Kalkriese als Ort der Varusschlacht zweifelhaft

Meint ihr nicht das zumindestens länger dienende Legionäre in ihrem Berufsleben , zumindestens gelegentlich in Situationen kamen in denen auch mal Pferd oder maultier im Kochtopf landete ?
 
Meint ihr nicht das zumindestens länger dienende Legionäre in ihrem Berufsleben , zumindestens gelegentlich in Situationen kamen in denen auch mal Pferd oder maultier im Kochtopf landete ?
Daran musste ich auch denken. Sind darüber Quellen aufschlussreich oder gehört so eine Überlegung eher als der zwangsweise vegetarische Legionär ins Reich der Spekulation?
 
Mir scheint, daß einige Aussagen nur unzureichend gelesen worden sind...

Wie sollten sie denn Knochenfragmente von Mensch und Tier unterscheiden, wenn nicht gerade ein Schädelbruchstück, einen Kiefer, oder eine gut erhaltene Fibula, die für einen Menschen etwas überdimensioniert gewesen wäre.

Und dann soll er Tierknochen und Menschenknochen, die sechs Jahre in der Gegend herumgelegen und in die sich Aasfresser verbissen haben, fragmentiert, unterscheiden können.

Wir reden hier aber nicht von ganzen Knochen, die vielleicht noch einigermaßen charakteristische, unterscheidbare Merkmale hatten.
Wir reden von Knochenfragmenten, die Jahrelang an der Oberfläche lagen, die Verbissspuren hatten, die sicher ziemlich dreckig waren. Die Möglichkeit da noch zu unterscheiden, sehe ich unter diesen Umständen doch als sehr gering an.

Anm.: Ich habe die relevanten Passagen zur Verdeutlichung einmal fett hervorgehoben.

Wenn hier derart aneinander vorbei geredet wird, könnt Ihr Euch die Diskussion darüber ergo auch ganz sparen. Das nur einmal als Randbemerkung von jemandem, der hier eigentlich lediglich mitliest...
 
Brissotin,
wie alle Soldaten in allen Kriegen werden auch Legionäre im Notfall alles gegessen haben was nicht schell genug verschwunden war .
Als die Japaner im Pazifik nichts mehr zu essen hatten landeten Kriegsgefangene , Tote und eigene Kameraden auf dem Teller.
 
Bei den Tierknochen von Kalkriese handelt es sich nicht um Wildtiere oder gar Haustiere.

Und welchen bezug hat das zu dem, was ich geschrieben habe?

Es sind Knochen von Maultieren, die den Legionären sehr wohl vertraut waren.
Auch kann man davon ausgehen, dass Legionäre schon einmal ein menschliches Skelett gesehen haben.
Den Teil eines Maultierkiefers in das Grab von Kameraden zu legen, wäre ein absolutes Tabu.

Den Ausgräbern war ja auch nicht von Anfang an klar, was sie genau vor sich hatten. Und ich habe doch deutlich gemacht, dass Knochen, die man nicht identifizieren konnte, mit in den Gruben gelandet sind. Mossbauer/Wilbers-Rost schreiben (ich würde ja lieber aus dem entsprechenden Band der Römisch-Germanischen Forschungen zitieren, wo die Details stehen, aber ich muss mich jetzt hier auf den schon zitierten Beitrag zur Varusschlacht im Konflikt-Band der bekannten Ausstellung beziehen) und ich zitiere ausschließlich den archäologischen Befund, keine Interpretation: "Bei den skelettierten Knochen war zu diesem Zeitpunkt vermutlich nicht mehr ohne Weiteres zwischen Mensch und Tier zu unterscheiden; dass vor allem die menschlichen Überreste bestattet werden sollten, zeigt der deutlich höhere Anteil von Menschenknochen in den Gruben."

Das nur einmal als Randbemerkung von jemandem, der hier eigentlich lediglich mitliest...

Danke für die Hervorhebungen, Timo.
 
Danke für die Hervorhebungen, Timo.

Kein Problem; aber ist doch wahr: da wird mehrmals von Knochenfragmenten, die jahrelang bei Wind und Wetter im Freien lagen, Verbißspuren aufwiesen und auch nicht gerade regelmäßig geputzt und/oder poliert worden waren, (wo es eigentlich wirklich für jeden logisch denkenden Menschen klar ist, daß dies Identifizierungen zumindest schwierig macht) geschrieben; und dann gehen andere Diskussionsteilnehmer dagegen an, indem darauf verwiesen wird, daß sich komplette (Ideal-)Skelette von Mensch und Tieren doch genug voneinander unterscheiden, daß dies ein römischer Legionär erkennen konnte.

Zur Verdeutlichung nochmals (mit fetten Hervorhebungen plus Unterstreichungen) dazu:
Mensch- oder Tierknochen? schrieb:
In der Regel erkennt ein Rechtsmediziner auf einen Blick, ob ein Knochen von einem Menschen oder einem Tier stammt. "Nur bei Affe und Mensch sind die Ähnlichkeiten groß", sagt Amberg. Liegen nur Knochenfragmente vor, hilft eine chemische Analyse bei der Bestimmung.
Von Freiburg: Wie Rechtsmediziner im Knochenfund vom Schlossberg lesen - badische-zeitung.de
 
Es sieht doch viel eher so aus, dass der durchschnittliche Legionär über Jahre kein Fleisch zu sehen bekam.

Das ist ganz, ganz, ganz falsch!
Rind und Schwein gehörten zur Standardnahrung.
Knochen von Schlachtabfällen hat man in nahezu allen Lagern gefunden, namentlich in: Dangstetten (64% Schwein, 24% Rind), Rödgen (43% Rind, 43% Schwein), Oberaden (ca. 80% Schwein), Windisch (59% Rind, 30% Schaf/Ziege, 10% Schwein), Nijmegen (50%Rind, 25% Schwein, 10 Schaf/Ziege).

Wenn bei längeren Feldzügen, wie z.B. im gallischen Krieg, meistens nur von der Getreideversorgung die Rede ist, so liegt das an den Transportmöglichkeiten. Herden von Schlachtvieh würden nur unnötig aufhalten. Getreide kann man einfacher transportieren und, vor allem, sehr lange lagern.
War eine Truppe fest stationiert, Haltern oder Anreppen waren jahrelang belegt, so gab es auch fleischliche Genüsse.

Bei religiösen Opferungen fiel auch jedesmal eine Menge Fleisch an, die an die Soldaten verteilt wurde, wie Josephus z.B. nach den Kämpfen um Jerusalem schreibt. Meist waren die Opfertiere Stiere.

Pferde oder Maultiere hat man tatsächlich so gut wie garnicht gegessen.
In der Literatur ist eine Ausnahmesituation überliefert, während des Bataveraufstandes haben die in Vetera eingeschlossenen Truppen alle verfügbaren Tiere gegessen. Darunter auch Pferde und Zugtiere.
 
Gestern war ich auf einem archäologischen Vortrag. Dabei ging es um eine Ausgrabung in der Nähe des Westkastells in römischen Heidelberg-Neuenheim. Das Westkastell fällt in die flavische Zeit. Bei dieser Ausgrabung wurden diverse Hornteile gefunden. Die gefundenen Hörner werden von den Heidelberger Archäologen im Kontext zu dem Kastell gesehen. Es handelt sich dabei überwiegend um Hörner von Stieren und Kühen, weniger häufig um Ziegenhörner. Diese wurden zu Hornscheiben weiter verarbeitet - einem handwerklichen Zwischenprodukt. Daraus wurden dann diverse Endprodukte hergestellt.

Wer hat diese Fabrikate hergestellt? Da es im römischen Heidelberg ein Vicus um das Kastell gab, wird es entsprechend spezialisierte Handwerker gegeben haben. Diese haben sicherlich diese Hornscheiben dann weiter verarbeitet. Jedoch wissen wir auch, dass die römischen Legionäre sowie die Auxiliartruppen zu vielfältigen handwerklichen Tätigkeiten und Baumaßnahmen heran gezogen wurden. Ob nun das Kastell sich seinen Frischfleischproviant vom örtlichen Metzger schlachten ließ? Das zweifle ich an. Im Regelfall dürfte dieser Lebendproviant genau von den Soldaten geschlachtet worden sein, die dann irgendwann auch ins Felde zogen.

Für mich steht es außer Frage, dass der durchschnittliche Römer zu Zeiten des Augustus mehr Ahnung von tierischer Anatomie hatte als der durchschnittliche Deutsche, der hier im Forum postet. Dabei muss man immer bedenken, dass der Römer sich die Haare mit einem Beinkamm frisierte. Seine Spielsteine waren häufig aus Bein. Die Frauen im Vicus benutzten beinerne Haarnadeln. Es gab einen ganz anderen Bezug zu diesem Material.

Bezüglich der Knochenfunde in Kalkriese mag diese bessere Kenntnisse in der Anatomie nicht so bedeutend sein. Aber sie zu verneinen, halte ich für haltlos.
 
Hallo Freunde des Geschichtsforums

Es wäre einmal interessant zu erfahren wie fragmentiert die Maultierknochen waren. Leider erfährt man in dieser Hinsicht nichts genaues. Während im Museum in Kalkriese die publikumswirksam ausgestellten Gebeine der Menschen die in den Knochengruben lagen, in einem sehr guten Zustand sind und nur an einigen Stellen von Nagetieren angeknabbert wurden, sind an diesem Ort leider keine Knochen von Maultieren oder Pferden ausgestellt.

Es wurden in Kalkriese etwa 900 Tierknochen gefunden. Davon stammen 444 von Maultieren und 110 von Pferden. Der Rest konnte nicht eindeutig zugeordnet werden. Die bestimmbaren Knochen stammen von 30 Maultieren und 3 Pferden. Es ist nach dieser Angabe abwegig, dass es sich bei den Knochen der Pferde und Maultiere ausschließlich um kleine Fragmente gehandelt hat, während sich die Menschenknochen gut erhalten haben.

Zudem wurden kleine Knochenfragmente sicherlich nicht eingesammelt und in den Gruben entsorgt.

[FONT=&quot]Gruß Maelo[/FONT]
 
Wie ich bereits schrieb, lese ich hier eigentlich nur mit - und ebenso habe ich auch kein Problem damit zuzugeben, daß ich nicht wirklich viel Ahnung von der Thematik habe (einmal abgesehen davon, daß es mir erzegal ist, wo die Varusschlacht nun wirklich stattgefunden hat) -; aber langsam wird die Diskussion ziemlich absurd...
Nehmt es mir nicht übel, aber Ihr redet hier schon über mehrere Beiträge hinweg dermaßen aneinander vorbei, daß ich mich ernsthaft frage, wohin diese Diskussion noch führen und was diese Diskussion überhaupt noch bringen soll.



Während im Museum in Kalkriese die publikumswirksam ausgestellten Gebeine der Menschen die in den Knochengruben lagen, in einem sehr guten Zustand sind und nur an einigen Stellen von Nagetieren angeknabbert wurden, sind an diesem Ort leider keine Knochen von Maultieren oder Pferden ausgestellt.

Hierzu die Frage: So what?
Zum Punkt "Gebeine der Menschen... in einem sehr guten Zustand... und nur an einigen Stellen von Nagetieren angeknabbert" gleich noch eine Anmerkung, hier jedoch zunächst eine simple Gegenfrage: Wie werden denn Knochenfunde (einmal ganz unabhängig vom konkreten Fall) in musealem Rahmen gewöhnlich ausgestellt? Wie man sie aus dem Boden herausgeholt hat; mit Dreckkrusten und Erdwürmern anhaftend? Also bitte: Daß derartige Funde präsentationsgerecht aufbereitet werden, ist nun wirklich gänzlich unspektakulär...

Es wäre einmal interessant zu erfahren wie fragmentiert die Maultierknochen waren. Leider erfährt man in dieser Hinsicht nichts genaues.

Ich hatte im Parallelthread bereits http://www.geschichte.uni-osnabrueck.de/projekt/documents/oob006.pdf (ja; ich weiß, es ist von der "Kalkrieser Fraktion") verlinkt, worin recht genaue Beschreibungen zu finden sind - zumindest erscheinen sie mir genau:
Osnabrücker Online; S. 16 f. schrieb:
... die freigelegten Gruben mit zahlreichen Tier-, hier vor allem Maultier-, und Menschenknochen, die stark fragmentiert und offenbar erst nach der Skelettierung (Trockenrisse in vielen der Knochen sowie Verbißspuren durch kleine Nagetiere erhärten diese Vermutung)... deponiert worden sind...

Frage: Was ist daran - siehe Unterstreichungen und fette Hervorhebungen - nicht genau genug?

Es ist nach dieser Angabe abwegig, dass es sich bei den Knochen der Pferde und Maultiere ausschließlich um kleine Fragmente gehandelt hat, während sich die Menschenknochen gut erhalten haben.

Zudem wurden kleine Knochenfragmente sicherlich nicht eingesammelt und in den Gruben entsorgt.

Auch hier die Frage: So what?
Wer hat denn behauptet, daß (1) es sich bei den Knochen der Pferde und Maultiere ausschließlich um kleine Fragmente gehandelt hat und (2) kleine Knochenfragmente eingesammelt und in den Gruben entsorgt worden wären?
Und woraus ist zu schließen, daß sich die Menschenknochen gut erhalten haben? (vgl. Anm. weiter oben)



Wie geschrieben: Ihr könnt ja gern in diesem Stil weiter diskutieren (für mich persönlich ist historisch relevant, daß diese Schlacht stattgefunden hat, und weniger wichtig, wo sie nun genau stattgefunden hat), aber langsam wird das lächerlich. Je nach eigenem Gusto werden Dinge behauptet, die bei genauer Betrachtung so gar nicht zutreffen, oder ganz großzügig Differenzierungen z.B. zwischen ganzen Knochen, fragmentierten Knochen, Knochenfragmenten und kleinen Knochenfragmenten übergangen bzw. im eigenen Sinn zurechtgedreht, um dem Gegenüber Aussagen unterzuschieben und dagegen anzugehen, welche er so gar nicht gemacht hat...
 
Das ist ganz, ganz, ganz falsch!
Rind und Schwein gehörten zur Standardnahrung.
Knochen von Schlachtabfällen hat man in nahezu allen Lagern gefunden, namentlich in: Dangstetten (64% Schwein, 24% Rind), Rödgen (43% Rind, 43% Schwein), Oberaden (ca. 80% Schwein), Windisch (59% Rind, 30% Schaf/Ziege, 10% Schwein), Nijmegen (50%Rind, 25% Schwein, 10 Schaf/Ziege).

Wenn bei längeren Feldzügen, wie z.B. im gallischen Krieg, meistens nur von der Getreideversorgung die Rede ist, so liegt das an den Transportmöglichkeiten. Herden von Schlachtvieh würden nur unnötig aufhalten. Getreide kann man einfacher transportieren und, vor allem, sehr lange lagern.
War eine Truppe fest stationiert, Haltern oder Anreppen waren jahrelang belegt, so gab es auch fleischliche Genüsse.

Dieser Widerspruch hat mich noch mal dazu veranlasst, nachzulesen. Ich beziehe mich auf de Beitrag Tonnenweise Getreide. Die Versorgung der römischen Legionslager an der Lippe von Kathrin Jaschke, erschienen im Band Imperium der diesjährigen Ausstellung in Haltern, Kalkriese und Detmold, S. 196 - 202, hier S. 197 f.:

"Die Feldzüge in Germanien [...] wären nicht möglich gewesen ohne den Weizen aus Gallien. Weizen bildete den Hauptbestandteil der täglichen Essensrationen, die meist noch mit Speck, Käse und zuweilen Getreide angereichert wurden. Einem Legionär stand eine tägliche Ration Getreide zu, das er selbst zu Brei verarbeiten musste. Die aus acht Mann bestehende Stubenmannschaft kochte zusammen und erhielt wohl auch ihr Korn zusammen. [...] Bei einem modius Getreide pro contubernium am Tag entfielen auf jeden Legionär zwei sextarii und damit 960 g. Die Römer bevorzugten Weizen; Gerste wurde an Tiere verfüttert und an Legionäre nur als Strafmaßnahme ausgeteilt. [...hier kommen Rechnungen, wieviel Tonnen Getreide jährlich in die Lippelager verschifft werden mussten...] bei fünf Legionen wurden 9600 t jährlich benötigt. Nicht zu vergessen sind auch die Rationen der Hilfstruppensoldaten und ihrer Tiere. Zudem mussten auch die Reit-, Last- und Zugtiere einer Legion zumindest im Winter gefüttert werden, was noch einmal 1000 t Gerste im Jahr erforderte. Wein und Öl fanden trotz ihrer für uns heute unhandlich erscheinenden Transportgefäße ihren Weg in jedes römische Lager [...] Auch Fleisch stand zumindest gelegentlich auf dem Speiseplan, wie Funde von Schweineknochen aus Oberaden zeigen. Auf Fisch, Gemüse, Obst und garum [...] wurde ebenfalls nicht verzichtet. Oberste Priorität jedoch hatte für die Legionskommandanten zweifellos die Sicherstellung der lebenswichtigen Getreideration."

Also: Ja, ich habe mich geirrt, wenn auch der Irrtum unwesentlich ist. Fleisch (bis auf Speck) dürfte Seltenheitswert gehabt haben und an dem Befund, dass es selbst Spezialisten (und das waren die römischen Soldaten in diesem Falle nicht!) nicht so ohne weiteres gelungen wäre, Knochenfragmente zu unterscheiden, ändert dies genauso wenig, wie an der Feststellung, dass man offensichtlich bemüht war in den Gruben nur Menschenknochen zu bergen. Zur Erinnerung das Zitat aus dem Beitrag von Wilbers-Rost/Moosbauer:
"Bei den skelettierten Knochen war zu diesem Zeitpunkt vermutlich nicht mehr ohne Weiteres zwischen Mensch und Tier zu unterscheiden; dass vor allem die menschlichen Überreste bestattet werden sollten, zeigt der deutlich höhere Anteil von Menschenknochen in den Gruben."
 
Hallo Freunde des Geschichtsforums

Es wäre einmal interessant zu erfahren wie fragmentiert die Maultierknochen waren. Leider erfährt man in dieser Hinsicht nichts genaues. Während im Museum in Kalkriese die publikumswirksam ausgestellten Gebeine der Menschen die in den Knochengruben lagen, in einem sehr guten Zustand sind und nur an einigen Stellen von Nagetieren angeknabbert wurden, sind an diesem Ort leider keine Knochen von Maultieren oder Pferden ausgestellt.

Es wurden in Kalkriese etwa 900 Tierknochen gefunden. Davon stammen 444 von Maultieren und 110 von Pferden. Der Rest konnte nicht eindeutig zugeordnet werden. Die bestimmbaren Knochen stammen von 30 Maultieren und 3 Pferden. Es ist nach dieser Angabe abwegig, dass es sich bei den Knochen der Pferde und Maultiere ausschließlich um kleine Fragmente gehandelt hat, während sich die Menschenknochen gut erhalten haben.

Zudem wurden kleine Knochenfragmente sicherlich nicht eingesammelt und in den Gruben entsorgt.

Es wurden in Kalkriese im Bereich des Walls, nicht im Bereich der Knochengruben ein halbintaktes und ein intaktes Maultierskelett gefunden
Equiden haben um die 475 Knochen. Insofern ist die Anzahl der gefundenen Knochen bei anderhalb Skeletten nicht so hoch, wie es es scheinen könnte.

Wenn Du den Zustand der Knochen aus den Knochengruben sehen möchtest, dann empfehle ich Dir die Beiträge von Uerpmann/Uerpmann und Großkopf im entsprechenden Band der Römisch-Germanischen Forschungen (Kalkriese 3).
 
Hm, wieviel Umgang hatten die Menschen denn mit Knochen? Und wer hatte den Umgang? Man stellte damals vieles aus Knochen her, aber wussten mehr als die Handwerker, welche mit dem Werkstoff umging, wessen Knochen das denn waren?

Das ist für mich eine interessante Frage. Entschuldigt die Einmischung!

Das ist ganz, ganz, ganz falsch!
Rind und Schwein gehörten zur Standardnahrung.
Knochen von Schlachtabfällen hat man in nahezu allen Lagern gefunden, namentlich in: Dangstetten (64% Schwein, 24% Rind), Rödgen (43% Rind, 43% Schwein), Oberaden (ca. 80% Schwein), Windisch (59% Rind, 30% Schaf/Ziege, 10% Schwein), Nijmegen (50%Rind, 25% Schwein, 10 Schaf/Ziege).


...

Pferde oder Maultiere hat man tatsächlich so gut wie garnicht gegessen.
In der Literatur ist eine Ausnahmesituation überliefert, während des Bataveraufstandes haben die in Vetera eingeschlossenen Truppen alle verfügbaren Tiere gegessen. Darunter auch Pferde und Zugtiere.

Gestern war ich auf einem archäologischen Vortrag. Dabei ging es um eine Ausgrabung in der Nähe des Westkastells in römischen Heidelberg-Neuenheim. Das Westkastell fällt in die flavische Zeit. Bei dieser Ausgrabung wurden diverse Hornteile gefunden. Die gefundenen Hörner werden von den Heidelberger Archäologen im Kontext zu dem Kastell gesehen. Es handelt sich dabei überwiegend um Hörner von Stieren und Kühen, weniger häufig um Ziegenhörner. Diese wurden zu Hornscheiben weiter verarbeitet - einem handwerklichen Zwischenprodukt. Daraus wurden dann diverse Endprodukte hergestellt.

Wer hat diese Fabrikate hergestellt? Da es im römischen Heidelberg ein Vicus um das Kastell gab, wird es entsprechend spezialisierte Handwerker gegeben haben. Diese haben sicherlich diese Hornscheiben dann weiter verarbeitet. Jedoch wissen wir auch, dass die römischen Legionäre sowie die Auxiliartruppen zu vielfältigen handwerklichen Tätigkeiten und Baumaßnahmen heran gezogen wurden. ...
Sehr schön sind diese Hinweise. Sie haben mir viel geholfen. Danke!:yes:

Ich war auch nach kurzer Überlegung überrascht, dass es den Römern mit ihrem mannigfaltigen Einsatz von Knochen in der Verarbeitung fremd gewesen sein soll mit Knochen umzugehen.

Die Legionäre sollten also auch einmal garnisoniert gewesen sein. Da müssten sie dann wohl mit Fleisch und dem Zerlegen von Tieren in Berührung gekommen sein.

Leider weiß ich nicht in wie weit sowas spezialisiert war oder in wie weit die Soldaten dann selber an der Umwandlung der toten Tiere in das Nahrungsmittel Fleisch beteiligt waren.
Tut mir leid, falls ich das überlesen habe, sollte diesen Aspekt auch schon jemand beleuchtet haben.:rotwerd:
 
Ich glaube, daß uns diese Art der "Knochendiskussion" nicht weiter führt.

Wenn ich mir die Situation vor fast 2000 Jahren einmal vorstelle:

Die Legionen betreten das Schlachtfeld. Ihnen bietet sich ein entsetzliches Bild - vgl. Tacitus. Der gemeine Legionär mußte eine Vorstellung von den grausamen Vorkommnissen nach der Varusschlacht bekommen.
Die Römer befanden sich auf einem Gebiet, welches eine der größten Niederlagen darstellte. Man mußte davon ausgehen, daß dieser Ort eine Art "Heiligtum" der Germanen darstellte. Immer mußten die Römer mit irgendwelchen Angriffen aus dem Hinterhalt rechnen, da dieser Ort eine besondere Bedeutung für die Germanen hatte.
Unter diesen Umständen kam der Befehl, die sterblichen Überreste der Gefallenen zusammenzutragen.

Mal ehrlich:

Da wurden doch wohl keine großen Unterschiede gemacht zwischen Mensch und Tier!
Hauptsache schnell, und dann: Nix wie weg von diesem Ort!
 
Hallo Freunde dieses Forums

Ich bin manchmal ein bisschen Schwerfällig, sonst wäre mir diese Tatsache schon früher ins Auge gefallen.

In Kalkriese wurden die Knochenreste von 30 verschiedenen Maultieren gefunden. Zieht man das Maultier ab, welches vor dem Wall verschüttet wurde, sind die Überreste von 29 Maultieren und 3 Pferden in den Knochengruben aufgefunden worden. Das bedeutet bei den Überresten von 12 eindeutig zuweisbaren Gebeinen von Menschen in diesen Gruben, ein Verhältnis von etwa 3 Maultieren oder Pferden zu einem Menschen. Bei diesem Ergebnis habe ich eher den Eindruck, dass an diesem Ort so etwas wie eine Karawane niedergemacht wurde, und kein Heer von 20000 Legionären.

[FONT=&quot]Gruß Maelo[/FONT]
 
Hallo Freunde dieses Forums

Ich bin manchmal ein bisschen Schwerfällig, sonst wäre mir diese Tatsache schon früher ins Auge gefallen.

In Kalkriese wurden die Knochenreste von 30 verschiedenen Maultieren gefunden. Zieht man das Maultier ab, welches vor dem Wall verschüttet wurde, sind die Überreste von 29 Maultieren und 3 Pferden in den Knochengruben aufgefunden worden. Das bedeutet bei den Überresten von 12 eindeutig zuweisbaren Gebeinen von Menschen in diesen Gruben, ein Verhältnis von etwa 3 Maultieren oder Pferden zu einem Menschen. Bei diesem Ergebnis habe ich eher den Eindruck, dass an diesem Ort so etwas wie eine Karawane niedergemacht wurde, und kein Heer von 20000 Legionären.

[FONT=&quot]Gruß Maelo[/FONT]

Du hast ja heute Nachmittag schon mal mit Zahlen operiert. Wo hast Du die her? Ich frage vor allem wegen der Feststellung von Wilbers-Rost/Moosbauer: "Bei den skelettierten Knochen war zu diesem Zeitpunkt vermutlich nicht mehr ohne Weiteres zwischen Mensch und Tier zu unterscheiden; dass vor allem die menschlichen Überreste bestattet werden sollten, zeigt der deutlich höhere Anteil von Menschenknochen in den Gruben."
 
Hallo El Quijote

Meine Angaben beziehe ich aus der aktuellen Ausstellung in Kalkriese. Leider kann ich hier kein Foto von der Schautafel hochladen, welche diese Angaben von mir wiedergeben. Ich muss hier einen Link setzen.

Neue Seite 1

Gruß Maelo
 
Wie gesagt Equide haben 475 Knochen. Zwei Maultiere sind in situ gefundenn worden, eines verstümmelt, das andere intakt. Bei 444 Maultierknochen können die anderen 30 Maultiere also nur noch in Kleinfragmenten nachweisbar sein (wie hat man das gemacht? Genanalyse???). Bei den Pferden dürfte es ähnlich aussehen. Das müsste man im Detail noch mal in Kalkriese 3 nachlesen.
 
Hallo Carolus

Wenn in Kalkriese wirklich eine Fiebel eines Soldaten der 17. Legion gefunden wurde, dann wären alle 1254 Postings in diesem Threat, inclusive meinem-diesem, absolut überflüssig.

Wahr ist, dass es einen derartigen Fund bisher nicht gab.

[FONT=&quot]Gruß Maelo[/FONT]
 
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