse Erinnerung an Richard "John Boy Walton" Thomas als junger Rekrut und Ernest Borgnine als Uffz.

Ich habe gerade den Trailer mir angesehen und eine Kritik von filmgorillas (ZDF) dazu (findet sich auf einer großen Videoplattform, wenn man "So gut, dass man ihn nie wieder sehen will: IM WESTEN NICHTS NEUES I Filmkritik" sucht). Die Kritik von Filmgorillas war relativ positiv.

Ich werde ihn wahrscheinlich, wenn er auf DVD in meiner Bibliothek verfügbar ist, mir ansehen, und mich danach mit meinen Eindrücken hier weiter äußern.
 
Die Kritik von Filmgorillas war relativ positiv.
Ja, und die von rottentomatoes, von denen ich viel halte, waren auch positiv. Die Kritiken im deutschen Feuilleton waren dagegen überwiegend schlecht bis hochnäsig – wie fast immer, wenn deutsche Filmproduktionen bewertet werden. Dabei wird der Film sogar für den Schulunterricht ab der 11. Klasse empfohlen.

Das halte ich für richtig, denn die Motivation bzw. die Absicht des Regisseur Berger war es nicht, das Buch von Remarque 1 zu 1 abzubilden – hier ein Zitat von ihm:

«Das Thema Krieg ist momentan natürlich sehr aktuell. Aber der Film entstand vor allem, weil wir vor zweieinhalb Jahren das Gefühl hatten, dass eine gefährliche Stimmung von Nationalismus aufkommt: Die Europäische Union zerfällt, rechtsextreme Parteien kommen auf, Orban in Ungarn, Trump in Amerika, Brexit – plötzlich werden Institutionen, die uns 70 Jahre Frieden beschert haben, durch Demagogie und Propaganda infrage gestellt. Wir fanden es relevant, zu zeigen, wohin eine solch aufgeladene nationalistische Stimmung und Sprache schnell führen kann.»
 
Vielleicht liegt es auch daran, dass wir hier in Deutschland das Buch gelesen haben und es nicht mögen, wenn etwas verändert wird.

Nun, mit "Im Westen nichts Neues - aktuell" oder so als Titel hätte ich weniger Probleme. Es weckt keine falschen Hoffnungen.
 
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