Karthago besiegt Rom; und dann?

Roms Hypothetische Niederlage im 2. Punischen Krieg

Wenn man eine Antwort auf die Frage finden will, wie eine antike Mittelmeerwelt ohne römisches Imperium ausgesehen hätte, muss man die Frage beantworten, wie es dazu gekommen wäre.
Nur der zweite punische Krieg hatte das historische Pontential Rom entscheidend zu schwächen. Der erste punische Krieg hätte Karthago lediglich die Inseln Sizilien, Saridian und Korisika gesichert. Der Kern von Roms Herrschaft wäre unberührt geblieben.
In einem solchen hypothetischen Szenario lege ich den Erfolg von Hannibals Kriegsstrategie zu Grunde. Es hätten sich also im Verlauf des Krieges nach der Schlacht von Cannae auch weitere Verbündete von Rom abgewandt. Das wären etwa die Etrusker, die campanische Griechen, weitere Städte in Capanien, Apulien usw. Nicht alle wären auf Hannibals Seite gewechselt aber hätten sich, wie historisch 12 Latinerstädte im Jahre 209, geweigert den Römer Geld und Truppen zu stellen. Das nun allein stehende Rom wäre in eine Situation gekommen, dem gegenerischen Bündnis zahlenmäßig weit unterlegen zu sein. Ein paar weitere ungünstige Schlachten oder Belagerugen hätten dann auch hartgesottene Römer davon überzeugen können, mit Hannibal Frieden zu schließen, anstatt die Vernichtung Roms in einem nun aussichtslosen Krieg herbeizuführen.
Hannibals Sieg hätte aber keineswegs ein Imperium Karthago zu Folge, das dem römischen vergleichar wäre.
In Italien gäbe es nun ein Gemenge von Kleinstaaten, die untereinander starke Rivalitäten hatten. Das Bündnis untereinander und das zur Schutzmacht Karthago wäre sehr locker. Der einigende Zweck, die Befreiung von Rom entfällt nun. Karthago hat hier Handelsinteressen und allenfalls noch das Interesse, dass keine dominante Macht vom Kaliber Roms aufkommt und Italien erneut beherrscht. Weitere Auseinandersetzungen der Italischen Mächte untereinander sind nur eine Zeitfrage.
Karthagos Interessen lägen in der Herrschaft über die Inseln und natürlich über Spanien.
Dort allerdings kann man einen Unterschied zur bisherigen Karthagischen Politik beobachten. Die Barkiden arbeiteten auf eine stabile dauerhafte Herschafft mit loyalen spanischen Verbündeten hin. Das könnte, wenn genügend Zeit zur Festigung der Herrschaft bestünde ähnlich stabil sein, wie Italien unter Roms Herrschaft.
Wenn es also noch einmal zur Einigung Italiens unter einer Macht käme, stünde dieser ein wesentlich stärkerer und geschlossener Machtblock gegenüber als das historische Karthago.
Daraus ergäbe sich eine Mittelmeerwelt mit einigen starken Mächten, aber kein dominierendes Imperium.
 
Wenn man eine Antwort auf die Frage finden will, wie eine antike Mittelmeerwelt ohne römisches Imperium ausgesehen hätte, muss man die Frage beantworten, wie es dazu gekommen wäre.
Nur der zweite punische Krieg hatte das historische Pontential Rom entscheidend zu schwächen. Der erste punische Krieg hätte Karthago lediglich die Inseln Sizilien, Sardinien und Korsika gesichert. Der Kern von Roms Herrschaft wäre unberührt geblieben.

Da fängt doch schon das Problem dieser Was-wäre-wenn-Fragestellungen an: Wenn Karthago im Ersten Punischen Krieg gesiegt hätte, wäre es dann überhaupt zu einem Zweiten Punischen Krieg gekommen? Hätte es überhaupt einen Aufstieg der barkidischen Familie gegeben, der eng mit der Erschließung der iberischen Silberminen und der Eroberung der sie umgebenden Gebiete verknüpft war? Die Niederlage im Ersten Punischen Krieg hatte Karthago an den Rand der ökonomischen Existenz gebracht, während er Rom Sardinien, Korsika und das reiche Sizilien brachte. Karthago musste, um seine Schulden bezahlen zu können, doch nach Iberien ausgreifen und dieses Ausgreifen wiederum ist Grundlage für die Notwendigkeit aus römischer Sicht gewesen, den Zweiten Punischen Krieg mit Saguntum als Vorwand vom Zaun zu brechen.

Von konjunktivistischer Geschichtsschreibung ist nicht m.E. nicht viel zu halten.
 
Im Endeffekt lese ich hier aktuell nur heraus, neben der Unmoeglichkeit einer solchen Spekulation, was in grossen Teilen ja korrekt ist, dass konkret aufs Thema bezogen, Rom vor allem zu Beginn mehr "reingeschlittert" ist, gerade in die griechischen Angelegenheiten und auch in das, was man punische Kriege nennt (hier mehr Notwendigkeit?), und dass es tatsaechlich keine zweite Macht mit aehnlichem Potential gab, welche in dieser Ausgangstellung lag eine Mittelmeereroberung zu fuehren.
 
Von konjunktivistischer Geschichtsschreibung ist nicht m.E. nicht viel zu halten.

Da liegt das Problem hier im Forum. Es werden immer wieder Themen gestartet, die eine solche konjunktivistiche Geschichtsschreibung beinhalten. Wenn man aber auf ein solches Thema eingeht und solche Überlegungen anstellt, dann melden sich diejenigen, welche davon egal wie gut begründet nichts halten. Nicht etwa weil die Argumente schlecht wären, sondern weil man grundsätzlich etwas gegen solche Überlegungen hat. Wahrscheinlich ist die Mehrheit der Leute hier im Forum dagegen.

Zu deinem sachlichen Einwand stimme ich jedoch zu, der Ausgang des ersten punischen Krieges bedingte weitgehend die Handlungen Karthagos danach.
Wenn man jedoch ein Thema "Karthago besiegt Rom" startet und daraus das Auscheiden Roms als Imperium ableitet, muß man überlegen, wo es überhaupt die Möglichkeit für einen solchen Ausgang in der tatsächlichen Historie gab.
Wann war Rom jemals so existenziell bedroht, wie von Hannibal nach der Schlacht von Cannae?
 
Zuletzt bearbeitet:
Da liegt das Problem hier im Forum. Es werden immer wieder Themen gestartet, die eine solche konjunktivistiche Geschichtsschreibung beinhalten. Wenn man aber auf ein solches Thema eingeht und solche Überlegungen anstellt, dann melden sich diejenigen, welche davon egal wie gut begründet nichts halten. Nicht etwa weil die Argumente schlecht wären, sondern weil man grundsätzlich etwas gegen solche Überlegungen hat. Wahrscheinlich ist die Mehrheit der Leute hier im Forum dagegen.

Zu deinem sachlichen Einwand stimme ich jedoch zu, der Ausgang des ersten punischen Krieges bedingte weitgehend die Handlungen Karthagos danach.
Wenn man jedoch ein Thema "Karthago besiegt Rom" startet und daraus das Auscheiden Roms als Imperium ableitet, muß man überlegen, wo es überhaupt die Möglichkeit für einen solchen Ausgang in der tatsächlichen Historie gab.
Wann war Rom jemals so existenziell bedroht, wie von Hannibal nach der Schlacht von Cannae?


Welche waren denn die "guten Argumente"?
 
Rom wäre wahrscheinlich auch nach einem Frieden mit Karthago keine mittelitalienische Regionalmacht geworden. Somit stellt sich die Frage ob dies den Aufstieg Roms nur verzögert hätte.
 
Miteinbeziehen sollte man hierbei wohl das tatsaechliche Verhalten und die Intentionen der Nachbarn/Unterworfenen wie Lukanern, Samniten und Co bei einer totalen Niederlage Roms.
Denke ganz so einfach waere das nicht gelaufen, denn Roms Menschenressourcen waren nicht nur aus Latium und ebenso nicht unendlich.
Zumal man ein Zitat einbringen sollte "Unausgebildete Maenner in den Kampf zu werfen bedeutet, sie wegzuwerfen".
Rom hatte kein Milliardenvolk, welches beliebig lange Menschenmaterial nachschicken konnte gegen alles und jeden, auch wenn das deren Praxis war, wohin so eine Gangart fuehrte, zeigte das Deutsche Reich im Ersten Weltkrieg, irgendwann geht jede Muehe gegen "zuviel" verloren.
 
Miteinbeziehen sollte man hierbei wohl das tatsaechliche Verhalten und die Intentionen der Nachbarn/Unterworfenen wie Lukanern, Samniten und Co bei einer totalen Niederlage Roms.
ich begreife das nicht: wie kann man das tatsächliche Verhalten von irgendwem in einer fiktiven Situation überhaupt kennen?...
 
Mir fallen da spontan die Epeiroten oder Kimbern & Teutonen ein. Liege ich da etwa falsch?
Ich sehe das anders.
Die Kimbern und Teutonen waren meiner Meinung nach nie eine existenzielle Bedrohung für Rom, auch dann nicht, wenn sie geschlossen und schon früher in Italien eingefallen wären. Zu einer Belagerung und Eroberung Roms wären sie nicht in der Lage gewesen, und trotz der Unzufriedenheit der italischen Bundesgenossen mit der römischen Herrschaft halte ich es für äußerst unwahrscheinlich, dass sie zu den unheimlichen Barbaren aus dem Norden abgefallen wären. (Man denke an den Galliereinfall in Makedonien und Griechenland 280/279 v. Chr., als die Griechen ihre Streitigkeiten untereinander auch ganz schnell vorübergehend vergaßen und eine Allianz bildeten.) Die Kimbern und Teutonen hätten in Italien weder Verbündete noch ungestörtes Siedlungsland finden können. Sie hätten nur eine Weile plündernd hin und her ziehen und, falls sie nicht aufgerieben wurden, Italien schließlich wieder verlassen können.
Zu den Epeiroten verweise ich auf meine früheren Beiträge in diesem Thread.

Die existenziellen Bedrohungen muss man eher in früheren Jahrhunderten suchen, als Rom noch ein Stadtstaat war. Die frühen Kriege gegen die Etrusker, u. a. Veii, hätten durchaus auch zuungunsten Roms ausgehen können, und nach der Eroberung Roms durch die Gallier bestand für die Nachbarn die Chance, den Römern endgültig den Garaus zu machen. Die letzte wirklich massive Bedrohung vor Hannibal waren wohl die Samniten: Mit ihnen hatten die Römer einen Gegner, der genauso hartnäckig kämpfte wie sie selbst und ebenso wie sie auch nach Niederlagen immer noch weitermachte. Allerdings hatten es die Samniten wohl nur auf eine Zurückdrängung Roms aus den von ihnen beanspruchten Gebieten abgesehen, nicht auf eine Ausschaltung.
 
Ich sehe das anders.
Die Kimbern und Teutonen waren meiner Meinung nach nie eine existenzielle Bedrohung für Rom, auch dann nicht, wenn sie geschlossen und schon früher in Italien eingefallen wären. Zu einer Belagerung und Eroberung Roms wären sie nicht in der Lage gewesen, und trotz der Unzufriedenheit der italischen Bundesgenossen mit der römischen Herrschaft halte ich es für äußerst unwahrscheinlich, dass sie zu den unheimlichen Barbaren aus dem Norden abgefallen wären. (Man denke an den Galliereinfall in Makedonien und Griechenland 280/279 v. Chr., als die Griechen ihre Streitigkeiten untereinander auch ganz schnell vorübergehend vergaßen und eine Allianz bildeten.) Die Kimbern und Teutonen hätten in Italien weder Verbündete noch ungestörtes Siedlungsland finden können. Sie hätten nur eine Weile plündernd hin und her ziehen und, falls sie nicht aufgerieben wurden, Italien schließlich wieder verlassen können.
Zu den Epeiroten verweise ich auf meine früheren Beiträge in diesem Thread.

Die existenziellen Bedrohungen muss man eher in früheren Jahrhunderten suchen, als Rom noch ein Stadtstaat war. Die frühen Kriege gegen die Etrusker, u. a. Veii, hätten durchaus auch zuungunsten Roms ausgehen können, und nach der Eroberung Roms durch die Gallier bestand für die Nachbarn die Chance, den Römern endgültig den Garaus zu machen. Die letzte wirklich massive Bedrohung vor Hannibal waren wohl die Samniten: Mit ihnen hatten die Römer einen Gegner, der genauso hartnäckig kämpfte wie sie selbst und ebenso wie sie auch nach Niederlagen immer noch weitermachte. Allerdings hatten es die Samniten wohl nur auf eine Zurückdrängung Roms aus den von ihnen beanspruchten Gebieten abgesehen, nicht auf eine Ausschaltung.

Das sehe ich ähnlich, und man wird sich ernsthaft fragen dürfen, ob das nicht auch für die Einfälle während der Markomannen- und Sarmatenkriege Marc Aurels galt, als 169 Opitergium zerstört und Aquilea belagert wurde und die römische Armee durch die antoninische Pest geschwächt war.
 
Von konjunktivistischer Geschichtsschreibung ist nicht m.E. nicht viel zu halten.

Das Problem ist ja auch: Welche realen Ereignisse beachte ich weiter und welche nicht. Am Beispiel des Augustus habe ich es mal so gelesen.

Frage: Augustus wird nicht alt! Was wird aus dem Prinzipat?
Antwort: Stirb Marcellus auch? Überlegt er, wird er dann Nachfolger oder Tiberius? Wenn Tiberius, was passiert mit Agrippa? Stirbt der auch zum realen Zeitpunkt? Oder wird der dann alt? Wie verhält er sich gegenüber Tiberius? usw.

Und in Bezug auf Rom und Karthago:
Gewinnt Karthago den ersten oder zweiten Krieg? Wird Rom zerstört, besetzt oder nur kleingehalten? Akzeptiert Rom die Niederlage oder nicht? Wie verhalten sich die Bundesgenossen Roms? Wie die anderen Feinde (Kelten, Makedonen, Griechen in Italien usw.)?

Und welchen Erkenntnisgewinn für den realen Ablauf der Geschichte kann man aus solchen Fragen gewinnen? Wenn soviel ziemlich spekulativ bleibt - bleiben muss?
 
Die existenziellen Bedrohungen muss man eher in früheren Jahrhunderten suchen, als Rom noch ein Stadtstaat war. Die frühen Kriege gegen die Etrusker, u. a. Veii, hätten durchaus auch zuungunsten Roms ausgehen können, und nach der Eroberung Roms durch die Gallier bestand für die Nachbarn die Chance, den Römern endgültig den Garaus zu machen. Die letzte wirklich massive Bedrohung vor Hannibal waren wohl die Samniten: Mit ihnen hatten die Römer einen Gegner, der genauso hartnäckig kämpfte wie sie selbst und ebenso wie sie auch nach Niederlagen immer noch weitermachte. Allerdings hatten es die Samniten wohl nur auf eine Zurückdrängung Roms aus den von ihnen beanspruchten Gebieten abgesehen, nicht auf eine Ausschaltung.

Tatsaechlich ja.
Allerdings muss ich auch nochmal anmerken, dass in diesem Planspiel Rom bereits ausgeschaltet ist, vollstaendig und nicht mehr grossmachtfaehig, von Karthago.
Damit sollte man eigentlich woanders ansetzen, aber nun gut.
Die Frage ist eben nicht "ob Rom faellt oder nicht und gegen wen" sondern es ist heute Mittag gegen Karthago gefallen.
Der Rest steht im Eingang.
 
Da liegt das Problem hier im Forum.

Nein. Das Problem liegt nicht im Forum, sondern in der Beliebigkeit solcher Gedankenspiele, die im Grunde genommen keine Handlungsalternativen mehr durchspielen sondern sich von jeglicher quellenbasierter Grundlage entfernen und an nichts mehr gebunden sind. Sie verraten mehr über denjenigen, der diese Gedankenspiele durchführt als über die Geschichte und ihre Akteure.
 
Nein. Das Problem liegt nicht im Forum, sondern in der Beliebigkeit solcher Gedankenspiele, die im Grunde genommen keine Handlungsalternativen mehr durchspielen sondern sich von jeglicher quellenbasierter Grundlage entfernen und an nichts mehr gebunden sind. Sie verraten mehr über denjenigen, der diese Gedankenspiele durchführt als über die Geschichte und ihre Akteure.

Diese Äusserung belegt nur, was ich vorher sagte. Es wird mitnichten geprüft, ob ein kontrafaktisches Modell einen Ausgangspunkt in der wahren Geschichte hat, sondern einfach, weil es nicht der historischen Realität entspricht, verworfen.
Mein Gedankenmodell ist eben nicht beliebig, sondern orientiert sich an dem, was wir aus den Quellen über Hannibals Bündnissystem wissen, welche Verträge er etwa mit Capua hatte usw.
Man kann entweder das ganze Thema verwerfen, nein Karthago hat Rom nicht besiegt und deswegen ist alles zu diesem Thema als Unnsinn zu verwerfen. In diesem Fall hätte man aber die ganze Diskussion als unsinnig sperren sollen.
Wenn man aber ein solches Thema startet, dann sollte man schon unterscheiden.
Hannibal wollte Rom nicht vernichten, das war auch nicht die Absicht Karthagos. Deshalb ist es realistisch Im Falle eines karthagischen Sieges die weitere Existenz Roms als lokale Macht anzunehmen.
Das Bündnis Hannibals mit den zu ihm Übergelaufenen Italikern, Capua, den Samniten, Galliern, Lukanern Brutiern, süditlaischen Griechen, Apuliern war locker. Die beteiligten mußten keine Truppen für die Karthagische Armee stellen und keine Karthagischen Besatzungstruppen aufnehmen.
Das kann man in den Quellen nachlesen. Es ist realistisch für die Zeit nach dem Krieg ein ähnlich lockeres Bündnis anzunehmen. Karthago strebte keine imperiale Herrschaft im Mittelmeeraum an.
Daher ist auch diese Annahme, dass es kein Karthagisches Mittelmeer Imperium geben würde realistisch.
Ich habe lediglich die laut Quellenlage und Aussagen moderner Historiker vorhandene Politik Hannibals und Karthagos auf eine Welt übertragen in der Karthago den 2. Punischen Krieg gewonnen hat. Das als "Beliebigkeit" darzustellen grenzt an Ignoranz.
 
Zuletzt bearbeitet:
Mein Gedankenmodell ist eben nicht beliebig, sondern orientiert sich an dem, was wir aus den Quellen über Hannibals Bündnissystem wissen, welche Verträge er etwa mit Capua hatte usw.

Und damit ignoriert dein "Gedankenmodell", dass die Ausgangslage nach einen von Karthago gewonnenen Ersten Punischen Krieg eine völlig andere gewesen wäre, als nach der tatsächlichen Niederlage Karthagos. Und wir hatten diesen Streit schon einmal:

Ob die Frage [...] überhaupt sinnvoll zu beantworten ist, das ist das eine. Ich selbst halte zudem von kontrafaktischer Geschichtsschreibung herzlich wenig. Das andere ist, ob man zu einem Antwortversuch die Parameter verändert oder nicht. [...]
Das Verändern der Parameter führt dagegen ziemlich schnell zu falschen, teilweise anachronistischen Vorstellungen.

Es geht nicht mehr um tatsächliche Handlungsalternativen - nach denen kann man fragen - sondern um durch nichts mehr gedeckte Phantasiegebilde. Das hat nicht einmal mehr etwas mit alternativer Geschichte zu tun. Es ist müßig darüber zu spekulieren, weil es a) nicht so war und b) so vollkommen beliebig ist, dass jeder seine eigenen Wünsche in die Geschichte hineinprojezieren kann und damit überhaupt keine gemeinsame Diskussionbasis mehr da ist. Oder, um es mit den Worten des geschätzten Mitdiskutanten Fingalo auszudrücken: "Wo keine Fakten stören, hat die Phantasie freien Auslauf."

Hannibal wollte Rom nicht vernichten, das war auch nicht die Absicht Karthagos.
Woher willst du das wissen?

Karthago strebte kein imperiale Herrschaft im Mittelmeeraum an. Daher ist auch diese Annahme, dass es kein Karthagisches Mittelmeer Imperium geben würde realistisch.
Nichts anderes war das barkidische Imperium in Spanien - Rom strebte vor den Punischen Kriegen auch noch keine "imperiale Herrschaft" im Mittelmeerraum an. Es wuchs vielmehr da hinein. Erst als Hegemonialmacht auf dem Stiefel, die um Hilfe gerufen wurde, dann bekämpfte es erst Punier und Griechen, dann besetzte es Piratenstützpunkte in der Adria, dann die punischen Stützpunkte in Spanien... Von langer Hand geplant war da nichts. Manche Menschen sind der Auffassung, dass Weltreiche sich überdehnen können. Ich bin nicht dieser Auffassung. Aber genau das wäre Rom in der Folge, ohne die marianische Heeresreform beinahe passiert, Roms Eroberungen führten es geradewegs in die sozialen Konflikte die über hundert Jahre andauerten und Zündstoff für seine Bürgerkriege bis Octavian boten.

Ich habe lediglich die laut Quellenlage und Aussagen moderner Historiker vorhandene Politik Hannibals und Karthagos auf eine Welt übertragen in der Karthago den 2. Punischen Krieg gewonnen hat. Das als "Beliebigkeit" darzustellen grenzt an Ignoranz.
Falsch, du hast explizit den Ersten Punischen Krieg als für Karthago siegreich dargestellt und davon ausgehend einen alternativen Verlauf der Geschichte, dargestellt, mit einem Zweiten Punischen Krieg, ohne zu berücksichtigen, dass die Ausgangslage für einen Zweiten Punischen Krieg mit einem durch Karthago siegreich beendeten Ersten Punischen Krieg eine vollkommen andere gewesen wäre, als dies in der tatsächlichen Geschichte der Fall war. Und genau das habe ich in meiner Kritik dargelegt!
Sprich: In deiner kontrafaktischen Version hat zwar Karthago den Ersten Punischen Krieg gewonnen, trotzdem ist die Ausgangslage für den Zweiten Punischen Krieg, den Karthago dann wiederum kontrafaktisch gewinnt, wieder dieselbe wie in der faktischen Geschichte und das ist schlicht unlogisch, da viele der Ereignisse, die zum Zweiten Punischen Krieg geführt haben ein Resultat aus dem Ersten Punischen Krieg waren (Söldneraufstand, Schulden, Neubau der Flotte, zwingende Notwendigkeit der Erschließung Iberiens, deren Erfolg die Römer erst wieder auf den Plan rief...). Das sind alles Dinge, die essentiell sind, die aber in deiner Version schlichtweg ignoriert werden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Missverständnis

Nein. Ich habe nur gesagt dass ein Karthagischer Sieg im ersten punischen Krieg nicht entscheidend gewesen wäre. Dass wir deswegen im zweiten punischen Krieg nach Antworten suchen müssen. Sorry, wenn das falsch rüberkam. Wenn ich meine Fomulierung im ersten Beitrag noch mal lese, kann man das in der Tat falsch verstehen. Da habe ich mich schlecht ausgedrückt.
Ich gehe von einer historischen Ausgangsbasis im zeiten punischen Krieg nach Cannae aus.
 
Zuletzt bearbeitet:
Es geht nicht mehr um tatsächliche Handlungsalternativen - nach denen kann man fragen - sondern um durch nichts mehr gedeckte Phantasiegebilde. Das hat nicht einmal mehr etwas mit alternativer Geschichte zu tun.

Kontrafaktische Geschichte ist beliebt und legitim, Was ist dagegen einzuwenden? Kontrafaktische Geschichte ? Wikipedia

Man kann durchaus fragen, was geschehen wäre, wenn Karthago die Auseinandersetzung mit Rom in den Punischen Kriegen gewonnen hätte.

Das von Udo Grebe für einen solchen Fall entworfene Szenario zur politischen Entwicklung in Italien und im Mittelemeer ist nicht unwahrscheinlich. Das schließt nicht aus, dass auch andere Szenarien denkbar sind.
 
Kontrafaktische Geschichte ist beliebt und legitim,
Dass sie beliebt ist, weiß ich. 500 Miiliarden Fliegen fressen Sch***. Welche Schlussfolgerung ziehe ich daraus?
Legitimität ergibt sich allerdings nicht aus Beliebtheit.

Ich hab zwar schon geschrieben, was dagegen einzuwenden sei, aber nimm doch einfach den zweiten Absatz deines Links. Da steht's nämlich auch.

Dein Link schrieb:
Wissenschaftlichkeit

Kontrafaktische Geschichte wird von vielen Historikern als unwissenschaftlich abgelehnt, da sie nur unfalsifizierbare Spekulationen hervorbringe. In der Tat existieren keine Bedingungen, unter denen jemand, der eine kontrafaktische Aussage aufstellt, gezwungen ist einzugestehen, dass sie unwahr ist. Um ein konkretes Beispiel zu gebrauchen: Die verbreitete These, dass der deutsche Überfall auf die Sowjetunion 1941 zur Einnahme Moskaus und zu einem Sieg des Deutschen Reiches im Zweiten Weltkrieg geführt hätte, wenn er nur früher im Jahr begonnen worden wäre, kann ebenso wenig bewiesen werden wie ihr Gegenteil – die Geschichtswissenschaft ist eben aus naheliegenden Gründen keine experimentelle Wissenschaft.
 
Wie in meinem letzten Post erwähnt: Spekulation ist legitim (und beliebt), es lässt sich aber keine These auf dieser Grössenordnung formulieren, denn eine These müsste bewiesen oder belegt werden können.
Wir werden weiter spekulieren müssen über: Dienstpläne der Limesmannschaften, Gleichschrittkommandos (oder Gesänge?) der römischen Armee, Öffentlichkeitsarbeit karthagischer Kulte, Tagesordnungen bei Beerdigungsvereinstreffen, etc. etc. Was nicht heißen soll, dass das was-wäre-wenn nicht auch ein schönes Spiel ist, aber eines, das wir nie, nie werden gewinnen können. Nur in der Literatur. Aber das ist nur bedingt ein Literaturforum.
N. b. Ich bin mir sicher, dass zu den Dienstplänen etc. o. a. bereits einige Meinungen, Ideen, Dokumente und Belege in der Forumgemeinschaft existieren und auf den Tisch gebracht werden können. Haben wir schon öfter gemacht/ hinbekommen.
 
Zurück
Oben