Ist das Deutschland-Lied wirklich so schlimm?

Interessant finde ich, wie die jeweiligen Nationen sich auch über die Nationalhymne lustig machen können.

Die Briten rasieren ihre Königin
Die Schweizer singen von Bratwurst und Cervelant die nicht viel Geld kosten
Und die Franzosen, begehen als Kinder der Brauereien den Tag des Trinkens!

bei dem Repo irgendwann mal wieder mitmachen wird.
 
Find ich schöner als das Deutschland-Lied. Anmutiger. Das Brecht-Lied. Aber eine Hymne von einem Kommunisten, unvorstellbar.
 
Das BVA (Bundesverwaltungsamt) schreibt zum Thema Nationalhymne:
"Eine Regelung erfolgte erst 1952. Bundeskanzler Dr. Konrad Adenauer bat den Bundespräsidenten in einem Schreiben vom 29. April 1952, "das Hoffmann-Haydn´sche Lied als Nationalhymne anzuerkennen. Bei staatlichen Veranstaltungen soll die dritte Strophe gesungen werden." Prof. Dr. Theodor Heuss gab hierzu mit seinem Antwortschreiben vom 2. Mai 1952 seine Zustimmung."

Dieser Briefwechsel wurde offiziell im Bundesgesetzblatt veröffentlicht und nicht durch einen Parlamentsbeschluss.

Nach der Wiedervereinugung wurde diese Entscheidung übernommen. Mit Beschluss vom 7. März 1990 entschied das Bundesverfassungsgericht, dass Hymne im Sinne des § 90a Abs. 1 Nr. 2 StGB nur die dritte Strophe des Deutschlandliedes ist (BVerfGE 81, 298ff.).

Übrigens kursieren immer wieder Behauptungen, wonach die 1. und 2. Strophe des "Deutschlandliedes" verboten seien; dies ist jedoch nicht der Fall.


Jacobum
 
Nochmal zu Haydn

Es gibt unbestätigte Gerüchte, dass er bei seiner Geburtagshymne auf den Kaiser etwas abgeguckt hat:pfeif: . Die Melodie der deutschen Hymne hat eine sehr große Ähnlichkeit mit einem kroatischen Volkslied und einem Rondo von Telemann.
Ich hab die Notierungen hier, vielleicht kann ich sie bald einscannen um das zu zeigen.
 
In einem Zeitungsartikel war angeregt worden, die Kaiserhymne zum offiziellen Lied der deutschen Fußball-WM-Organisatoren zu machen
("Gott beschütze Franz den Kaiser, unsern guten Kaiser Franz...")


Jacobum
 
Bei der Olympia-Hymne von 72 gabs doch sogar einen Prozeß, wegen dem Plagiatsvorwurf.
Die Melodie der "Horst Wessel H." war doch auch geklaut.

Alles mögliche ist doch geklaut.
Aus Brüder zur Sonne zur Freiheit haben die Nazis Brüder in Zechen und Gruben gemacht. Mit gleicher Melodie.
Aber ist hier OT
Also schhluß, vor ursi mit der Schere kommt:devil:

Grüße Repo
 
Tannhaeuser schrieb:
Apropos Plagiat: kennt jemand die Geschichte von Hanns Eisler, der sich in der DDR-Hymne bei Peter Kreuder bedient hat??

Ich hab 'ne alte LP zuhause (für Jüngere: = Vorläufer der CD). Da singt Hans Albers das Lied "Goodbye Johnny" aus dem Film "Wasser für Canitoga" (1939). Die ersten Takte sind mit der Becher-Hymne identisch, im weiteren Verlauf des Liedes kommt diese Ähnlichkeit immer wieder zum Vorschein.
Der Komponist Peter Kreuder hat später gegen die DDR-Hymne geklagt, aber versucht mal, einen Staat zu verklagen...

Anhang anzeigen 3064

Gruß

Jacobum
 
Zuletzt bearbeitet:
Jacobum schrieb:
Der Komponist Peter Kreuder hat später gegen die DDR-Hymne geklagt, aber versucht mal, einen Staat zu verklagen...

Gruß

Jacobum

Kreuder nahm aber später auf hübsche Weise Revanche: er machte eine Tournee durch die DDR, kam bei der letzten Zugabe heraus, setzte sich ans Klavier und begann mit den ersten Takten von "Good bye Johnny" - worauf sich das Publikum jedesmal erhob...
 
Es ist schon sehr bemerkenswert, mit wie viel Emotionen auch hier diese Diskussion geführt wird und wer sich anscheinend alles angegriffen fühlt oder ein Bedürfnis entwickelt sich zu rechtfertigen.
Muss nicht der Begeisterungsschaum, der gerade anlässlich sportlicher Erfolge geschlagen wird, wieder ein wenig gebremst werden?!
Das war meiner Ansicht nach ein Hauptmotiv der GEW, die Diskussion zu diesem Zeitpunkt zu starten.
Das hat nichts mit „Gutmenschentum“ zu tun, wie tejason so falsch meinte. Euphorie schaltet manchmal das Denken aus, und das sollte doch besser wieder angeknipst werden, auch wenn es gelegentlich und dem einen oder anderen unangenehm ist.
Man muss ja nicht mit allem einverstanden sein, was die GEW an Argumenten bringt - übrigens auch (kurz) zur Entstehungsgeschichte -, aber mir erscheint es verdächtig, wenn jemand diese Diskussion unterbinden oder herunterspielen möchte.
Der Hinweis auf die Schwülstigkeit, nationale Überheblichkeit und weitere negative Eigenschaften von Hymnen anderer Staaten beißt sich selber, denn damit wird ja eingeräumt, dass die deutsche Hymne solche Charakteristika aufweist. Außerdem: ist es weniger schlimm, wenn ich bei „Rot“ über eine Ampel fahre, wenn ich darauf verweisen kann, dass andere so etwas auch machen? Wohl kaum!
Nun zum Inhaltlichen der Nationalhymne, was Ashigaru bemängelt: Das „Deutschland, Deutschland über alles...“ klingt bei den ersten Zeilen einfach mit, ob man will oder nicht, denn (fast) jeder kennt auch diesen Teil des Textes. Und wenn jetzt über unverfänglichere Varianten für eine Hymne nachgedacht wird, so ist das zu begrüßen, finde ich.
Gut gefallen hat mir Repos Bemerkung über den Humor anderer Nationen bezüglich ihrer Hymnen. Da fiel mir der Alternativtext „Einigkeit und recht viel Freizeit...“ ein. Das ist doch ausbaufähig und kann vielleicht die Verbissenheit der Debatte wieder etwas relativieren.
 
Och, so verbissen wollen wir das nicht sehen.:)
Außerdem reden wir hier ja über die Geschichte der Hymne/anderer Hymnen. Das was du ansprichst, ist ja wieder so ein Politikum zu dem sich manche (ich ja auch) manchmal hinreißen lassen. Hier sollte man eher sachlich bleiben. Den Nationalstolz-Aspekt oder die Diskussion, ob man die Hymne wechseln sollte, kann man besser unter "Smalltalk" setzen...finde ich jetzt.
Sonst verfälschen die ganzen politischen Kommentare (dagegen oder dafür) die Diskussion. Aber natürlich kann man hier sagen, was dafür oder dagegen spricht.
 
Martas schrieb:
Stellt sich die Frage, wer genau von wem geklaut hat! Das ist ja auch sehr undurchsichtig!

Als Kroatisches hirtenlied (meistens mit flöte gespielt) ist die melodie bekannt und alt.
Nicht auszuschliessen, das das Liedchen auch bei Nachbarvölker gesungen wurde, evtl. mit unterschiedlichen Text,und/oder etwas verändert, das ist sogar typisch für Volkslieder.Ob es Kroatischen Ursprung ist, weiss man deshalb nicht sicher.
Als Hymne macht es sich doch ausgeschprochen gut, und es ist nicht selten, das Volkslieder in grossen Werken verarbeitet werden. Das zählt in der Musik nicht als Diebstal, sondern als Inspiration. Diebstal wäre das nur, wenn die Melodie einen Urheber hätte. Volksgut ist frei, und das sogar grezübergreifen, und das ist gut. Wir dürfen hier auch afrikanische folklore singen, und wir haben niemanden beklaut.
Welche deutsche Maler kriegt es vorgeworfen das er teilweise im ausland seine Ideen sammelt ? Warum dürfte ein Musiker das nicht ?
 
Hab ich nie behauptet, dass man als Künstler das nicht darf!!! Er hat eben nur "geklaut", bitte nicht negativ zu verstehen wie "gestohlen". Inspiration klar, nur wenn z.B. ein Rondo von Telemann auch diesselbe, oder fast diesselbe Melodie hat, dann hat das ganze ja einen Urheber: Telemann
 
Beim Grand Prix d' Eurovision hätte Kaiser Franzls Geburtstagslied jedenfalls nicht gespielt werden dürfen. Besser gefällt mir eh die Europahymne, die Ode an die Freude: "Seit umschlungen Miiiiilliooonen, diesen Kuuuuß der ganzen Weehelt" :chor:
 
südkoreanische Ode

El Quijote schrieb:
Beim Grand Prix d' Eurovision hätte Kaiser Franzls Geburtstagslied jedenfalls nicht gespielt werden dürfen. Besser gefällt mir eh die Europahymne, die Ode an die Freude: "Seit umschlungen Miiiiilliooonen, diesen Kuuuuß der ganzen Weehelt" :chor:

... welche in den WM-Stadien wiederum die Südkoreaner mit Inbrunst durch das Rund schallen ließen. Wo nun gerade für die Südkoreaner die Verbindung besteht, genau die Ode an die Freude für Ihre Kicker zu singen? Aber es besteht wohl allgemein eine Neigung des Reihum-Intonierens der gossenhauerndsten Melodien und das gefällige Eingliedern ins jeweilig nationale Liedrepertoire?! :pfeif:
 
Die Nationalhymne mit der heutigen Melodie und der ersten Strophe der DDR. Wie einst vorgesehen in der DDR. Der Text ist ideal.

Was glaubt ihr wieviel Holländer die zweite Zeile der ersten Strophe ihrer Nationalhymne singen?
Und überhaupt die erste Strophe der Holländer wenig nationalistisches hat.
 
Also ich finde die österreichische Hymne toll, d.h. die Melodie, die von Mozart ist. Die deutsche ist zwar auch nicht so schlecht (die Melodie wiederum, von Haydn, ebenfalls Österreicher), aber etwas abgenudelt. Die 'Ode an die Freude' (Beethoven) finde ich grauenhaft und total abgenudelt. Ist aber alles eine reine Geschmackssache.

Eine andere Sache ist natürlich der Text. Ich kann mir auch nicht erklären, warum nach dem 2WK die Hymne und der Text beibehalten wurde. Wahrscheinlich war der Text und die 3.Strophe irgendwie unverdächtig? Oder hatte man eine bestimmte politische Absicht (deutsche Einheit: EINIGKEIT und Recht und FREIHEIT...) ?

Die zweite Strophe war natürlich unhaltbar, wegen der territorialen Angaben (von der Etsch bis an die Memel...) die nicht mehr passten (Gebietsverluste nach dem Krieg).

Weiss denn jemand etwas über die Entstehungsgeschichte des Textes und H.v. Fallersleben, und was genau ursprünglich mit der Hymne gemeint war?
 
Zuletzt bearbeitet:
Zurück
Oben