Robert Rollinger, den ich 2007 in Hildesheim kennenlernen durfte, ist wohl eine der wichtigsten Referenzen seit Ende der 90er (hat aber auch schon Anfang der 90er großartige Dissertation erstellt) in Bezug auf Altorientalische Geschichte. Dies nicht nur in Deutschland/Österreich sondern auch international.
Ich hatte eigentlich nicht vor hier einen Aufsatz zu schreiben, allerdings kann das ja auch für Schüler und Studenten sehr interessant sein die hier mitlesen und einschlägige Literatur suchen.
Ein Auszug aus wiki zu Rollinger:
An der Geisteswissenschaftlichen Fakultät der Universität Innsbruck habilitierte er sich 1999 mit der Arbeit „Antikes Griechenland und Alter Orient. Historisch-kritische Untersuchungen zur Interaktion der beiden Kulturräume mit besonderer Berücksichtigung der Zeit vom 8. bis zum 5. Jahrhundert v. Chr.“ und erwarb die Venia docendi für Alte Geschichte. Seit 2005 ist Rollinger, der auch als Fachmann für Herodot gilt, ordentlicher Professor für „Kulturbeziehungen und Kulturkontakte zwischen den Kulturen des Alten Orients und des mediterranen Raumes“ an der Universität Innsbruck und derzeit Leiter des Instituts für Alte Geschichte und Altorientalistik. Im Oktober 2008 wurde Rollinger als erster österreichischer Althistoriker in das international renommierte Gremium European Network for the History of Ancient Greece gewählt, das sich Veränderungen innerhalb der althistorischen Forschung widmet.
Ich zähle in meiner Bibliothek alleine 108
Aufsätze (in Papierform wie als PDF) davon viele zum Thema Medien, Assyrien und Persien u.a. diese hier:
- Assur, Assyrien und die klassische Überlieferung: Nachwirken, Deutungsmuster und historische Reflexion in Johannes Renger
- Der Blick aus dem Osten: "Griechen" in vorderasiatischen Quellen des 8. und 7. Jahrhunderts v.Chr. in Hartmut Matthäus
- Royal Strategies of Representation of the Languages of Power: some considerations on the programmatic character of the Achaemenid Royal Inscriptions in Lucian Reinfandt
- Ktseias Medischer Logos in Josef Wiesenhöfer (+Rollinger+Lanfranchi)
- das medische Königtum und die medische Suprematie im 6. Jahrhundert v.Chr. in Lanfranchi (+Rollinger)
- the Median Empire, the end of Urartu and Cyrus` the Great in 547 BC (chron. II 16) in Ancient West+East 7 von 2009
- Griechen und perser im 5. und 4. Jahrhundert v. Chr. im Blickwinkel orientalischer Quellen, oder das Mittelmeer als Brücke zwischen Ost und West in Beate Burtscher-Bechter (+v.a.)
- da Phantom des Medischen Großreiches und die Behistun-Inschrift in Edward Dabrowa v.2005
- Medien in Walter Eder und Johannes Renger (2004)
- the western expansion of the Median Empire: a Re-Examination in Lanfranchi + Roaf + Rollinger mit der Frage Continuity of Empire? : Assyria, Media, Persia von 2001.
- Übersicht über die Sprachen des Alten Orients, deren Vorkommen und Verwandtschaft in Institut für Alte Geschichte a.d. Uni Innsbruck.
Dazu gesellen sich 39
Bücher (die ich natürlich nicht alle habe; wohl aber die wichtigsten) von denen er 5 alleine geschrieben hat und den Rest mit anderen Autoren zusammen.
Dabei das oben erwähnte "Antikes Griechenland und Alter Orient" von 1999 (da sind die Aufsätze aber wichtiger)
Weiterhin unzählige
Artikel in Lexika die ich im einzelnen aber nicht aufzähle außer vielleicht ein paar Highlights wie in "Der Neue Pauly" Bd13 1999 über Babylon.
Lydien und Hethiter (2 verschiedene Artikel) in Der Große Ploetz; Enzykl. d. Weltgesch. 35 von 2008; Sandaksatru in Reallexikon der Assyriologie und Vorderasiatischen Archäologie Bd12 2009
Also wenn man sich einigermaßen mit Assyrien, den Medern und den Achämeniden beschäfftigt kommt man eigentlich an Rollinger nicht vorbei.
In 2001 an international conference held in Padova focussed on the problem of the Median "Empire" from an interdisiplinary viewpoint taking into consideration historical, achaelogical and philological perspectives. Though it became clear that even modern reconstructions of the so called Median language do not rest on too firm ground - there remained disagreement concerning the existence of the Median Empire.
Henkelmann 2003; Jursa 2003; Liverani 2003; Reade 2003; Rollinger 2003a; sowie der große Wiesenhöfer 2003.
Das Phantom des Medischen Großreichs und die Behistun Inschrift v. Robert Rollinger; Krakau 2005
Die Medische Sprache als vemeintlicher Reflex auf ein imperiales Medien konnte in diesem Zusammenhang nicht mehr als Begründung namenhaft gemacht werden. Im Gegensatz dazu wurden für die Negierung eines solchen Imperiums - das strukturell mit dem neuassyrischen oder achaimenidischen Imperium vergleichbar wäre - folgende Argumente angeführt:
- die erhaltenen Keilschriften - sowohl die relativ umfangreichen neuassyrischen, als auch die wniger umfangreichen neubabylonischen - lassen keine medische Reichsbildung erkennen. Sie zeigen vielmehr eine politisch fragmentierte Landschaft im mittl. zagrosgebirge, die in keinster Weise Tendenzen einer Tentralisierung erkennen läßt.
- auch die archäologische Hinterlassenschaft bietet nicht den kleinsten Hinweis auf eine medische Reichbildung. Diesbezüglich als medisch beanspruchte "imperiale Zentren" können einer kritischen Prüfung nicht standhalten, sondern erweisen sich als von der vorgefassten Meinung der Existenz eines medischen Imperiums ausgehende Konstrukte.
- das von Herodot gebotene Bild einer medischen Reichsbildung darf durch die neuassyrischen Quellenzeugnisse als widerlegt gelten und keine historische Glaubwürdigkeit beanspruchen.
- die lange Zeit vertretene Auffassung der Vasilität der perser gegenüber den Medern findet keine Stütze in den erhaltenen Keilschriften. Vielmehr scheint Kyros die Initiative ergriffen und den benachbarten Raum Westirans unterworfen zu haben.
Lanfranchi-Roaf-Rollinger (eds) 2003 Continuity of Empire Padova 2003
Auch wichtig als Resultat nach Padova:
(Continuity of Empire (?). Assyria, Media, Persia / History of the Ancient Near East Monographs 5)
1. Schmitt („Die Sprache der Meder - eine grosse Unbekannte“, S. 23-36) durchsucht sowohl die keilschriftliche als auch die griechische Überlieferung nach medischen Lehnwörtern, Namen und Ämterbezeichnungen, die Hinweise auf die politische Organisation der Meder geben könnten; er gesteht aber ein, abgesehen von zwei juristischen Termini und dem Satrapen-Titel nicht so recht fündig geworden sein.
2. Über die archäologische Arbeit in den nördlichen Stadtbezirken von Hamadan (Tepe Ekbatana), der Hauptstadt der medischen Könige und Sommerresidenz der Achaimeniden, berichtet Sarraf („Archaeological Excavations in Tepe Ekbatana [Hamadan] by the Iranian Archaeological Mission between 1983 and 1999“, S. 269-279): Planmäßig angelegte Regierungsviertel, eine neun Meter dicke Umfassungsmauer von zehn Metern Höhe und mächtige, zur Stadtbefestigung gehörige Türme versteht er als Hinweise auf die besondere Bedeutung dieses Ortes; die architektonischen Überreste könnten jedoch nicht mit dem medischen Ekbatana identifiziert werden, da genau datierbare Funde bislang fehlten.
3. Die letzten sechs Beiträge des Tagungsbandes kreisen um die Darstellung der Meder und Mediens in der späteren Überlieferung. Rollinger („The Western Expansion of the Median "Empire": A Re-examination“, S. 289-319) untersucht auf der Grundlage der mesopotamischen und griechischen Quellen sowie der archäologischen Zeugnisse die Westausdehnung des "Mederreiches" und stellt dabei fest, dass der Halys als Grenze zwischen medischer und lydischer Einflusssphäre ein sehr viel späteres Konstrukt sei.
u.v.m. (!)
4. Medien bleibt eine durch Kleinstaaterei gekennzeichnete fragmentierte und heterogene politische Landschaft, der auch die Einrichtung mehrerer assyrischer Provinzen kein einheitliches Gepräge verleihen kann.
Radner 2003a
von daher kann auch eine sprachliche Zuordnung - von von mir bereits zuvor skizziert - an den Randbezirken gar nicht konkret stattfinden.
5. In ihrem Schlusswort (Afterword, S. 397-406) skizzieren die Herausgeber dieses Bandes unter Berücksichtigung der Tagung in Padua den aktuellen Stand der Forschung über die Existenz eines "Reiches" der Meder: Sie stellen fest, dass ein Konsens in dieser Frage zwar nicht erreicht werden konnte, dass aber eine erneute kritische Durchsicht der Quellen und die Auswertung der neueren Forschung zu neuen Interpretationen anregte; auch sei noch einmal deutlich vor Augen geführt worden, wie ungünstig sich die Quellenlage darstelle und sich demzufolge die Funktion Mediens als Bindeglied zwischen Assyrien und Persien schwer bestimmen lasse.