Solwac
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Doch, vor allem da Deine Denke in die falsche Richtung geht.Aber so daneben ist der nicht.
Diese Darstellung verzerrt aber völlig das Gefühl für die Größenverhältnisse. Bei völlig statistischer Bewegung (und die haben wir nicht!) muss für jedes Teilchen Das pro Sekunde durchflogene Volumen berechnet werden. D.h. für jedes Teilchen wird der Querschnitt senkrecht zur Flugachse mit der Wegstrecke (plus der Länge, kann hier aber vernachlässigt werden) multipliziert. Ein Satellit mit 1 m² und der Geschwindigkeit 8 km/s durchfliegt also 8000 m³/s. Ein Trümmerteil mit 1 cm² Querschnitt und 10 km/s durchfliegt also nur 1 m³/s. Dies muss mit dem Volumen dieser Orbits in der Größenordnung von etlichen 10e20 m³ und ca. 31,5e6 s/a ins Verhältnis gesetzt werden.Das geht tatsächlich kreuz und quer und durcheinander.
Dazu kommt aber ein Faktor deutlich kleiner 1, da die Flugbahnen eben nicht zufällig sind und natürlich steigt die Wahrscheinlichkeit quadratisch mit der Zahl der Teile im Orbit.
Klar bei stark gegeneinander geneigten Bahnen greift das Beispiel zweier LKW auf der Autobahn nicht, da trifft eher der kreuzende Verkehr an einer großen Kreuzung ohne Ampel und ohne Bremsen. Aber dafür gibt es dann nur für einen kleinen Teil der Flugbahn überhaupt eine Chance auf eine Kollision.Was für einen Sinn sollte denn auch eine exklusive Äquatorialbahn haben (nur da kann dein Einwand gelten) wenn man etwa Kartierungen vornehmen oder ein Navigationssystem betreiben will?
Treffen z.B. zwei erdnahe Satelliten unter dem Winkel von 90° aufeinander, dann beträgt die Relativgeschwindigkeit zwischen diesen 'Geisterfahrern' die 1,41 fache der Orbit-Geschwindigkeit, also ca. 12 km/s.
Aber bei den hohen Geschwindigkeiten werden kleine Teile nicht ihre Energie komplett übertragen können und sehr oft die größeren Teile einfach durchschlagen. Diese Löcher würden ein Sonnensegel (tragen am meisten zum Querschnitt bei) dann vielleicht um 1% in ihrer Leistung beeinträchtigen, zumindest solange nicht ein kritisches Teil getroffen wurde. Daher ist es sinnvoll statt des Energieübertrags den Impulsübertrag zu betrachten. Dadurch werden auch die Fälle abgedeckt, dass z.B. ein Satellit zwar getroffen, aber nicht zerstört oder kritisch beschädigt wird, dafür aber aus der Bahn gelenkt wird und seine Aufgabe nicht mehr wahrnehmen kann.Jetzt stellen wir uns mal idealisiert vor ein Satellit von 50kg zerplatzt bei der Gelegenheit in 5000 Einzelteile zu je 10g.
10g ist die ungefähre Masse des Projektils eines NATO-Sturmgewehrs.
5,56 × 45 mm NATO – Wikipedia
Die Geschwindigkeit dieses Geschosses beträgt ca. 1km/s.
Wäre es jedoch mit 8 km/s unterwegs hätte es, hier als taumelnder Querschläger, die 64-fache (!) Bewegungsenergie.
Also man kann sich das schon vorstellen, dass dann, mit der Überschreitung einer kritischen Schwelle, schlagartig einer neuer Zustand eintritt.
„Bereits Trümmerteile aus wenigen Zusammenstößen könnten eine unkontrollierbare Kaskade immer neuer Fragmente auslösen und den erdnahen Weltraum unbenutzbar machen.“
https://www.spektrum.de/magazin/wie-beseitigen-wir-den-weltraumschrott/1609512
Man weiß nicht zu welchem Zeitpunkt dieses Ereignis eintreten wird, weiß aber, in welcher Weise die Wahrscheinlichkeit dafür steigt.
Ein Zerplatzen in 5000 Einzelteile gleicher Größe ist ein falsches Bild, es werden Trümmer unterschiedlichster Größen erzeugt, davon werden manche sehr schnell zu Erde fallen, andere werden nur allmählich gebremst und verbleiben für lange Zeit im Orbit. Und ein Teil wird auch so stark beschleunigt, dass sie das Schwerefeld der Erde verlassen.
Eine unkontrollierbare Kaskade wird es nicht geben, der Vergleich mit der kritische Masse bei Fission ist einfach grundfalsch (weswegen ich mich über Deinen Beitrag hier im Strang gewundert habe). Bei mehr Trümmern wird das Risiko größer und Schäden haben bei den Kosten für einen Satelliten große Auswirkungen bzw. bei Astronauten wird schnell die Grenze der Letalität überschritten.