Aber gibt es noch Exklaven der Mongolen in anderen Gebieten? Angeblich sollen die Hasara in Afghanistan mit Mongolen verwandt sein.
Es gibt durchaus noch Reste von Mongolen in anderen Gebieten. Die Tataren in Russland sind aber keine Mongolen, sondern die Nachkommen von Turkvölkern, die mit den Mongolen in diese Gegend gekommen sind, und zwar von den Kiptschaken, die Kiptschakensteppe war ursprünglich die Steppe nördlich des Kaukausus und die Gebiete direkt nördlich des Kaspischen Meeres.
Es gibt aber in Russland die Kalmücken, diese sind echte Mongolen. Sie stammen aber nicht von den Mongolen ab, die im Mittelalter nach Russland gekommen sind, sondern vom Stamm der Torgut Mongolen, der vor den Kriegswirren der West- gegen die Ostmongolen im frühen 17 Jahrhundert an die Wolga geflohen ist. 1771 kehrten die Torgut wegen dem Druck der Russen wieder in ihre Heimat zurück, aber ein Teil des Stammes blieb an der Wolga und unterwarf sich dem Zaren, diese wurden dann zu den Kalmücken:
http://www.geschichtsforum.de/showthread.php?t=1363
Die Hazara in Afghanistan haben ebenfalls mongolische Vorfahren, sind aber im Endeffekt ein Mischvolk mit höherem afghanischen Anteil. Ebenso finden sich mongolische Vorfahren bei den Usbeken und bei einigen Stämmen in Kasachstan. In China gibt es in abgelegenen Gebieten ebenfalls Reste von Mongolen, die sich dort im Mittelalter angesiedelt haben, vor allem auf dem Land in abgelegeneren Gebieten sind das immer noch echte Mongolen, die auch noch einen eigenen Dialekt sprechen. Auch in Nepal und Tibet sollen einige Stämme auf mongolische Einwanderer zurückgehen.
Ich habe mal eine abenteurliche These gelesen, das sogar bis Nordamerika die Völkerverschiebungen spürbar geworden sein sollen. Das einige Völker den Mongolen nach Norden/Nordost auswichen und dadurch andere vor sich her schoben die dann wiederum andere über die Beringsstrasse schubsen. Angeblich soll es kulturelle Relikte und Sprachspuren bei den Indianern im Nordwesten geben, die darauf schliessen lassen könnten.
Das habe ich auch schon mal gelesen, möglich ist es schon. Die Tlingit Indianer und andere Stämme an der Küste Alaskas sind von der Kultur her mit den Stämmen der sibirischen Pazifikküste kulturell enger verwandt als man allgemein weiß.
Zur Geschichte der Geheimen Geschichte:
Da der Begriff Geheime Geschichte vielen nichts sagt: Der Gelehrte Raschid ad Din, der bis 1318 in Persien im Dienste von Mongolen stand, fertigte eine Universalgeschichte an, in der er auch besonders über die Mongolen berichtete. Er erwähnte in seinem Werk auch eine Geheime mongolische Chronik, die er leider nicht einsehen durfte, da sie nur Mongolen zugänglich sei, konnte sich aber mit einem Mongolen unterhalten, der diese gelesen hatte. Daher wissen wir, dass es wohl eine interne und von Mongolen angefertigte eigene Chronik dieser Zeit gab.
Nach dem Zusammenbruch der Mongolenherrschaft in China 1368 kam eine chinesische Historikerkommission zusammen, die eine offizielle chinesische Geschichte zusammenstellen und alle Geschichtswerke ihrer Zeit sammeln sollte. Auch sie erwähnt eine besondere mongolische Chronik als Quelle. Da beide, Raschid und die Chinesen nachweislich nichts von einander wussten haben wir hier den Beweis, dass es eine solche Chronik wirklich gab. Im Jahr 1407 wurde dann in Bejing ein Fremdspracheninstitut gegründet, in dem auch Mongolisch gelehrt wurde, da es als Handelssprache bis in den Westen Verwendung fand. In diesem Fremdspracheninstitut wurde auch diese mongolische Chronik zu Lehrzwecken aufbewahrt, während sie überall sonst verloren ging. In der großen chinesischen Enzykopädie, die der Ming Kaiser Yung Lo 1403 bis 1407 anfertigen ließ, wird sie ein letztes Mal erwähnt.
Von den 11 000 in diesem Fremdspracheninstitut verwahrten Heften und Büchern überlebten nur einige Hundert die folgenden Jahrhunderte. Unter ihnen auch einige Abschriften der Geheimen Geschichte, aber diese waren zwar in chineischen Schriftzeichen abgefasst, aber in mongolischer Sprache, so dass sie fast niemand mehr lesen konnte. Die chinesischen Zeichen gaben nur den Klang und Wortlaut in Mongolisch wieder, und so war dieser Text außer für einige wenige Gelehrte völlig unverständlich. Einer dieser Gelehrten fasste dann zu einem unbekannten Zeitpunkt eine Zusammenfassung des Textes in Chinesisch ab und fügte sie dem Werk bei. Im 19 Jahrhundert gelangten dann Abschriften dieses Textes in die Büchersammlungen einiger weniger Chinesen.
1847 kam dann ein anonym gebliebener Chinese auf die Idee, die chinesische Zusammenfassung des Textes als eigenes, kurzes Heft zu drucken und zu verkaufen. Er gab diesem den Titel Yüan chao pi-shi, die Geheime Geschichte der Yüan Dynastie. Über einen Zwischenhändler gelangte ein Exemplar in die Hände des russischen Gelehrten Palladius, der zu dieser Zeit in Peking lebte. Dieser erkannte die enorme Bedeutung des Werkes und suchte nach dem Originaltext, aber der Chinese der den Druck angefertigt hatte war nicht mehr auffindbar. Er wurde dann erst 1872 in einer anderen Büchersammlung fündig und konnte den vollständigen Text käuflich erwerben. Die nächsten Jahre kämpfte er damit, den Text ins russische zu übersetzen, wie weit er damit gekommen ist, ist unbekannt. 1878 starb er auf der Heimreise, der Text jedoch war mit seinem Tod plötzlich verschwunden, obwohl seine Existenz inzwischen bekannt geworden war. Später gab der russische Mongolist Pozdneev das erste Kapitel dieses Textes in Übersetzung heraus, dass er von Palladius erhalten hatte. Nach Pozdneevs Tod wurde dann der gesamte Text und die Arbeit von Palladius in Pozdneevs Sachen gefunden, dadurch hatte sich die weitere Erschließung dieses Textes um 30 Jahre weiter unnötig verzögert.
Zeitgleich veröffentlichte auch in China ein chinesischer Gelehrter unabhängig von den Russen eine chinesische Übersetzung des Textes aus einer anderen Handschrift. Doch die chinesische Revolution von 1911 und der darauf folgende Erste Weltkrieg hielten die Zusammenführung der Ergebnisse und die Arbeit an dem Werk noch weitere 2 Jahrzehnte auf. Erst 1920 erhielt der Westen überhaupt von der Arbeit des Chinesen durch den Sinologen Paul Pelliot Kenntnis. Pelliot und Haenisch, der damals Professor an der Berliner Friedrich-Wilhelm Universität waren, begannen nun beide mit der Übersetzung des gesamten Textes und dem Vergleich der verschiedenen Handschriften und vorherigen Versuche. Von allen Forschern in Europa unbemerkt wurde aber in Nordchina 1929 eine Handschrift einer Chronik aus dem Jahr 1655 gefunden, die auch die Geheime Geschichte zu Großteilen enthielt. Zwei Drittel des Textes waren in dieser Chronik enthalten, und diese waren ausführlicher als die bisher gefundenen. Der Verfasser dieser Chronik war ebenfalls ein Mongole Namens Lubsangdanzin, und der Fund beweist, dass diese Geheime Chronik noch im 17 Jahrhundert in der Mongolei und in China im Umlauf gewesen sein muß.
Die 1935 veröffentlichte russische Beschreibung dieses Textes erreichte aber Haenisch nicht mehr, seit 1933 begann sich Deutschland auch in der Wissenschaft zu isolieren. Paul Pelliot in Paris erhielt dagegen eine Kopie der neu aufgefundenen Handschrift. Zeitgleich gelang es Haenisch, die gesamte Chronik ins Deutsche zu übersetzen, doch standen seiner Veröffentlichung inzwischen massive Schwierigkeiten im Weg. Der von Bruno Schindler geleitete Verlag Asia Maior war durch die Auswanderung Schindlers nach England in Schwierigkeiten geraten. Es übernahm dann der Verlag Otto Harrassowitz und so erfolgte die Drucklegung im Jahre 1940, genau 700 Jahre nach der Anfertigung der Handschrift am Ende der Herrschaftszeit von Ögedei im Jahre 1240. Im Zweiten Weltkrieg fanden aber nur wenige Exemplare ihren Weg ins Ausland und 1943 vernichtete ein Bombenangriff auf Leipzig den Großteil der Auflage. Pelliots französische Übersetzung erschien dann 1949, und nach Kriegsende wurde auch eine Russische Übersetzung aus dem Jahr 1942 bekannt. Daher hatte man nun mehrere, von einander unabhängige Werke, die man miteinander vergleichen konnte.
Der Name dieser mongolischen Chronik lautet: Mongolun niu ca Tobca an, übersetzt die Geheime Geschichte der Mongolen. Der Titel Geheime Geschichte bezog sich darauf, dass diese Chronik ursprünglich nur für den mongolischen Adel und das Herscherhaus gedacht war. Sie wurde wie erwähnt im Jahre 1240 angefertigt und vermutlich 1246 Ergänzt. Ganz anfänglich trug sie auch den Namen Ursprung der Herscher. Anfangs hielt man sie hier in Europa für ein reines Geschichtswerk, doch inzwischen hat man festgestellt, dass in sie noch einige ältere mongolische Geschichten eingebaut wurden und ihr Epischer Charakter hat immer mehr an Bedeutung gewonnen. Der Text vergleicht alles Geschehen in bildhaften Vergleichen mit der vertrauten Umwelt und war zum Großteil in einer Art Stabreim abgefasst. Die Chronik schildert die ganze Geschichte Dschinghis Khans, vor allem aber seinen Aufstieg und seine Kämpfe in der Steppe und in der Jugend sehr detailliert und aus der persönlichen Sicht der Mongolen, während andere Kriegszüge ins Ausland nur am Rande erwähnt werden. Sie ist das einzige Werk ihrer Art und daher auch unsere primäre Quelle über die Internen Angelegenheiten bei den Mongolen dieser Zeit.