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@Cherusker: Der Immensum Bellum war ein pannonischer Aufstand. Der hat mit den Germanen gar nichts zu tun.
http://penelope.uchicago.edu/Thayer/L/Roman/Texts/Velleius_Paterculus/2D*.htmlNon diu vindicem custodemque imperii sui morata in urbe patria protinus in Germaniam misit, ubi ante triennium sub M. Vinicio, avo tuo, clarissimo viro, immensum exarserat bellum.
Dass Varus einen Tross mitgeführt hat, ist nie in Abrede gestellt worden. Die Notwendigkeit, einen Tross mitzuführen, unterschied den Krieg in Germanien von dem in Gallien: In Gallien konnten die Truppen "vom Land leben", in Germanien nicht. In Gallien konnten die Truppen zur Not auch mal ohne Tross vorrücken, in Germanien nicht. Das war ein Fakt, mit dem ALLE römischen Heerführer sich abfinden mussten. Das erklärt aber nicht, warum Varus so einen Tross mitgeschleppt hat:
Wie mitten im Frieden führten sie viele Wagen und auch Lasttiere mit sich; dazu begleiteten sie zahlreiche Kinder und Frauen und noch ein stattlicher Sklaventroß, die sie ebenfalls zu einer gelockerten Marschform zwangen.
Cassius Dio, Römische Geschichte, 20;2
Da zitierst Du es doch schon selbst. Die Römer hatten in Germanien die von ihnen angelegten Lager unter Kontrolle und darüber hinaus genau garnichts. Sie mussten kurze Zeit später einen hunderte Kilometer langen Limes anlagen, um unkontrollierte Bewegungen germanicher Kriegergruppen zumindest zu erkennen - und das im Wetterau-/Main-Gebiet, wo die römische Präsenz nahezu flächendeckend war. Germanische Bewegungen im Lipperaum hätten die Römer allenfalls durch Zufall bemerkt. Und wenn sie zufällig ziehende Kriegergruppen gesehen hätten, dann wären sie nicht in der Lage gewesen, die einem speziellen Stamm zuzuordnen. Jene Krieger waren ja schließlich nicht mit römischen Buchstaben "beschriftet".
Stimmt. Aber nicht weil sie das so wollten, sondern weil sich ihnen immer nur Einzelstämme in den Weg gestellt haben. Erst Arminius hat es geschafft, ein Bündnis von Stämmen (ich habe dumpf in Erinnerung, es seien acht Stämme gewesen, finde aber keinen Beleg dafür) zu schmieden.
Markomannen und Cherusker sind nicht vergleichbar. Ich denke, Du überschätzt bei weitem die Rolle der Cherusker in der Auseinandersetzung. Aber das nur am Rande...
Und in 2;17 schreibt Tacitus: "Und - es klingt seltsam - zwei feindliche Heere flohen in entgegengesetzte Richtung ... " und in 2;18: "Groß war dieser Sieg und hatte uns kein Blut gekostet." Wenn das nicht von Ausweichen vor offenem Gefecht zeugt, was dann?
Wo standen denn die beiden Legionen von Asprenas? Bei Anreppen oder in Vetera? Meiner Kenntnis nach sagt keine Quelle darüber irgend etwas aus. Sicher ist nur, dass diese beiden Legionen nicht mit Varus marschiert sind. Einziger Hinweis: Velleius deutet an, dass sich Asprenas am Vermögen des Varus bereichert hat. Wo hätte er das wohl tun können? Im Feld oder in der "Heimatbasis" (Vetera) der Varus-Legionen?
Da entgeht mir jetzt die Logik. Germanikus muss nach Osten gezogen sein, weil auch Varus nach Osten gezogen ist? Und dass Varus nach Osten gezogen ist, erkennt man wiederum daran, dass später Germanicus nach Osten gezogen ist? Nennt man das nicht Zirkelschluss? Wieso überhaupt "traf er dann auf die Cherusker"? In den Quellen steht doch nur, dass er auf die Truppen des Arminius traf. Bist Du sicher, dass das ausschließlich oder auch nur überwiegend Cherusker waren?
Ob er die Hilfstruppen "benötigt" hat oder nicht: Genommen hätte er sie in jedem Fall. Warum denn römische Legionäre verheizen, wenn man doch viel "billigere" Germanen zur Verfügung hat, die den Job erledigen können? Und warum davon auszugehen ist, das Asprenas in der Nähe war, erschließt sich mir nicht. Das steht nirgendwo.
Jetzt hört mal langsam auf. Velleius hat seinen Text nicht geschrieben, um der Nachwelt "die reine Wahrheit" zu überliefern. Er wollte begründen, warum die eigentlich unbesiegbaren römischen Legionen eben doch besiegt worden sind. Seine Argumentationslinie ist da ganz einfach: Die Römer haben ihren Dümmsten zum Heerführer gemacht, die Germanen dagegen den Besten - und nur deshalb konnte "das tapferste aller Heere" untergehen. Alles Varus seine Schuld. Der faule Drecksack!
So dürfte das beim Varus-Zug auch gelaufen sein: Nachdem das Heer in die Engstelle zwischen Kalkrieser Berg und Sumpf eingezogen war (diese Engstelle ist laut Kalkriese-Ausgräbern sechs Kilometer lang) erfolgte ein massiver Angriff auf die Nachhut.
@Cherusker: Warum haben denn die Germanen dann bei Germanicus keinen Wall gebaut? Und warum wurden später keine Wälle gegen römische Legionen gebaut?
Das stimmt nicht. Auf der Sparrenberger Egge (Bielefeld) ist ein römischer Wachtposten entdeckt worden. Man sollte die Römer nicht für so naiv halten, daß sie größere Truppenbewegungen im Lande nicht erkannten.
Und es erscheint ziemlich lächerlich, daß Römer die jeweiligen germanischen Stämme nicht erkannt hätten. KEHNE äußerte sich einmal bei einem Vortrag dazu. Die einzelnen germanischen Stämme haben sich schon äußerlich unterschieden (z.B. bemalte Schilde, Haartrachten, farbliche Unterschiede in der Kleidung, ...).
Daraus kann ich nur schließen, dass du keine Vorstellung von militärischer Logistik besitzt. Die Versorgung der Lippelager bedeutete einen ständigen Warenverkehr entlang der Lippelinie (der übrigens auch archäologisch belegt ist).Germanische Bewegungen im Lipperaum hätten die Römer allenfalls durch Zufall bemerkt.
Und in 2;17 schreibt Tacitus: "Und - es klingt seltsam - zwei feindliche Heere flohen in entgegengesetzte Richtung ... " und in 2;18: "Groß war dieser Sieg und hatte uns kein Blut gekostet." Wenn das nicht von Ausweichen vor offenem Gefecht zeugt, was dann?
Da entgeht mir jetzt die Logik. Germanikus muss nach Osten gezogen sein, weil auch Varus nach Osten gezogen ist? Und dass Varus nach Osten gezogen ist, erkennt man wiederum daran, dass später Germanicus nach Osten gezogen ist? Nennt man das nicht Zirkelschluss?
Genau genommen war Varus nicht auch sondern in erster Linie für Gallien zuständig. Sein Job war es, die Rhein-Grenze zu sichern.
Haben sie doch - und auch verteidigt. Den Angrivarierwall, wo Germanicus seine "Feldartillerie" auspacken musste, um einen Sturmangriff zu wagen. Ich bin kein "Lateiner", aber hier gibt es ja genug kompetente Leute, die die betreffende Originaltextstelle kennen.
Waren wir über den Cassius, was Wetter und Topographie angeht nicht längst hinaus? Muss man immer wieder die gleichen ollen Kamellen anführen?
Alle Quellen behaupten, die Schlacht habe in Wäldern und Sümpfen stattgefunden. Die Kalkrieser Topographie vor 2000 Jahren passt dazu.
Woraus schließt Du das?Wenn ich das mit der Geschichtsschreibung anderer Epochen vergleiche, dann fällt immer wieder auf, dass Quellen, je weiter sie sich von einem Ereignis entfernen, desto mehr fabulieren. (…) Man muss wohl davon ausgehen, dass hier dasselbe Muster vorliegt.
Offensichtlich nicht nur Cassius Dio. Das potentiell mögliche Gebiet, also jenes zwischen Rhein und mittlerer Weser, ist reich an Hügeln, Bergen und Gebirgszügen. Ein Blick auf eine topographische Karte wäre hilfreich.Was die Berge und Schluchten angeht, ist es offensichtlich, dass Cassius mit der norddeutschen Topographie nur sehr unzureichend vertraut ist.
@Cherusker: Der Immensum Bellum war ein pannonischer Aufstand. Der hat mit den Germanen gar nichts zu tun.
Waren wir über den Cassius, was Wetter und Topographie angeht nicht längst hinaus?
Ähem, darf ich mal höflichst daran erinnern, dass es ein gewisser El Quijote war, der in Beitrag #426 vom 09.10.08 (also vor etwa vier Tagen) schrieb:
Alle Quellen behaupten, die Schlacht habe in Wäldern und Sümpfen stattgefunden. Die Kalkrieser Topographie vor 2000 Jahren passt dazu.
Nun also endlich die Spielregeln: Wenn wir über „Wetter und Topographie“ sprechen, dürfen wir den Cassius Dio nicht beachten.
Wenn wir allerdings über den Schlachtverlauf sprechen, dürfen wir den Florus nicht beachten.
Woraus schließt Du das?Wenn ich das mit der Geschichtsschreibung anderer Epochen vergleiche, dann fällt immer wieder auf, dass Quellen, je weiter sie sich von einem Ereignis entfernen, desto mehr fabulieren. [...] Man muss wohl davon ausgehen, dass hier dasselbe Muster vorliegt.
Es gibt nur zwei Schilderungen des Schlachtverlaufs: Florus (Lagerschlacht) und Cassius Dio (Marschschlacht). Demnach wäre die Lagerschlachtbeschreibung, weil zeitlich näher, die wahrscheinlichere.
Offensichtlich nicht nur Cassius Dio. Das potentiell mögliche Gebiet, also jenes zwischen Rhein und mittlerer Weser, ist reich an Hügeln, Bergen und Gebirgszügen. Ein Blick auf eine topographische Karte wäre hilfreich.
Bis ins 13. Jahrhundert, als dann Plaggen aufgetragen wurden, ist das Gelände unberührt.
Es gibt nur zwei Schilderungen des Schlachtverlaufs: Florus (Lagerschlacht) und Cassius Dio (Marschschlacht). Demnach wäre die Lagerschlachtbeschreibung, weil zeitlich näher, die wahrscheinlichere.
Ich glaube, der einzige, der hier mal richtig ausschlafen sollte, bist du selbst!:motz:Da musste hyokkose aber früh aufstehen, um diesen Fauxpas noch rechtzeitig auszubügeln.
Hallo El Quijote,
man sollte schon seine Quellen auf Aktualität bzw. Zuverlässigkeit prüfen, bevor man solche Aussagen trifft.
Bei Venne, d.h. noch im Gebiet des Schlachtfeldes, wurden Spuren einer wahrscheinlich germanischen Besiedlung gefunden, die in die Zeit um Christi Geburt eingeordnet wird. Das Gebiet war also während der Varusschlacht nicht unbesiedelt.
Auf den Seiten 6 und 7 des Varuskurier 9 kannst du dieses nachlesen.
http://www.geschichte.uni-osnabrueck.de/projekt/documents/Varus-Kurier_9.pdf
LG Nicole
Aufgrund dieser Aussagen ist deine These einer Besiedlung nicht haltbar.Dabei kamen zahlreiche Gefäßscherben einheimischer Keramik zutage, die nach einer vorläufigen Sichtung in die Zeit um Christi Geburt zu datieren sind. [...] Eine Interpretation dieses Befundes als Grundriss eines kleinen Gebäudes ist denkbar, doch bleibt die weitere Auswertung der Grabungsdokumentation und des Fundmaterials für eine endgültige Beurteilung abzuwarten.
floxx78, du kleiner Schlingel, der Varuskurier ist aus 2007! Mittlerweile ist man etwas weiter! Glüsing hat im Frühjahr 2008 bereits angesprochen, dass dort auch Spuren von Gräbern aufgetreten sind. Und nun?
Ich habe tatsächlich mal nachgelesen:
Aufgrund dieser Aussagen ist deine These einer Besiedlung nicht haltbar.
Es wäre aber schön, wenn du den Text weiter zitieren würdest (oder machst du das mit Absicht nicht?).
"Die eher unscheinbaren Spuren germanischer Besiedlung stehen zwar nicht direkt mit den Kampfhandlungen in Verbindung. Sie tragen jedoch zu einem besseren Verständnis der unter dem Esch bei Feldbegehungen schwer fassbaren germanischen Siedlungs- und Infrastruktur bei, die letzten Endes auch die Rahmenbedingungen für die Kampfhandlungen zwischen Germanen und Römer mitbestimmt haben."
Und nun? :winke:
LG Nicole
Es wäre aber schön, wenn du den Text weiter zitieren würdest (oder machst du das mit Absicht nicht?).
Hallo El Quijote,
man sollte schon seine Quellen auf Aktualität bzw. Zuverlässigkeit prüfen, bevor man solche Aussagen trifft.
Bei Venne, d.h. noch im Gebiet des Schlachtfeldes, wurden Spuren einer wahrscheinlich germanischen Besiedlung gefunden, die in die Zeit um Christi Geburt eingeordnet wird. Das Gebiet war also während der Varusschlacht nicht völlig abgelegen.
So? Meinst du wirklich? Dann zeig mir bitte mal in Kalkriese das Lager, in dem die Schlacht angeblich stattgefunden haben soll. :fs:
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