Falls Du zufällig ein Rezept für einen überdurchschnittlichen İmam Bayıldı (selbstverständlich vegetarisch, die Hackfleischdinger zählen ja nicht) in der Hinterhand haben solltest - ich wäre interessiert.
Ich habe dir mal im Anhang aus drei Kochbüchern das Rezept gescannt. Schaue mal, wie unterschiedlich die Rezepte sind, und für wie viele Personen gedacht. Ich kann dir keines empfehlen, da meine Zunge keinem Gourmet gehört. Eher einem Nilpferd...:rofl:Also ich kann es persönlich nicht beurteilen, vor allem, da ich die "Königin der Gemüse" gar nicht mag...
Ich werde aber die Anmerkungen dazu hierein posten, weil doch recht interessant:
aus:
Nevin Halici: Das türkische Kochbuch. Augsburg 1993.ISBN 978-3933366498
S. 106:
IMAM BAYILDI
DES IMAM GAUMENFREUDE
Die Bezeichnung dieses Gerichts - gefüllte Auberginen in Olivenöl - ist in einer Reihe von Büchern mit »Der Imam wurde ohnmächtig« übersetzt worden. Kein Türke aber würde ohnmächtig von einem Gericht, das aus zwei Hauptnahrungsmitteln besteht - es sei denn, es wirft ihn um vor Begeisterung.
Es gibt viele Geschichten über den Imam Bayıldı; diese hier stammt von einer älteren Dame in Konya und hat mit dem charakteristischen Eifer der türkischen Frau zu tun, eine gute Gastgeberin zu sein.
Früher war es in Anatolien üblich, daß der örtliche Imam von den Mitgliedern seiner Gemeinde zu einer Mahlzeit eingeladen wurde. Es galt als Ehre für den Haushalt, den Imam zu Gast zu haben.
Eines Tages hörte ein Ladenbesitzer auf dem Heimweg den Ruf zu den Abendgebeten und ging in die Moschee. Nach den Gebeten, so berichtet die Geschichte, lud er den Geistlichen zu einer Mahlzeit ein, ohne über die Situation in seinem Haus nachzudenken, und sie machten sich auf den Weg. An diesem Tag hatte die Frau des Ladenbesitzers Wäsche gewaschen und keine Mahlzeit vorbereitet. Natürlich war sie sehr aufgeregt, bereitete rasch ein Gericht aus gefüllten Auberginen in Olivenöl und servierte es. Als sie ängstlich in der Küche wartete, kam ihr Mann lächelnd herein und sagte: »Mach dir keine Sorgen, meine Liebe, der Imam war entzückt von deinem Gericht!«
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aus dem schon zitierten Buch:
Goldstein, Joyce [Mitarb.], Johnson, Peter [Mitarb.], Ehrhardt, Cornell Übers.]: Rund um das Mittelmeer : eine kulinarische Reise ; mit 235 Originalrezepten aus Marokko, Algerien, Tunesien, Ägypten, Israel, Libanon, Syrien, Türkei, Griechenland, Zypern, Italien, Spanien, Korsika und der Provence. München Christian Verlag 1995. 3-88472-265-4
S.207:
TÜRKEI
Imam Bayıldı
Der Imam fiel in Ohnmacht
Der Rezeptname läßt offen, ob der Imam aus Verzückung über das köstliche Gericht ohnmächtig wurde oder wegen der großen Menge an Öl, die bei der Zubereitung verwendet wird. Nevin Halıcı [siehe oben], eine Expertin der türkischen Küche, sagt jedoch, kein Türke würde jemals vor Schreck in Ohnmacht fallen, wenn er Auberginen in viel Olivenöl sieht, so daß dem Imam wohl vor Begeisterung die Sinne schwanden. Von allen türkischen Auberginengerichten sind diese gefüllten Auberginen am bekanntesten. Für dieses Rezept kann man auch 8-12 schlanke asiatische Auberginen nehmen; ihre Garzeit beträgt nur etwa 15 Minuten. Das Gericht läßt sich einige Tage im voraus zubereiten.
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Sarah Woodward Die türkische Küche. Rezepte aus dem Osmanischen Reich. 2002. ISBN-13: 978-3884725283
S. 83:
Gefüllte Auberginen
Die Aubergine gilt in der gesamten arabischen Welt als die Königin der Gemüse, aber die größte Wertschätzung wird ihr in der Türkei entgegengebracht. Man sagt, es gäbe über 200 traditionelle türkische Rezepte für die Zubereitung der Eierfrucht - ich habe den Verdacht, dass es noch wesentlich mehr sind. Der absolute Favorit ist das Gericht Imam Bayıldı oder „der Imam fiel in Ohnmacht" - ob aus Entzücken oder infolge übermäßigen Schlemmens konnte nie geklärt werden. Die Urheberschaft für das Rezept beanspruchen heute nicht nur die Türken, sondern auch die Syrer und Libanesen; und in einem griechischen Kochbuch las ich den Hinweis, dass das Rezept wahrscheinlich von einem lokalen Pascha in Griechenland stamme, der den Imam beeindrucken wollte. Wie dem auch sei, fest steht, dass das Gericht im gesamten Osmanischen Reich sehr beliebt war und dass es noch heute nicht nur im Vorderen Orient, sondern auch in ganz Südeuropa gern gegessen wird.
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letztere Autorin klärt uns auch endlich über den
Ursprung des Joghurts auf:
Joghurt ist ein Wort türkischen Ursprungs. Der Sage nach sollen die Türken das Sauermilchprodukt auf einem Karawanenzug durch die Wüste entdeckt haben, als die in Kameltaschen verstaute Milch durch die Hitze gerann und durch die Schaukelbewegungen der Kamele zu Joghurt wurde.
Tatsächlich ist die Geschichte des Joghurts aber viel älter. Er kommt ursprünglich aus der Region des heutigen Nordiran und wurde von den arischen Völkern verbreitet. Bereits in der Bibel findet er Erwähnung als arabisches laban.
Joghurt war schon immer ein Charakteristikum der Küche des östlichen Mittelmeerraumes. Auf dem Balkan besteht ein typischer Imbiss der Hirten bis heute aus einer Schale Joghurt, einer Hand voll Oliven und einem großen Stück Brot. Die Griechen essen morgens gern Joghurt mit Honig, während das syrische Frühstück häufig aus labneh, dickem Joghurt, besteht, der mit Oliven und frischem Fladenbrot verzehrt wird. In der Türkei kann man noch immer in den Basaren Joghurt-Verkäufer mit über den Schultern an einem Tragjoch hinabhängenden Kübeln voll Joghurt vom selben Morgen ihre Runden drehen sehen. Der cremigste Joghurt ist der aus der Milch von Schafen und Ziegen, die immer die vorherrschenden Herdentiere auf dem Balkan und im Vorderen Orient waren.
feif:
PS: Ausspracheregeln der paar Sonderzeichen im Türkischen finden sich hier:
http://www.geschichtsforum.de/f42/einf-hrung-die-geschichte-des-osmanischen-reiches-20740/
Übrigens haben ja etliche Rezepte ineressante Namen, wie z.B. "Nachtigallennest", "
Lippen der schönen Geliebten", "Des Sultans Entzücken", "Frauenschenkel", "Frauennabel", "Pudding Noahs", "Wesirfinger", "Kriegskämpfer-Helwa", und so weiter.
Achja,
Hyokkose: Hättest du zufällig meine Links im ersten Post durchgesehen, dann hättest du auch dieses hier finden können:
..:: DER REPUBLIK TÜRKEI KULTUR UND TOURISMUS MINISTERIUM ::..
weitere:
..:: DER REPUBLIK TÜRKEI KULTUR UND TOURISMUS MINISTERIUM ::..
und hier ein Artikel für Vegetarier.
..:: DER REPUBLIK TÜRKEI KULTUR UND TOURISMUS MINISTERIUM ::..
Inwieweit diese Gerichte der Kulturministeriumsseite allerdings an den Touristengeschmack angepasst wurden, weiß ich nicht, schaut in die teilweise vorhandenen Quellen dort, dann weiß man evtl. mehr.
Guten Appetit. :winke: