Ging es letztlich im arianischen Streit nicht im Wesentlichen um die Gleichschaltung der Kirche und um die Durchsetzung der Vorrangstellung des römischen Bischoffs?
Konstantin etwa scheint es noch recht gleichgültig gewesen zu sein, welche Seite sich durchsetzt, so lange am Ende eine einzige christliche Kirche existierte. Erst Theodosius entschied sich eindeutig für die Trinitarier. Wichtig war vor allem die strenge Hierarchie der Kirche, weshalb Nebenlinien und Ausreißer nicht geduldet werden sollten. Die Kirche wurde zum stabilisierenden Machtfaktor des Reiches, dazu war eine einheitliche Struktur mit dem Zentrum in Rom, das dem römischen Staat nahe stand, entscheidend. Irgendwelche Ausreißer, noch dazu aus den östlichen Gebieten des Reiches sollten deshalb nicht mehr akzeptiert werden.
Natürlich waren die Kaiser an einer einheitlichen Kirche ohne permanente innere Konflikte interessiert, aber ansonsten sind Deine Ausführungen doch irgendwie in sich widersprüchlich. Wenn es den Kaisern darum gegangen wäre, den Primat des Bischofs in Rom zu sichern, hätten sie doch entweder konsequent und vorbehaltlos den Katholizismus unterstützen müssen oder aber versuchen, einen Arianer zum römischen Bischof zu machen. Aber weder noch geschah: Manche Kaiser unterstützten den Katholizismus, andere den Arianismus, und der römische Bischofsstuhl wurde nie von einem Arianer besetzt (lediglich der Gegenpapst Felix II. stand dem Arianismus möglicherweise nahe) - der von Konstantinopel hingegen schon (Eusebius von Nikomedia, Makedonios, Eudoxios von Antiochia, Demophilos). Man darf auch nicht vergessen, dass schon im 4. Jhdt. nach dem Tod Konstantins I. der Westen und der Osten des Reiches meist getrennt regiert wurden, sodass die westlichen und die östlichen Kaiser oft eine unterschiedliche Kirchenpolitik betrieben. Die östlichen Kaiser jedenfalls interessierten sich eindeutig mehr für die Besetzung der Patriarchate in Konstantinopel, Antiochia und Alexandria als das in Rom. Erst Theodosius I. versuchte wirklich mit Nachdruck die reichsweite Kircheneinheit wiederherzustellen.
Die theologischen Inhalte dieses Streites dürften den Kaiser und die römische Elite kaum interessiert haben, die tatsächlichen Unterschiede der Richtungen sind doch nur marginal.
Ich glaube, das sollte man nicht unterschätzen. Konstantin I. war tatsächlich noch recht indifferent, ihm ging es wirklich primär um die Einheit. Aber einige seiner Nachfolger ergriffen intensiv Partei und versuchten auch aktiv, jeweils ihrer Richtung zum Durchbruch zu verhelfen: Constantius II. und Valens waren eindeutig Arianer, Constans und Theodosius I. eindeutig katholisch.
Ich denke auch nicht, dass man die tatsächlichen Unterschiede der Richtungen als marginal bezeichnen kann, denn immerhin ging es um Kernfragen des Christentums, vor allem die Rolle Jesu. Da sind die theologischen Unterschiede zwischen Katholizismus und Evangelismus wesentlich geringer. Zeitgenössische Zeugnisse belegen, dass die theologischen Auseinandersetzungen die Christen damals tatsächlich intensiv beschäftigten.
Und wegen der Pilze: Ehrlich gesagt ist das einen Reminiszenz an Terry Pratchett, aber man muss sich doch wirklich fragen, von was sich diese Eremiten in der Wüste ernährt haben, wenn sie weder Waffe noch Werkzeug mitgenommen haben.
Hieronymos beschreibt im 11. Kapitel seiner Biographie des Hilarion von Gaza genau, wovon sich dieser ernährt hat: Zuerst Linsen, später Brot und Salz, dann wilde Kräuter und Wurzeln, dann Brot und Gemüse. Als sich dann gesundheitliche Probleme zeigten, mäßigte er sich in seiner Askese etwas.
Die Eremiten saßen auch nicht irgendwo in der Wüste herum, sondern lediglich an abgeschiedenen Orten. Antonius lebte in einer Oase, Hilarion in einer durch Wüste und Sümpfe abgeschiedenen Gegend, Paulus in einem alten Versteck von Geldfälschern (die sich bestimmt auch von irgendetwas ernährt hatten).