Indianersprachen

heinz

Aktives Mitglied
Die Ausbreitung des Pferdes von Süden nach Norden dauerte einige Zeit. Die Indianer Nordamerikas gehörten unterschiedlichen Kulturern an. Von Städten bis zu 30 000 Einwohnern bei St. Louis am Missisippi über riesiege pyramidenförmige Grabanlagen und Stelen, die in Form von verschiedener Tiere aufgebaut sind bis zum Verbrenen der Toten, gab es alles.
Auch die Sprachen der Indianer waren sehr verschieden, was nur beweist, dass sie oft keinen Kontakt miteinander hatten.:rolleyes:
 
heinz schrieb:
Auch die Sprachen der Indianer waren sehr verschieden, was nur beweist, dass sie oft keinen Kontakt miteinander hatten.:rolleyes:
Auch die Sprachen in Österreich, Ungarn und Slowenien sind sehr verschieden; daraus würde aber kein Mensch die Schlußfolgerung ziehen, daß diese Völker in der Geschichte selten Kontakt miteinander hatten.
 
An Heinz,
naja, die Entfernungen sind ja sehr gewaltig. Aber innerhalb eines gewissen Aktionsradius hatten die Indianer Kontakte auch zu anderssprachigen Völkern. Meines Wissens entwickelte sich für solche Zusammentreffen doch die Zeichensprache, die gewissermassen "international" war, oder ist das jetzt auch schon wieder ein Klischee?
 
Penseo schrieb:
Meines Wissens entwickelte sich für solche Zusammentreffen doch die Zeichensprache, die gewissermassen "international" war, oder ist das jetzt auch schon wieder ein Klischee?

Zweifel sind angebracht. Denn um sich darauf zu einigen, welches Zeichen was bedeuten soll, muß man ja auch erst einmal in einer verständlichen Sprache kommunizieren.

Die Gebärdensprache ist übrigens auch nicht "international", sondern es handelt sich (trotz einiger Gemeinsamkeiten) durchaus um verschiedene Sprachen, die von Land zu Land differieren:

http://de.wikipedia.org/wiki/Zeichensprache
 
Lieber Penseo,

ich kenne die Zeichensprache nur bei den Prärieindianern. Solltest Du weitere Informationen haben, dann teile diese uns bitte mit.:confused:
 
Hallo Heinz,
entschuldige, dass ich mich erst jetzt melde. Heute ist es ein wenig stressig..
Ja, das stimmt auch meines Wissens. Die Gebärdensprache war auf die Prärie beschränkt.
Andererseits haben Indianer durchaus Handel getrieben. Sie werden sich auch in anderen Gegenden verständlich gemacht haben.
 
Penseo schrieb:
naja, die Entfernungen sind ja sehr gewaltig. Aber innerhalb eines gewissen Aktionsradius hatten die Indianer Kontakte auch zu anderssprachigen Völkern. Meines Wissens entwickelte sich für solche Zusammentreffen doch die Zeichensprache, die gewissermassen "international" war, oder ist das jetzt auch schon wieder ein Klischee?

Kontakte bestanden sehr wohl; es gab in ganz Nordamerika Handelswege, auf denen zb Seemuscheln bis weit ins Landesinnere gehandelt wurden. Pueblos unterhielten, als weiteres Beispiel, Handelsbeziehungen zu nichtseßhaften Völkern und handelten Mais gegen Felldecken.

Die Zeichensprache war in der Tat weit verbreitet und man konnte damit auch recht viel Inhalte kommunizieren (es handelt sich aber nicht um die Gebärdensprache für Hörgeschädigte).

Man darf es sich aber auch nicht so vorstellen, daß jedes indianische Volk eine Sprache hatte, die nichts mit irgendeiner anderen indianischen Sprache zu tun hatte. Es gibt in Nordamerika mehrere Sprachfamilien, also miteinander verwandte Sprachen. Um es wieder schwierig zu machen: diese Sprachfamilien waren jeweils unterschiedlich groß und unterschiedlich verbreitet:confused:....
Die Algonkin-Sprachfamilie ist zwar überwiegend im Kulturareal Nordosten anzutreffen, aber auch die Cheyenne und Arapaho aus den Plains gehören in diese Sprachfamilie und die Wintu in Kalifornien. Sie war fast im ganzen nordamerikanischen Raum vertreten. Im Nordosten ist aber auch mit mehreren Völkern die irokesische Sprachfamilie vertreten; es wird vermutet, daß diese Völker in das Kulturareal eingewandert sind.

Andere Sprachfamilien waren begrenzter, wie zb die Athapaska-Sprachfamilie, die bis auf zwei Ausnahmen in der Subarktis zu finden ist (die Ausnahmen sind Navaho und Apachen). Auch die Sprachen der Azteken und Ute sind miteinander verwandt. Die Sprachfamilie Hokan-Siouan nimmt ein Gebiet von den Südstaaten der heutigen USA bis hin zu den Plains ein, jedoch ist dies kein durchgehendes Areal, sondern wird durch Völker mit Sprachen aus anderen Familien unterbrochen.

Wegen der durch die Wirtschaftsweise immer wiederkehrenden Wanderungen kam es einerseits immer wieder zu Kontakten mit anderen Völkern, aber auch durch die flexible Gesellschaft, in der eine Familie oder Einzelperson sich einer anderen Dorfgemeinschaft anschließen konnte oder durch die Organisation in Konföderationen, denen sich Völker anschließen konnten oder diese auch wieder verlassen konnten. Sofern bei Raids gegen Nachbarn Frauen oder ältere Kinder mitgenommen und in das eigene Volk integriert wurden, brachten diese ja auch ihre ursprüngliche Sprache mit. Daher konnten Personen durchaus mehr als nur die Sprache ihres Volkes sprechen lernen und in Kulturen, in denen das gesprochene Wort einen viel höheren Stellenwert einnimmt als in unserer, war das auch nicht so selten.

Wie mehrere meiner Vorredner schon richtig bemerkten, ist es völlig unzulässig, aus der Unterschiedlichkeit von Sprachen darauf zu schließen, daß die diese Sprache sprechenden Völker auch keine Kontakte miteinander gehabt hätten.
 
Ingeborg schrieb:
Die Zeichensprache war in der Tat weit verbreitet und man konnte damit auch recht viel Inhalte kommunizieren (es handelt sich aber nicht um die Gebärdensprache für Hörgeschädigte).

Das Prinzip ist allerdings dasselbe. Ich finde es erstaunlich, daß Sprecher zweier Sprachen zur gegenseitigen Verständigung, anstatt die jeweils andere Sprache zu lernen, eine dritte Sprache erfinden. Ich habe einen Link gefunden, wo nach Erklärungen für dieses Phänomen gesucht wird, auch wenn sich die Ursprünge nicht mehr erhellen lassen:

http://college.hmco.com/history/readerscomp/naind/html/na_036000_signlanguage.htm


Ist das so? Nichtlatriner sind doch immer wieder mal im Nachteil...
In diesem Fall hilft auch Latein nicht weiter, sondern nur ein Blick in die Mitgliedervorstellung...
 
Penseo schrieb:
Hallo Heinz,
entschuldige, dass ich mich erst jetzt melde. Heute ist es ein wenig stressig..
Ja, das stimmt auch meines Wissens. Die Gebärdensprache war auf die Prärie beschränkt.
Andererseits haben Indianer durchaus Handel getrieben. Sie werden sich auch in anderen Gegenden verständlich gemacht haben.
Lieber Penseo,

Ingeborg schreibt, dass die Gebärdensprache tatsächlich über den ganzen Kontinent verbreitet war, damit man sich über all verstehen konnte.

Ingeborg schrieb:
Die Zeichensprache war in der Tat weit verbreitet und man konnte damit auch recht viel Inhalte kommunizieren (es handelt sich aber nicht um die Gebärdensprache für Hörgeschädigte).

Man darf es sich aber auch nicht so vorstellen, daß jedes indianische Volk eine Sprache hatte, die nichts mit irgendeiner anderen indianischen Sprache zu tun hatte. Es gibt in Nordamerika mehrere Sprachfamilien, also miteinander verwandte Sprachen. Um es wieder schwierig zu machen: diese Sprachfamilien waren jeweils unterschiedlich groß und unterschiedlich verbreitet:confused:....
Die Algonkin-Sprachfamilie ist zwar überwiegend im Kulturareal Nordosten anzutreffen, aber auch die Cheyenne und Arapaho aus den Plains gehören in diese Sprachfamilie und die Wintu in Kalifornien. Sie war fast im ganzen nordamerikanischen Raum vertreten. Im Nordosten ist aber auch mit mehreren Völkern die irokesische Sprachfamilie vertreten; es wird vermutet, daß diese Völker in das Kulturareal eingewandert sind.

Andere Sprachfamilien waren begrenzter, wie zb die Athapaska-Sprachfamilie, die bis auf zwei Ausnahmen in der Subarktis zu finden ist (die Ausnahmen sind Navaho und Apachen). Auch die Sprachen der Azteken und Ute sind miteinander verwandt. Die Sprachfamilie Hokan-Siouan nimmt ein Gebiet von den Südstaaten der heutigen USA bis hin zu den Plains ein, jedoch ist dies kein durchgehendes Areal, sondern wird durch Völker mit Sprachen aus anderen Familien unterbrochen.

Wegen der durch die Wirtschaftsweise immer wiederkehrenden Wanderungen kam es einerseits immer wieder zu Kontakten mit anderen Völkern, aber auch durch die flexible Gesellschaft, in der eine Familie oder Einzelperson sich einer anderen Dorfgemeinschaft anschließen konnte oder durch die Organisation in Konföderationen, denen sich Völker anschließen konnten oder diese auch wieder verlassen konnten. Sofern bei Raids gegen Nachbarn Frauen oder ältere Kinder mitgenommen und in das eigene Volk integriert wurden, brachten diese ja auch ihre ursprüngliche Sprache mit. Daher konnten Personen durchaus mehr als nur die Sprache ihres Volkes sprechen lernen und in Kulturen, in denen das gesprochene Wort einen viel höheren Stellenwert einnimmt als in unserer, war das auch nicht so selten.

Wie mehrere meiner Vorredner schon richtig bemerkten, ist es völlig unzulässig, aus der Unterschiedlichkeit von Sprachen darauf zu schließen, daß die diese Sprache sprechenden Völker auch keine Kontakte miteinander gehabt hätten.
Liebe Ingeborg,

wieso gab es so viele Sprachen in Nordamerika?
 
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heinz schrieb:
Liebe Ingeborg,

wieso gab es so viele Sprachen in Nordamerika?:confused:

Weil Nordamerika so groß ist.

Die Sprachendichte in Nordamerika ist nichts Ungewöhnliches, sondern entspricht dem, was auch aus Südamerika, Zentralafrika oder Südostasien bekannt ist.

Es gibt Regionen, wo auf kleinem Raum viel mehr Sprachen gesprochen werden als in Nordamerika, z. B. Papua-Neuguinea.
 
Heinz schrieb:
Lieber Penseo,

Ingeborg schreibt, dass die Gebärdensprache tatsächlich über den ganzen Kontinent verbreitet war

Penseo schrieb:
Hallo Heinz,
meine Antwort ist demnach falsch. Ich habe es nicht besser gewusst. Entschuldige bitte.

Wo schreibt denn Ingeborg, daß die Gebärdensprache "über den ganzen Kontinent verbreitet war"?

Entweder habe ich Tomaten auf den Augen oder Heinz.
 
Mein grosses Problem in diesem Zusammenhang ist, dass es einfach keine schriftlichen Überlieferungen aus dieser Zeit von Seiten der Indianer gibt. Die Überlieferungen stammen alle von Weissen, deren Wissen und Interesse zu diesem Thema lückenhaft war. Fest steht aber, dass die Stämme Handel betrieben haben. Dafür müssen sie sich verständigt haben. Ob dies nun im einzelnen durch die Gebärdensprache, durch Dolmetscher (Ingeborg nannte schon den Sprachaustausch durch neue Familienmitglieder, Verheiratungen auch ohne Raub zwischen verschiedenen Stämmen waren möglich) oder durch Sprachähnlichkeiten erfolgte, ist meines Wissens ungewiss.
 
heinz schrieb:
wieso gab es so viele Sprachen in Nordamerika?:confused:

Liebe Heinz,

(warum zitierst du eigentlich jedesmal ein langes Posting, wenn du nur einen Satz drunterschreibst??????)

Es gab noch viel mehr als aus meinem Text hervorging. Ich hatte nur drei größere Sprachfamilien erwähnt. Die Wissenschaft ist sich da zwar sehr uneinig, was die Einordnung der einzelnen Sprachen und Aufstellung der Sprachfamilien betrifft, aber allein für Nordamerika zählt sie bis zu 19 Sprachfamilien und mehrere hundert Sprachen. Darunter eben große Sprachfamilien wie Algonkin, aber auch isolierte Sprachen wie das Zuni, die mit keiner sonst auf dem Kontinent gesprochenen Sprache verwandt zu sein scheinen. Die Sprachenvielfalt ist übrigens in Südamerika größer als im Norden.

Über die Gründe für diese Vielfalt ist sich die Wissenschaft ebenfalls noch nicht einig geworden. Eine Erklärung besteht darin, verschiedene Einwanderungswellen anzunehmen.
 
Gab es keine Lingua Franca in gewissen Gebieten Nordamerikas?
Wenn nicht, verstünde ich durchaus wieso (nie ein Großreich in Nordamerika etc.) aber es würde mich dennoch interessieren ob es gewisse Sprachen gab, die Stammesübergreifend in gewissen Regionen benutzt wurden.
 
Enkidu schrieb:
Gab es keine Lingua Franca in gewissen Gebieten Nordamerikas?

Diese Funktion scheint in gewissen Gebieten eben die Zeichensprache übernommen zu haben, dann das Englische...
 
hyokkose schrieb:
Diese Funktion scheint in gewissen Gebieten eben die Zeichensprache übernommen zu haben, dann das Englische...
Im Nordwesten gab es noch eine weitere: Chinook. Die Sprache der Chinook wurde zur Handelssprache; sie wurde später auch mit englischen Wörtern angereichert. 'Boston' zb hieß: Amerikaner (weil die ersten US-Handelsschiffe, die dort ankamen, Boston als Heimathafen hatten), 'Dola' oder 'Tala' hieß Geld.
 
Ingeborg schrieb:
Liebe Heinz,

(warum zitierst du eigentlich jedesmal ein langes Posting, wenn du nur einen Satz drunterschreibst??????)

Über die Gründe für diese Vielfalt ist sich die Wissenschaft ebenfalls noch nicht einig geworden. Eine Erklärung besteht darin, verschiedene Einwanderungswellen anzunehmen.

Liebe Ingeborg,

ich will Deine Frage mit den sechs? gern beantworten. Ich finde alles was Du schreibst außerordentlich interessant,:winke: außerdem bin ich etwas faul, um das Wesentlichste herauszuschreiben. Ferner meine ich, dass man auch mit wenigen Worten das sagen kann, was man meint.:rolleyes:
Um auf die Sprachenvielfalt zurückzukommen, nichts genaues weiß man also noch nicht. :confused:
 
Ähem, aber die Frage nach den einzelnen Indianersprachen ist doch sicherlich einen eigenen Thread wert.
 
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Mir fällt da gerade was ein, das ich vor einigen Jahren mal gelesen habe.
Stimmt es eigentlich, dass es das Wort "Manitou" für "Gott" in keiner indianischen Sprache gibt und dieser Begriff eigentlich von den Weißen erfunden wurde. Die Indianer haben ihn dann übernommen und benutzt, wenn sie mit weißen kommunizierten, die dann später wiederum glaubten, es sei ein indianischer Begriff.
Kompliziert zu schreiben. Irgendwie "Kuddelmuddel", aber ich habe das wirklich mal gelesen. Weiß jemand von euch, ob an der Geschichte etwas Wahres dran ist?
 
Festus621 schrieb:
Mir fällt da gerade was ein, das ich vor einigen Jahren mal gelesen habe.
Stimmt es eigentlich, dass es das Wort "Manitou" für "Gott" in keiner indianischen Sprache gibt und dieser Begriff eigentlich von den Weißen erfunden wurde.

So aus dem hohlen Bauch heraus meine ich, daß es das Wort "Manitou" in irgend einer Sprache gibt, daß es aber nicht der Name eines bestimmten Gottes ist und auch nicht im europäischen Sinne "Gott" bedeutet.


EDIT: http://www.indianer-wiki.org/Manitu
 
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