alenga schrieb:
Wer liest ist klar im Vorteil. ich zitier mich mal selbst *räusper*- ich glaube es war gestern so gg. 21 uhr - genau die Message, die du dann in kleines Stückwerk zerhackt hast: "Beginnen wir Schöpfungsmythos der Genesis:
(1) Das ist doch ein Schöpfungsmythos! Oder nicht ??
Das ist das falsche Zitat. Ich sprach von der Mythos-Definition.
Und die lautete bei Dir:
alenga schrieb:
Eine "moderne" Defintion von Mythos würde doch in etwa so lauten: Eine verbreitete Verklärung von Gegenständen (z.B.Reliquien), Personen (z.B. gerade aktuell JP2) oder Ereignissen.
Und
da stand von Schöpfung nichts drin.
Aber egal. Jetzt herrscht ja Klarheit - in diesem Punkte. Streiten wir uns nicht um Kleinigkeiten.
alenga schrieb:
(2) Erklär mir bitte den Begriff "originäre Mythologie"! Den hab ich nämlich leider nicht bei Wikipedia oder Wissen.de gefunden!
Originär ist der Mythos dann, wenn er nicht von anderen übernommen wurde.
Beispiel für mögliche christliche Mythen: Wenn erwiesen wäre, dass Jesus nie gelebt hat, dann wären die Evangelien ein origninärer Ursprungsmythos des Christentums.
Dagegen sind Schöpfungsgeschichte und Sintflut im AT sekundäre Mythen.
alenga schrieb:
(3) Geht es hier noch „originärer“ als mit dem biblischen Schöpfungsmythos und dem biblischen Sintflutmythos ?? Oder sind es etwa doch wahre Geschichten, die keinerlei Bezug zu den Mythen anderer Kulturkreise haben ??
Nein das sind sekundäre Mythen, übernommen aus anderen Kulturkreisen.
Ich hatte die Frage von Saniboy so verstanden, dass er auf die originären Mythen hinauswollte. Und meine Rückfrage bezog sich darauf, ob auch Glaubensinhalte, die nicht bewiesen werden können, darunterfallen sollten, oder halt nur Geschichten, wie die von Samson oder so. Soweit ich sehe gibt es keine originär christlichen Mythen, sondern nur nichtchristliche Mythen, die sich das Christentum durch Übernahme und Umgestaltung dienstbar gemacht hat, sozusagen als Transportmittel seiner Botschaft.
alenga schrieb:
(4) Woher hast du dein Wissen über Adonis ??
Ist Dir der Neue Pauly seriös genug?
alenga schrieb:
(5) Woher weißt du, das Bethlehem außerhalb Israels kaum jemand kannte ??
Umgekehrt: Bei einem so kleinen Nest müsstest Du einen Beleg dafür bringen, dass das Örtchen außerhalb Israels bekannt war.
alenga schrieb:
(6) Adonis hat einen hebräischen Name, da hast du mir ja schon mal zugestimmt.
genauer: es ist ein griechischer Name mit häbräischer Wurzel, also ein gräzisierter hebräischer Name. Taucht zum ersten Mal bei Sappho auf.
alenga schrieb:
Deutet das nicht daraufhin, dass er dann auch im hebräischen Sprachenraum diesen Namen bekommen hat ?? Aber wenn dem so ist, und er in und um Jerusalem bekannt war, wäre dann eine Verehrung seines Geburtsplatzes in Bethlehem doch rein theoretisch möglich. Oder ??
Der hebräische Sprachraum ist nicht gleich Israel.Theoretisch ist alles möglich, aber eher unwahrscheinlich (was die Beweislast umkehrt): Adon ist eine phönizische Gestalt (= Philister). Mit denen hatten es die Israeliten nicht so. Deshalb kann ich Deiner Übersetzung auch nicht beipflichten:
alenga schrieb:
Ezechiel, Kap. 8: "... Dort saßen Klageweiber, die Adonis beweinten... Er brachte mich zum Innenhof des Hauses des Herrn..."
Die beweinten nicht Adonis, sondern Tammuz. Tammuz war aber babylonische Schöpfergott und entsprach dem ugaritischen "Aljan Baal". Da die Israeliten ihre Mythen und Traditionen von dort (und auch aus Ägypten) bezogen, halte ich eine Verbindung zum phönizischen Glauben zu dieser Zeit für unwahrscheinlich. Adonis löste erst später diese Gottheiten regional ab.
alenga schrieb:
(7) Wann und wo wurde denn deiner Lehrmeinung nach der vorgriechische Adonis geboren?
Da bereits Soppho ihn erwähnt (um 600 v. Chr) und er da schon eine Weile bekannt gewesen sein muss, denke ich, dass er in Phönizien wohl 1000 Jahre früher entstanden ist, also um 1500 - 1600 v. Chr und zwar in Phönizien.
alenga schrieb:
Ja, auch in Jerusalem! Ließ mal im Buch der Könige, was König Salomos Frauen da alles verehrt haben sollen:
Die Zustände zur Zeit Salomos sind nicht mit den Zuständen zur Zeit Mariens zu vergleichen. Dazwischen lag die Tempelreform des Joshia und vieles andere, ja sogar die Einführung des Monotheismus und die Schlussredaktion des AT überhaupt.
alenga schrieb:
So diente Salomo der Astarte (=Mutter & Gattin von Adonis)
Nanu? Seine Mutter hieß Myrrha oder Smyrna, Er verliebte sich auch nicht in seine Mutter (wie Ödipus), sondern in Aphrodite, weshalb er mit Ares Zoff bekam. Wie es vorgriechisch aussah, weiß ich allerdings auch nicht. Alle Quellen sind ja griechisch.
alenga schrieb:
(8) Hast DU dir die Theorie mit dem röm. Legionär ausgedacht?
Nein, zu viel der Ehre. Es handelt sich um eine ganz frühe jüdische Polemik gegen das früheste Christentum, wonach Jesus dem Ehebruch zwischen Maria und dem römischen Legionär Panthera entsprossen sein soll.(Traktat Sanhedrin 67a; weiß aber jetzt nicht, zu welchem Talmud).
alenga schrieb:
(9) Was die unbefleckte Empfängnis betrifft: Was gibt es da für Fakten, die du angeben könntest ?? Oder gibt es da gar keine Fakten ?? Ist das alles nur Glaube ??
Du weißt, was "unbefleckte Empfängnis" ist? Nein? Macht nichts. Ich erklärs Dir: Das ist das Dogma von der Empfängnis Mariens im Mutterleib ohne Erbsünde. Also: Maria war nach katholischer Lehre der einzige Mensch (nach Adam und Eva), der von vornherein ohne Erbsünde geboren wurde, weil Gott sie auserkoren hatte, seinen Sohn zu gebären. Zu diesem Glaubenssatz gibt es naturgemäß keine Fakten. Für die Erbsünde ist ein Lakmuspapier noch nicht erfunden, und wenn - dann nützte es auch nichts mehr, denn Maria ist schon tot.
alenga schrieb:
(10) Und ist das, an was die einen glauben, für andere vielleicht bloß ein Mythos ??
Das haben Religionen so an sich.
alenga schrieb:
Auf die schnelle kann ich dir nur sagen, dass die Frauen einige Tage seinen Tod beweinten und dann ausgelassen seine Wiederauferstehung feierten, und dass dieses Fest mit dem Erblühen der Adonisröschen im Frühling gefeiert wurde. Auch wenn du die Parallelen zu Ostern als zu konstruiert empfindest, finde ich sie sehr interessant.
Auf die Langsame kann ich präzisieren, dass es 2 Tage waren. Am 1. Tag wurde sein Tod beweint, beim 2. Tag seine Auferstehung gefeiert. Aber es gibt da noch mehr kulturhistorisch Interessantes: Zur Vorbereitung des Festes am 2. Tag wurden Adonisgärtchen in Krügen angelegt und mit Saatgut besät. Zum Auferstehungsfest konnte man dann sehen, welches Saatgut am vielversprechendsten (oder meistversprechend?) war - die älteste bekannte Form der Saatgutkontrolle und -selektion. War auch bei den Ägyptern zu Ehren des Osiris gebräuchlich.
alenga schrieb:
Und dass Weihnachten niemals auf Ostern fällt, ist doch schon sprichwörtlich!
Doch, fiel es ganz zu Anfang. Die Verschiebung des Geburtsfestes auf den 25.12. geschah erst im 4. Jh.
alenga schrieb:
Interessant: Jesu Geburt mit der Erschaffung der Sonne gleichzusetzen.
Nein, nicht "gleichsetzen". Man nahm nur einfach diesen Termin, weil da ohnehin Reichsfeiertag war.
alenga schrieb:
(11) Und warum hat man sich schließlich für den 25.12. entschieden? Doch wegen Mithras .
Nein, sondern, weil da sowieso ein Feiertag war - von den Heiden, die die Mehrzahl bildeten. Da konnte man dann seinen Gottesdienst besuchen usw.
alenga schrieb:
(12) Und wo stand damals am 25.12.336 die Sonne ?? War das kurz nach der Wintersonnenwende ??
Keine Ahnung. Da musst Du mal Astronomen fragen. Die haben Programme, da kann man die Sternstellungen für jeden beliebigen Zeitpunkt feststellen.
alenga schrieb:
Beiß gerne, wenn’s dich ein wenig entspannt. Ich schätze du weißt genauso wenig über Ostera wie ich. Deshalb sollten wir sie einfach als vergeblichen Erklärungsversuch für angemalte Eier, die von lustigen Osterhasen gebracht werden vergessen.
gut.
alenga schrieb:
(13) Hast du Fakten zum Osterhasen und seinen bunt angemalten Eiern ?? Neben Ostera scheidet die Geldgier der Floristen diesmal wohl als Grund für diesen Brauch aus!
Vielleicht der Eierfarmen? Spaß bei Seite. Ich habe mich für die Geschichte von Volksbräuchen als solche nie interessiert. Hat was mit germanischen Fruchtbarkeitskulten zu tun, hab' ich gehört.
alenga schrieb:
(14) Und warum hat Aurelian den 25.12. zu jenem Reichsfeiertag erhebt, wenn es ihm selber nicht um Mithras ging ??
Es ging ihm um den Sol invictus. Dass er dabei Mithras im Hinterkopf hatte, ist durchaus möglich. Kann auch sein, dass die Mithrasanhänger an diesem Tage ihre Feiern abgehalten haben - was mit Produktionsverlust einherzugehen pflegt, und er möglichst die Feiertage zusammenlegen wollte, damit nicht übers Jahr verstreut zu viel gefeiert wird.
alenga schrieb:
Das Zwinkern hast du falsch gedeutet; das bezog sich auf eine versteckte Botschaft an Eingeweihten, zu denen du, sei mir nicht böse, bestimmt nicht gehörst.
Esoterikerin, wie? Nein Gott behüte. Mir fällt dabei immer nur das goldene Kalb am Sinai ein.
alenga schrieb:
(15) Dafür dass du eigentlich nicht weißt worum es geht, hast du aber ein Haufen zu kritisieren! Wer verfehlt hier gerade das Thema? Du oder ich ??
Zum ersten. Auch wenn ich nicht weiß, worum der Gesamt-Thread eigentlich geht (oder genauer: was Saniboy eigentlich genau wissen wollte), kann ich doch innerhalb des Threads bestimmte Aussagen kritisieren. Wo ist das Problem?
Um es am Ende noch einmal klarzustellen, damit wir nicht aneinander vorbeireden:
1. Die Bibel (AT und NT) ist voll von mythologischen Bezügen, Anspielungen und Übernahmen ganzer Figuren, hauptsächlich aus Assur, Babylonien und Ägypten.
2. Originäre (oder primäre) Mythen habe ich bislang nicht entdecken können - was nichts besagen will. Deshalb ist eine der Hauptpolemiken gegen das Christentum die, es handele sich um nichts eigenständiges, sondern um einen heillosen Synkretismus aus allen möglichen Kulturen.
3. Die Mythen dienen dazu, bestimmte Glaubensaussagen in einer für die damaligen Adressaten verständlichen und vor allem nachvollziehbaren Form darzustellen.
4. Diese Glaubensaussagen - also die transzendente Mitte der Religion - ist aber mit diesen Mythen nicht identisch, wie etwa Venus und Aphrodite oder Mars und Ares. Die in den Mythen verpackte Lehre ist eine fundamental andere, als die Mythen ursprünglich beinhalteten. Wenns interessiert, ist das Dreieck Baal - El - JHWH ein brauchbaren Demonstrationsobjekt. Für die Verwendung mythischer Vorstellung in der christlichen Botschaft ist die Geschichte "Jesus wandelt über den See" sehr bezeichnend, auch die Erweckung des Lazarus.
Zufrieden? :fs:
PS.: Sag mal, wie schreibst Du eigentlich? Deine Texte haben keinen Umbruch, sondern gehen über den rechten Rand hinaus, so dass man scrollen muss beim Lesen.