Körperbehaarung...

Im Mittelalter gab es tatsächlich ein Schönheitsideal, das unserem nicht unähnlich ist.

In »De passionibus mulierum« der salernitan. Ärztin Trotula (11. Jh.) fand sich ein Kapitel über die Hautpflege. Wilhelm v. Saliceto verschrieb Mittel gegen Krampfadern und Fettsucht (13. Jh.). Sein Zeitgenosse Gilbertus Anglicus (2. G.) verfaßte eine zwölfteilige Kosmetik des Gesichts und der Haare. Michele Savonarola († 1468) gab u. a. Ratschläge zur Brustverkleinerung (Bandagieren, Diät) und -vergrößerung (mechan. Zug im Jungmädchenalter). :p

Im Abschnitt »De decoratione omnium membrorum« seiner »Chirurgia« rät Pietro d'Argelata († 1523), wie man Haare färbt bzw. blondiert sowie ihr Ergrauen und Ausfallen hinauszögert. Der Tübinger Leonhard Fuchs versuchte Glatzenbildungen einzudämmen, während der Paduaner Gabriele Faloppio eine spezielle Schönheitsdiät zusammenstellte. Franz Joel (ebenfalls 16. Jh.) glaubte, ein effektives Mittel gegen den Sonnenbrand entdeckt zu haben. Ratschläge zur Schönheitspflege gab auch der Dichter Francesco da Barberino (um 1320), der über die Zahnpflege, die Verkleinerung der Füße, das Haarefärben sowie die Beseitigung entstellender Narben schrieb. Obgleich Lit. und Kunst des MA beweisen, daß Schönheitsideale durchaus variierten (Boccaccio, Sacchetti, Giotto, Simone Martini), galten blondes Haar und helle Haut über Jahrhunderte als Inbegriff weibl. Vollkommenheit. Wie vor ihm viele geistl. Autoren hielt der Humanist L.B. Alberti (»De familia«, 1443) Schminken und Haarefärben unvereinbar mit dem Status einer verheirateten Frau und zudem für die Haut schädlich. (Tatsächl. wurden zur Herbeiführung der hellen Hautfarbe Bleiweiß- und Quecksilberverbindungen benutzt!)

Zähneputzen mit Zahnpulver war bereits im 13. Jh. in Mitteleuropa üblich, der Zahnstocher weit verbreitet (Wolfram v. Eschenbach, Sacchetti, Hans Sachs). Als schädlich für die Zähne galten u. a. Zitrusfrüchte sowie heiße und sehr kalte Speisen. Man nahm auch an, daß grobe Leib- und Bettwäsche die Haut beeinträchtige. Bettruhe und Schlaf (in Rückenlage) dagegen galten als schönheitsfördernd. Baden in warmem Wasser wurde bis ins 16. Jh. als schädlich für Gesundheit und Aussehen betrachtet. Es förderte, wie manche Ärzte glaubten, nicht nur die Öffnung der Poren der Haut (und so die Empfänglichkeit für Miasmen), sondern zerstörte auch deren Struktur. Tatsächl. wurden im Alltag meist nur Hände und Gesicht gewaschen. Vivès sah im regelmäßigen Wechsel der Leibwäsche (ohne Waschung) die optimale Hautpflege. Der Adel war für mod. Tendenzen (Haartracht, Schönheitstrunk, Hautpflege usw.) stets empfänglicher als die niederen Stände, aber auch z. B. als Ärzte, Juristen und Gelehrte (und deren Frauen). Schönheitspflege galt als eng mit der Gesundheitspflege verwandt. Auch aus diesem Grund wurde sie von den seit dem 13. Jh. nachweisbaren Luxusordnungen bzw. kirchl. Verboten (vgl. Gregor X. auf dem Konzil v. Lyon 1274) kaum berührt. Allerdings verdammten Bußprediger wie Bernardinus v. Siena (»De vita christiana«, um 1420) oder Moralisten wie Petrarca sie mit dem Hinweis auf die vanitas des menschl. Körpers.

Quelle: Lexikon des Mittelalters

http://www.tempus-vivit.net/tempus-vivit/taverne/thread.php?tid=1739

Auch zur Körperbehaarung habe ich etwas gefunden. Äh, aber lies selbst.


Auf hochmittelalterlichen Darstellungen unbekleideter Menschen beiderlei Geschlechts fällt auf, dass in keinem Fall Körperbehaarung dargestellt wird. Daraus ließen sich zwei Schlüsse ziehen:
  • Körperbehaarung wurde aus ästhetischen oder hygienischen Gründen entfernt
  • Körperbehaarung wurde aus ästhetischen oder moralischen Gründen nicht dargestellt
Den zweiten Fall können wir leider weder be- noch widerlegen. Für den ersten Fall gibt es jedoch einen zeitgenössischen Beleg: Ein Relief aus der Porta Tosa der Burg Sforzesco in Mailand (um 1185) zeigt eine Frau, die mittels einer Schere ihre Schamhaare schneidet.

Ein Grund, für die Entfernung der Körperbehaarung mag das allgegenwärtige Parasitenproblem im Mittelalter gewesen sein. Nicht vorhandene Behaarung bietet weniger Angriffsmöglichkeiten für z.B. Läuse.

Die ästhetischen Ansichten der Bevölkerung im hohen Mittelalter zu diesem Thema kennen wir leider nicht.

Auch kann man aus diesem einzelen Fund keine allgemeinen Schlüsse ziehen, da uns z.B. aus dem Leben der einfacheren Bevölkerungsschichten sehr wenig überliefert ist.

http://turba-delirantium.skyrocket.de/medizin/koerperbehaarung.htm
 
Leopold Bloom schrieb:
Wie schön, dass du mir nach nicht mal 30 Beiträgen das Forum erklären willst. Und Paul kennst du mit Sicherheit schon 5x nicht. Vielleicht wäre es etwas angebrachter, dich zurückhaltender zu geben und nicht ständig loszupoltern.

Man kann es auch so formulieren:
Sie hat nach noch nicht einmal 30 Beiträgen mehr Ahnung, wie man eine Diskussion führt, als Mitglieder, die bereits jahrelang schreiben.
Viele Beiträge geschrieben zu haben bedeutet nicht, sich besser im Forum auszukennen.
 
Obwalden schrieb:
Sie hat nach noch nicht einmal 30 Beiträgen mehr Ahnung, wie man eine Diskussion führt, als Mitglieder, die bereits jahrelang schreiben.

...wie du ja als katholischer Urfundi deutlich stets aufs neue dokumentierst...


Blücher schrieb:
in Ordnung...will nix gesagt haben! Wenn man von einer Sache nicht alles weiß dann sollte man lieber schweigen! "Man müsste lügen also sagt man nichts!"...verzeiht


Schon ok. Man darf durchaus kritisieren. Und insgesamt ist es ja auch unschön.



Zum Thema: http://turba-delirantium.skyrocket.de/medizin/koerperbehaarung.htm
 
Leo-wie wärs, wenn wir uns einfach gegenseitig ignorieren?

@Sascha Maletic:

Klasse, ein wunderschöner, hochinteressanter Beitrag!

>>Körperbehaarung wurde aus ästhetischen oder hygienischen Gründen entfernt

Das würde gar nicht mal so fern liegen. Überlegt mal, wie weit verbreitet Läuse waren...Auch Flöhe sind in weniger Haar schneller ausfindig zu machen.

>>Körperbehaarung wurde aus ästhetischen oder moralischen Gründen nicht dargestellt

Genauso wahrscheinlich. Aber-wenn man schon nackte Körper darstellte, warum nicht auch gleich die Behaarung?
 
Fortführend ist das Problem der Läuse im Mittelalter längst nicht so eine Plage gewesen wie im Rockocko(wurde das so geschrieben?) denn da wusch man sich nicht...in dieser Zeit mit langen haaren...oioioi das waren regelrechte Brutstätten!
 
Sag das nicht so laut-das mit dem Waschen ist auch nur ein historisches Gerücht. Und das das Mittelalter nicht die Hochzeit der Hygiene war, ist ja auch nicht so unbekannt.
 
Alraune schrieb:
Sag das nicht so laut-das mit dem Waschen ist auch nur ein historisches Gerücht. Und das das Mittelalter nicht die Hochzeit der Hygiene war, ist ja auch nicht so unbekannt.
aber im Mittelalter hatte man noch nicht diese penetrante einstellung das Wasser sei Erreger "allen" Übels...ja man verdünnte Wasser mit Bier und Wein um es zu trinken...jedoch wuschen sich die im Rokoko nich weil man vermeidlich wusste dass Wasser vielerlei Keime übertrug...deshalb hatten sie auch mehr Läuse...d.h. nicht dass die Menschen des mittelalter keine Läuse hatten!
 
Sascha Maletic schrieb:
Im Mittelalter gab es tatsächlich ein Schönheitsideal, das unserem nicht unähnlich ist.
Aus dem, was du da zitierst, fehlt mir die Phantasie die Ähnlichkeiten zu erkennen. Da bin ich wohl ein tumber Thor. :confused:
 
Guck mal, was unser Maletic hier zusammengetragen hat:
"Baden in warmem Wasser wurde bis ins 16. Jh. als schädlich für Gesundheit und Aussehen betrachtet. Es förderte, wie manche Ärzte glaubten, nicht nur die Öffnung der Poren der Haut (und so die Empfänglichkeit für Miasmen), sondern zerstörte auch deren Struktur. "

Baden war verpöhnt, aber beliebt.Es war nicht das moralischste, ins Badehaus zu gehen;). Natürlich-ganz so schlimm wie im Rokoko mags nicht gewesen sein.

@Mercy:
Naja;
blondes Haar oder weiße Zähne sind heute nach wie vor Schönheitsideal.;)
 
Die Probleme im Ansehen der Badehäuser rührten nicht aus dem Gebrauch von Wasser. Es wurde üblich, dass leicht bekleidete Damen einem Dienste anboten, etwa das waschen des Rückens oder der Haare. Das diese Damen dann häufiger auch andere Dienste anboten begründete dann den schlechten Ruf.

Zähneputzen sah ebenfalls anders aus als heute. Vielfach war es eher ein Mundspülen mit verschiedenen Mischungen, in denen häufig Wein und ähnliches eine große Rolle spielten.

Es gibt verschiedene Bücher zum Leben im Mittelalter, diese sollten einfach mal zu Rate gezogen werden.
Ansonsten würde es das Thema übersichtlicher halten, wenn diese kleinen und kleinsten persönlichen Anmerkungen per PN ausgetauscht würden.
 
>>"Aus dem, was du da zitierst, fehlt mir die Phantasie die Ähnlichkeiten zu erkennen. "

Aber dafür;)


>>"Die Probleme im Ansehen der Badehäuser rührten nicht aus dem Gebrauch von Wasser. Es wurde üblich, dass leicht bekleidete Damen einem Dienste anboten, etwa das waschen des Rückens oder der Haare. Das diese Damen dann häufiger auch andere Dienste anboten begründete dann den schlechten Ruf."

Richtig. Agnes Bernauer war zum Beispiel eine solche-nachzulesen in Manfred Böckels gut recherchiertem Roman "Hexe, Hure, Heilige" oder diverser Fachliteratur.(sehr zu empfehlen-interessantes Schicksal. Nur so am Rande;) )
 
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