Luftkrieg: Zerstörung Chemnitz' vor 64 Jahren

Wielun hatten wir hier:
http://www.geschichtsforum.de/f68/wielu-15405/

Boog ist anerkannt, seine Darstellungen zur Luftkriegsgeschichte sind erstrangig in der deutschen Literatur (siehe u.a. in DRZW sowie unter seiner Leitung der MGFA-Tagungsband - Vorträge zur Militärgeschichte Band 12, Luftkriegführung im Zweiten Weltkrieg).

Zur kriegsrechtlichen Lage sind andere kompetenter, siehe oben. Was er da zur Rechtslage schreibt, ist seine Wahrnehmung, insbesondere sein streithafter Einsatz in Fällen wie Wielun, Rotterdam, etc., die er vom strategischen Luftkrieg abgrenzen möchte (was wohl auch zutrifft):

http://www.geschichtsforum.de/f68/warschau-das-erste-bombenopfer-4888/
http://www.geschichtsforum.de/f68/mythos-m-nchengladbach-11-12-mai-1940-a-19708/
http://www.geschichtsforum.de/f68/bombardierung-rotterdams-14367/
 
Vor Gericht und auf hoher See ist man immer in Gottes Hand....


Das scheint mir, Deinen Ausführungen folgend, für das Völkerrecht noch deutlich verstärkt zu gelten, der Richter eines "normalen" Gerichtes muss ja zumindest dem Gesetz folgen.
Aber die Existenz solcher bezweifelst Du zumindest für den Luftkrieg völlig.

Kommst dann statt dessen mit "Moral"



OT: Einfacher wird die Welt durch Euch Rechtsverdreher nicht.
 
Es lässt mich nicht los.

Für mich war es "schon immer" klar, der Boog Artikel, (in die NfH-Diskusson habe ich ihn einst eingeführt) hat mich darin bestärkt, in der Kampfzone immer erlaubt, strategisch bei "Kriegswichtigen Zielen".

Wenn ich aber jetzt Deinen Ausführungen folge.....

Muss "Luftkriegsrecht" als "Recht des Stärkeren" definiert werden?

Irgendwann werden wir es erleben, dass ein "Schurkenstaat"(nicht zynisch gemeint) der technologisch Überlegene sein wird.
Und dann?
Finis Homo Sapiens?
 
Es lässt mich nicht los.
Mich beschäftigt das Thema auch schon lange, warum nur hat man das in den 20ern nicht festgeklopft? Es ist eine Tragödie.


Für mich war es "schon immer" klar, der Boog Artikel, (in die NfH-Diskusson habe ich ihn einst eingeführt) hat mich darin bestärkt, in der Kampfzone immer erlaubt, strategisch bei "Kriegswichtigen Zielen".
Das ist ja auch richtig, wenn man das etwas platt auudrückt, lag hier der klare Bodensatz einer wohl einheitlichen Auffassung vor (taktische Verwendung, "frontnah"). Alles "darüber hinaus" war umstritten und wurde unterschiedlich gesehen, wobei sich allerdings alle Staaten in Bezug auf den befürchteten Luftkrieg bereits ähnlich verhalten und vorbereitet haben (Bomberflotten bzw. Luftverteidigungsmaßnahmen).

Muss "Luftkriegsrecht" als "Recht des Stärkeren" definiert werden?
Das ist stets der Zustand bei Abwesenheit von Regelungen. Man kann natürlich viel spekulieren, was sie tatsächlich gebracht haben. Nehmen wir den hier jüngst angesprochenen "Belfast-Oster-Blitz": besteht irgendein Zweifel, dass die Luftwaffe statt der "lumpigen" Ju88/He111 mit ihrer vergleichsweise geringen Traglast He177 oder Lancaster mit 4-facher Traglast eingesetzt hätte, wären sie verfügbar gewesen?

Der "Stärkere" war im April 1941 die deutsche Seite.
 
Nehmen wir den hier jüngst angesprochenen "Belfast-Oster-Blitz": besteht irgendein Zweifel, dass die Luftwaffe statt der "lumpigen" Ju88/He111 mit ihrer vergleichsweise geringen Traglast He177 oder Lancaster mit 4-facher Traglast eingesetzt hätte, wären sie verfügbar gewesen?


Das hat doch niemand, zumindest ich nicht bezweifelt.

Welcher Intention habe ich diese Zeilen zu verdanken?
Bin ich hier schon öfter als Leugner von irgendwas aufgefallen?
 
So, noch ein Nachtrag.

Durch die Bombenangriffe wurden von allen Chemnitzer Großbetrieben 230 schwer, 195 mittelschwer und 138 leicht zerstört.

Die Sächsische Textilmaschinenfabrik wurde zu 80% zerstört.
Hergestellt wurden dort während dem Krieg Granatwerfer, "Geschosshülsen 3cm Sprenggranaten Leuchtspur" und Erstatzteile für Nebelwerfer.

Quelle: Chemnitzer Roland, 13. Beiheft "Richard Hartmann", Autor: Dr. Wolfgang Uhlmann
 
Durch die Bombenangriffe wurden von allen Chemnitzer Großbetrieben 230 schwer, 195 mittelschwer und 138 leicht zerstört.

Das bringt zurück auf die Frage, warum eigentlich dieser Angriff, welche Motive bestanden. Dazu: Sebastian Cox: The Dresden Raids - Why and how?, in: Addison/Crang: Firestorm, The Bombing of Dresden 1945, aus 2006 (in Auswertung des alliierten Aktenmaterials).

Die Untersuchung (in dem Buch erscheinen auch Overy, Sönke Neitzel und Bloxham mit Beiträgen) zu Dresden betreffen auch den Kontexyt Leipzig und Chemnitz. Zur Vorgeschichte:


Im Herbst 1944 kam auf der allierten Seite die Vorstellung auf, mit einem gigantischen Schlag gegen Berlin, für den die gesamte Luftwaffe gleichzeitig aufgeboten werden sollten, die Stadt vollständig zu vernichten (eine gewisse Analogie zum Atombombenabwurf drängt sich auf). Die Überlegungen hatten zum Hintergrund, dass eine schlagartige Vernichtung des "Kommandozentrums" eine so vollständige Zerrüttung der militärischen Kraft bewirken würde, dass sich der Krieg in Kürze beenden ließe. Über das Ideenstadium geriet dieser Plan zunächst nicht hinaus.

Es folgten dann Ende 1944 bis Januar 1945 für die Allierten Ereignisse, die eine Kriegsbeendigung noch Ende 1944 nach dem Sieg in Frankreich unwahrscheinlich werden lies: die deutsche Westfront stabilisierte sich von Benelux und entlang des Rheins, die Operationen von Njimwegen und Arnheim sowie bei Aachen zeigten eine überraschende "Wiederherstellung" der Wehrmacht, es folgte die überraschende Ardennenoffensive und Unternehmen BODENPLATTE mit einigen Hundert deutschen Jägern.

Auf allierter Seite trat hier eine - ich kann es schlecht anders beschreiben - bis Januar 1945 gewisse Frustrationen ein, und die schwarzen Prognosen überschlugen sich nun: RAF und 8. US-AAF gingen davon aus, dass im Juni 1945 ca. 600-800 Strahlflugzeuge auf deutscher Seite verfügbar würden, die bislang nur vereinzelt auftraten; die V2-Offensive begann trotz der vorherigen Vermutung, man habe die Rüstung und die Treibstoffindustrie lahmgelegt. In der militärischen Berichterstattung wurde nun prognostiziert, der Krieg ende nicht vor dem 31.12.1945.

Im Januar 1945 wurde die alte Idee des Vernichtungsschlages wieder aufgegriffen, nun mit dem Aspekt, eine völlige Zerrüttung und Zerstörung der Verbindungslinien im Osten zu produzieren. Aus dem "einen" Schlag wurden mehrere, gegen Berlin, Leipzig, Chemnitz, Dresden. Formuliert wurden zwei Ziele mit der Zerstörung der Verbindungszentren:
- ein völliges Chaos des Flüchtlingsstromes aus dem Osten
- das Verhindern jeglicher Truppenverschiebungen aus dem Westen an die Ostfront, an der die Rote Armee am 12.1.1945 zur Weichsel-Oder-Offensive angetreten war. In der Priorität wurde dieses naych der Teibstoffindustrie, und vor der Jägerrüstung und dem U-Boot-Bau eingeschoben.

Die Entscheidung für "THUNDERCLAP" fiel Ende Januar zwischen RAF und US-AAF. Und sie bekam erstaunlicherweise in Jalta eine Flankierung: nun forderte dort am 4.2.1945 auch Antonov, nach weiteren Berichten auch Stalin, die Ausschaltung der Knotenpunkte im Osten, um deutsche Truppenverschiebungen vom Rhein, aus Italien und Norwegen zu unterbinden. Erwähnt wurden Berlin, Leipzig und Dresden (Chemnitz stand ergänzend auf der Liste der Westallierten): "to paralyse the junctions". Bis zu 7.2.1945 kam eine Liste von 10 Städten beim CSTC zusammen, Dresden war Nr. 2, Chemnitz Nr. 4. Am gleichen Tag wurde die 8. US-AAF von Spaatz über 4 Zielstädte informiert.

Es folgten die Bombardierungen. Bis zur Zielfestlegung im Februar waren ausschließlich die zwei oben genannten Motive für die Zerstörung der definierten Knotenpunkte relevant. Die "Industrie" spielte keinerlei Rolle.
 
So. Ich hab nun noch mal „Bomben auf Chemnitz“, Verlag Heimatland Sachsen, von Uwe Fiedler durchgearbeitet und noch ne kleine Zusammenfassung mit den wichtigsten Sachen zu den Bombenangriffen auf Chemnitz geschrieben. Es kann durchaus sein, dass davon einiges schon genannt wurde. Seht es mir bitte nach. Und auch, dass es vielleicht etwas durcheinander geht.

Die großflächige Zerstörung von Chemnitz war seit 1942 ein angestrebtes Ziel.
Das in diesem Jahr entstandene „Information sheet“ zum „Target Chemnitz“ erwähnt die dichte Bebauung der Innenstadt, die sie durchziehenden Verkehrsachsen, die dicht an die Innenstadt heranreichenden Industriegebiete und die enge Vernetzung von Wohn- und Fabrikarealen. Unterm Strich wurde Chemnitz daher als „attractive blitz target“ ausgewiesen.

Nur nebenbei nochmal bemerkt: Auf der Casablancakonferenz 1943 einigten sich Großbritannien und die USA auf eine gemeinsame Bomberoffensive gegen Deutschland um „seine Wirtschaft und militärische Struktur fortschreitend zu stören und zu zerstören, sowie die Moral der Bevölkerung bis zu einem Punkt zu unterhöhlen, an dem der Wille und die Fähigkeit zur Weiterführung des Krieges entscheidend geschwächt ist.“ Um dieses Ziel zu erreichen, wurde auch das „Dehousing“, das gezielte Obdachlosmachen vor allem der Industriearbeiter, eingeplant.
Briten und Amerikaner einigten sich auf eine Arbeitsteilung. Die Briten sollten nachts schwere, großflächige Angriffe fliegen, die Amerikaner am Tag gezielter einzelne Einrichtungen ausschalten.

Wiederholtes Ziel solcher amerikanischen „Präzisionsangriffe“ wurden die Bahnanlagen in Chemnitz. Vor allem der Rangierbahnhof Hilbersdorf (der größte in Sachsen und einer der größten Europas), sowie das Reichsbahnausbesserungswerk, eines der größten in Deutschland, erhielten die höchste Priorität. Ziel der Angriffe war es, die Evakuierung aus den Ostgebieten und den Transport von Soldaten an die Ostfront zu unterbinden, um die sowjetische Offensive zu entlasten. Keine der Chemnitzer Bahneinrichtungen konnte aber nennenswert und nachhaltig zerstört werden. In der Regel wurde nur die angrenzende Wohnbebauung getroffen, was sehr viele Opfer forderte. Auch am 2.Mai 1944 sollte das Eisenbahnnetz von Chemnitz getroffen werden. Stattdessen hat das städtische Kinderheim einen Volltreffer abbekommen. 33 Kinder kamen darin um. (Diesen Vorfall nutzen die Rechten jetzt jedes Jahr am 5. März aus, um für ihre Sache zu demonstrieren.)

Ein großer, kriegswichtiger Betrieb war die Auto Union, der damals viertgrößte Autoproduzent, mit Sitz in Chemnitz. Schon 1942 wurden durch die Briten umfangreiche Dossiers erstellt. Bis 1943 kannte man die Funktion fast jeden Teils des Betriebes, allerdings war die tatsächliche Produktion, bis auf „Armeefahrzeuge und elektrische Ausrüstung für Panzer“, weitgehend unbekannt. Am 11.September 44 wurde der Komplex zusammen mit den benachbarten Wandererwerken (Fräsmaschinen) von 75 B17 angegriffen. Dabei starben mindestens 105 Menschen, darunter auch Anwohner und 40 Zwangsarbeiter. Die Betriebe wurden schwer, aber nicht nachhaltig getroffen, sodass die Produktion bald fast uneingeschränkt wieder aufgenommen werden konnte. Nach dem Krieg mussten die US-Streitkräfte feststellen, währe man über die tatsächliche Produktion besser informiert gewesen, hätte man dem 3. Reich einen empfindlichen Schlag verpassen können. Von April bis September 44 war das Auto Union Werk Siegmar der einzige Produzent für Tiger- und Panthermotoren. Hätte man das Werk schon im April zerstört, wäre die Tiger-/Pantherproduktion komplett vom Nachschub an Motoren abgeschnitten gewesen. „Während des Zeitraumes von Mai bis September 1944 bildete Siegmar das akademische Beispiel für einen industriellen Flaschenhals. [...] Ein Zeitraum von 4-5 Monaten wäre verstrichen, während dem die deutsche Armee auf 2.000 Tiger und Panther Panzer hätte verzichten müssen.“

Zwei mal wurde Chemnitz das Ziel von Fehlabwürfen. Einmal am 16./17. August 1940 (die ersten Bomben überhaupt auf Chemnitz) als man eigentlich Jena treffen wollte. Und am 29.Juni 44. An dem Tag sollte eigentlich Leipzig bombardiert werden, mit letztem Ausweichziel Limbach ( ca. 10 km westlich von C.). Tja, auch Limbach wurde verfehlt...

Trotz wiederholten Bombenangriffen 1944, sah die Gauleitung Sachsen Chemnitz „nicht als akut luftgefährdet an“ und erteilte daher auch keine Zuweisungen von Baumaterial für Bunker oder Unterstände. Aus dem Grund wurden für die Bevölkerung auf öffentlichen Plätzen Gräben „nach infanteristischem Vorbild“ ausgehoben.
Bei der Auswertung aller Angriffe auf Chemnitz zwischen dem 12. Mai 44 und dem 3. März 45, kam man bei den Amerikanern und Engländern zu dem Ergebnis, dass „ein Großteil der Anstrengungen“ zur Zerstörung der Stadt „Verschwendung“ waren. Darauf hin fiel der Entschluss zum „finalen Schlag“. Eigentlich schon für die Nacht vom 4. auf den 5. März geplant, musste man das Ganze wegen schlechtem Wetter um 24 Std verschieben.
Insgesamt wurde in der Bombennacht. 5./6. März rund 8 km² Fläche vollkommen zerstört, darunter 27.000 Wohnungen. Die Innenstadt wurde zu 80% zerstört. Auch wurde ein Internierungslager getroffen, in dem 31 Zwangsarbeiter unterschiedlichster Herkunft den Tod fanden.

Wenn jemand darüber hinaus noch Fragen hat, die mehr ins Detail gehen, kann ich noch versuchen diese zu beantworten.

Quelle siehe oben
 
Für diese Ausarbeitung, lieber Artorius, danke ich dir sehr. Du bist meiner Frage (Gab es schon Bombenangriffe vor 1945?) zuvor gekommen. :)

Eine Frage hätte ich aber noch.
Ist es richtig, dass die Industrie etc. in den Untergrund verlegt wurde, nachdem die ersten Luftangriffe auf Chemnitz erfolgt waren?

Ich weiß jetzt nicht, wo ich das mal gehört habe... Also kann es auch sein, dass ich mich hier in der Stadt auch irren könnte.
 
Eine Frage hätte ich aber noch.
Ist es richtig, dass die Industrie etc. in den Untergrund verlegt wurde, nachdem die ersten Luftangriffe auf Chemnitz erfolgt waren?

Ich weiß jetzt nicht, wo ich das mal gehört habe... Also kann es auch sein, dass ich mich hier in der Stadt auch irren könnte.

Die Verlegung von Waffenproduktion wurde zu 20 Prozent unterirdisch in Deutschland ab 1943 verwirklicht. Ziel war es 80 Prozent der Kriegsindustrie in den Untergrund zu verlagern.
Hatte Chemnitz kriegswichtige Waffenfertigung (z.B. Flugzeug, Waffen, Panzer, Stacheldraht)?
 
Du bist meiner Frage (Gab es schon Bombenangriffe vor 1945?) zuvor gekommen. :)

Hier noch mal ne Liste mit allen 12 Angriffen (Die Fehlwürfe ausgenommen) auf Chemnitz:


  1. 12.5.44 ------------USA -------Stadtgebiet
  2. 11.9.44 ------------USA -------Panzerfabrik (Auto Union)
  3. 06.2.45 ------------USA -------Rangierbahnhof
  4. 13./14.2.45 --------GB --------(taucht im final assessment auf, aber nicht in regionalen Quellen)
  5. 14.2.45 ------------USA -------Rangierbahnhof
  6. 14./15.2.45 ------- GB ---------Stadtgebiet (Ungewollte Verlagerung in südl. Richtung)
  7. 2.3.45 -------------USA -------Rangierbahnhof
  8. 3.3.45 -------------USA -------Rangierbahnhof
  9. 5.3.45 -------------USA -------Rangierbahnhof
  10. 5.3.45 -------------USA -------Stadtgebiet
  11. 5./6.3.45 ----------GB ---------Stadtgebiet (finaler Schlag)
  12. 10./11.4.45 ------ -GB ---------Stadtgebiet (Ablenkungsangriff)
Quelle: Uwe Fiedler, "Bomben auf Chemnitz"
 
Hatte Chemnitz kriegswichtige Waffenfertigung (z.B. Flugzeug, Waffen, Panzer, Stacheldraht)?

Trotzdem sollte man es nicht vergessen, dass Chemnitz eine wichtige Rolle für die Nationalsozialisten spielte.

...sollte man mal heraus arbeiten, was Chemnitz im NS-Regime für eine Rolle spielte.

Hier also noch was zur Rüstungsproduktion in Chemnitz, sofern noch nicht genannt, nach (den wichtigsten) Betrieben geordnet (über den gesamten Kriegszeitraum):

Astra-Werke:
Wendehorizonte, elektrische Kreiselgeräte, Horizontal- und Vertikalkreisel, Höhensteuergeräte für V-Waffen, Luftkreisel, Teile für MGs, Teile für Sende- und Empfangsgeräte für U-Boote und Teile für das K98, das MG42 und die MP 3008 (Volkssturm-MPi) (Läufe, Fanghebel, Verschlussstücke)

Auto Union:
Steyr-LKW, Torpedos, Maschinengewehre, Geschütze, Panzermotoren (HL 210, HL 230 (April bis September 44 alleiniger Produzent), Anlasser, Zünder, Elektroteile für Luftwaffe, RSO , Getriebe und Ersatzteile

DARAG (David Richter AG):
Revolver- und Kurzdrehbänke, Infanteriemunitionsmaschinen, Zünder für Geschosshülsen,

Maschinenfabrik Germania:
Granaten, Torpedokessel, Laffetten für Flakgeschütze, Flakgranaten und Maschinengewehrdrehgränze für Flugzeuge

Reinecker AG:
Produzierte Maschinen, die auf das Schneiden von Zahnrädern spezialisiert waren. Die waren für die Produktion von Fahrzeug- und Panzergetrieben äusserst wichtig. Der Reinecker-AG wurde von den Briten deshalb als "Hauptbetrieb in Schlüsselindustrien" die höchste Prioritätsstufe zugewiesen und am 2.3.45 vollkommen zerstört.

Schubert & Salzer:
Flugzeugteile, Infanteriegranatenzünder, Granaten, Pak-Bodenstücke, Flak 30,2 cm, Flak 38 und Nachschubteile für Flak 30.

Seyfert & Donner:
Zulieferer im Flugzeugbereich für Heinkel, Arado, Focke Wulf, Messerschmidt u. A.

Wanderer-Werke:
Leuchtspur-Sprengranaten, Teile für Fernschreiber, MG-Teile, Flakgeschütze, Zeitzünder, Wurfgranatenzünder, Anlasser, Panzerbüchsen, Spezialfräsmaschinen für den Panzer- und Flugzeugmotorenbau, Teile für MPi 3008, Funkgeräte und Chiffriermaschinen

Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit! ;)

Quellen:
Chemnitz in der NS-Zeit, Beiträge zur Stadtgeschichte 1933-1945, Hrsg. Stadtarchiv Chemnitz; darin: Die Chemnitzer Rüstungsindustrie zwischen 1935 und 1945, Autor Dr. Wolfgang Uhlmann
Uwe Fielder, Bomben auf Chemnitz
 
Zuletzt bearbeitet:
Ist es richtig, dass die Industrie etc. in den Untergrund verlegt wurde, nachdem die ersten Luftangriffe auf Chemnitz erfolgt waren?

In Chemnitz kam das über das Planungsstadium nicht hinaus. Vorgesehen waren die Felsendome Rabenstein (Felsendome Rabenstein). Weitere Bergwerke gibts ja hier nicht, eher weiter südlich im Erzgebirge. Aber auch dort kam es nur zu Vorarbeiten (Fa. Hamel, Panzergetriebe) bzw. Überlegungen (Reinecker AG).

Quelle:
Chemnitz in der NS-Zeit, Beiträge zur Stadtgeschichte 1933-1945, Hrsg. Stadtarchiv Chemnitz; darin: Die Chemnitzer Rüstungsindustrie zwischen 1935 und 1945, Autor Dr. Wolfgang Uhlmann
 
Reinecker AG:
Produzierte Maschinen, die auf das Schneiden von Zahnrädern spezialisiert waren. Die waren für die Produktion von Fahrzeug- und Panzergetrieben äusserst wichtig. Der Reinecker-AG wurde von den Briten deshalb als "Hauptbetrieb in Schlüsselindustrien" die höchste Prioritätsstufe zugewiesen und am 2.3.45 vollkommen zerstört.

Das kann man nur unterstreichen:
"Mit ca. 4000 Mitarbeitern war REINECKER 1939 die größte Werkzeug- und Werkzeugmaschinenfabrik Europas."
EMAG Holding GmbH: REINECKER

Reineckers Fräsmaschinen hatten Weltruf.
 
Dieser Abzug hat mit der Stabilisierung der nördlichen und mittleren Ostfront Ende 1944 zu tun. Der Abzug betraf zahlreiche Städte, die Flak wurde zur Panzerabwehr an die Weichselfront verlegt. Dort wurde inzwischen die große sowjetische winteroffensive 1944/45 erwartet, die tatsächlich am 12/13. Januar 1945 begann und in wenigen Wochen die Oder erreichte.

Zu diesem Abzug des Flakschutzes an die Ostfront habe ich noch einige Zahlen gefunden, die das Ausmaß verdeutlichen. Es ist ein wenig bekanntes Kapitel des Bombenkrieges:


Im Okt.1944 verfügte die Luftverteidigung über rd. 1500 schwere (8,8cm aufwärts) und 800 leichte Flakbatterien. Von den schweren Batterien wurden mindestens 1/3 (>500) an die Ostfront verlegt, zT behelfsmäßig beweglich gemacht, zT als ortsfeste ("Festungs"-)Panzerabwehr verwendet. Nach anderen Zahlen bei Koch verminderten sich die Bestände von rd. 1400 schweren Batterien auf unter 800 in der Reichsluftverteidigung.

Den Abzug des Flakschutzes kann man sich jetzt aber nicht gleichverteilt mit 1/3 vorstellen, sondern es wurden bestimmte Regionen auch völlig entblößt, während in anderen Regionen auch Schwerpunkte verblieben. Im Ergebnis bestand im Februar 1945 in Chemnitz wohl kein Flakschutz mehr. Erfahrungsgemäß hätte er bei den Nachtangriffe die Wirkungen allerdings kaum abschwächen können.
 
Erfahrungsgemäß hätte er bei den Nachtangriffe die Wirkungen allerdings kaum abschwächen können.

Der Flakschutz hätte den Angriff nicht verhindern können, eine gewisse Abschwächung wäre allerdings doch zu erwarten. Die Wirkung des Flakbeschusses war eher psychologischer Art, da vergleichsweise wenig Bomber der deutschen Flak zum Opfer fielen, die Killer Nummer 1 waren und blieben die Jäger. Dennoch hatten US-Piloten laut eigenen Aussagen wesentlich mehr Angst vor dem Flakbeschuss als vor den Jägern. Es gibt sogar Aussagen, wo Bomberpiloten behaupteten sie freuten sich richtiggehend, wenn die Jäger auftauchten, denn dann endete der Flakbeschuss.

Durch die massive Verwendung von Flaksperrriegeln löste so mancher Bombenkutscher seine Ladung zu früh aus oder umflog die Flakriegel,woraufhin er sein Zielgebiet automatisch verfehlen musste. Nichts desto trotz, konnte auch schwerer Flakschutz die Städte nicht vor der Vernichtung bewahren, wie man an verschiedenen Beispielen sehen konnte.

@silesia: Zu welchen Zweck setzte man die Flakbatterien an der Ostfront vorwiegend ein? Als Flak oder zur Panzerabwehr?
 
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