"Denkmal der Schande" stammt aus einer Rede von Björn Höcke.
Höcke sagte: "Wir Deutschen sind das einzige Volk der Welt, dass sich ein Denkmal der Schande in das Herz seiner Hauptstadt gepflanzt hat."
Später zeigte Höcke sich erstaunt darüber, dass man ihn so missverstanden habe, denn selbstverständlich sei es ihm nur darum gegangen den Holocaust, also den von Deutschen verübten Völkermord an den Juden als eine Schande für unser Volk zu bezeichnen."
Diesen Satz hatte Höcke allerdings in seiner Dresdner-Rede nicht gesagt. Im Kontext seiner Rede wurde eigentlich ziemlich deutlich, dass für ihn nicht der Holocaust, sondern das Holocaust-Denkmal die wahre Schande ist.
"Diese dämliche Beschwichtigungspolitik, die lähmt uns heute noch. Wir brauchen nichts anderes, als eine erinnerungspolitische Wende um 180 ° Wir brauchen keine toten Riten mehr."
Björn Höcke ist Gymnasiallehrer, so naiv und unbedarft wie er sich gibt, kann man überhaupt nicht sein.
Höckes Äußerung war nichts, als ein gezielter Tabubruch. Wenn man es gesagt hat, rudert man selbstverständlich zurück. Neeiiin, das war natürlich nicht so gemeint, die Presse mal wieder. Versucht einen als den Faschisten, der man ist hinzustellen. Es war natürlich nicht so gemeint, wie es verstanden werden konnte.
Man hat es aber gesagt, die Botschaft hat die Empfänger erreicht, die man erreichen wollte. Die Grenze des öffentlich noch gerade so sagbaren hat man wieder verschoben. "Bomben-Holocaust", "Fliegenschiss"
Beim nächsten Mal spuckt man dann noch gröbere Töne. In der AfD hat Gauland schon die Ansicht geäußert, dass "Wir Deutschen eine mehrtausendjährige Geschichte haben und 12 Jahre Naziherrschaft, nur ein "Fliegenschiss" seien.
Höckes Rede war eine Verächtlichmachung des Geschichtsaufarbeitung der Bundesrepublik, der Erinnerungskultur seit 1945, wenn geäußert wird, dass "Wir" eine erinnerungspolitische Wende um 180 ° brauchen, dann ist ganz klar, dass für ihn nicht der Holocaust, sondern vielmehr das Denkmal eine Schande ist.
Die Aufarbeitung des Nationalsozialismus war das Werk von mehr, als drei Generationen. Die Kriegsgeneration war zu sehr traumatisiert, dass sie den Aufbau des Landes geschafft hat, war viel.
Im Aufbruch der Protest- und Bürgerrechtsbewegung, war die Forderung nach einer Aufarbeitung der NS-Zeit überfällig, der Diskurs war aber sehr polemisch, musste es vielleicht auch sein. Die 1968er waren zeitlich noch zu nah dran. Viele aus der Protestgeneration der 1968er haben ihre Eltern nach der Nazizeit gefragt- sie haben aber in den meisten Fällen keine befriedigenden Antworten erhalten.
In der Generation der Enkel war Deutschland längst eine gefestigte Demokratie. Viele der älteren Generation hatten Sichtweisen des NS übernommen. In manchen Familien galten die als Nazis, aber im Grunde stimmte das nicht. Etliche äußerten die Meinung, dass nicht alles im NS falsch war, manche dachten gerne an Erlebnisse in der HJ oder im BDM zurück, aber alte Nazis waren doch die wenigsten. Kaum einer wünschte sich Hitler zurück, und so autoritäre Knochen sie auch sein mochten, inzwischen waren sie in der Demokratie angekommen, wussten die Vorzüge der Demokratie zu schätzen.
Nach dem Zusammenbruch des Ostblocks begannen die Alten plötzlich von sich aus vom Krieg und vom NS zu erzählen. Sie erzählten ihren Enkeln. Vieles brach da nach über 50 Jahren heraus, meistens Dinge, die sie früher nie erwähnten. Die zeitliche Distanz war größer, die Nachkriegsgeneration in die Jahre gekommen, und die der Enkel inzwischen auch erwachsen.
Ich bedaure es heute sehr, dass ich meine Großeltern nicht mehr fragen kann. Ich bin mir sicher, dass die Alten auch vom Holocaust gesprochen hätten. Ich habe viel recherchiert zum Lebenslauf meiner Großeltern. Ich bin heute davon überzeugt, dass mein Opa an der Ostfront etwas mitbekommen hat, was ihn enorm traumatisierte. Ich bin auch davon überzeugt, dass er meiner Oma davon erzählt hat und ihr eine Art Versprechen abgenommen hat, darüber zu niemandem etwas zu sagen.
Als ich zum ersten Mal in die USA und nach Israel kam, war ich überrascht, dass Deutschland und die Deutschen einen guten Ruf haben. Die Vergangenheitsbewältigung in der Bundesrepublik hatte mit Sicherheit ihre Schwächen, es war ein überaus langwieriger Prozess, es waren mit Sicherheit auch nicht alle Deutschen bereit, sich mit der NS-Vergangenheit auseinanderzusetzen. Im Großen und Ganzen wird man aber der Mehrheit der Deutschen zubilligen, dass die Aufarbeitung der NS-Geschichte ernst gemeint war, ernst gemeint ist.
Höcke hat sich bei seiner Dresdner Rede nicht missverständlich geäußert. Es war unmissverständlich, dass für ihn nicht der Holocaust, sondern das Mahnmal eine Schande ist.
Das ist in einer Demokratie sogar sein gutes Recht der Meinungsäußerung. Wenn die Bundesrepublik Deutschland aber wieder Ansehen besitzt, dann ist das zum nicht geringen Teil Verdienst der Erinnerungs-Kultur, des deutschen Geschichtsgedenkens seit 1945.
Genau diese Erinnerungskultur aber, will Höcke abschaffen, um 180 ° drehen, denn "Wir" brauchen diese "dämliche Beschwichtigungspolitik", die uns nur lähmt nicht.
Wer so denkt, glaubt die Lösung zu sein, ist aber in Wirklichkeit Teil des Problems.