Bei der sowjetischen 1. Panzerarmee ist in Glantz, From the Don to the Dnjepr (das eine tageweise Operationsstudie zu Rumjanzew enthält) erwähnt, dass auch Ersatzgerät zugeführt worden ist (rd. 200 T 34 und 1300 Fahrzeuge, wodurch der Ausstattungsgrad bei Panzern auf 80% und bei Fahrzeugen auf 55% gehoben werden konnte).
Auch diese Angabe ist ein Indiz, dass man offenbar genug Mannschaften für die Auffüllung binnen 2 Wochen verfügbar hatte.
Als Ergänzung zum "Ersatzgerät" und zum System der Zuführung von "Ersatz" eine Reihe weiterer Aspekte.
Das Jahr 1943 war in einer Reihe von Punkten aus der Sicht der RKKA anders wie 41 und 42. Im Gegensatz zu den beiden vorherigen Jahren hatte die RKKA keine gravierenden Verluste ganzer Verbände durch Einkesselung verloren. Es ergab sich somit kein Zwang, das neu produzierte Material primär in die Ausrüstung neuer Verbände zu leiten, sondern es erfolgte eine quantitative und qualitative Verstärkung bestehender Verbände (2, S. 87). Mit 1943 wurde die „Feuerkraft“ sowjetischer Verbände bis zum Kriegsende deutlich gesteigert, bei tendenziell abnehmender Anzahl an Personal in den „normalen“ Infantriedivisionen (2, S. 138).
Diese veränderten Rahmenbedingungen sind seit Stalingrad ein wichtiger Faktor, der die relative „gleichbleibende“ und zunehmende Kampfkraft der Tank-Armeen bzw. der Mech-Korps erklären kann.
Die Kampfkraft der Tank-Verbände der RKKA unterlag innerhalb kürzester einer scharfen Veränderung. So nahm beispielsweise die 3. Panzer Armee Mitte Januar 1943 an der Voronezh-Front an der Offensive teil. Innerhalb von 14 Tagen reduzierte sich die Anzahl der einsatzfähigen Panzer von 479 durch 314 Ausfälle. Der größte Anteil durch einfache mechanische Defekte, da die Verarbeitung der russischen Panzer auf eine sehr kurzen Lebenszyklus ausgelegt waren (vgl. 1, S. 243). Es waren also nicht immer Ausfälle durch Beschuss während Kampfhandlungen abliefen .
Im Juli 1943 begann die RKKA die Schlacht um Kursk mit nahezu vollständig aufgefüllten Tank- und Mech-Einheiten. Und hielt dieses Ausstattungsniveau auf einem bemerkenswert hohen Niveau selbst während der Schlacht (1, S.244).
So begann die 1. Tank Armee die Defensive am 4. July (4, S. 315) mit 536 Panzern und SFL (1, S. 244). Bis zum 15. July reduzierte sich der Bestand an kampffähigen Panzer & SFL um ca. 70 Prozent. Um dann 14 Tage später mit einem aufgefüllten Bestand von 542 Panzern & SFL erneut an der Offensive teilzunehmen. Drei Wochen später war der Bestand erneut auf 162 Panzer gesunken und sie wurde durch Stavka aus der Front heraus „rotiert“ zum Erholen und zum Wiederaufbau (1, S. 244; 2, S. 59).
Die Grundlage für diese Entwicklung bildete ein systematisches Ausbildungs- und Ergänzungssystem der RKKA (3, S. 75-104). Die RKKA hatte ein „Rotationssystem“, das Einheiten, die aufgefüllt werden sollten, aus der Front herausgelöst und nur !!! im rückwärtigen Raum aufgefrischt werden durften. Im März 1942 hatte Stalin es untersagt, Einheiten während des Kampfes aufzufrischen (3, S. 76). Zusätzlich waren die Kommandeure verpflichtet, Einheiten zu rotieren, auch im eigenen Interesse, um die numerische Stärke zu erhalten.
Rotierte Einheiten wurden zudem situativ in die Stavka-Reserve überführt und somit operativ den Fronten temporär entzogen.
Betrachtet man die Voraussetzungen für die Panzerwaffe, dann kommt man zu folgender Situation. Insgesamt hat die RKKA von 1941 bis 1945 ca. 159.000 komplette Panzerbesatzungen ausgebildet (3, S. 148) Dieses Ausbildungsprogramm orientierte sich an der Fertigstellung neuer produzierter Panzer. So wurden 41/5152, 42/41000, 43/38000, 44/45000, 45/30000 Panzerbesatzungen ausgebildet.
Das System für die Auffrischung von Infantrieverbänden unterschied sich von dem für mechanisierte Verbände (1, S. 151). Ab 1941 wurden hunderte von Panzer-Brigaden aufgestellt, wobei die Besatzungen für die Brigaden ca. in 8 bis 12 Monate ausgebildet worden sind. Neu aufgestellte Einheiten wurden dabei nicht selten in direkter Nähe zu den großen Tankfabriken, direkt ab Werk, aufgebaut.
Diese neuen Einheiten wurden den Panzer- und Mech-Korps unterstellt. Sofern durch Kämpfe diese Brigaden stark geschwächt worden sind, wurden sie aus der Front heraus gezogen und die komplette Brigade wurde durch eine neue Brigade ersetzt. Die „abgekämpfte“ Brigade wurde im Rückraum aufgefüllt, teilweise unter der Kontrolle von Stawka, erhielt zusätzliches Training und wurde dann bei Bedarf einem neuen Panzer- oder Mech-Korps zur Verfügung gestellt, wie am Beispiel des 13. Tank-Korps anschaulich durch Dunn für Mitte 1942 demonstriert (vgl. 3, S. 151).
Dieses Muster wird bei Kursk auch eine Bedeutung gespielt haben, um die sehr kurzfristige Auffüllung, wie oben beschrieben, organisatorisch zu leisten.
Der Ersatz für Infantrieeinheiten war teilweise anders geregelt. Es gab Anfang 44 beispielsweise ca. 300 „Ersatz-Regimenter“, die einzelnen Armeen zugeordnet waren. Über diese Einheiten, die pro Monat ca. 1000 und mehr „durchlaufende“ Soldaten hatten, wurden genesende Soldaten wieder in ihre Einheiten integriert bzw. die neu ausgebildeten Soldaten, NCO und Offiziere ihren Einheiten zugewiesen. (3, S. 80) Als Untergliederung zu den „Ersatz-Regimentern“ diente den einzelnen Divisionen die „Ausbildungs-Batallione“, denen die Aufgabe der Steuerung zugewiesen wurde.
1.D. Glantz : Colossus Reborn. The Red Army at War, 1941-1943, 2005
2. W. Dunn: Stalin`s Key to Victory. The Rebirth of the Red Army in WWII. 2006
3. W. Dunn: Hitlers`s Nemesis. The Red Army, 1930-45, 1994
4. D. Glantz & J. House: The Battle of Kursk. 1999