...refereriert Burmeister über eine Halsgeige, mit der der Träger der L. segmentata womöglich gefesselt war. Sie läge so, wie man erwarten würde, dass sie lag, wenn jemand gefesselt worden sei. Aber dazu müsse es erst weitere wissenschaftliche Untersuchungen geben.
In der Ausstellung
Cold Case - die übermorgen endet - werden zwei Thesen vertreten:
Daraus ergeben sich zwei Dinge (das ist jetzt nicht Burmeister, sondern El Quijote, geschichtsforum.de):
1.) Während des Schlachtgeschehens(?) ist ein römisch gerüsteter Soldat gefesselt gewesen. Oder danach?
These Burmeister: Die Lorica Segmentata ist deshalb auf dem Schlachtfeld geblieben, weil der Tote in der Halsgeige gefesselt von den siegreichen Germanen (zu diesem. Zeitpunkt womöglich noch lebendig) ausgestellt worden sei, diese Praxis fände man überall in der Weltgeschichte (als Beispiele werden keltische Schlachtfelder, germanische Schlachtfelder, biblische Berichte und eine Postkarte gezeigt, welche in Italien nach dem WKII sehr beliebt war und einige Faschisten (darunter Mussolini) aufgehängt zeigt.
Dem widerspricht Ingo Petri. Er glaubt, dass die Position der Halsgeige zufällig ist. Gegen den Verbleib der Rüstung am Toten spricht, dass die Schließen wohl geöffnet waren. Er glaubt, die Rüstung sei einfach nicht eingesammelt worden, weil die Germanen damit nichts hätten anfangen können, sie habe keinen Wert für die Germanen gehabt. (ich würde da mit Tacitus widersprechen, wenn man schon nicht den Metallwert heranzieht. Burmeister weist auch daraufhin, dass man in Kalkriese ja zahlreiche Panzerschließen gefunden hat, welche Spuren einer gewaltsamen Entfernung der Panzer sind, ein Desinteresse am Panzer daher unwahrscheinlich sei), Burmeister räumt ein, dass geklärt werden müsse, ob im Panzer ein Leichnam steckte (Phosphatanalyse, die ist offenbar noch nicht gemacht).
2.) Für die Knochendiskussion: Wie schon häufig erwähnt, bietet der Boden von Kalkriese sehr schlechte Erhaltungsbedingungen für Knochen. Exemplarisch wurde das schon früher gut deutlich an den Zähnen, die man gefunden hat, von denen nur noch der Zahnschmelz erhalten war, aber der Kiefer, der sie einmal gehalten hatte, war völlig aufgelöst. Wenn nun hier tatsächlich jemand in einer Lorica segmentata und Halsgeige steckte, dann ist das ein weitereres Beispiel für die Vergänglichkeit der Knochen und schwächt all diejenigen, die Kalkriese - unabhängig von der Interpretation - klein reden wollen und sagen, es seien ja "nur" 17 Individuen nachgewiesen. Nein, es ist ganz großartig, dass überhaupt Individuen an Knochen nachgewiesen werden konnten.
Es wird auch die These vertreten (in einem Filmchen), dass die Germanen den Schienenpanzer deshalb liegen ließen, weil der Leichnam bereits im fortgeschrittenen Verwesungsprozess gewesen sei.
Es gibt im Übrigen nur eine weitere Lorica segmentata, die einigermaßen vollständig gefunden worden ist, nämlich in Corbridge. Also wieder ein herausragender Fund aus Kalkriese mehr.
Es wurde außer dem Kalkrieser Panzer und antiken und neuzeitlichen Schienenpanzern (der jüngste ein deutsches Fabrikat aus dem WKI) auch der Panzer von Corbridge und einer aus Österreich gezeigt, die beide freilich weit weniger vollständig sind, als das Kalkrieser Exemplar.
Die Kalkrieser haben den Schienenpanzer - also einen Nachbau davon - einem Sportler angezogen: der hat darin Sport gemacht (Aufwärmübungen, Gymnastik, Liegestütze, Basketball, Bocksprung, Speerwurf) und gesagt, dass er sich darin wunderbar bewegen konnte. Burmeister hat heute für eine private Gruppe eine Führung gegeben, dabei durften ein paar Leute den Nachbau abziehen, die alle waren übereinstimmend der Meinung, dass sich die 10 kg des Panzers gut auf den Körper verteilten und nicht störend seien - einer meinte sogar, dass der Schienenpanzer fast gemütlicher, als seine Motorradjacke sei.
Burmeister wies bei dieser Führung auch auf die Unterschiede vom SP Kalkriese und dem jüngeren SP Corbridge hin!
Kalkriese sei geschmiedet (getrieben), Corbridge gewalzt (>> weniger Arbeitsaufwand)
Corbridge sei im Arm-/Schulterbereich eine Weiterentwicklung gegenüber Kalkriese
Außer den Rekonstruktionen der SSPP von Kalkriese und Corbridge war auch noch ein Schienenpanzer aus der Netflixserie
Barbaren zu sehen, der eine Rekonstruktion des SP Kalkriese darstellte, bevor dieser völlig restauriert und rekonstruiert war.