Den ersten Teil deiner Argumentation kann ich noch teilen.
Was den effektiven Umgang mit Waffen betrifft, so habe ich meine Zweifel, ob das vor dem 20. Jahrhundert überhaupt möglich war. Im noch nicht automatisierten Krieg entschied zum Großteil noch die reine Physis der Kämpfer über den Sieg. Kinderarme waren schlicht zu kurz und zu klein, um zu töten.
Die kleinen Trompeter, Trossbuben, Schiffsjungen und Kadetten haben jedenfalls mit den Kindersoldaten wie sie im 20. Jahrhundert auftauchen wenig gemeinsam. Zu beeindruckenden Waffentaten und Kriegsverbrechen waren sich gar nicht in der Lage.
Der echte Kindersoldat erscheint erst mit der Automatisierung oder Mechanisierung des Krieges.
Im 2. Weltkrieg gab es bekanntlich minderjährige Flakhelfer. Halbwüchsige Hitlerjungen konnten einfach Flugzeuge abschießen. Die Technik macht's möglich.
Die Meinung, dass 12-14 Jährige physisch für "kalte Waffen" noch zu schwach sind, um ernstzunehmende Kombattanten abzugeben teile ich. "Trossbuben", Soldatenkinder, und Kindersoldaten zumal Musiker sind ja auch in der Regel gar nicht als solche aufs Schlachtfeld gezogen. Sie haben Erfahrungen gesammelt, rekognosziert, haben auf Pferde aufgepasst, haben Ritter mit Schilden und Ersatzwaffen und Krieger mit Wasser oder Mokassins versorgt und haben Tote und Verwundete ausgeplündert.
Das Alter der Schwertleite lag oft zwischen 14 und 16 Jahren, aber wenn auch mancher Junge, (zuweilen auch Mädchen inkognito) früh an Waffengebrauch geübt waren, erfordert doch der Umgang mit Anderhalbhändern, Saufedern, Spießen etc. neben Geschicklichkeit eine gewisse Kraft, um wirklich vollwertige Kombattanten abzugeben.
So früh (12-14 Jahre) haben sich eigentlich auch in keiner mir bekannten Kriegerkultur Jugendliche wirklich aktiv an Kampfhandlungen beteiligt, sie zogen in den Kampf, um Erfahrungen zu sammeln und hineinzuwachsen in eine Karriere als Krieger oder Kriegsmann, Sklaven- und Elfenbeinjäger, um Kombattanten mit Waffen, Wasser, Schuhwerk, Munition etc. zu versorgen oder um Nahrungsmittel aufzutreiben und Erkundungen durchzuführen, die Landsknechten und Soldaten nicht so leicht möglich waren, da sie sich nicht allzu weit von der Truppe entfernen konnten, da das als Desertion oder unerlaubtes Entfernen von der Truppe interpretiert werden konnte oder um Gefallene, Verwundete oder Zivilisten nach brauchbarer Beute oder Lebensmitteln zu durchsuchen.
Noch jünger waren zuweilen Trommler und Musiker, aber die beteiligten sich in der Regel nicht an Kampfhandlungen.
Schusswaffen wie Armbrüste und später Feuerwaffen erlaubten auch weit schwächeren Kämpfern, theoretisch einen weit stärkeren Gegner zu töten oder kampfunfähig zu machen, und im 2. Weltkrieg wurden vor allem an der Ostfront auf beiden Seiten beim letzten Aufgebot 14-15 jährige Jungs eingesetzt. Fanatisierte Jugendliche erwiesen sich dabei manchmal als durchaus ernstzunehmende Gegner. Überlebende berichten, dass Angehörige etwa der SS-Division Hitler Jugend statt Alkohol und Tabak Süßigkeiten erhielten. 1945 wurden Jugendliche mit dem EK ausgezeichnet, die Panzer geknackt hatten.
Johann Ewald, Hauptmann des hessischen Jägerkorps, später dänischer General und der wohl erste Verfasser eines Handbuchs für den Guerillakrieg schrieb, dass sehr junge Soldaten (17-20 jährig) sehr gute Soldaten abgaben, die mutig und belastungsfähig waren, und manche Überlebende von Todesmärschen beschrieben 16-17 Jahre alte HJ-Angehörige zu den schlimmsten "Totmachern" gehörten.
Auf den Schlachtfeldern der Neuzeit haben sich Kindersoldaten zuweilen durchaus bewährt und erstaunliche Kampfleistungen gezeigt, in der Regel zeigte sich aber auch bald, dass so frühe Kriegseinsätze zu Traumatisierungen und nervlichen Zusammenbrüchen führten, da Kinder- und trotz allem waren oder sind es ja Kinder- langfristig kaum in der Lage sind Kriegseinsätze zu ertragen und zu vereinbaren und eigentlich auch auf Schlachtfeldern nichts zu suchen haben.