Ist das Deutschland-Lied wirklich so schlimm?

kleinerKurfürst schrieb:
Die zweite Strophe ist natürlich unhaltbar, wegen der territorialen Angaben (von der Etsch bis an die Memel...) die nicht mehr passen (Gebietsverluste nach dem Krieg).

"Von der Maas bis an die Memel, von der Etsch bis an den Belt" -
Die territorialen Angaben haben schon vor dem Krieg (egal, vor welchem) nicht gepaßt.
 
Hab nochmal nachgeschaut (Wikipedia):

Von der Maas bis an die Memel, von der Etsch bis an den Belt...
und zwar ist das die erste Strophe. Wahrscheinlich ist das genau der Grund, warum die 1. Str nicht mehr aktuell war, und nicht "Deutschland über alles..."

Die zweite Strophe:
Deutsche Frauen, deutsche Treue, deutscher Wein und deutscher Sang sollen in der Welt behalten ihren alten schönen Klang, uns zu edler Tat begeistern unser ganzes Leben lang. -
Ist zwar auch völlig harmlos, aber eignet sich nicht für den Anfang.
 
Martin 69 schrieb:
... welche in den WM-Stadien wiederum die Südkoreaner mit Inbrunst durch das Rund schallen ließen. Wo nun gerade für die Südkoreaner die Verbindung besteht, genau die Ode an die Freude für Ihre Kicker zu singen? Aber es besteht wohl allgemein eine Neigung des Reihum-Intonierens der gossenhauerndsten Melodien und das gefällige Eingliedern ins jeweilig nationale Liedrepertoire?! :pfeif:

...weil die "Ode" in Asien extrem populär ist...ich würde behaupten wollen: Populärer als in Europa...
 
florian17160 schrieb:
Wobei anzumerken ist, das der Text auch nicht mehr gesungen werden durfte.
Wegen " Deutschland einig Vaterland".

Sing mal den DDR-Text auf die BRD-Melodie (oder andersrum)....geht prima...:cool:
 
Zuletzt bearbeitet:
musikalische Fans

Leopold Bloom schrieb:
...weil die "Ode" in Asien extrem populär ist...ich würde behaupten wollen: Populärer als in Europa...

DAS hab`ich mir auch gedacht, als ich`s vernahm! :D

Allein - Warum?
Klassisch-europäische Musikbildung für den Koreaner als Zeichen "man ist wer"?
Und Fußball ebenfalls als ein Ausweis "wir sind wer" (nämlich kultiviert ...)?
Wär`ja noch ne coole Sache, die ehemals hooliganischen Fans kultivieren sich auf einmal gesanglich um die Wette ... Arvo Pärt schallt von der Löwenkurve im 2. Ligaspiel gegen Wacker-Liszt-Burghausen ... :rofl:
 
Oooooch....so ungewöhnlich ist das nich....ich hab schon Verdi vernommen im Stadion (wenngleich wohl eher eine Minderheit wusste, dass da jetzt Verdi läuft)
 
Die südkoreanischen Fans singen sowieso gern, ich saß ganz dicht am roten Block und die summten fast die ganzen 90 Minuten etwas vor sich hin. Die "Ode an die Freude" war auch dabei, noch beliebter ist bei den Koreanern aber eine Soft-Pop-Schmachtballade amerikanischer Machart, deren Name mir nicht einfallen will (von Celine Dion? Mariah Carey?).
 
kleinerKurfürst schrieb:
Also ich finde die österreichische Hymne toll, d.h. die Melodie, die von Mozart ist. Die deutsche ist zwar auch nicht so schlecht (die Melodie wiederum, von Haydn, ebenfalls Österreicher), aber etwas abgenudelt. Die 'Ode an die Freude' (Beethoven) finde ich grauenhaft und total abgenudelt.

Weiss denn jemand etwas über die Entstehungsgeschichte des Textes und H.v. Fallersleben, und was genau ursprünglich mit der Hymne gemeint war?

Also, kannst du uns erklären was abgenudelt ist? Abgenudelt sind für mich...viele und keine Dinge!

Und zur Enstehungsgeschichte: Hochscrollen! Entstehungsgeschichte!

Er schreib den Text auf jeden Fall auf Helgoland und brachte darin seine Hoffnungen über ein freies, einiges Deutschland zum Ausdruck. "Deutschland, Deutschland über alles..." ist wohl nur so gemeint, dass jeder seine anderen (privaten) Ziele der Entstehung eines einigen Deutschlands unterordnen solle.
 
Leopold Bloom schrieb:
...weil die "Ode" in Asien extrem populär ist...ich würde behaupten wollen: Populärer als in Europa...

Das war die Hymne der Gesamtdeutschen Olympiamannschaft.
Die wurde gespielt als Armin Hary die Goldmedallie über 100 m gewann.
Und Hary, Germar, Cullmann und Lauer in der Staffel. (Am Tag danach war ich beim Friseur, Bürstenhaarschnitt wie Armin Hary. Papa hat nen Tobsuchtsanfall bekommen)

Irgendwie hab ich die Ode an die Freude nur positiv in Erinnerung.

Grüße Repo
 
Martas schrieb:
"Deutschland, Deutschland über alles..." ist wohl nur so gemeint, dass jeder seine anderen (privaten) Ziele der Entstehung eines einigen Deutschlands unterordnen solle.

Bitte den casus nicht vergessen. Es heißt "Deutschland über alles" und nicht "über allem".

Wenn Deutschland wirklich das alleroberste sein soll, dann wäre der Dativ angebracht ("Deutschland steht über allem in der Welt").

Es ist aber der Nominativ, bzw. Akkusativ. Ich denke, dass Hoffmann von Fallersleben die Fälle schon außereinanderhalten und einen Dativ korrekt anwenden konnte. Der Akkusativ käme z.B. dann in Frage, wenn er ausdrücken will "Ich liebe Deutschland über alles in der Welt, wenn es ... usw."

Jacobum
 
Zuletzt bearbeitet:
Jacobum schrieb:
Bitte den casus nicht vergessen. Es heißt "Deutschland über alles" und nicht "über allem".

Wenn Deutschland wirklich das alleroberste sein soll, dann wäre der Dativ angebracht ("Deutschland steht über allem in der Welt").

Es ist aber der Nominativ. Ich denke, dass Hoffmann von Fallersleben die Fälle schon außereinanderhalten konnte. Die Nominativform käme z.B. dann in Frage, wenn er ausdrücken will "Ich liebe Deutschland über alles in der Welt, wenn es ... usw."
Jacobum

Aber die Redewendung lautet: "etw. über alles andere stellen"
Demnach ist der Fall schon richtig.
 
Jacobum schrieb:
Es ist aber der Nominativ. Ich denke, dass Hoffmann von Fallersleben die Fälle schon außereinanderhalten konnte.

Dann hätte er aber den Akkusativ gemeint...

("über alles" / "über die Maßen" / "über den grünen Klee")
 
Stimmt:D , ist mir gar nicht aufgefallen
Tja, dann passt ja alles..."etw. über alles andere stellen"
 
Vieleicht meinte er ja auch etwas ganz anderes. Wenn ich mich recht erinnere, bestand Deutschland damals, als er das dichtete aus vielen kleinen Staaten.
 
:D Das ist es ja! Man soll die Einigung Deutschlands über alle seine Ziele stellen, eben üer alles. "Einigkeit..." Das ist ja damit gemeint, sein Hoffen auf ein einiges, freies Deutschland.
 
Der hessische Rundfunk schrieb in einer online-Ausgabe über den Vorstoß der GEW:

"... Warnungen der Gewerkschaft vor Nationalismus-Tendenzen der Hymne wiesen auch Experten als Unfug zurück. Für den Historiker Hans Mommsen ist das Singen der Nationalhymne in den WM-Stadien kein Zeichen für einen neuen deutschen Patriotismus. "Es ist mehr eine Art kollektiver Spieltrieb oder Party-Stimmung“. Die Hymne sei "für die, die sie singen, sicherlich kein Loblied auf die Nation. Sie hat einen emotionalen Stellenwert, ist ein Erkennungssymbol."

"Wenn Lehrer so einen Blödsinn behaupten, ist das ein bestürzendes Beispiel für die Geschichtsunkenntnis, die sich in Deutschland entwickelt hat", sagte Hans Ottomeyer, Generaldirektor des Deutschen Historischen Museums in Berlin. "
 
Repo schrieb:
Das war die Hymne der Gesamtdeutschen Olympiamannschaft.
Die wurde gespielt als Armin Hary die Goldmedallie über 100 m gewann.
Irgendwie hab ich die Ode an die Freude nur positiv in Erinnerung.

Grüße Repo

Als kleine Ergänzung ein Auszug aus einer Ausarbeitung der Uni-Köln über die Deutschen und ihre Nationalhymnen:

"Dass eine Nationalhymne nach 1945 fehlte, machte sich u.a. bei internationalen Sportveranstaltungen bemerkbar. Offiziell vorgesehen war für solche Gelegenheiten Schiller/Beethovens „Freude, schöner Götterfunken“. Es kam aber auch vor, dass anstelle einer Hymne der Kölner Karnevalsschlager von 1948 „Wir sind die Eingeborenen von Trizonesien“ gespielt wurde oder aber „In München steht ein Hofbräuhaus“ und bei Auftritten Konrad Adenauers „Heidewitzka, Herr Kapitän“.
 
Jacobum schrieb:
Der hessische Rundfunk schrieb in einer online-Ausgabe über den Vorstoß der GEW:

"... Warnungen der Gewerkschaft vor Nationalismus-Tendenzen der Hymne wiesen auch Experten als Unfug zurück. Für den Historiker Hans Mommsen ist das Singen der Nationalhymne in den WM-Stadien kein Zeichen für einen neuen deutschen Patriotismus. "Es ist mehr eine Art kollektiver Spieltrieb oder Party-Stimmung“. Die Hymne sei "für die, die sie singen, sicherlich kein Loblied auf die Nation. Sie hat einen emotionalen Stellenwert, ist ein Erkennungssymbol."

"Wenn Lehrer so einen Blödsinn behaupten, ist das ein bestürzendes Beispiel für die Geschichtsunkenntnis, die sich in Deutschland entwickelt hat", sagte Hans Ottomeyer, Generaldirektor des Deutschen Historischen Museums in Berlin. "

Zwei Historiker als Experten für gegenwärtige möglicherweise sich entwickelnde Nationalismen heranzuziehen, erscheint mir wenig überzeugend.
Ob der werte Prof. Mommsen, den ich als Student schätzen gelernt habe, die Stimmungen in einem Fußball-Stadion kompetent beurteilen kann, möchte ich zumindest in Frage stellen.
Ich hatte zumindest bei dem Spiel Deutschland-Polen, das ich life erleben durfte, den Eindruck beim Absingen der Hymne, dass es bei manchen weniger um Party-Stimmung ging.
Interessanter fände ich Analysen von Sozialwissenschaftlern über Stimmungen bei deutschen Fans bei der derzeitigen WM, falls es sie denn gibt.
 
Klaus P. schrieb:
Ich hatte zumindest bei dem Spiel Deutschland-Polen, das ich life erleben durfte, den Eindruck beim Absingen der Hymne, dass es bei manchen weniger um Party-Stimmung ging.
Interessanter fände ich Analysen von Sozialwissenschaftlern über Stimmungen bei deutschen Fans bei der derzeitigen WM, falls es sie denn gibt.

Kannst du das näher erläutern, mich würde das persönlich interessieren. Kam da etwa blanker Hass zum Vorschein, oder wie?
 
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