Legitimation der römischen Kaiser

War es nicht schon unter Tiberius, als erstmal eine Rheinlegion seinen Legaten zum Kaiser ausrief?
Wer soll das gewesen sein? Die Legionen in Germanien und Pannonien machten bei seinem Regierungsantritt zwar Schwierigkeiten, riefen aber niemand anderen zum Kaiser aus. Sie wollten lediglich verschiedene Forderungen durchsetzen.
Den ersten Aufstandsversuch mit militärischem Hintergrund gab es unter Claudius, als sich ein gewisser Scribonianus in Dalmatien erhob, aber so direkt zum Kaiser rief er sich anscheinend nicht aus, wenngleich er den Titel "Imperator" annahm, aber der war wohl eher noch in der traditionellen Form gemeint.
Als Kaisermacher spielten die Legionen dann erst im Vierkaiserjahr wirklich eine Rolle. Dann gab es 70 mit Iulius Sabinus einen Gegenkaiser und 89 mit Antonius Saturninus.

Auch wurde der Adel, oder sagen wir besser die Intelligentia des gesamten Reiches, in Teilen bewusst von der politischen Macht ferngehalten und so ihre Leistungsfähigkeit nicht genutzt.
Inwiefern wurde er ferngehalten? In den beiden ersten Jahrhunderten machten die Senatoren noch problemlos zivil und auch militärisch Karriere. Die typische Senatorenkarriere umfasste verschiedene Stationen, gekrönt mit dem (Suffekt-)Konsulat und einer prestigeträchtigen Statthalterschaft. Erst im 3. Jhdt. geriet der Senatsadel zunehmend ins Hintertreffen.

Auch wurden Legionen zunehmend so verteilt, daß Usurpatoren keine Chance hatten, was nicht kongruent sein musste mit militärischer Notwendigkeit.
Beispiele? Auch während der Kaiserzeit blieben die meisten Legionen in wenigen Regionen (Britannien, Rhein- und Donaugrenze, Ostfront) konzentriert.
Dass Legionen aus politischen Gründen verschoben oder gar aufgelöst wurden, war doch eher die Ausnahme, z. B. die Legio III Augusta nach dem Aufstand des Capellianus gegen Gordianus I. und II., wodurch Africa praktisch wehrlos wurde.
 
Wer soll das gewesen sein? Die Legionen in Germanien und Pannonien machten bei seinem Regierungsantritt zwar Schwierigkeiten, riefen aber niemand anderen zum Kaiser aus. Sie wollten lediglich verschiedene Forderungen durchsetzen.

Wenn ich deine Frage beantworten könnte, dann hätte ich nicht selbst dies als Frage formuliert. Wie man auch deinen Ausführungen sehr schön entnehmen kann, waren sich auch die Kaiser des Prinzipats der Gefahr eines Militärputsches bewusst und richteten ihr Handeln mit darauf aus. Mich wundert es eher, daß es erst nach Jahrzehnten erstmals richtig knallte mit dem Vierkaiserjahr und das Prinzipat doch 200 Jahre eher glimpflich davonkam bei dieser fragilen Situation. Andere meinen, das Glas war halb voll und nicht halb leer.

Inwiefern wurde er ferngehalten? In den beiden ersten Jahrhunderten machten die Senatoren noch problemlos zivil und auch militärisch Karriere. Die typische Senatorenkarriere umfasste verschiedene Stationen, gekrönt mit dem (Suffekt-)Konsulat und einer prestigeträchtigen Statthalterschaft. Erst im 3. Jhdt. geriet der Senatsadel zunehmend ins Hintertreffen.

Du nennst selbst das Zauberwort: Prestige. Bestes Beispiel dafür der Papiertiger Suffekt-Konsulat, obwohl dies vielleicht zeitweise notwendig war zur "verfassungsgemäßen" Ernennung einer genügenden anzahl von hohen Beamten. Auch hatte der Adel immer noch Zugriff auf die fetten senatorischen Prokonsulate. Die eigentliche politische Macht auch in den wichtigen kaiserlichen Provinzen war aber der kaiserlichen Klientel mit zunehmend Rittern und dem engsten Familien- und Freundeskreis vorbehalten. Beklagen römische Autoren nicht schon früh, daß der Adel sich nur noch seinen privaten Geschäften und dem Luxus hingibt, wozu fraglos auch die Ausbeutung senatorischer Provinzen zählte? Lag es an der zunehmenden Erkenntnis, daß der cursus honorum nun wirklich nur noch ein Pfad der Ehre ohne wirkliche Macht war?

Beispiele? Auch während der Kaiserzeit blieben die meisten Legionen in wenigen Regionen (Britannien, Rhein- und Donaugrenze, Ostfront) konzentriert.
Dass Legionen aus politischen Gründen verschoben oder gar aufgelöst wurden, war doch eher die Ausnahme, z. B. die Legio III Augusta nach dem Aufstand des Capellianus gegen Gordianus I. und II., wodurch Africa praktisch wehrlos wurde.

Wenn ich mir die Standorte der Legionen an Rhein und Donau anschaue, so nenne ich das im Gegenteil eine Dezentralisierung im Sinne einer Vereinzelung von Legionen. Das mag für die neue Defensivstrategie zielführend gewesen sein, obwohl das spätantike System hier m.E. noch effektiver war. Aber was waren die vollständigen Gründe für die aus meiner Sicht langfristig verhängnisvollen Defensivstrategie?
war es nur:
- die gute Guerillataktik der Germanen in einem dafür sehr gut geeigneten Gelände mit entsprechnder Siedlungsstruktur?
- die vielleicht negative Kosten- / Nutzenrechnung aus wirtschaftlicher Sicht? Ein schneller Return on Investment wie in Gallien war wohl nicht zu erwarten.
- und nicht zu vergessen die vielen inneren Probleme bis hin zu sinkender Wirtschaftskraft. Aber in den ersten Jahhunderten sollte doch die Leistungsfähigkeit noch vorhanden gewesen sein, wie auch Trajan zeigt. Obwohl, der hatte in Dakien noch den üblichen schnellen RoI.

Oder war es auch die Notwendigkeit, für eine offensivere Strategie nicht einzelne Legionen mit besser beherrschbaren Legaten zu stationieren, sondern größere Verbände einzusetzen. 3 Legionen und mehr mit einem in Folge hoffentlich erfolgreichen aber dadurch auch zunehmend vermögenderen und angeseheneren Triumphators mit wachsender Klientel in Legion und Staat. So zieht man kleine Caesars groß. Die Defensivstrategie war da doch aus Sicht eines machtbewussten Kaiser viel praktischer.

Die Alternative zur Defensivstrategie und dem großen Wurf, der unter Augustus gescheitert ist, wäre m.E. eine schrittweise Eroberung Germaniens mit begleitender Kolonisierung gewesen: den Süden bis zum Main, dann von Köln entlang der Lippe bis zur Weser, Flottenstützpunkte an den Mündungen der großen Flüsse, dann weiter bis zur Elbe, dann Böhmen, dann bis zur Oder. Das eigentliche Germania Magna reichte bis an eine Linie Weichsel/Taurus, wobei da schon die Daker inklusive sind.

Solch eine Strategie hätte dauerhaft größere Legionsverbände erfordert. Diese waren aber nur beherrschbar mit dem Kaiser als Feldherrn vor Ort oder einem absoluten Vertrauensmann vorzugsweise designiertem Nachfolger, da sonst das bekannte Problem drohte.

Eine wilde Spekulation, ich weiss. Ich wollte auch nur verdeutlichen, daß Legitimation und Loyalität und die permanente Drohung eines aus der Republik bestens bekannten Militärputsches das aktuelle Handeln und Entscheidungen der Principes sehr wohl hätte beeinflussen konnte.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ein bischen diffus, Dein Text. An einigen Punkten verstehe ich nicht so recht, worauf Du hinauswillst.
 
Wie man auch deinen Ausführungen sehr schön entnehmen kann, waren sich auch die Kaiser des Prinzipats der Gefahr eines Militärputsches bewusst und richteten ihr Handeln mit darauf aus.
Diese Gefahr war allerdings kein Spezifikum des Prinzipats, sondern bestand auch in der Republik - sogar schon vor der Einführung des Berufsheeres. Bereits nach dem 1. Samnitenkrieg kam es zu einem Putschversuch der in Kampanien stationierten Truppen. In der späten Republik bestand dann immer die Gefahr, dass ein Heerführer seine Legionen nutzt, um in Rom an die Macht zu kommen. Insofern wirkte das Prinzipat wohl sogar stabilisierend: Die Legionäre hatten wohl einigermaßen verinnerlicht, dass der Kaiser ihr Oberfeldherr war und ihr aktueller Kommandant nur sein Gehilfe, außerdem mussten sie damit rechnen, dass im Falle eines Umsturzversuches die meisten anderen Legionen dem Kaiser treu bleiben würden. Ein Feldherr, der, gestützt auf ein oder zwei Legionen, einen Putsch wagen wollte, wäre ein enormes Risiko eingegangen, mit seinen wenigen Truppen allein zu bleiben. Eine gewisse Rolle spielte wohl auch, dass die meisten Legionäre aus dem einfachen Volk stammten und der Kaiser der Beschützer des Volkes vor dem Senat war.

Du nennst selbst das Zauberwort: Prestige. Bestes Beispiel dafür der Papiertiger Suffekt-Konsulat, obwohl dies vielleicht zeitweise notwendig war zur "verfassungsgemäßen" Ernennung einer genügenden anzahl von hohen Beamten. Auch hatte der Adel immer noch Zugriff auf die fetten senatorischen Prokonsulate. Die eigentliche politische Macht auch in den wichtigen kaiserlichen Provinzen war aber der kaiserlichen Klientel mit zunehmend Rittern und dem engsten Familien- und Freundeskreis vorbehalten. Beklagen römische Autoren nicht schon früh, daß der Adel sich nur noch seinen privaten Geschäften und dem Luxus hingibt, wozu fraglos auch die Ausbeutung senatorischer Provinzen zählte? Lag es an der zunehmenden Erkenntnis, daß der cursus honorum nun wirklich nur noch ein Pfad der Ehre ohne wirkliche Macht war?
Natürlich hatte der senatorische Adel gegenüber der Republik an Macht verloren, aber ganz so negativ sehe ich seinen Zustand im Prinzipat nun auch wieder nicht. Seien wir einmal ehrlich: Wie viele Senatoren konnten in der späten Republik wirklich groß Karriere machen und wahre Macht ausüben? Nur knapp jeder Zehnte, der Quaestor wurde, brachte es später irgendwann zum Konsulat, und auch von den Konsuln blieben viele im Amt relativ unbedeutend gegenüber einflussreichen Politikern wie Pompeius oder Caesar, auch wenn diese gerade kein Amt hatten. In der Kaiserzeit war dank der Suffektkonsulate die Chance, es irgendwann zum Konsul zu bringen, deutlich gestiegen, und das Konsulat galt bis in die Spätantike als erstrebenswert, auch wenn die Konsuln fast machtlos waren. Den Prestige-Faktor sollte man keinesfalls unterschätzen. Man sehe sich nur diverse Grabsteine an, auf denen penibel alle Karrierestationen aufgelistet wurden. Außerdem war der Senatsadel in der späten Republik immer gefährdet, Proskriptionen und dergleichen zum Opfer zu fallen. Im Prinzipat bestand diese Gefahr nur unter einzelnen Kaisern, unter den meisten waren auch Senatoren relativ sicher. Dafür waren aber in der Kaiserzeit viele Senatoren wesentlich wohlhabender als in der späten Republik - auch wenn sie sich nicht mehr wie in republikanischer Zeit an den Provinzen bereicherten. So schlecht war die Lage des Senatsadels also nicht - auch wenn er selbst das anders sah und von der "guten alten Zeit" träumte, als er noch die wahre Macht ausübte. Aber auch in der Republik hatten nur wenige Senatoren wirklich etwas zu sagen. Die meisten waren Hinterbänkler, deren Karriere nach der Quaestur und allenfalls noch der Aedilität versandet war und die somit nicht einmal die Chance hatten, sich finanziell in der Propraetur und im Prokonsulat zu sanieren. Man lese nur einmal Ciceros "Philippische Reden": Er geht darin häufig auf die Argumente anderer Redner im Senat ein, aber insgesamt erwähnt er in allen Reden zusammen nur etwa ein Dutzend anderer Senatoren, dafür aber immer wieder dieselben. Von den 600 Senatoren waren also nur maximal ein paar Dutzend von Bedeutung.

Nun zu Deinen Ausführungen zur Defensivstrategie:
Die (sinnvollen) Eroberungsmöglichkeiten waren arg beschränkt. Viele Nachbarterritorien, darunter auch Germanien, waren wirtschaftlich weitgehend wertlos. Das komplette Partherreich wiederum wäre nach einer allfälligen Eroberung nur schwer zu halten gewesen. Sogar Alexander hatte das riesige iranische Gebiet nie so wirklich im Griff. Doch selbst wenn die dauerhafte Unterwerfung des Partherreiches geklappt hätte, hätte man dann als neuen Problemnachbarn die Reitervölker Zentralasiens gehabt. Die Strategie der meisten Kaiser, die Ostgrenze durch einen Gürtel von Vasallen-Pufferstaaten zu sichern, war durchaus sinnvoll.
Erobern um der Eroberns willen? Das versuchten manche ehrgeizige Politiker in der späten Republik, aber ein Kaiser hatte das nicht nötig.
 
Dass der Herrscher Roms den Titel Kaiser trug (das heißt, eigentlich trug er ihn ja gar nicht, sondern viel mehr die Titel caesar und augustus), brauchte keine Legitimation. Denn "Kaiser" bzw. caesar war ja ein urrömischer Titel.

Wie die einzelnen Personen ihren Anspruch auf die Herrschaft über das römische Imperium legitimierten, ist eine andere Frage.

Deren Beantwortung ganz auf die Epoche ankommt.

Am Anfang legitimierte man sich meist durch Abstammung (julisch-claudische bzw. flavische Dynastie), im zweiten nachchristlichen Jahrhundert dadurch, dass der Vorgänger einen adoptiert hatte (Adoptivkaisertum).

Später wurde das dann schwieriger, multifaktoreller, vor allem in der Zeit der Reichskrise des dritten Jahrhunderts.

Die Bezeichnung für die Kaiser dieser Zeit von 235 (bzw. 193) bis 284 nach Christus ist nicht ohne Grund "Soldatenkaiser".

Die Kaiser, die als solche auf dem Thron blieben (zumindest für eine gewisse Zeit), wurden alle von der Armee (oder meist nur von einem großen, starken Teil der Armee) akzeptiert. War dies nicht der Fall, hatte die Usurpation bzw. der Thronanspruch keine Chance.

Und dann spielte zu dieser Zeit noch die Stimmung der Bevölkerung und das persönliche Glück eine Rolle.

Aber die Anerkennung durch die Armee nicht die wirklich offizielle Legitimierung, sondern aber die Sicherung der Existenz des Kaisertums.
Die dynastischen Zusammenhänge waren auch nur die Grundvorraussetzung für die Legitimierung, nicht aber diese selbst.

Die offizielle Legitimierung erfolgte durch den Senat von Rom, wenn auch meist unter dem Druck des Kaiserhauses, des Volkes oder (besonders im dritten Jahrhundert nach Christus) der Armee.
 
Beifügung zur Spätantike

In der Spätantike - und ganz besonders nach Erlöschen der valentinianisch - theodosianischen Dynastie (in Ostrom 450, in Westrom 455) war ein weiterer wichtiger Faktor, dass man vom jeweils anderen Kaiser (der in Konstantinopel von dem in Rom, aber weit mehr noch der in Rom von dem im Konstantionopel) akzeptiert, unterstützt oder gar eingesetzt wurde.

Und die Barbaren und eingewanderten Germanischen Stämme zum Freund hatte, oder zumindest unter Kontrolle.
 
Dass der Herrscher Roms den Titel Kaiser trug (das heißt, eigentlich trug er ihn ja gar nicht, sondern viel mehr die Titel caesar und augustus), brauchte keine Legitimation. Denn "Kaiser" bzw. caesar war ja ein urrömischer Titel.

Wie die einzelnen Personen ihren Anspruch auf die Herrschaft über das römische Imperium legitimierten, ist eine andere Frage.

Gerade letzteres war aber nachgefragt, ersteres wurde dagegen in den 24 vorausgehenden Beiträge nicht diskutiert. Deshalb wundere ich mich ein wenig über diesen Einstieg.
Desweiteren ist Caesar kein "urrömischer Titel" gewesen, sondern ein Cognomen, der sich erst als Titel etablieren musste, was allerdings recht schnell gelang. Du meintest zwar hier sicher das Richtige, aber ich hätte es trotzdem ungern unkommentiert stehen lassen wollen.
 
Dass der Herrscher Roms den Titel Kaiser trug (das heißt, eigentlich trug er ihn ja gar nicht, sondern viel mehr die Titel caesar und augustus), brauchte keine Legitimation. Denn "Kaiser" bzw. caesar war ja ein urrömischer Titel.
...
Am Anfang legitimierte man sich meist durch Abstammung (julisch-claudische bzw. flavische Dynastie), im zweiten nachchristlichen Jahrhundert dadurch, dass der Vorgänger einen adoptiert hatte (Adoptivkaisertum).

Dabei sollte man immer bedenken, dass auch alle julisch-claudischen Kaiser (mit Ausnahme von Claudius) adoptiert wurden.
http://www.geschichtsforum.de/f28/augustus-und-caesar-als-titel-17150/#post278560

Titus war der erste Kaiser der seinem Vater nachfolgen konnte.
 
Von wem soll Caligula adoptiert worden sein? Sein Vater Germanicus wurde von Tiberius adoptiert, und er selbst adoptierte Tiberius Gemellus, aber dass er selbst adoptiert worden wäre, wäre mir neu. Ich nehme an, Du meinst, dass er von Tiberius adoptiert wurde. Woher hast Du das?
 
Ups, hab ich übersehen. Caligula war natürlich auch eine Ausnahme, da er nach der Adoption seines Vaters (Germanicus) geboren wurde war er von Geburt an ein Julii Caesares. Er folgte aber freilich nicht seinem Vater sondern seinem Großonkel väterlicherseits nach. Das ändert allerdings nichts an der Tatsache, dass die Adoption bereits im ersten Kaiserhaus ein wichtiger Bestandteil der Nachfolgeregelung war.

In meinem Link zum Thread Augustus-und-Caesar-als-Titel hab ich das damals schon beschrieben.
 
Die Adoption - auch von Erwachsenen - war in Rom eine häufig angewandte Praxis zur Regelung der gewünschten Erbfolge, da hat sich im Kaiserhaus kein neuer Gedanke entwickelt.
Allerdings darf man das julisch-claudische Kaiserhaus nicht direkt mit dem Adoptivkaisertum gleichsetzen. Von den fünf Kaisern sind drei adoptiert worden, zwei nicht, wobei man die Adoption von Octavius durch Caesar auch als Sonderfall sehen muß, weil ja hierdurch keine dynastische Erbfolge einer Herrschaft geregelt wurde.
Die Adoptionen im julischen Kaiserhaus blieben darüber hinaus in der Familie, sie dienten also vornehmlich der Verdeutlichung einer Erbfolge. Tiberius wäre wohl auch ohne Adoption an die Macht gekommen, weil alle anderen Anwärter schon tot oder noch zu jung waren, die Adoption von Nero war zu einem großen Teil persönliche Initiative von Agrippina.
Daß die Adoption mehr der inneren Erbfolge der Familie diente als der Herrschaftslegitimation zeigt sich an Caligula und Claudius, die vom Nimbus des Germanicus zehrten, dessen Beliebtheit bei Heer und Volk nicht auf die Adoption von seiten des Tiberius zurückzuführen war, sondern eher diese Adoption von Augustus wünschenswert machte.
Alles in allem beruhte die Machtlegitimation neben den formellen Senatsakten auf der Beliebtheit der Famile der caesarischen Julier beim Heer, ausgehend von Caesar, und auf dem Prestige von Augustus als Friedenskaiser, der die Bürgerkriege beendete.
 
ich würde der adoption nicht nur symbolische bedeutung beimessen. es hatte auch massive erbrechtliche konsequenzen. und das privatvermögen des Caesars war enorm. zu Augustus zeiten sollte es größer gewesen sein, als das eigentliche staaatsvermögen.

anderersteits war es sicher ein einfaches sich mit unterstützung der prätorianer, der legionen und dann des senats über solche kleinigkeiten hinwegzusetzen. aber erst mal war eine solche adoption dazu geeignet alles rechtens zu richten, was das vermögen angeht.
 
Vor allem drückt eine Adoption auch den Willen des regierenden Kaisers aus, mit dem er anzeigt, vom wem er sich eine Fortführung seiner Politik erhofft. Dagegen vorzugehen, es zu negieren, wäre schon ein starkes politisches Statement und würde zu Verwerfungen im Führungskreis führen, was Usurpationen und Bürgerkriege nach sich ziehen kann. Insofern ist eine Adoption auf jeden Fall mehr als ein bloßer symbolischer Akt.
 
Da Augustus "Privatvermögen" die Armeen (Donative etc.) die Spiele und Feste sowie öffentliche Bauten (mit) oder komplett finanzierte musste es auch gewaltig sein. Der wirkliche "Staatsschatz" wurde immer mehr unwichtig.

Ohne dieses Privatvermögen hätten der Princeps und auchd ie späteren Kaiser nicht auf die Weise herrschen können wie sie es taten (natürlich ist das nur ein kleiner Teilfaktor der gesamten Herrschaftsausübung), wobei Geld für mich auch den "legitimierenden" Charakter hatte, dass nur so Spiele abgehalten, die Armee finanziert werden konnte, und somit das Klientel "bei der Stange gehalten" werden konnte. Ohne Geld zerbrach die ganze Sache. Dies soll nun natürlich nicht bedeuten, dass viel Geld einen Zugang zum Kaiserthron garantiert hätte...
 
Doch, doch, manchmal schon, es gab Momente, da wurde der Kaiserthron regelrecht "versteigert".
 
Du denkst dabei vermutlich an Didius Iulianus. Bei ihm zeigte sich schnell, dass Geld allein keine taugliche Herrschaftsgrundlage war: Einerseits hatte niemand Respekt vor einem Kaiser, der sich den Thron erkauft hatte, andererseits übernahm er sich mit seinen finanziellen Zusagen.
 
Nicht nur. Schon Claudius hat sich nach Sueton die Treue der Soldaten, sprich der Prätorianer, durch Geld erkauft.
 
Er kaufte sich den Thron aber nicht direkt wie Didius Iulianus, sondern verteilte erst nach der Proklamation Geld, um sich die Loyalität der Prätorianer zu sichern. Das hatte bereits Caligula gemacht und machten auch etliche Kaiser nach ihm. Die Prätorianer erhoben geradezu Anspruch darauf. Neu war bei Claudius, dass er auch während seiner Regierung regelmäßig zahlte.
 
Es ist so, wie Du sagst. Wenn wir das jetzt auf die ursprüngliche Frage zurückbringen, läßt sich schon sagen, daß es Kaisergab, die auf verschiedenen Ebenen sich Loyalität erkauften, weshalb auch die Erbschaftsfrage per Adoption eine Rolle spielen konnte.
 
Nicht nur. Schon Claudius hat sich nach Sueton die Treue der Soldaten, sprich der Prätorianer, durch Geld erkauft.

war Claudius eigentlich legitimer erbe des Caligula? klar, er war der letzte lebende, erwachsene männliche vertreter der dynastie. aber auch der erbe? ich kenne das römische erbrecht nicht so genau ;)

am ende war es egal, die prätorianer haben ihn hinter dem berühmten vorhang herausgezerrt und mit dem handlichen römischen kurzschwert konnte man auch jedes erbrecht glattbügeln.
 
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