linguistische Einordnung des Ungarischen

Ähnlichen Unfug gibt es ja auch bei den Germanenspinnern. Da ist es zwar meist die blonde Haarfarbe, die untrüglich auf germanischen Ursprung hinweist, da tauchen dann in den Anden oder im südamerikanischen Urwald plötzlich blonde Indianerstämme auf etc. Ich denke, ein näheres Eingehen auf den ganzen Schwachsinn kann ich mir ersparen.

Vor einigen Jahren habe ich einmal das Buch eines Spinners gelesen (den Namen weiß ich leider nicht mehr), der die These vertrat, alle alten Sprachen seien in Wirklichkeit Altdeutsch. Der Titel des Maya-Buchs "Popol Vuh" z. B. sei in Wirklichkeit deutsch und bedeute eigentlich "populäres Buch" oder so ähnlich. So ging das über den ganzen Globus, Japanisch war auch dabei. Den Rest habe ich vergessen.
 
1849 floh ein Ungar, ein Anhänger Kossuths, in die USA und nahm an einer Forschungsexpedition teil (Quelle des Missouri oder Colorado finden). Er hat seine Erlebnisse (viel Kontakt mit Indianern) aufgeschrieben, als Kind habe ich das gelesen. Weiß aber nicht mehr seinen Namen, kriege ich aber sicher raus, empfehlenswert @Ingeborg.
Vielleicht hat er ja seine Spuren hinterlassen, jedenfalls sollte ihm auch eine Häuptlingstochter als Frau angedreht werden. Womit auch gleich der Beweis erbracht ist, dass sich Sprache genetisch vererbt. :rofl:
 
Ungarisch gehört ja nicht gerade zu den beliebtesten Fremdsprachen, obwohl Ungarisch viel logischer aufgebaut ist als etwa das Englische oder Deutsche mit ihren völlig verworrenen unregelmäßigen Verben (im Englischen kommt noch der nahezu regellose Wirrwarr zwischen Schriftbild und Aussprache hinzu, im Deutschen der bodenlose Blödsinn mit männlichen, weiblichen und neutralen Artikel, den kein Nicht-Muttersprachler jemals begreifen kann).

Aber weil die ungarische Grammatik für Muttersprachler germanischer oder romanischer oder sonstiger indoeuropäischer Zunge so ungewohnt ist, gilt Ungarisch als schwer zu lernende Sprache, und fast niemand lernt sie freiwillig.
Könnte das vielleicht der Ursprung dieser Theorien sein? Dass Ungarisch und Sumerisch,... beide gleichweit von der uns gewohnten Grammatik(en) sind oder vielleicht dem gleichen Grobtyp angehören (mit diesen Mehrfachendungen?) und daher ein guter Einstieg in die Sprachtyp ist?
Dank des Russischunterrichts fiel es mir in Latein anscheinend leichter mich damit abzufinden, dass es umfangreiche Deklinationstabellen zum auswendig lernen gibt, was anderen, die nur Englisch oder eine romanische Sprache konnten missfiel. Nichtsdestotrotz hätte ich eher Latein gekonnt, wenn ich Russisch übersprungen hätte und gleich mit Latein begonnen hätte.
 
Kichwa nisqaqa Ikwadurpi, Kulumbiyapipas qhichwa simip lliw k'iti rimayninkunam, Kichwa runap rimasqan.
Kichwa rimaykunapiqa, manam [q] kunkatachu t'uqyanku, chay rantiqa [k] t'uqyanku. Ahinataq qillqankupas: Mana "qhichwa" nispanmi, "kichwa" qillqanku.
 
Kichwa nisqaqa Ikwadurpi, Kulumbiyapipas qhichwa simip lliw k'iti rimayninkunam, Kichwa runap rimasqan.
Kichwa rimaykunapiqa, manam [q] kunkatachu t'uqyanku, chay rantiqa [k] t'uqyanku. Ahinataq qillqankupas: Mana "qhichwa" nispanmi, "kichwa" qillqanku.

Was kann ein Mensch wie ich mit Koreanischkenntnissen, aber ohne Ungarischkenntnissen damit anfangen?

Also, ohne nachgeschlagen oder gegoogelt zu haben, kann ich immerhin den Text als Quechua identifizieren. Die Eigennamen Ikwadur (=Ecuador) und Kulumbia (=Kolumbien) sind schnell zu erkennen (im Quechua gibt es kein "e" und kein "o", sondern nur die drei Vokale a, i, u. Ein krasser Unterschied zum Ungarischen, wo wenigstens 14 Vokale unterschieden werden: a, á, e, é, i, í, o, ó, u, ú, ö, ő, ü, ű.)

Die Wörter "simip" und "runap" sagen mir etwas, das erste dürfte "Sprache" bedeuten, das zweite "Mensch". Die Formen "rimayninkunam", "rimasqan" und "rimaykunapiqa" hängen wohl mit "sprechen" zusammen. Für die bei uns geläufige Schreibweise "Quechua" gibt es anscheinend die zwei Formen "kichwa" mit [k] und "qhichwa" mit "q".
Besagt der letzte Absatz, daß man, auch wenn "qhichwa" geschrieben wird, "kichwa" gesprochen wird?
 
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Ich möchte keinesfalls ein Spaßverderber sein, trotzdem störe ich diesen witzigen Thread mit einer ernstgemeinten Zwischenfrage.
Immerhin ist meine Neugier geweckt worden und ich wollte mich über die Geschichte des Landes informieren.
Bisher hatte ich Ungarn für ein mitteleuropäisches Land gehalten, in dem, aus welchen Gründen auch immer, eine exotische Sprache gesprochen wird, was sie mit den Finnen gemeinsam haben. Ich kenne persönlich leider nur Finnen aber Ungarn möchte ich gern kennenlernen, eigentlich seit der EXPO 2000, wo mir der ungarische Pavillon und besonders die kräftige Pferdeskulptur davor, sehr gut gefallen hat.
Das ansonsten für den ersten Überblick nützliche Wiki spuckt bei Ungarn + Geschichte aber auch nur die umfassend diskutierte Etelközwanderung usw. aus.
Ich hätte gern so stichpunktartig auch die anderen Ein- Aus- und Durchwanderungen, Herrschaften usw.
 
Das ansonsten für den ersten Überblick nützliche Wiki spuckt bei Ungarn + Geschichte aber auch nur die umfassend diskutierte Etelközwanderung usw. aus.
Ich hätte gern so stichpunktartig auch die anderen Ein- Aus- und Durchwanderungen, Herrschaften usw.

Wenn ich Dich richtig verstehe, meinst also nicht die Geschichte der Ungarn, sondern die Geschichte Ungarns vor den Ungarn. Dazu gibt es einen eigenen Artikel:
Ungarn vor den Magyaren ? Wikipedia
Der ist zwar auch etwas mager, aber es gibt weitere Verweise:
Pannonien ? Wikipedia
Dakien ? Wikipedia
 
Oder soll es "Chibcha" heißen - bei denen die Konquistadoren in Kolumbien El Dorado suchten?

Bestimmt nicht. Es geht um die Varianten der Bezeichnung für das Quechua. Die normale Bezeichnung ist, wenn ich den Text richtig verstehe, "kichwa", in Ecuador und Kolumbien auch "qhichwa". Wobei beides gleich ausgesprochen wird, nämlich mit "k" - wie gesagt, wenn ich den Text richtig verstanden habe...

Aber vielleicht kann uns Tamas mit seinen Ungarischkenntissen weiterhelfen.
 
Bestimmt nicht. Es geht um die Varianten der Bezeichnung für das Quechua. Die normale Bezeichnung ist, wenn ich den Text richtig verstehe, "kichwa", in Ecuador und Kolumbien auch "qhichwa". Wobei beides gleich ausgesprochen wird, nämlich mit "k" - wie gesagt, wenn ich den Text richtig verstanden habe...

Soweit ich nach meiner gestrigen Recherche sagen kann, ist Quechua wohl eher eine eigene Sprachfamilie, zumindest sind die verschiedenen 'Dialekte' bzw eher Sprachen des Quechua so unterschiedlich, daß sich Sprecher des einen nicht mit denen anderer nicht ohne Weiteres verständigen können.

Daher würde ich die Formen 'kichwa' und 'qhichwa' als (Aussprache)Varianten ansehen, die aus unterschiedlichen Quechua-Sprachen kommen. Sofern das Internationale Phonetische Alphabet bei der Umschrift mit im Spiel war, müßte der Laut /k/ im (ecuadorianischen?) Quechua dann wie /q/ ausgesprochen werden, also ein tief im Rachen gesprochener K-Laut (wie im arabischen /qaf/. Das 'h' dahinter läßt vermuten, daß dieser /q/-Laut zusätzlich aspiriert gesprochen wird. Womit aber noch nichts darüber gesagt wäre, ob es eine Lautverschiebung von /k/ zu /q/ bzw /qh/ gibt oder ob /k/ und /q/ auch Bedeutungsänderungen bewirken (wie im Arabischen: /kalb/ = Hund, /qalb/ = Herz).
 
Zumindest die Behauptung, Ungarisch sei dem Dakota so ähnlich, daß sich Sprecher beider Sprachen verständigen könnten, dürfen wir abhaken. Die Übersetzung ist eingetroffen:

Ta peta iyatan omnakiya niya
The fire has been lit its smoke goes to you

Wakan tanka wicahunkake iyahpekiya niya hoksicankiya
Great Spirit, ancestor give us your soul.

Wie bei heutigen Sprechern/Schreibern üblich, gibt es keinerlei diakritische Zeichen, die die Aussprache erleichtern (zb Hinweise auf Nasale, wie in /wakan~/, oder daß 'c' wie 'dsch' ausgesprochen wird).

Daß auch die philosophischen und spirituellen Bezüge völlig andere sind, geht aus der anschließenden Frage meiner Bekannten hervor:
Why would anyone want the soul of the Great Spirit???
 
Daher würde ich die Formen 'kichwa' und 'qhichwa' als (Aussprache)Varianten ansehen, die aus unterschiedlichen Quechua-Sprachen kommen. Sofern das Internationale Phonetische Alphabet bei der Umschrift mit im Spiel war, müßte der Laut /k/ im (ecuadorianischen?) Quechua dann wie /q/ ausgesprochen werden, also ein tief im Rachen gesprochener K-Laut (wie im arabischen /qaf/. Das 'h' dahinter läßt vermuten, daß dieser /q/-Laut zusätzlich aspiriert gesprochen wird.

Im Quechua Ayacuchano ist das "q" ein Reibelaut, ähnlich wie das "-ch" im deutschen "ach".
 
Wikipedia auf Quechua zu Quechua. Das ist ja das schöne am Internet. Vor vierzig Jahren konnten Leute wie Juan Moricz leicht solchen Blödsinn behaupten - auch wenn die Fachwelt darüber lächelte - doch wer konnte schon gleichzeitig magyarisch und andine Indianersprachen, wie kam man an Texte als Datenbasis? Heute bedarf es ein paar Mausklicks und man hat Textproben der exotischsten Sprachen parat.
 
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Könnte eigentlich ein Ungar einen Finnen verstehen, und umgekehrt?
Nach allem was ich gehört habe nein. Nur Finnen und Esten verstehen sich noch einigermaßen.
Oder verstehst du Farsi oder Walisisch, obwohl es unsere indoeuropäische Sprachfamilie ist?
 
So, nun aber zurück zum Ernst des Lebens, und nach Europa:

Könnte eigentlich ein Ungar einen Finnen verstehen, und umgekehrt?

Nein, das sind zwei ganz verschiedene Zweige innerhalb der uralischen Sprachfamilie. Finnisch (Suomi) gehört zum finnischen Zweig, Ungarisch zum ugrischen Zweig.

Auch zwischen den Zweigen der indoeuropäischen Sprachfamilie ist keine Verständigung möglich. Ein Deutscher und ein Bulgare, die nur ihre Muttersprache beherrschen, kommen auf keinen grünen Zweig. Das Beispiel mit dem Deutschen und dem Inder hatten wir ja schon.

Innerhalb eines Zweiges kann es bei nahe verwandten Sprachen funktionieren.
 
Nach allem was ich gehört habe nein. Nur Finnen und Esten verstehen sich noch einigermaßen.
Oder verstehst du Farsi oder Walisisch, obwohl es unsere indoeuropäische Sprachfamilie ist?

Nein, das sind zwei ganz verschiedene Zweige innerhalb der uralischen Sprachfamilie. Finnisch (Suomi) gehört zum finnischen Zweig, Ungarisch zum ugrischen Zweig.

Auch zwischen den Zweigen der indoeuropäischen Sprachfamilie ist keine Verständigung möglich. Ein Deutscher und ein Bulgare, die nur ihre Muttersprache beherrschen, kommen auf keinen grünen Zweig. Das Beispiel mit dem Deutschen und dem Inder hatten wir ja schon.

Innerhalb eines Zweiges kann es bei nahe verwandten Sprachen funktionieren.

AHA! Also d.h. die haben einen ganz anderen Zweig.

Wieder was dazugelernt.

Mit wem könnte sich denn ein Ungar unterhalten?
 
Mit wem könnte sich denn ein Ungar unterhalten?

Tja, das ist das Problem...

Aber im Ernst: Die nächstverwandten Sprachen, nämlich die ob-ugrischen Sprachen (Wogulische und Ostjakisch) dürften vom Ungarischen schon so weit entfernt sein, daß eine Verständigung nicht möglich ist.
 
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