Ist das Holocaustmahnmal ein Denkmal der Schande?

Ich kannte die Stolpersteine in Marburg, fand sie jetzt auch in Siegen. Mich berührt das Schicksal, ich lese die Namen in einer Straße die mir seit der Kindheit "geläufig" ist. Jetzt sehe ich die Namen der Opfer, während die Täter in meiner Stadt "verdiente Bürger" waren, deren Verstrickung in den Mord und in das System zu meiner Schulzeit tabu waren, ein Nicht-Thema.
Das Gedenken zu bewirken ist ehrenvoll. Die Täter und ihre Apologeten wollen das Schweigen.
 
Wirklich sicher und immer? Wenn restlos ja, dann wäre der heilige Heimatboden was untergeordnetes...
Hättest nur ein Sätzlein weiterlesen müssen, nämlich:
Es sei denn, er wertet das Untere auf, sei es durch Besitz oder Weihe, …
und schon hättest dir das Sofiegeschimpfe sparen können. Aber nein, stattdessen wird jetzt auch noch Aïda aufgefahren, die hörige Fantasiemaitresse aus der Blütezeit antikisierender Chauvinisten, die einem Mann freiwillig in den Tod zu folgt. Thnx :D
 
"Denkmal der Schande" stammt aus einer Rede von Björn Höcke.

Höcke sagte: "Wir Deutschen sind das einzige Volk der Welt, dass sich ein Denkmal der Schande in das Herz seiner Hauptstadt gepflanzt hat."

Später zeigte Höcke sich erstaunt darüber, dass man ihn so missverstanden habe, denn selbstverständlich sei es ihm nur darum gegangen den Holocaust, also den von Deutschen verübten Völkermord an den Juden als eine Schande für unser Volk zu bezeichnen."

Diesen Satz hatte Höcke allerdings in seiner Dresdner-Rede nicht gesagt. Im Kontext seiner Rede wurde eigentlich ziemlich deutlich, dass für ihn nicht der Holocaust, sondern das Holocaust-Denkmal die wahre Schande ist.

"Diese dämliche Beschwichtigungspolitik, die lähmt uns heute noch. Wir brauchen nichts anderes, als eine erinnerungspolitische Wende um 180 ° Wir brauchen keine toten Riten mehr."

Björn Höcke ist Gymnasiallehrer, so naiv und unbedarft wie er sich gibt, kann man überhaupt nicht sein.

Höckes Äußerung war nichts, als ein gezielter Tabubruch. Wenn man es gesagt hat, rudert man selbstverständlich zurück. Neeiiin, das war natürlich nicht so gemeint, die Presse mal wieder. Versucht einen als den Faschisten, der man ist hinzustellen. Es war natürlich nicht so gemeint, wie es verstanden werden konnte.

Man hat es aber gesagt, die Botschaft hat die Empfänger erreicht, die man erreichen wollte. Die Grenze des öffentlich noch gerade so sagbaren hat man wieder verschoben. "Bomben-Holocaust", "Fliegenschiss"

Beim nächsten Mal spuckt man dann noch gröbere Töne. In der AfD hat Gauland schon die Ansicht geäußert, dass "Wir Deutschen eine mehrtausendjährige Geschichte haben und 12 Jahre Naziherrschaft, nur ein "Fliegenschiss" seien.

Höckes Rede war eine Verächtlichmachung des Geschichtsaufarbeitung der Bundesrepublik, der Erinnerungskultur seit 1945, wenn geäußert wird, dass "Wir" eine erinnerungspolitische Wende um 180 ° brauchen, dann ist ganz klar, dass für ihn nicht der Holocaust, sondern vielmehr das Denkmal eine Schande ist.

Die Aufarbeitung des Nationalsozialismus war das Werk von mehr, als drei Generationen. Die Kriegsgeneration war zu sehr traumatisiert, dass sie den Aufbau des Landes geschafft hat, war viel.

Im Aufbruch der Protest- und Bürgerrechtsbewegung, war die Forderung nach einer Aufarbeitung der NS-Zeit überfällig, der Diskurs war aber sehr polemisch, musste es vielleicht auch sein. Die 1968er waren zeitlich noch zu nah dran. Viele aus der Protestgeneration der 1968er haben ihre Eltern nach der Nazizeit gefragt- sie haben aber in den meisten Fällen keine befriedigenden Antworten erhalten.

In der Generation der Enkel war Deutschland längst eine gefestigte Demokratie. Viele der älteren Generation hatten Sichtweisen des NS übernommen. In manchen Familien galten die als Nazis, aber im Grunde stimmte das nicht. Etliche äußerten die Meinung, dass nicht alles im NS falsch war, manche dachten gerne an Erlebnisse in der HJ oder im BDM zurück, aber alte Nazis waren doch die wenigsten. Kaum einer wünschte sich Hitler zurück, und so autoritäre Knochen sie auch sein mochten, inzwischen waren sie in der Demokratie angekommen, wussten die Vorzüge der Demokratie zu schätzen.

Nach dem Zusammenbruch des Ostblocks begannen die Alten plötzlich von sich aus vom Krieg und vom NS zu erzählen. Sie erzählten ihren Enkeln. Vieles brach da nach über 50 Jahren heraus, meistens Dinge, die sie früher nie erwähnten. Die zeitliche Distanz war größer, die Nachkriegsgeneration in die Jahre gekommen, und die der Enkel inzwischen auch erwachsen.

Ich bedaure es heute sehr, dass ich meine Großeltern nicht mehr fragen kann. Ich bin mir sicher, dass die Alten auch vom Holocaust gesprochen hätten. Ich habe viel recherchiert zum Lebenslauf meiner Großeltern. Ich bin heute davon überzeugt, dass mein Opa an der Ostfront etwas mitbekommen hat, was ihn enorm traumatisierte. Ich bin auch davon überzeugt, dass er meiner Oma davon erzählt hat und ihr eine Art Versprechen abgenommen hat, darüber zu niemandem etwas zu sagen.

Als ich zum ersten Mal in die USA und nach Israel kam, war ich überrascht, dass Deutschland und die Deutschen einen guten Ruf haben. Die Vergangenheitsbewältigung in der Bundesrepublik hatte mit Sicherheit ihre Schwächen, es war ein überaus langwieriger Prozess, es waren mit Sicherheit auch nicht alle Deutschen bereit, sich mit der NS-Vergangenheit auseinanderzusetzen. Im Großen und Ganzen wird man aber der Mehrheit der Deutschen zubilligen, dass die Aufarbeitung der NS-Geschichte ernst gemeint war, ernst gemeint ist.

Höcke hat sich bei seiner Dresdner Rede nicht missverständlich geäußert. Es war unmissverständlich, dass für ihn nicht der Holocaust, sondern das Mahnmal eine Schande ist.

Das ist in einer Demokratie sogar sein gutes Recht der Meinungsäußerung. Wenn die Bundesrepublik Deutschland aber wieder Ansehen besitzt, dann ist das zum nicht geringen Teil Verdienst der Erinnerungs-Kultur, des deutschen Geschichtsgedenkens seit 1945.

Genau diese Erinnerungskultur aber, will Höcke abschaffen, um 180 ° drehen, denn "Wir" brauchen diese "dämliche Beschwichtigungspolitik", die uns nur lähmt nicht.

Wer so denkt, glaubt die Lösung zu sein, ist aber in Wirklichkeit Teil des Problems.


Herzlichen Dank für die ausführliche Antwort
 
Bin mit Riothamus absolut einig, dass Stolpersteine mit der Möglichkeit zum Drauftreten eine unglückliche latente Symbolik enthalten, die hätte bedacht werden müssen…
Ich finde die Stolpersteine gar nicht mal so schlecht. Ich habe an mir selbst festgestellt, dass ich einen übersehen habe, aus Versehen darauf getreten bin, sie mir dann aber umso genauer angesehen habe.
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El Quichote hat in dem Ikonoklasmus- Thread einige Male auf die Bedeutung der (räumlichen) Perspektive von Denkmälern hingewiesen, zu denen man aufschauen muss. Auf die Stolpersteine blickt man von oben, um die Formulierung "man blickt herab" zu vermeiden. Man muss nicht, aber man kann (versehentlich) darauf treten, und natürlich können Hunde darauf urinieren oder eine "Tretmine" legen, was bei "auf Augenhöhe" installierten Gedenktafeln kaum möglich ist.

Ich kann die Bedenken gegen die "Stolpersteine" schon ganz gut nachvollziehen.
 
Man hat es aber gesagt, die Botschaft hat die Empfänger erreicht, die man erreichen wollte. Die Grenze des öffentlich noch gerade so sagbaren hat man wieder verschoben. "Bomben-Holocaust", "Fliegenschiss"

Beim nächsten Mal spuckt man dann noch gröbere Töne. In der AfD hat Gauland schon die Ansicht geäußert, dass "Wir Deutschen eine mehrtausendjährige Geschichte haben und 12 Jahre Naziherrschaft, nur ein "Fliegenschiss" seien.


s.

Ein "Vogelschiss" hat Gauland gesagt.
 
Im Kontext seiner Rede wurde eigentlich ziemlich deutlich, dass für ihn nicht der Holocaust, sondern das Holocaust-Denkmal die wahre Schande ist.

Diese Interpretation macht im Kontext der Rede aber übehaupt keinen Sinn. Er spricht ja davon, dass wir Deutschen das einzige Volk der Welt seien, das sich ein Denkmal der Schande in das Herz seiner Hauptstadt gepflanzt habe.

Also weder Amerikaner, noch Briten, noch Franzosen, noch Russen, noch Japaner, noch Türken haben sich mitten in ihre Hauptstadt ein riesiges Denkmal zur Erinnerung an die grösste nationale Schande ihrer Geschichte errichtet.

Rudolf Augstein schrieb schon 1998 mit Blick auf das damals in Planung befindliche Mahnmal:

"Nun soll in der Mitte der wiedergewonnenen Hauptstadt Berlin ein Mahnmal an unsere fortwährende Schande erinnern. Anderen Nationen wäre ein solcher Umgang mit ihrer Vergangenheit fremd."

»Wir sind alle verletzbar«

Soweit ich weiss war das Holokaust-Mahnmal in Berlin nie unumstritten. Man kann darüber diskutieren, ob es in dieser Form und Grösse und der Ort wirklich sein musste.

Dass der Holokaust die grösste Schande der deutschen Geschichte ist und ein Mahnmal entsprechend an diese grösste Schande erinnert, wird wohl jeder so sehen.
 
Im Kontext seiner Rede wurde eigentlich ziemlich deutlich, dass für ihn nicht der Holocaust, sondern das Holocaust-Denkmal die wahre Schande ist.
Diese Interpretation macht im Kontext der Rede aber übehaupt keinen Sinn. Er spricht ja davon, dass wir Deutschen das einzige Volk der Welt seien, das sich ein Denkmal der Schande in das Herz seiner Hauptstadt gepflanzt habe.
Scorpio hat das schon richtig beurteilt. Die Rede ist online (z.B. beim Tagesspiegel) und kann von jedem gelesen und bewertet werden. Aus der Rede:

Bis jetzt ist unsere Geistesverfassung, unser Gemütszustand immer noch der eines total besiegten Volkes.

[Applaus]

Wir Deutschen – und ich rede jetzt nicht von euch Patrioten, die sich hier heute versammelt haben – wir Deutschen, also unser Volk, sind das einzige Volk der Welt, das sich ein Denkmal der Schande in das Herz seiner Hauptstadt gepflanzt hat.

[Applaus]

Und anstatt die nachwachsende Generation mit den großen Wohltätern, den bekannten weltbewegenden Philosophen, den Musikern, den genialen Entdeckern und Erfindern in Berührung zu bringen, von denen wir ja so viele haben – Markus Mohr hat darauf hingewiesen und die Namen stellenweise erwähnt, und es war doch nur eine kleine Gruppe, die er mangels Zeit aufzählen konnte –, vielleicht mehr als jedes andere Volk auf dieser Welt, liebe Freunde! Und anstatt unsere Schüler in den Schulen mit dieser Geschichte in Berührung zu bringen, wird die Geschichte, die deutsche Geschichte, mies und lächerlich gemacht. So kann es und darf es nicht weitergehen!

Ein "Geschichtslehrer" - naja, de facto ist er das ja, oder hat man ihm inzwischen die Facultas entzogen? - der sich im Prinzip dagegen wendet, die jüngste Geschichte zu unterrichten, ohne die Deutschland heute gar nicht zu verstehen ist.

Abgesehen davon ist Höcke auch vor seiner öffentlichen Auftritte schon als Autor der rechten Szene (unter dem Pseudonym Landolf Ladig) bekannt geworden.


Also weder Amerikaner, noch Briten, noch Franzosen, noch Russen, noch Japaner, noch Türken haben sich mitten in ihre Hauptstadt ein riesiges Denkmal zur Erinnerung an die grösste nationale Schande ihrer Geschichte errichtet.
Whataboutism ist so etwas von 2015.

Ich sehe in deinem Beitrag typische rhetorische Strategien: Whataboutism, Negierung und Bagatellisierung, Suche nach politisch unverdächtigen Gewährsleuten (hier Augstein).
 
Diese Interpretation macht im Kontext der Rede aber übehaupt keinen Sinn. Er spricht ja davon, dass wir Deutschen das einzige Volk der Welt seien, das sich ein Denkmal der Schande in das Herz seiner Hauptstadt gepflanzt habe.

Also weder Amerikaner, noch Briten, noch Franzosen, noch Russen, noch Japaner, noch Türken haben sich mitten in ihre Hauptstadt ein riesiges Denkmal zur Erinnerung an die grösste nationale Schande ihrer Geschichte errichtet.

Rudolf Augstein schrieb schon 1998 mit Blick auf das damals in Planung befindliche Mahnmal:

"Nun soll in der Mitte der wiedergewonnenen Hauptstadt Berlin ein Mahnmal an unsere fortwährende Schande erinnern. Anderen Nationen wäre ein solcher Umgang mit ihrer Vergangenheit fremd."

»Wir sind alle verletzbar«

Soweit ich weiss war das Holokaust-Mahnmal in Berlin nie unumstritten. Man kann darüber diskutieren, ob es in dieser Form und Grösse und der Ort wirklich sein musste.

Dass der Holokaust die grösste Schande der deutschen Geschichte ist und ein Mahnmal entsprechend an diese grösste Schande erinnert, wird wohl jeder so sehen.

Ich habe die Rede dreimal vollständig gelesen. Solltest du vielleicht auch mal tun.

Höcke-Rede im Wortlaut: "Diese Regierung ist zu einem Regime mutiert" - Politik - Tagesspiegel

Im "Kontext" von Höckes Rede konnte eigentlich kein Zweifel daran bestehen, dass für Höcke tatsächlich das Mahnmal, nicht die Untaten, an die es erinnert, die wahre Schande ist.
 
Scorpio hat das schon richtig beurteilt. Die Rede ist online (z.B. beim Tagesspiegel) und kann von jedem gelesen und bewertet werden. Aus der Rede:

Bis jetzt ist unsere Geistesverfassung, unser Gemütszustand immer noch der eines total besiegten Volkes.

[Applaus]

Wir Deutschen – und ich rede jetzt nicht von euch Patrioten, die sich hier heute versammelt haben – wir Deutschen, also unser Volk, sind das einzige Volk der Welt, das sich ein Denkmal der Schande in das Herz seiner Hauptstadt gepflanzt hat.

[Applaus]

Und anstatt die nachwachsende Generation mit den großen Wohltätern, den bekannten weltbewegenden Philosophen, den Musikern, den genialen Entdeckern und Erfindern in Berührung zu bringen, von denen wir ja so viele haben – Markus Mohr hat darauf hingewiesen und die Namen stellenweise erwähnt, und es war doch nur eine kleine Gruppe, die er mangels Zeit aufzählen konnte –, vielleicht mehr als jedes andere Volk auf dieser Welt, liebe Freunde! Und anstatt unsere Schüler in den Schulen mit dieser Geschichte in Berührung zu bringen, wird die Geschichte, die deutsche Geschichte, mies und lächerlich gemacht. So kann es und darf es nicht weitergehen!

Ein "Geschichtslehrer" - naja, de facto ist er das ja, oder hat man ihm inzwischen die Facultas entzogen? - der sich im Prinzip dagegen wendet, die jüngste Geschichte zu unterrichten, ohne die Deutschland heute gar nicht zu verstehen ist.

Abgesehen davon ist Höcke auch vor seiner öffentlichen Auftritte schon als Autor der rechten Szene (unter dem Pseudonym Landolf Ladig) bekannt geworden.



Whataboutism ist so etwas von 2015.

Ich sehe in deinem Beitrag typische rhetorische Strategien: Whataboutism, Negierung und Bagatellisierung, Suche nach politisch unverdächtigen Gewährsleuten (hier Augstein).

Höckes Dresdner Rede war eine totale Absage an die Erinnerungskultur seit 1945. Höcke ging in diesem Zusammenhang auch auf die vielbeachtete Rede Richard von Weizäckers am 8. Mai 1985 anlässlich des 40-Jährigen Endes des 2. Weltkriegs. Weizäcker kam darin zum Schluss, dass der 8. Mai 1945 für Deutschland ein Tag der Befreiung war.
Höcke räumt zwar ein, dass Weizäckers Rede stilistisch brilliant war, vertritt aber die These, dass es eine Rede "gegen das deutsche Volk" gewesen sei.

Wer Höcke und anderen AfD-Politikern längere Zeit zuhört, kann sich eigentlich wenig Illusionen darüber machen, wohin die Reise gehen soll.

Nicht lange nach Höckes Dresdner Rede stellte die AfD-Fraktion in Baden-Württemberg den Antrag, sämtliche Fördergelder für die Gedenkstätte Gurs zu streichen und alle Gelder für Klassenfahrten zu NS-Gedenkstätten umzuwidmen.

Die Gedenkstätte Gurs erinnert an ein Internierungslager in den französischen Pyrenäen.
 
Für meinen Geschmack erhält der bräunliche Sermon von einem Herrn Höcke hier zu viel Raum - klar ist, dass dieser keine Deutungshoheit über hiesige Erinnerungskultur inne hat und dass seine intellektuell dürftigen rechtsaußen-Ansichten kein Anlass sind, an der hiesigen Erinnerungskultur irgendetwas zu ändern oder zu hinterfragen.
 
Ich habe die Rede dreimal vollständig gelesen. Solltest du vielleicht auch mal tun.

Höcke-Rede im Wortlaut: "Diese Regierung ist zu einem Regime mutiert" - Politik - Tagesspiegel

Im "Kontext" von Höckes Rede konnte eigentlich kein Zweifel daran bestehen, dass für Höcke tatsächlich das Mahnmal, nicht die Untaten, an die es erinnert, die wahre Schande ist.

Ich wäre beim Lesen der Rede von selbst nie auf die Idee gekommen, dass er das Mahnmal als Schande bezeichnet. Diese Interpretation ergibt für mich in Kontext der Rede auch absolut keinen Sinn.

So wie ich die Rede verstehe, ist Herr Höcke der Meinung, Deutschland sei die einzige Nation auf der Welt, die ihre grosse nationale Schande in übertriebener Weise in den Mittelpunkt ihrer Erinnerung und Identität stelle. Keine andere Nation auf der Welt würde so mit ihrer Geschichte umgehen, das Negativste so stark herauszustellen. Andere Nationen würden die Höhepunkte ihrer Geschichte betonen und besonders herausstellen, auf die man stolz sei und mit denen man sich positiv identifiziere und nicht ihre grösste Schande. Ich verstehe ihn so, dass er für einen solchen Umgang mit der deutschen Geschichte plädiert, wie ihn Franzosen, Briten oder Amerikaner mit ihrer Geschichte auch pflegen.

Kann man so oder auch anders sehen. Da kann man unterschiedlicher Meinung sein. Da geht es doch letztlich auch nicht um Geschichtswissenschaft, sondern um Geschichtspolitik.
 
Ich wäre beim Lesen der Rede von selbst nie auf die Idee gekommen, dass er das Mahnmal als Schande bezeichnet. Diese Interpretation ergibt für mich in Kontext der Rede auch absolut keinen Sinn.

So wie ich die Rede verstehe, ist Herr Höcke der Meinung, Deutschland sei die einzige Nation auf der Welt, die ihre grosse nationale Schande in übertriebener Weise in den Mittelpunkt ihrer Erinnerung und Identität stelle. Keine andere Nation auf der Welt würde so mit ihrer Geschichte umgehen, das Negativste so stark herauszustellen. Andere Nationen würden die Höhepunkte ihrer Geschichte betonen und besonders herausstellen, auf die man stolz sei und mit denen man sich positiv identifiziere und nicht ihre grösste Schande. Ich verstehe ihn so, dass er für einen solchen Umgang mit der deutschen Geschichte plädiert, wie ihn Franzosen, Briten oder Amerikaner mit ihrer Geschichte auch pflegen.

Kann man so oder auch anders sehen. Da kann man unterschiedlicher Meinung sein. Da geht es doch letztlich auch nicht um Geschichtswissenschaft, sondern um Geschichtspolitik.

Sehr wohlwollend betrachtet, kann man Höckes Äußerungen ja auch so interpretieren. Er wird sich schon etwas dabei gedacht haben, weshalb er so und nicht anders formuliert hat-der Mann ist ja nicht blöd.

Sein Dresdner Publikum hat Höcke jedenfalls so verstanden, wie Höcke wohl auch verstanden werden wollte. Solange aber womöglich eine Anzeige wegen Volksverhetzung droht, formuliert man verhalten. Unmissverständlich hat Höcke in seiner Rede jedenfalls sehr deutlich gemacht, dass er das Mahnmal für höchst überflüssig hält, dass er die gesamte Gedenkkultur seit 1945 nicht nur für überflüssig, sondern für "uns", für das deutsche Volk schädlich und lähmend ansieht.
Weizäckers bemerkenswerte Rede vom 8. Mai 1985 sei so Höcke "gegen das deutsche Volk" gerichtet gewesen.

Kurz nach Höckes Rede hat die AfD-Fraktion in Baden-Württemberg Höckes Worten Taten folgen lassen und den Antrag gestellt, Unterstützungen für eine Gedenkstätte in Frankreich einzustellen und keine Gelder für Klassenfahrten zu Gedenkstätten für Opfer des NS mehr zur Verfügung zu stellen.

"Wir" brauchen es nicht, weder das Holocaust-Mahnmal, noch irgendeine andere Gedenkstätte, die nur den Zweck hat, das deutsche Volk moralisch zu erpressen- das ist die Schlussfolgerung, die man aus Höckes Dresdner Rede nicht nur ziehen kann, sondern sie ziehen muss.

Wenn Höcke etwas zu sagen hätte, wäre das Mahnmal morgen weg.
 
Wenn man die Rede nicht liest, wie kann man dann beurteilen, was Höcke gemeint hat?

Ist Höcke jemand, der irgendwie wichtig ist? Ist man dieser Coleur nicht viel zu lange nachgelaufen, hat ihnen viel zu oft zugehört, sie in Talkshows, Interviews und anderweitig erst hoffähig gemacht?
Ist es irgendwie von Relevanz, was ein Höcke oder ein Gauland sagt?
 
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