Das hätte das Bürgertum erst recht in die Hände der Nazis oder gegebenenfalls der Deutschnationalen getrieben und wäre ja auch schon im Ansatz an der KPD gescheitert, die ja zulange die Sozialdemokraten als ihre Hauptgegner angesehen haben.
Als 1920 die drei Arbeiterparteien sich zum kollektiven Widerstand gegen den Kapp-Putsch zusammenrauften und den Generalstreik ausriefen, war die Folge nicht eine Solidarisierung weiter Teile des Bürgertums mit den Putschisten, sondern mit dem Widerstand gegen dieesen Versuch die Republik zu stürzen.
Natürlich war die stalinistische "Sozialfaschismusthese" ein gewaltiges Problem, aber das war zuforderst eine aus Moskau kommende Direktive, an die sich die deutschen Kommunisten durchaus nicht sklavisch halten mussten.
Zumal die Situation der KPD ja keine dauerhafte Allianz mit Sozialdemokratie und Zentrum abverlangt hätte, sondern nur eine zeitweilige Tolerierung einer wesentlich von diesen beiden Parteien gestellten Regierung, die kurzfristig für eine parlamentarische Mehrheit gesorgt und damit Hindenburgs Präsidialregierungen und Sonderverordnungen (die auch nicht im Sinne der KPD waren) ausgehebelt hätte.
Ist natürlich noch immer Fraglich, ob die KPD, wenn das Angebot auf dem Tisch gelegen hätte bereit gewesen wäre das mitzutragen, aber versuchen hätte man es jedenfalls können.
Die KPD hätte ja auch bei den Reichspräsidentenwahlen 1925 und 1932 jeweils darauf verzichten können, im zweiten Wahlgang einen eigenen Kandidaten aufzustellen. 1925 wäre dann vielleicht Marx statt Hindenburg Reichspräsident geworden. 1932 hätten die demokratischen Parteien dann vielleicht den Mut gehabt, jemand anderen als ausgerechnet Hindenburg zu unterstützen.
Der Verweis auf die Reichspräsidentenwahl 1925 ergibt in diesem Zusammenhang wenig Sinn, als dass die Gefahr Hitler damals noch nicht absehbar war.
Sicherlich wäre ein Reichspräsident Marx der Republik zuträglicher gewesen, als ein Reichspräsident Hindenburg, allerdings sollte man dabei 2 Dinge nicht übersehen:
1. Hindenburg war gerade für die extreme Rechte eine Integrationsfigur und wenn die im Weimarer System gefehlt hätte, hätte das möglicherweise die Bindung des rechten Spektrums an andere Persönlichkeiten, wie Hitler oder Hugenberg beschleunigt.
2. Ein Reichspräsident Marx hätte sich ebenfalls 1932 seiner Wiederwahl stellen müssen und ob er die gegen einen Hitler oder einen Hugenberg erreicht hätte, wird man angesichts der Wirtschaftskrise bezweifeln dürfen, zumal dadurch, dass Hindenburg für das Bürgertum noch immer eine Integrationsfigur war und Hitler das Bürgertum ebenfalls benötigte, die Nazis Hindenburg nicht in der Weise angreifen konnten, wie sie es mit einem deutlich weiter links stehenden Kandidaten hätten tun können.
Ein anderes Verhalten der KPD bei der Reichstagswahl 1932 hätte nicht viel geändert, weil Hindenburg dieses mal der Kandidat eines Mitte-Links-Bündnisses war, es also aus diesem Lager keinen Gegenkandidaten gegen Hindenburg gab, der unterstützt hätte werden können.
Die Unterstützung Hindenburgs bei der Wahl 1932 halte ich für einen der schwerwiegendsten Fehler der demokratischen Parteien in der Weimarer Republik.
Und den kann man auch gerne als solchen kritisieren.
Man hätte das Risiko eingehen sollen, einen Demokraten zu unterstützen, selbst wenn dieser vielleicht gegen Hitler hätte verlieren können.
Nein, ein Kandidat hätte in der Lage sein müssen Hitler zu schlagen, weil ein Reichspräsident Hitler, der jederzeit aus eigener Machtvollkommenheit Sonderverordnungen erlassen und den Reichstag auflösen konnte, ungleich gefährlicher gewesen wäre, als ein Reichskanzler Hitler.
Ein Kandidat musste also entweder vom Bürgertum getragen werden und die Möglichkeit haben so weit ins rechte Lager einzubrechen, dass es Hitler maßgebliche Stimmenanteile kostete.
Oder es hätte ein Kandidat gefunden werden müssen, der Unterstützung von KPD- bis Zentrumswählern erreichen konnte um eine sichere Mehrheit zu haben.
Ohne eine solche Figur war Hindenburg für die Republik schlecht, aber noch immer das beste Mittel gegen Hitler.
Der Weg hätte nach dem Stand der Dinge eher dahin gehen müssen, Hindenburg als RP erstmal zu akzeptieren und innerhalb des Reichstags dezidiert auf einen modus vivendi mit der KPD hin zu arbeiten um die Ausübung präsidialer Vollmachten so weit als möglich zu blockieren.
Wenn es keinen demokratischen Politiker gab, dem man einen Sieg gegen Hitler zugetraut hätte, wäre vielleicht eine angesehene Persönlichkeit wie z. B. Thomas Mann in Frage gekommen
Es hätte in diesen Zeiten schon eine Persönlichkeit sein müssen, mit der die gesamte Bevölkerung etwas anfangen konnte, nicht nur die bürgerlichen Schöngeister.