Das was uns zunächst einmal logisch erscheint, ist hier nicht gegeben. Lanzarote ist karg, Fuerteventura noch mehr. Auch wenn es auf Lanzarote damals Kiefern in geringer Zahl gab, werden sie bei Bevölkerungsdruck und Erschöpfung der Ressourcen für den Schiffsbau nicht zur Verfügung gestanden haben.

Viel wichtiger ist, dass beide Inseln nur wenige Menschen ernähren können.
Aufgrund der starken Meeresströmung und des vorherrschenden Nordostpassats ist es ohne Rudern oder Kreuzen nicht möglich die westlichen Inseln zu erreichen.

Anders gesagt: Diejenigen die dort siedelten, waren keine Bootsbauer oder Nautiker.

Die genetischen Untersuchungen zeigen eine genetische Verarmung auf den kleineren Inseln, so dass eine Besiedlung von den kleinen zu den großen Inseln unwahrscheinlich ist.
 
Mich stellt das nicht sehr zufrieden. Zum einen haben wir da die Stelle bei Plinius, die von Expeditionen der Mauretanier unter Juba II. berichtet,

zum anderen: wenn die Altkanarier aus eigene Kraft auf die Inseln kamen und von den Inseln zu anderen Inseln sich fortbewegten: Wieso haben sie den Bootsbau dann verlernt und sind in ein Prä-eisenzeitliches Stadium zurückgefallen? Dieses Rätsel, das gelöst schien, ist damit wieder ungelöst.
Die Antwort gibt nicht die Genetik und nicht die C¹⁴-Datierung, sondern die Archäologie und Ethnologie: Die Siedler waren halbnomadische Bauern seniarider Zonen, keine Bootsbauer oder Nautiker. Genau wie die Flotte des Hanno zur Koloniegründung am marokkanischen Atlantik Lixeten (mit Nutztieren, Saatgut, Hab und Gut) an Bord nahm, die zum ersten Mal im Leben auf einem Schiff waren.
 
Das was uns zunächst einmal logisch erscheint, ist hier nicht gegeben. Lanzarote ist karg, Fuerteventura noch mehr.
Ich sehe da jetzt keinen großen Widerspruch zu dem von mir geschriebenen: die westlichen Inseln wurden früher erreicht, waren aber auch weil kärger weniger attraktiv.

Die genetischen Untersuchungen zeigen eine genetische Verarmung auf den kleineren Inseln, so dass eine Besiedlung von den kleinen zu den großen Inseln unwahrscheinlich ist.
Aber ist das nicht sowieso zu erwarten, dass eine Insel, mit weniger Nahrungsgebot hat, weniger Menschen ernähren kann und somit bei fortschreitender Isolation eben der Genpool geringer wird?
 
Die westlichen Inseln La Palma, Teneriffa (im Norden) und La Gomera haben mehr Niederschlag, vor allem sehr fruchtbaren Boden. Die kleineren Inseln El Hierro (das westliche Ende der antiken Welt), Lanzarote und Fuerteventura sind niedriger, liegen also "barlovento", "unter dem Wind", haben deshalb weniger Niederschlag, und sind karger, mit weniger Regenerationsfähigkeit.

Wer eine sinnvolle Kolonisation betreiben will, besiedelt die 4 größeren Inseln. Für das Sammeln von Mollusken für die Gewinnung von Purpur, und für die ebenfalls attraktive Produktion von Garum oder Salz sind wiederum Lanzarote und Fuerteventura ideal.

Ich habe natürlich die Dinge ein wenig aus der Sicht eines punischen, römischen oder gaditanischen Planungsreferenten dargestellt...
 
Weiter Ergebnisse der archäologischen Prospektion der römischen Purpurmanufaktur auf der vorgelagerten Isla de Los Lobos östlich von Fuerteventura / Kanarische Inseln:

Ich hab's jetzt nicht aus dem Spanischen übersetzt, weil es nichts wirklich überraschend ist.
  • Ausgrabung von auf Luftaufnahmen als vielversprechend ("fertíl") erkannten Teilbereichen in der Nähe der bisherigen Ausgrabungen.
  • Funde von gepflasterten Bereichen ("pavimientos").
  • Weitere Eingrenzung der Datierung auf 50 v.Chr. bis 50 n.Chr., damit mindestens 200 Jahre älter als die anderen Ausgrabungsorte suf Lanzarote.
  • Immerhin der am weitesten südlich gelegene Fundort des römischen Kaiserreichs.
Ja, das klingt gut, ist aber aktuell nicht mehr überraschend. Mir gefallen andere Aspekte:
  • Die Pflasterung, denke ich, war keine Straße und keine Schiffslände, sondern gehört zu den Becken, in denen die Purpurschnecken mazeriert wurden.
  • Es ist ein sich geschlossener Fundort, völlig ungestört, der umfassende Einblicke in die Technik der Purpurgewinnung gibt.
  • Und: er wird die gesamte kleine Insel umfasst haben, die dennoch jetzt schon in Größe und Fundmaterial deutlich umfangreicher und bedeutender als die berühmtere Insel Mogador an der südmarokkanischen Atlantikküste ist.
  • Im weiteren Verlauf wird man Hinweise auf die Verarbeitungsspezialisten (vermutlich aus Cádiz, immerhin mit feiner Terra sigillata speisend) und andere, berberische Hilfskräfte für die grobe Arbeit erhalten.
  • Viellecht gibt es auch weitere und neuere Nachweise der Produktion von Garum.
 
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